Hyperurikämie/Gicht: Definition
• krankhaft erhöhter Harnsäurespiegel im Blut
• dieser Zustand ist beim Menschen nicht zwangsläufig von Krankheitssymptomen begleitet, er kann aber nach permanentem Überschreiten eines bestimmten oberen Grenzwertes (7 mg/dl bzw. 0,4 mmol/l) zum Bild der Gicht führen.
➢ Bei Werten zwischen 6,4 und 7 mg/dl: manifeste Gicht.
➢ Bei Werten > 8 mg/dl: 2 % entwickeln eine 40 % entwickeln eine manifeste Gicht.
-> am häufigsten im Zeh oder Fingergelenk, da diese kälter sind als andere Gelenke
Hyperurikämie: Epidemiolgie
Hyperurikämie-Stadien
Symptome der akuten Gicht
Symptome der chronischen Gicht
Harnsäurepool im Körper Zusammensetzung
Ursachen der Hyperurikämie
Primär:
Transporterpolymorphismen (URAT-1 et cet.):
URAT-1 = Urat-Anionenaustauscher-1, ein Transportprotein in den Nieren, das Harnsäure rückresorbiert.
Polymorphismen: Genetische Veränderungen führen zu einem gestörten Harnsäuretransport.
Sekundär:
Niereninsuffizienz: Die Nierenfunktion ist eingeschränkt, Harnsäure wird weniger ausgeschieden.
Art. Hypertonus: Arterieller Bluthochdruck belastet die Nieren und vermindert deren Ausscheidungsfunktion.
Hypothyreose: Schilddrüsenunterfunktion verlangsamt den Stoffwechsel, einschließlich der Nierenfunktion.
Medikamente:
Diuretika: Medikamente zur Entwässerung erhöhen die Harnsäurekonzentration im Blut.
Cyclosporin A: Ein Immunsuppressivum, das die Nierenausscheidung beeinträchtigt.
Alkohol: Beeinträchtigt die Harnsäureausscheidung, da Alkohol die Nieren belastet.
HPRT-Defekt:
HPRT = Hypoxanthin-Guanin-Phosphoribosyltransferase, ein Enzym, das Purine recycelt.
Ein Defekt führt zu vermehrter Purin-Bildung und somit zu erhöhter Harnsäureproduktion (z. B. Lesch-Nyhan-Syndrom).
PRPP-Synthetase-Überfunktion:
PRPP = Phosphoribosylpyrophosphat, ein Molekül, das im Purinstoffwechsel gebraucht wird.
Eine Überfunktion der PRPP-Synthetase erhöht die Purin-Produktion.
Glykogenosen: Genetische Erkrankungen, bei denen Glykogenspeicherung gestört ist → führt zu erhöhtem Zellabbau und Harnsäurebildung.
Exzessive Purinaufnahme: Hoher Konsum von purinreichen Lebensmitteln (Fleisch, Fisch, Alkohol).
Hämatologische Erkrankungen: Schnell wachsendes Gewebe, z. B. Leukämien, führt zu vermehrtem Zellabbau und Harnsäurefreisetzung.
Psoriasis: Eine Autoimmunerkrankung, die vermehrt Hautzellen abbaut und Harnsäure freisetzt.
Zytotoxische Substanzen: Chemotherapeutika zerstören schnell wachsende Zellen → Freisetzung von Purinen.
Alkohol: Erhöht nicht nur die Produktion, sondern hemmt zusätzlich die Ausscheidung der Harnsäure.
URAT-1: Urat-Anionenaustauscher-1 (Harnsäure-Transportprotein).
HPRT: Hypoxanthin-Guanin-Phosphoribosyltransferase (Enzym für Purin-Recycling).
PRPP: Phosphoribosylpyrophosphat (wichtig für Purinsynthese).
90% Untersekretion → meist durch Nierenfunktionsstörungen.
10% Überproduktion → vermehrte Zellzerstörung oder genetische Defekte im Purinstoffwechsel.
Alkohol und bestimmte Medikamente verstärken beide Mechanismen.
Harnsäureresorption in der Niere
Primäre Hyperurikämie
Zu LNS:
Sekundäre Hyperurikämie
➢ 10 Prozent aller Harnsäurespiegelerhöhungen sind sekundäre Hyperurikämien. Sie entstehen im Rahmen einer anderen Grunderkrankung beziehungsweise Situation mit einer verminderten Ausscheidung oder erhöhten Bildung von Harnsäure.
Mögliche Ursachen einer verminderten Harnsäureausscheidung sind;
Vermehrte Harnsäurebildung:
Laborparameter bei Harnsäure
Harnsäure-Test
POCT Messung von Harnsäure:
1. Was ist POCT?
POCT = Point-of-Care-Testing
Definition: Schnelle Labordiagnostik direkt am Patientenstandort (z. B. Arztpraxis, Klinik, zu Hause).
2. Prinzip der POCT-Harnsäure-Messung:
Enzymatische Bestimmung der Harnsäure mittels elektrochemischem Sensor.
Meist basierend auf der Urikase-Reaktion:
Harnsäure wird durch das Enzym Urikase zu Allantoin abgebaut.
Dabei entsteht Wasserstoffperoxid (H₂O₂).
H₂O₂ wird elektrochemisch detektiert → direkte Korrelation zur Harnsäure-Konzentration.
3. Geräte für die POCT-Messung:
Kleine, portable Geräte (z. B. Biosensor-Messsysteme).
Blutprobe (Kapillarblut) → schnelle Ergebnisse in wenigen Minuten.
4. Ablauf der Messung:
Blutentnahme: Ein kleiner Tropfen Kapillarblut (z. B. aus der Fingerbeere).
Teststreifen: Blutprobe wird auf den Teststreifen des Gerätes gegeben.
Messung: Gerät analysiert elektrochemisch die Harnsäurekonzentration.
Ergebnisanzeige: Innerhalb von 1–5 Minuten wird der Wert angezeigt.
Therapie bei Gicht
Abbau so anpassen, dass keine Harnsäure entsteht, somit können wasserlöslichere Stoffe wie Xanthin und Allantoin besser abtransportiert werden
Menschen, sowie Menschenaffen fehlt das Enzym Urikase, daher muss dieses künstlich supplementiert werden
Hemmung der Xanthinoxidase durch Allopurinol
Hypourikämie
Hereditärer Adenosindesaminasemangel
1. Ursache:
Autosomal-rezessive Mutation im ADA-Gen (Chromosom 20).
Mangel des Enzyms Adenosindesaminase (ADA) → Akkumulation toxischer Metabolite (z. B. dATP).
2. Folgen:
Störung der DNA-Synthese → Zerstörung von T- und B-Lymphozyten.
Schwere Kombinierte Immundefizienz (SCID):
Frühkindliche Infektanfälligkeit.
Gedeihstörung, chronische Infekte.
3. Diagnostik:
Erniedrigte ADA-Aktivität.
Erhöhte Adenosin- und Desoxyadenosinspiegel.
Genetische Untersuchung des ADA-Gens.
4. Therapie:
Enzymersatztherapie (PEG-ADA).
Stammzelltransplantation.
Gentherapie.
5. Prognose:
Ohne Therapie: Lebensbedrohliche Immunschwäche.
Mit frühzeitiger Behandlung: Gute Überlebenschancen.
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