1. Nenne die 4 Kriterien einer Substanzabhängigkeit laut der WHO.
ein unbezwingbares Verlangen zur Einnahme und Beschaffung des Mittels,
eine Tendenz zur Dosissteigerung (Toleranzerhöhung)
die psychische und meist auch physische Abhängigkeit von der Wirkung der Droge
die Schädlichkeit für den Einzelnen und/oder die Gesellschaft
2. Nenne 5 Besonderheiten einer Drogensucht bei Frauen.
Frauen reagieren oft anders auf Substanzen als Männer, z.B bei Alkohol andere Aufnahme und Verstoffwechselung, höhere Blutalkoholkonzentration
Frauen haben ein erhöhtes Risiko für Rückfälle nach Abstinenz
Frauen nehmen seltener Behandlungen in Anspruch
Frauen beginnen mit geringeren Dosen, die Eskalation zur Sucht ist jedoch schneller
Frauen sind gefährdeter für negative gesundheitliche Folgen
(Anzahl süchtiger Frauen steigt z.Z 45% weiblich, Übergriffe kommen bei suchtkranken Frauen öfter vor, Frauen leiden mehr an Geschlechtsstereotypen, Tabusierung und Stignatisierung, deutlich höhere Rate an ungeplanten Schwangerschaften)
3. Welche Korrelationen finden sich oft bei drogensüchtigen Frauen?
(Aufwachsen in) Familien mit Gewaltmissbrauch
(Aufwachsen in) Familien mit Drogenmissbrauch
Sexueller Missbrauch
Ängste/ Angsstörungen, Depressionen
4. Welche Gründe/ Faktoren sind gehäuft mit einen Cannabiskonsum in der
Schwangerschaft verbunden?
Stress
Übelkeit/ Erbrechen
Geringerer sozioökonomischer Staus
Zigaretten- und Alkoholkonsum
psychiatrische Erkrankungen
5. Nenne 4 Substanzen die zur Gruppe der Opioiden gehören und was für mögliche Auswirkung der Konsum für das Neugeborene hat.
Morphin
Oxycodon
Methadon
Heroin
(Codein, Buprenorphin, Fentanyl)
Auswirkung ist der Neonatale Entzug (NAS), Häufige Symptome sind:
Neurologisch: Zittern, Reizbarkeit, hohes Weinen und Anfälle.
Magen-Darm: Mangelernährung, Erbrechen, Durchfall und Dehydrierung.
Autonome Dysfunktion: Schwitzen, Fieber, verstopfte Nase und Gähnen.
Atemwege: Schnelle Atmung und Nasenflügeln
einige Kinder brauchen Pharmakotherapie um sehr starke Entzugserscheinungen zu lindern (Wahl des Medikaments und Dosierung individuell)
Opioide sind nicht teratogen können aber kognitive Defizite und Verhaltensstörungen verursachen, auch zukünftige eigene Abhängigkeit ist wahrscheinlicher
6. Was sind mögliche Auswirkungen eines Nikotinkonsums in der Schwangerschaft?
Plazentationsstörungen
IUGR, SGA
Spontanabort
vorzeitiger Blasensprung
Fehl- Frühgeburten
erhöhte kindl. Mortalität während und nach Geburt/ erhöhtes SIDS-Risiko
Entzugssymptome möglich ( bis zu 7 Tage p.p)
7. Nenne jeweils 5 der häufigen Komplikationen, die durch Methamphetamin (Crystal- Meth) Konsum auftreten können. Unterscheide zwischen Geburtshillich und Auswirkungen beim Neugeborenen
Geburtshilflich:
vorz. Wehentätigkeit
Zervixinsuffizienz
GDM
Vorz. Blasensprung
Anioninfektionssyndrom
(Tokolyse benötigt, präpartaler stationärer Aufenthalt, erhöhtes IUFT-Risiko)
Neugeborenen
Hyperexzitabilität (gesteigerte Auslösbarkeit von Muskeleigen- und Fremdreflexen)
Schläfrigkeit
Trinkschwäche
gieriges trinken
Hypotonie
(Erbrechen, schwitzen, Krampfanfälle, Hypertonie)
8. Nenne jeweils 4 Maßnahmen die laut Leitlinie bei einem Methamphetamin-Konsum getroffen werden sollten? Differenziere zwischen Betreuung in der Schwangerschaft und Betreuung des Neugeborenen.
in der Schwangerschaft:
Weiterleitung an ambulante oder stationäre Einrichtung der Suchtmedizin, Geburtshilfe/Neonatologie sowie Familien-/Jugenhilfe
Vorsichtsmaßnahmen gegen Geburtskomplikationen (z.B häufige Vorsorgen)
Pränataldiagnostik: bei Bedarf bedarfsgerechte, medizinische, therapeutische bzw. pädagogische Angebote
Schadensminimierende Maßnahmen empfehlen und ggf einleiten
(Gynäkologen „geleitete“ Vorsorge wg. Risikoschwangerschaft, Entbindungen in einem Perinatalzentrum, Frauen zu einem freiwilligen Drogenscreening motivieren)
beim Kind:
postnatale Versorgung und Überwachung in einem Perinatalzentrum
bei Verdacht (mit Zustimmung der Mutter) ein spezifisches Substanzscreening (von Mutter und Kind)
neonatales Abstinenzsyndrom medikamentös behandeln, wenn nötig
Kind mit einem einheitlichem NAS-Score bewerten (modifizierter Finnegan-Score empfohlen
erweiterte Testung auf HIV und Hepatitis (wegen möglichem unhygienischem i.v. Konsum der Mutter)
9. Bei welchen Drogen ist ein Entzug in der Schwangerschaft empfohlen und bei welchen nicht & wieso?
Nikotin: „kalter“ Entzug medizinisch unbedenklich und empfohlen! , bei fehlender Kooperation sollte wenn möglich mindestens eine Reduktion des Konsums erfolgen, Gruppentherapien/ Verhaltenstherapien können hilfreich sein, Nikotinpflaster/ Kaugummis sind für Schwangere zugelassen
Alkohol: bei starkem regelmäßigem Konsum ist ein Entzug nur unter (stationärer) ärztlicher Aufsicht empfohlen, kein „kalter“ Entzug!
Cannabis: „kalter“ Entzug medizinisch unbedenklich und empfohlen, Gruppentherapien/ Verhaltenstherapien können hilfreich sein, bei Bedenken ggf unter ärztlicher Betreuung
Opioide: „kalter“ Entzug sehr gefährlich (für Mutter und Kind) und nicht empfohlen! Schadensminderung mit Substitutionsprogrammen (Buprenorphin oder Methadon) möglich und empfohlen nur mit ärztlicher Betreuung, Entgiftung (ausschleichen) ggf. im 2. und 3. Trimester möglich in sehr kleinen Schritten und unter strenger Überwachung der Mutter und des Feten
Methamphetamine: schnellstmögliche Abstinenz, ärztliche Betreuung, evtl. Stationäre Behandlung, Hilfe von Suchtmedizinern und Therapie sinnvoll, Schadensminimierende Maßnahmen empfohlen
-> Bei Entzug jeglicher Substanzen sind Therapien (Verhaltenstherapie/
Gruppentherapie…) oft hilfreich und/oder notwendig
10. Erkläre ob eine Kriminalisierung des Substanzkonsums in der Schwangerschaft sinnvoll ist und begründe.
Substanzkonsum zu bestrafen ist kontraproduktiv.
Eine Kriminalisierung erschwert eine Behandlung des Drogenkonsums und eine gute Vorsorge.
Strafmaßnahmen stellen Interessen fälschlicherweise von Mutter und Fötus gegeneinander. Sie gehen nicht auf die komplexen auslösenden Faktoren ein und können diese sogar verschlimmern. Es konnte keine Verbesserung der materialen oder fetalen outcomes durch Strafmaßnahmen festgestellt werden.
Rehabilitation, Ausbauen der sozialen Dienste und Notfallmanagementprogramme sind eine wirksamere Alternative zur Inhaftierung.
11. Welche allgemeinen Faktoren sollte bei der Behandlung einer suchtkranken Frau beachtet werden?
(bei Fragen zum Drogenkonsum offen und nicht-wertend vorgehen)
Die Aufmerksamkeit für psychische Erkrankungen sollte erhöht sein
Erhöhte Aufmerksamkeit in Bezug auf mögliche korrelierende medizinische Probleme wie z.B STI‘s, Leberwerte, HIV, Hepatitis
Verhütungsberatung (p.p)
Stillberatung
Beachten von Schmerzen, eventuell Schmerzbehandlung
Ggf. Ersatztherapie
Psychosoziale Intervention (Therapien, Behandlungen, Selbsthilfegruppen) initiieren, an Ressourcen verwesen
Aufklärung über Risiken und Folgen
Schadensminimierung anstreben
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