Wie kann die Konzentration am Wirkort bestimmt werden?
Ausmaß der Wirkung eines Arzneimittels wird im Regelfall von seiner Konzentration am Wirkortbestimmt
Die Konzentration am Wirkort ist einer einfachen Messung nicht zugänglich.
Wir gehen daher davon aus, dass die (leicht messbare) Plasmakonzentration eines Pharmakons der Konzentration am Wirkort proportional ist
Dies erlaubt, die Plasmakonzentration als Maß für die zu erwartenden therapeutische (oder toxische) Wirkung heranzuziehen
Was sind wichtige Kenngrößen und wie entstehen pharmakokinetische Kenngrößen?
Pharmakokinetische Parameter werden aus
Konzentrations-Zeit-Verläufen von Arzneistoffen –meist im Blut -gewonnen
die Konzentration im Blut spiegelt die kinetischen Vorgänge im Organismus wieder
Wichtige Kenngrößen:
AUC
Cmax, tmax
Eliminations-, Plasmahalbwertszeit (t/2)
Bioverfügbarkeit
Bioäquivalenz
Verteilungsvolumen
Erhaltungsdosis
Was ist die Eliminationshalbwertszeit t1/2?
Zeit in der die Wirkstoffmenge im Körper (biologische HWZ) –und parallel dazu auch die Serumkonzentration (Plasma-HWZ) -um die Hälfte abnimmt
Wichtige pharmakokinetische Größe:
Arzneistoffe werden in kurz-, mittellang und langwirksame unterteilt
Grundlage für Dosierungsberechnungen bei der wiederholten Gabe von Arzneistoffen, also bei jeder Langzeittherapie.
Was ist wichtig bei der wiederholten Aplikation eines Arzneimittels, wenn es um die erreichte Substanzmenge im Organismus geht?
Meist ist für einen therapeutischen Erfolg die wiederholte Applikation eines Arzneimittels erforderlich
Bei einer solchen Mehrfachgabe hängt es von
der Dosis (Beachtung: Therapeutische Breite)
dem Dosierungsintervall
der Eliminationshalbwertszeit ab
welche Substanzmenge im Organismus erreicht wird
Was beschreibt das Dosierungsintervall?
Dosierungsintervall = Zeit zwischen 2 Arzneimittelapplikationen
Aus Gründen der sog. Patienten-Compliance
Einhalten der ärztlichen Vorschriften durch den Patienten -ist eine einmalige Gabe pro Tag wünschenswert
Bei Arzneistoffen mit geringer Halbwertszeit muss jedoch, sofern keine Retardform zur Verfügung steht, mehrmals täglich appliziert werden
Bei wiederholten Dosen steigt die Plasmakonzentration weiter an
gleichzeitig nimmt die pro Zeiteinheit eliminierte Substanzmenge zu bis die während des Dosierungsintervalls ausgeschiedene Menge der aus der vorangegangenen Dosis aufgenommenen Menge entspricht
Nach etwa 4-5 Halbwertszeiten wird ein sog. Steadystate-Plasmaspiegel erreicht
Warum entsteht bei der Mehrfachgabe irgendwann der Punkt, an dem ein Gleichgewicht zwischen Zufuhr und Elimination nicht mehr entsteht und es zu einer Anreicherung kommt?
Gründe:
Verdrängung aus der Plasma-Eiweiß-Bindun
Verhinderung der Metabolisierung
Verhinderung der Elimination
Dosierungsintervall zu klein gewählt
Worum geht es bei der Pharmakodynamik und was spielt da eine Rolle?
Was bewirkt eine Substanz im Organismus?
Wirkmechanismus?
Rezeptoren, Agonisten, Antagonisten, Signaltransduktion
„Was macht das AM mit meinem Körper?“
Dosis-Wirkungs-Beziehung, Struktur-Wirkungs-Beziehung
Was sind die Aufgaben der Pharmakodynamik?
Aufgaben der Pharmakodynamik:
Charakterisierung der Wirkung von Substanzen auf den Organismus
Bewertung der Eignung von Substanzen zu therapeutischen Zwecken
Aufdeckung des Wirkmechanismus von Substanzen im Hinblick auf die Entwicklung besserer Arzneistoffe
Womit beschäftigt sich die Pharmakodynamische Untersuchungen?
Pharmakodynamische Untersuchungen beschäftigen sich mit:
Der Art der Wirkung (Wirkprofil, Wirkqualität, Struktur spezifischen und -unspezifischen Wirkungen)
Dem Wirkungsmechanismus
Dem Wirkort
Der Wirkstärke (Potenz)
Der Wirksamkeit (Effektivität)
Was sind unspezifisch wirkende Arzneistoffe?
Unspezifisch wirkende Arzneistoffe
Reagieren nicht spezifisch mit eindeutig definierten biologischen Strukturen
Wirken nur in relativ hohen Dosen bzw. Konzentrationen
Trotz unterschiedlicher Struktur besitzen sie ähnliche Effekte
Ihre Wirkung ist bei chemischer Abwandlung kaum verändert
Nur wenige Arzneistoffe wirken unspezifisch: • Antacida, Osmolaxantien, Osmodiuretika, Aktivkohle
Was sind spezifisch wirkende Arzneimittel?
Spezifisch wirkende Arzneistoffe
Wirken in niedrigen bzw. sehr niedrigen Konzentrationen (nano-bzw. mikromolar)!
Effekt hängt streng von der chemischen Struktur bzw. Form, Größe und stereochemischen Anordnung des Moleküls ab, von der Lage funktioneller Gruppen und der Elektronenverteilung! (z.B. Enantiomere)
Geringfügige Änderungen der chemischen Struktur können die pharmakologische Wirkung erheblich beeinflussen!
Arzneistoffe mit gleichem Angriffsort besitzen häufig gemeinsame Strukturelemente, sog. Pharmakophore Gruppen in entsprechender räumlicher Anordnung!
Was machen/ sind Pharmakophore?
der Mölekülteil im Pharmakon, der für die Wirkung verantwortlich ist
Aufgrund stereochemischer Berechnungen werden viele Pharmakophoredefiniert
Zentren von Pharmakophorensind H-Brücken Donatorenund-Akzeptoren, positive Ladungszentren, aromatische Strukturen
Beispiel Abb. H2-Rezeptor-Agonisten
Histamin (magenta), Ipromidin(gelb), Amthamin(grün
Welche Wirkmechanismen gibt es in der Pharmakodynamik?
Wirkungsmechanismen
Interaktion mit (membranständigen) Rezeptoren im Sinne einer Rezeptorstimulation oder –blockade (small molecules)
Öffnen oder Blockieren von spannungsabhängigen oder Liganden-gesteuerten Ionenkanälen (small molecules)
Regulation der Gentranskription durch Bindung an intrazelluläre Rezeptoren (small molecules)
Beeinflussung von transmembranären und intrazellulären Transportsystemen (Carrier, aktive Transporter)
Hemmung oder Aktivierung von Enzymen
Störung von Biosynthesen in Mikroorganismen
Eingriffe in genregulierende Prozesse (Biomolecules, Macromolecules)
Was sind pharmakologische Rezeptoren und was machen die?
Intrazelluläre oder membranständige Proteine, die nach Bindung eines Liganden (endogen, physiologisch, Neurotransmitter) an eine für diesen spezifische Bindungsstelle über eine Rezeptor-vermittelte Signaltransduktion (Rezeptor-Effektor-Kopplung) einen Effekt hervorrufen
L + R → [LR] → → E
Welche Funktion kommt dem pharmakologischen Rezeptor zu?
Was hat es für eine Bedeutung, dass die Anzahl der Rezeptoren berenzt ist?
Dem Rezeptor kommt eine duale Funktion zu
Signalerkennung durch Wechselwirkung mit dem Liganden und Bildung des Ligand-Rezeptor-Komplexes (Affinität) und
Signalweiterleitung (Transduktion) und damit Auslösung eines Effekts (Intinsic Activity= Maß für die Wirkstärke, Zellfunktionen zu ändern)
Zahl pharmakologischer Rezeptoren ist wie die anderer körpereigener, funktionaler Moleküle begrenzt
Ligandenbindung ist daher sättigbar
Ligandenbindung ist stereoselektiv
Ligandenbindung ist (im Gegensatz zu Enzymreaktionen) ohne chemische Veränderung des Liganden reversibel
erneute Bindung nicht, weil der Ligand entsorgt wird
Was haben wir für Rezeptorsubtypen?
Rezeptorsubtypen für
Neurotransmitter
Hormone
Vitamine
Wachstumsfaktoren etc.
wurden in ihrer Struktur zwar ähnliche, aber eindeutig unterscheidbare Rezeptoren mit unterschiedlicher Aminosäuresequenz nachgewiesen
Was sind intrazelluläre Rezeptoren?
Intrazelluläre Rezeptoren
Kommen im Zytoplasma und im Zellkern vor. Sie sind Rezeptoren von:
Steroidhormonen (Glucocorticoiden, Sexualhormonen)
Retinoiden
Schilddrüsenhormonen
—> Können einfach durch die Zellmembran durchdiffundieren
Was machen G-Protein-gekoppelte Rezeptoren und was sind die für die medikamentöse Therapie wichtigen Rezeptoren?
Membranständige Rezeptoren
G-Protein-gekoppelte Rezeptoren Interagieren mit einem Guanin-Nucleotide bindenden Kopplungsprotein (G-Protein)
Zu dieser Gruppe gehören zahlreiche, für die medikamentöse Therapie besonders wichtige Neurotransmitter-Rezeptoren, z. B.:
Adrenerge Rezeptoren
Dopamin-Rezeptoren
GABA-Rezeptoren
Histamin-Rezeptoren
Opioid-Rezeptoren
Was macht der G-Protein gekoppelte Rezeptor?
Nach Andocken des Liganden an den Rezeptor kommt es zu einer Konformationsänderung des Rezeptors und zu einer Aktivierung von G-Protein
G-Protein kann − einen Ionenkanal direkt beeinflussen oder − durch Interaktion mit einem Enzym die Bildung eines Second Messenger induzieren oder hemmen und dadurch weitere Reaktionen auslösen
Welche Enzyme beeinflusst das G-Protein
Durch G-Proteine beeinflussbare Enzyme sind die
Adenylatcyclase, deren Stimulation die Bildung von cyclischem Adenosinmonophophat (cAMP) bewirkt
PhospholipaseC, die die beiden secondmessenger IP3 (Inositoltriphosphat) und DAG (Diacylglycerol) bildet
—> lösen dann Folgereaktionen wie − die Aktivierung von Proteinkinasen und damit die Phosphorylierung von Proteinen sowie die Freisetzung von Ca2+-Ionen aus
sind für die Regulation zahlreicher zellulärer Funktionen von entscheidender Bedeutung
Was sind Ionenkanalrezeptoren und für welche Ionen sind die meistens?
In der Zellmembran kommen durch Proteine gebildete Ionenkanäle vor, die durch Konformationsänderungen der Kanalproteine geöffnet oder geschlossen werden können.
durch ihrer unterschiedlichen Geometrie und Ladungsverteilung lassen sie -bei Öffnung -meist nur bestimmte Ionen hindurchtreten, für die sie weitgehend selektiv permeabel sind:
—> Natrium-, Kalium-, Calcium-sowie Chlorid-Kanäle
Treibende Kraft für die jeweiligen Ionenbewegungen ist der Konzentrationsgradient zwischen Extra-und Intrazellularraum
Was sind Enzym-assoziierte Rezeptoren am Beispeil von Rezeptoren mit Tyrosinkinase-Aktivität?
Rezeptoren mit Tyrosinkinase-Aktivität
Besitzen extrazellulär eine Ligandenbindungsstelle
Am zytosolischen Proteinteil eine Domäne mit der Eigenschaft einer Tyrosinkinase
→Üben Funktion eines Rezeptors und eines Enzyms aus
Welche Rolle spielt die Desensibilisierung/ Rezeptor-Down-Regulation?
Höhe des bei Freisetzung einer bestimmten Menge an Neurotransmitter übertragenen Signals ist nicht konstant:
Nimmt bei anhaltender Rezeptorstimulation ab:
Es kommt zur Desensibilisierung, d.h. zur Abnahme der Empfindlichkeit des Systems
Gründe u.a.:
Erniedrigung der Anzahl aktiver Rezeptoren
Bildung inhibitorischer G-Proteine
Hemmung der PBS
Was ist die Vorraussetzung für die Interaktion von Arzneistoffen mit einem Rezeptor?
In gleicher Weise wie endogene, physiologische Liganden, können auch Arzneistoffe als exogene Liganden mit Rezeptoren interagieren.
Voraussetzung für eine Arzneistoff-Rezeptor Wechselwirkung:
—> Bildung eines Pharmakon-Rezeptor-Komplexes
P + R <—> [PR] —>—> E
Wovon ist die Bildung und das Ausmaß der Komplexbildung abhängig?
Und wie sind Antagonsiten und Agonisten definiert?
Ob und in welchem Ausmaß dieser Komplex gebildet wird, hängt von der Affinität des Arzneistoffs zum Rezeptor ab:
Je höher die Affinität, desto größer ist die Tendenz des Pharmakons zur Bildung eines Komplexes mit dem Rezeptor
Agonisten sind Arzneistoffe, die an den Rezeptor binden (Affinität) und ihn zu einem Effekt stimulieren (Intrinsic Activity) →Hohe Affinität + hohe „intrinsic activity”
Antagonisten sind Arzneistoffe, die an den Rezeptor binden (Affinität) und den Rezeptor-vermittelten Effekt abschwächen oder ganz verhindern (keine bzw. verminderte Intrinsische Affinität)
Was ist die intrinsische Aktivität?
Die Fähigkeit eines Arzneistoffs, nach der Bildung des Komplexes mit einem Rezeptor eine Wirkung auszulösen wird intrinsic activity genannt
Maß für die maximale Wirkung, die mit einem Arzneistoff im jeweiligen biologischen System zu erreichen ist.
Welche Pharmakon-Rezeptor-Bindungen gibt es?
Pharmakon-Rezeptor-Bindung
Alle Bindungsarten sind möglich:
Ionenbindungen
Wasserstoffbrückenbindungen
Hydrophobe Bindungen (van-der-Waals-Kräfte)
—> Fast immer sind verschiedene Bindungsarten beteiligt
Was sind volle und partielle Agonisten?
Ein Agonist besitzt sowohl
Affinität als auch
Intrinsic activity
Die intrinsic activity wird dabei als relative intrinsic activity (i.a.) angegeben
Agonisten mit einer i.a. von 1 werden volle Agonisten, Wirkstoffe mit einer i.a. größer 0 und kleiner 1 partielle Agonisten
Wie sieht die Agonisten-Rezeptor-Interaktion aus?
Was sind partielle Agonisten?
Agonist
Substanz, die an einen Rezeptor bindet und eine Aktivierung des Rezeptorsystems auslöst. →Hohe Affinität + hohe „intrinsic activity”
Partieller Agonist (= Partieller Antagonist)
Hohe Affinität + geringere „intrinsic activity“ als Agonist
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