Was ist die Archäologie der westlichen Slawen
→ Archäologische Hinterlassenschaften des frühen und hohen Mittelalters im östlichen Mitteleuropa bzw. Zentraleuropa
Zeit: 6. - 13. Jh.
Raum: zwischen Elbe und Saale im Westen (recht klare Abgrenzung zum fränkischen Reich) sowie Weichsel und nördlicher Bug im Osten; Ostseeküste als nördliche Begrenzung; Donau als südliche Grenze
→ die nach Westen und zur lateinischen Kirche hin orientierten slawischen Gruppen
Wo kamen die Slawen eigentlich her
Woher “die Slawen”kamen (Ethnogenese) ist eine bis heute nicht endgültig beantwortete Frage
erst als sie in den byzantinischen Quellen im 6. Jh. auftauchen, werden sie als historische Größe greifbar
Sammelname “Slawen” aus slaw. Bereich erst seit 10. Jh. als Selbstbezeichnung tradiert
Unterteilung der Slawen v.a. Konstrukt der Sprachwissenschaften
Wie lassen sich die verschiedenen “Slawen” untergliedern
Unterschiede innerhalb der “slawischen Welt” ermöglichen eine Untergliederung:
Zugehörigkeit zur röm. kath. oder orthodoxen Kirche
Damit verknüpft, die Verwendung von lateinischer und kyrillischer Schrift
Unterschiedliche Beziehungen und Kontakte nach Westen und Byzanz
Wie war die Herkunft und Einwanderung der westlichen Slawen
→ historisch und archäologisch lassen sich “Slawen” erst in der Zeit um 500 fassen
früheste sicher slaw. Hinterlassenschaften: die zur Prag-Korcak-Gruppe zusammengefassten Funde und Befunde
“Kulturgruppe” erstreckt sich zunächst in einem Raum zwischen Bug und mittlerem Dnepr
→ Es gibt zu dieser Zeit keine scharf abgegrenzten Kulturräume innerhalb Ostmitteleuropas
In welche drei Kriterien sind die slawischen Kulturgruppen definiert
Definiert durch drei Kriterien
einfache, schmucklose, handgefertigte Gefäße
Halb in den Boden eingetiefte Grubenhäuser
Brandbestattungen
Vergleichbare arch. Befunde: Karpaten, unterem Donauraum, Slowakei, Mähren, Kleinpolen, Böhmen, mittlerem Elbegebiet → Vorkommen reflektiert offensichtlich slaw. “Expansion” in westl. Richtung
Wie lässt sich die Zeit der Slawen chronologisieren
Untergliederung Slawenzeit:
Frühslawisch (6./7.-8. Jh) → unverzierte Keramik
Mittelslawisch (9./10. Jh) → Kammstrichware
Spätslawisch (11./12. Jh) → Gurtfurchenware
Wie war das Siedlungswesen allgemein und was waren charakteristische Siedlungsformen
Orientiert sich an naturräumlichen Voraussetzungen: Mitteleuropäisches Tiefland und europäische Ebenen
Kleine Siedlungskammern - Landwirtschaft als Lebensgrundlage → zeitliche Differenzierung von Siedlungen als methodisches Problem - Siedlungsdynamik?
Charakteristische Siedlungsformen:
ländliche Siedlungen (Einzelhöfe, Gehöfte, Weiler)
Burgwalle mit Vorburgsiedlungen
zudem “frühstädtische” Siedlungen:
Seehandelsplätze an der südlichen Ostseeküste
Burgstädtische Siedlungskomplexe
Wie waren die ländlichen Siedlungen strukturiert
Ländliche Siedlungen
→ locker gegliederte, weiterartige Kleinsiedlungen
Bsp. : Berlin-Marzahn mit ebenerdigen Bauten (8. Jh.), Brezno mit Grubenhäusern (6./7. Jh.)
→ es bleibt unklar, ob alle Siedlungsbefunde erfasst sind
Vorräte in Gruben gelagert
Nebengebäude, abgesehen von wenigen überdachten Werkplätzen, bislang kaum bekannt
Scheune, Ställe und Zäune zur Abgrenzung einzelner “Grundstücke” fehlen
spezifische Funktionen wohl an bestimmte Areale innerhalb der Siedlung gebunden: zB Konzentration von Brunnen, Gruben oder Öfen
Landwirtschaft und Viehzucht → Ställe für Großvieh sind aus slaw. Siedlungsraum unbekannt
→ Quellenlage und Überlieferungsproblematik
Wie war der Hausbau bei den Slawen
→ Hausbau abhängig v.a. von klimatischen, geomorphologischen und hydrologischen Verhältnissen + Bautradition
Häuser in slaw. Siedlungsraum = Blockbauten
→ osteuropäische Nadelwälder - Nadelholz
Grubenhäuser in Blockbauweise als Wohnhäuser (mind. 1m eingetieft)
quadratisch, recht geringe und über lange Zeit konstante Größe von ca. 12-16 m2
Wandaufbau in der Grube oder auf deren Rand
In Ecke fast immer ein überkuppelter Ofen aus Steinen oder Lehm bzw. ein offener Herd
welche zwei “Hauslandschaften” existierten spätestens seit dem 9. Jh. im östlichen Mitteleuropa
Im Mittelgebirgsraum überwiegend eingetiefte Grubenhäuser in Blockbauweise
Im nordmitteleuropäischen Flachland überwiegend ebenerdige Blockbauten (arch. schwer erfassbar)
Was sind Merkmale ebenerdiger Häuser
Zumeist rechteckige Blockbauten; wohl etwas größer als Grubenhäuser (kaum über 25m2)
nur ein Raum, dh. keine Zwischenwände
Fußböden: Sand, gestampftem Lehm, mitunter durch Zweite oder mattenartige Geflechte verstärkt, hölzerne Dielen
Dachdeckung: unbekannt - Stroh?
Neben Grubenhäusern und ebenerdigen Blockbauten gab es - regional beschränkt - auch andere Bauformen → v.a. Flechtwandhäuser südlich der Ostseeküste im 10. und 11. Jh.
→ Pfostenbauten liegen bei den Slawen fast nicht vor!
Was waren Burgwälle und Befestigungen bei den Slawen
Entstehung seit 8. Jh.
Liegen inmitten offener Siedlungslandschaften und erfüllen zentralörtliche Funktion innerhalb von Siedlungskammern
seit 9. Jh. herrschaftliche Funktion
gewisse “Zentralisierung” seit 10. Jh. (zb. Brandenburg, Alt-Lübeck, Mecklenburg) → burgstädtische Siedlungskomplexe = Vorburgsiedlungen entwickelt sich durch Handel und Handwerk manchmal zu Städten machmal (Brandenburg, alt-lübeck)
→ Politische, wirtschaftliche und wohl auch kultische Zentralorte
Vorburgbereiche bzw. Suburbien
Begrenzte Kenntnisse zum Innenausbau; dichte Bebauung aufgrund begrenzten Platzes
Bsp. Groß Raden
Lage: in Höhen und Niederungen
Größe und Umfang auch in Abhängigkeit zur Topographie
Holz-Erde-Mauern/Wälle und Sohlgraben
“Inselsiedlungen” in Gewässern und Sümpfen - erforderten großen Bauaufwand → Brücken
Was war die Burg am Kap Arkona
kap arkona letztes Bollwerk der Slawen was noch gibt
liegt ganz oben auf rügen
ehemalige burg ins meer gestürzt, heute noch teil des Burgwalls sichtbar
wichtig da es Heiligtum da gab
rügen von ruanen besiedelt, kap akona wurde Tempel überliefert wurde swantevit angebetet, andere Slawen sind da auch hingepilgert
letztes gebiet das christlich wurde, 12 jh noch pagane religionen
fall arkonas, dänen nehmen 1168 kap akona ein und christianisieren es
Wie war das Bestattungswesen bei den Slawen
Brandbestattungen kennzeichneten in der Frühzeit den gesamten slaw. Siedlungsraum
Regionale Unterschiede in der Art, wie Scheiterhaufenreste anschließend bestattet wurden
Urnengräber sind die ältesten bekannten Grabfunde (2. H. 6. Jh./7. Jh.)
Flachgräber in der Folgezeit von kleinen Grabhügeln mit nur wenigen Metern Durchmesser und ca. 1m Höhe abgelöst → 8.-10. Jh.
Mitunter setzte man die Urnen mit dem Leichenbrand auf Hügelkuppe bei
Leichenbrandschüttung → letztere häufig verstreut unter oder in der Hügelschüttung
gelegentlich hölzerne Einfassung der Grabhügel (Totenhäuser?)
→ Übergang zur Körperbestattung reflektiert neue Einflüsse von außen, die regional und zeitlich sehr verschieden waren (9.-11. Jh)
Bau der Körpergräber recht differenziert: unterschiedliche Tiefe und Größe der Gruben; teils Holzverkleidungen, Steineinfassungen
Was gab es für Sonderfälle bei den Bestattungen
gewisse “Sonderfälle” stellen Nekropolen an Seehandelsplätzen und küstennahen Plätzen des 9. und 10 Jhs. an südl. Ostseeküste dar, die sich durch multiethnische Bewohner auszeichnen
Brand und Körperbestattungen
meist Brandbestattungen in, nicht auf dem Grabhügel
gelegentlich bestattungslose Hügel (Kenotaphe)
Nieten von Wagenkästen (Ralswiek, Starigard/Oldenburg) und Booten (Groß Strömkendorf) in denen Tote bestattet wurden, sowie steinerne Schiffssetzungen (Menzlin)
recht häufig Beigaben
Was war ein typischer Frauenschmuck
Schläfenringe
aus Draht gefertigte, massiv gegossene oder hohl aus einer Blechhülse bestehende Schmuckringe
meist mit charakteristisch umgebogenem Ende in Form einer S-Schleife (daneben auch hakenförmige Enden)
zweites Ringende kann stumpf auslaufen oder zu einem “Gegenhaken” geformt sein, um Ring “verschließen” zu können
im früh- und hochmittelalterlichen Ostmittel-, Südost- und Osteuropa weit verbreitet - von der Elbe bis jenseits des Dnjepr, von der Ostsee bis auf den Balkan
meisten Funde sind ins 10.-13. Jh, datiert → Datierungslücke im 7.-9. Jh. aufgrund Brandbestattung anzunehmen
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