Narrative des Anthropozäns
Narrative des Anthropozäns:
Anthropozän-Begriff als Konstruktion (selber Begriff entwickelt)
Aus unterschiedlichen Perspektiven werden unterschiedliche Geschichten erzählt / Welche Implikation auf Forschung und Politik?
Strategischer Kontext: Handlungen/Einschränkungen können durch unterschiedliche Geschichten erzielt werden
Katastrophen Narrativ, Konzept der planetaren Grenzen
Katastrophennarrativ:
Bild eines menschenfeindlichen, verlassenen Planeten Erde
Der Blick auf die Erde aus ihrem antizipierten Ende
“Mensch hat kosmische Unbesorgtheit verloren”
“Gaia schlägt zurück”
Blick: Wenn wir nicht mehr sind + was wird von uns übrig bleiben?
verbunden mit Naturkatastrophen = “Endzeitstimmung” – Reaktion der Welt auf schlechtes Verhalten
Mensch: Verursacher – Verantwortung tragen
Konzept planetarer Grenzen
Konzept planetarer Grenzen:
Werte überschritten: Es gibt kein Zurück mehr
2023: alles kann berechnet werden
Kipppunkte
Naturwissenschaftliche Herleitung kann wenig darüber sagen, was passieren wird – begrenzter Einblick
Gerichtsnarrativ
Gerichtsnarrativ:
Fokus: Fragen der Verursachung, Haftbarkeit, Schuld und Verantwortung
Hauptverursacher sollen klar benannt werden → CO₂-Ausstoß (Es ist nicht die eine Menschheit)
Bestimmte Verantwortungen klarer verteilen -> Differenzierung von ges. Menschheit:
-> Plantagenwirtschaft: Land wird an ausländische Investoren abgegeben (Land Grabbing)
-> Heutiger Kolonialismus (Ocean Grabbing)
Narrativ der großen Transformationen
Narrativ der großen Transformation:
Bedienungsanleitung für Raumschiff Erde
Anpassung durch bessere Technologien und höhere Effizienz, sowie durch radikalen „Kulturwandel“
Eutopie als handlungsstimulierend
Ethisch und politisch: Aufforderung verantwortungsvoller Politik
Entsprechende “Happiness“ oder Wohlstand erzielen
Wir können es noch schaffen
Mithilfe von Technologien
Bio (technisches) Narrativ und Probleme
bio)technologische Narrativ:
Öko-Modernisierung und Biofuturismus (Fortschrittsoptimusmus)
Idee des technological fix, Geoengineering
Neo-prometheischer Umgang mit der Natur; Mensch als Schöpfer einer neuen Erde
Uns steht ein großartiges Anthropozän bevor
Problem:
Technik wird als Lösung gesehen, obwohl es oft nicht geklappt hat (z. B. grüne Revolution, Landwirtschaft)
Technological fix: Hoffnung und Widerspruch
Technological fix:
Widerspruch:
Mensch Atomwaffe erfunden -> jetzt Furcht
Hoffnung:
Leben erleichtern, von Sorgenbefreiem
täglich wachsende Macht über Naturkräfte für friedliche Zwecke einsetzen kann
Gefahr Technological fix
Gefahr Technological fix:
Technological fix → keine Lösung, Ressourcenraub
Geo-Engineering als „technological fix“
Ursache wird nicht angegangen (z. B. Forment: „Immer ganz noch mehr raus“ → weniger genutzt)
Nur systemkritischer Ansatz → keine Ursache → Bewusstwerdung oft größer als eigentliche Umweltzerstörung
Anhaltende Vorstellung der Beherrschbarkeit von Natur
Determinismus und Konstruktuvismus: Technological fix
Exkurs: Marshall Inseln als Ausdruck des Anthropozäns
Exkurs: Marshall Inseln als Ausdruck des Anthropozäns:
Oft einseitige, westliche Perspektiven auf (technologische) Entwicklungen und ihre Handhabbarkeit
Silencing“/Verschweigen/Ausblenden anderer Sichtweisen und Erfahrungen
Darstellungen erfolgen im Sinne bestimmter Legitimationsstrategien
Mensch oft nicht mehr in der Lage, alle Konsequenzen von Technologie zu erkennen → Wir haben es nicht mehr unter Kontrolle (Marshall Island: bis heute Folgen)
Marshall Island → Atomwaffentests
Menschen evaluieren, können sie heute nicht zurücksehen (Trennungsgeschichte)
“Technological fix“ & Anthropozentrismus
„Technological fix“ & Anthropozentrismus:
Paul Crutzen betont technologisch vermittelte Macht unserer Spezies und tödlichen Folgen
Anthropozentrismus als eine Ursache für den Klimawandel (vgl. Debatte um die Ursprünge des Anthropozäns, VL 4)
Anthropozentrismus scheint dem Narrativ des Anthropozäns inhärent und wird durch diese ständig reproduziert und sogar gesteigert
Interdependente Narrativ
Interdependente Narrativ:
Posthumanistisches Neudenken des Verhältnisses von Mensch und Natur
Betonung der Handlungsmacht der nicht- menschlichen Welt
Dezentrierung des Menschen; gleichberechtigte Koexistenz
Verteilungsfragen: Mensch - Natur - Politik
Post-humanistische & post-phänomenologische Ansätze
Post-humanistische & post-phänomenologische Ansätze:
Technologien nicht als Werkzeug, um Natur zu beherrschen, sondern um neue Zugänge zur Welt zu ermöglichen
Wie können wir mithilfe unterschiedlicher Technologien über menschliche Zugänge und Grenzen hinausgehen?
Sensibel für:
die Art und Weise in der unterschiedliche Technologien unser Wissen über die Welt beeinflussen
ihre Einbettung in ungleiche Machtverhältnisse
Posthumanistische Perspektive Anliegen
Posthumanistische Perspektive Anliegen:
Dezentrierung des Menschen
Handlungsmacht der nicht-menschlichen Welt einbeziehen (Post-Konstruktivismus, new materialism)
Blick auf Verwobenheit von Mensch, Natur und Technologie (Relationalität, ANT)
Sensibilität für ungleiche Machtverhältnisse und die Politik von Mensch-Natur- Verhältnissen (cultural turn, Politische Ökologie)
Anthropozän muss auch in Sozialwissenschaften betrachtet werden → Aufruf: von Leben durch Erde zu denken
Soziale als Produkt eines dynamischen Planeten
Aufruf, soziales Leben mit und durch die Erde zu denken
Konzept des Plumiversums
Konzept des Pluriversums:
Abkehr von dominanten westlichen “capitalist hetero- patriarchal modernity” zu sozialökologisch gerechteren Welt im Pluriversum
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