Wieso ist es wichtig auf die Ernährung in der Schwangerschaft zu achten? Wie kann man sich gedanklich auf das Stillen vorbereiten?
Ernährung wirkt sich auf die Mutter, den Schwangerschaftsverlauf und die Entwicklung des Ungeborenen aus
sehr wahrscheinlich fetale Prägung des Stoffwechsels, welche erst im Erwachsenenalter erkennbar wird
Bewegung und Ernährung haben großes präventives Potenzial
Maßnahmen zur Unterstützung des Stillens wirken sich positiv auf Beginn und Dauer aus
positiv sind außerdem: Stillabsicht der Mutter, frühes Anlegen und zeitiger Stillbeginn, positive Einstellung des PArtners
Welche physiologischen und metabolischen Veränderungen gibt es in der Schwangerschaft?
v.a. im Herz-Kreislauf und Nierensystem
gesteigerte Ausscheidung wasserlöslicher Stoffe (Glc, AS, wasserlösliche Vitamine)
Zunahme Körperwasser (steigt auf 8l), Wassereinlagerungen und Blutvolumen
Risiko für Ödeme
physiologische Hyperlipidämie durch Steigerung der Lipidfraktionen
Verdauungsfunktionen verändern sich
weniger Speichelbildung (Karies, Zahnfleischblutung)
gastroösophagealen Reflux, da Druck auf SChließmuskel der Speiseröhre niedriger
Zeitdauer für Dünndarmpassage ist länger (Obstipation)
Eisen und Ca absorption ist erhöht
Wie ist die Körpergewichtsentwicklung im Verlauf der SChwangerschaft?
Gesundheitsrisiken bei Über- und Untergewicht (Gestationsdiabetes, Bluthochdruck, Geburtskomplikationen, fetale Makrosomie, Übergewicht im Kindesalter)
Gewichtszunahme bei Normalgewichtigen liegt zwischen 10-16kg
für übergewichtige/adipöse ist 10 ausreichend
Gewichtszunahme von ca. 12,5kg verteilt sich wie folgt (auf maternale und fetal Kompartimente)
Uterus 8%
Brust 3%
Blut 10%
Wasser 13%
Fett 28%
Fetus 27%
Plazenta 5%
Fruchtwasser 6%
Wie sind die Referenzwerte für die Energie- und Nährstoffzufuhr bei Schwangeren?
gelten für gesunde Frauen
Energie steigt leicht an, nennenswerter Mehrbedarf erst ab 2. SSchwangerschaftsdrittel
im 2. Trimenon bei 250kcal/Tag und im 3. 500kcal
Gründe sind vermehrte Gewebebildung, Speicherung von Fett und Protein (Energieeinlagerung für den Fetus später), gesteigerte Lungen und Herzaktivität
kommt es zu Unterschreiten der KAlorienzufuhr (1500-1800kcal) gibt es Folgen für das Kind (verminderte Versorgung und somit Wachstum)
—> Bei Übergewichtigen ist Mehrbedarf geringer, bei Untergewichtigen höher
Bedarf an Vitaminen, Mineralstoffen steigt Bereits zu Beginn und deutlich stärker als zur Energiezufuhr
Zuschläge bei 19-25 Jahre alten Schwangeren
Bei Schwangeren unter 19 noch Zuschläge für Wachstum der Schwangeren
—> Bedarf kann über ausgewogene Ernährung gedeckt werden, bis auf bestimmte kritische Nährstoffe
kritische Nährstoffe sind essenzielle FS, D, Folat, Eisen, Jod, ggf. Magnesium
Wie sind die Empfehlungen für essenzielle FS und Vitamin D bei Schwangeren?
essenzielle FS
Fettzufuhr auf max. 35% anheben
MUFA und PUFA Versorgung mit n-3 ist sehr wichtig (DHA Zufuhr mind. 1400mg/Woche, 200mg/Tag),
wichtig für Entwicklung des Gehirns und NS und Sehvermögen
im letzten Drittel und ersten Lebensjahren speichern Gehirn, NS und Fotorezeptoren besonders viel DHA
Versorgung durch fetten Seefisch, sonst Supplementieren
Vitamin D
Mehrbedarf besteht nicht, allerdings ist generell Mangel in DE
im April-Oktober 2-3x wöchentlich mit unbedeckter Haut und ohne Creme mit Schutzfaktor in Sonne
wichtig für viele Stoffwechselprozesse (z.B. Phosphat und Calciumstoffwechsel im Blut und Knochen), beeinflusst Hormondrüsen und IS, regt Wachstum und Zelldifferenzierung an
Mangel an Vorstufe von aktiven Vitamin D kann Gestationsdiabetes und Präeklampsie begünstigen
Wie sind die Empfehlungen von Calcium und Folat in der Schwangerschaft?
Calcium
25-30g Calcium zusätzlich (fetaler Bedarf ist im 3. Trimenon am höchsten) für Knochenaufbau und Zahnanlagen
Mehrbedarf über der empfohlenen Zufuhr von 1000mg/Tag besteht nicht, Schwangere unter 19 1200mg/Tag
Folat
Am RNA-, DNA- und Proteinstoffwechsel beteiligt und spielt Rolle bei Zellteilung, -differenzierung und -wachstum
400μg Folsäure/Tag schon vor der Schwangerschaft zur Vorbeugung eines Neuralrohrdefekts (4 Wochen vor Empfängnis und während 1. Drittel)
Mangel ist höheres Risiko für Fehlbildungen des Rückenmarks und ZNS, Lippen-, Kiefer- oder Gaumenspalten, Herzfehler, Fehlbildungen der Gliedmaßen, fehlgebildete Harnwege
Neuralrohr bildet sich am 21-28. Tag aus, bei Defekt ist schwere Fehlbildung des ZNS die Gehirn oder Rückenmark betreffen
Gemessen an Serum-Folat-Konz. sind 88% gut versorgt, guckt man aber auf Erythrozytenkonz. sind 95% nicht adäquat versorgt
Wie sind die Mepfehlungen bei Eisen, Jod und MAgnesium?
Eisen
30mg/Tag
lässt sich i.d.R nicht über Ernährung realisieren, prophylaktische Gabe ist nicht empfohlen, mit Arzt absprechen!
Mangel kann zu ungenügender Sauerstoffversorgung von Uterus, Plazenta, Fetus führen, Schwangerschaftskomplikationen und Fehlentwicklungen
Jod
100-150μg/Tag als Supplement
Unterversorgung birgt Risiko von Fehl- und Frügeburten, Neugeborenenstruma, Entwicklungsstörungen (Kretinismus)
Bei Schilddrüsenerkrankungen mit Arzt sprechen
Unzureichende Zufuhr bei jeder 2. im Alter von 18-29
Magnesium
Mehrbedarf wird durch Mischkost gedeckt
unbehandelter Mangel führt zu Abfall der Mg Konz. in Uterusmuskulatur, Folgen sind Wachstumsverzögerungen, höhere Abortrate, PRäeklampsierisiko, vorzeitige Wehen und Frühgeburt
Wie sind die groben LM Empfehlungen für Schwangere?
Wie sehen die Empfehlungen für Getränke aus?
Empfehlungen orientieren sich an Empfehlungen für vollwertige Ernährung, regelmäßige MAhlzeiten um Heißhungerattacken vorzubeugen, Grundregeln sind:
reichlich: energiefreie Getränke, pflanzliche LM
mäßig: tierische LM
sparsam: Fett- und zuckerreiche LM
es erfolgt erste Geschmacksprägung des Kindes, beügnstigt vielseitige Ernährung im späteren LEben des Kindes
Getränkezufuhr von mind. 1,5l/Tag
Trink-, Mineralwasser (wenn möglich mit Ca, Mg angereichert), ungesüßte Früchte und Kräutertees, Fruchtsaftschorlen
bei Erbrechen besonders viel Flüssigkeit!
Koffein in moderaten Mengen, sichere Dosis ist <200mg/Tag (2-3 kleine Tassen)
Koffein passiert Plazenta, Fetus kann Koffein nicht verstoffwechseln
Hinweise auf dosisabhängige Koffeinzufuhr und Wachstumsverzögerungen, Geburtsgewicht
ist z.B. in Kaffee, grünem, schwarzen und weißen Tee, KAkao, Cola, Energydrinks (dürfen hochstens 320mg Koffein enthalten, dann mit Hinweis für schwangere nicht geeignet)
Vermeiden von Energydrinks (Taurin, Zucker, Inosit, Glucuronolacton), Tonic Water, Bitter Orange, Bitter Lemon (Chinin enthalten), können negative Folgen haben
Wie sind die Empfehlungen von Gemüse und OBst, Brot und Getreideprodukte (sowie KArtoffeln, Nudeln, Reis), Milch und Milchprodukte in der Schwangerschaft?
Gemüse und Obst: 5 Portionen am Tag, möglichst frisch, alternativ TK
gut waschen!
enthalten Ballaststoffen und haben gute Nährstoffdichte (Vitamine, Mineralstoffe) und PRoteine von Hülsenfrüchten
Brot, Getreideprodukte, etc. täglich essen
LM mit hoher Nährstoffdichte bevorzugen (Vollkorn)
Ballaststoffe helfen bei Obstipation und Hypoglykämie
Getreideprodukte v.a. wichtig für Eisen (auf Vitamin C Zufuhr dabei achten, Koffein dazu meiden)
Milch und Milchprodukte täglich essen
liefern Protein, Ca, Jod
Produkte aus ökologischer Haltung haben weniger Jod
Wie sind die Empfehlungen von Fleisch, Wurstwaren, Fisch und Eier, Fette + Öle und Salz in der Schwangerschaft?
Fleisch, Wurstwaren
liefern gut verfügbares Eisen und Zink
Leber ist reich an Vitamin A, ein Zuviel ist aber schädigend (im 1. Dritell auf Leber verzichten, 2. und 3. Trimenon sind kleine Mengen okay)
Nur geringe Mengen in Leberwurst und Pastete
Fisch 2x/Woche (1x davon fetter Fisch)
liefert Protein, Eisen, Jod, n-3 (Süßwasserfische haben weniger Jod)
Achtung: Belastung mit Schadstoffen (z.B. Quecksilber) bei Raubfischarten wie Thunfisch oder Schwertfisch, und Lebertran
unbedenklich sind Lachs, Scholle, Sprotten, Sardinen, Kabeljau, Hering, Makrele, Schellfisch, Seelachs, Seezunge
Fette und Öle
pflanzliche Öle wie Raps-, Oliven-, Walnuss- und Leinöl zur Deckung der essentiellen FS
Salz
sparsam (<6g/Tag)
jodiertes Speisesalz verwenden (evtl. sogar mit Folsäure) und Waren die mit Jodsalz hergestellt wurden
Wie kann eine Schwangere sich vor lebensmittelbedingten Infektionen schützen?
alle rohen LM sind kritisch
Infektionen sind z.B. Toxoplasmose, Listeriose
Toxoplasmose ist parasitäre Krankheit, Erstinfektion in Schwangerschaft kann zu schweren Schäden führen (5-40 Fälle pro Jahr)
Listeriose kann zu Früh- oder Togeburt führen (20-40 Fälle/JAhr)
Um Infektionen mit Toxoplasmose, Listerien, EHEC und weiteren Bakterien zu vermeiden gilt:
Fleisch-, Fisch- und Geflügelgerichte vollständig durchgaren
auf rohes Fleisch (Mett, Carpaccio, Tatar), Rohwurst (Mett-, Tee-, Schmierwurst), rohe Pökelfleischerzeugnisse, roher Fisch und daraus hergestelle Erzeugnisse, nicht völlig durchgegarte Fischprodukte (Graved Lachs, in Salzlake eingelegte PRodukte, kaltgeräucherter Fisch wie Forellenfilet oder Räucherlachs) verzichten
auf Rohmilch und Vorzugsmilch, sowie aus Erzeugnisse aus Rohmilch (Weichkäse aus Rohmilch) verzichten, Käserinde ab
rohe Eier und Speisen daraus (Tiramisu, Pudding, Cremes, selbstgemachte Mayo) verzichten, kühl lagern und vor dem Verzehr gut durchbraten
besonders hygienisch mit LM umgehen
Gemüse, Salate, OBst gut waschen
als unbedenklich hinsichtlich Listerien und Toxoplasmosen gelten:
pasteurisierte Milch und daraus hergestellter Käse (außer Weichkäse), Hartkäse (auch aus Rohmilch)
erhitzte Fleischerzeugnisse (z.B. Konserven, BBrühwurst), Kochwurst (Corned Beef, Blutwurst, LEberwurst), gegarte Pökelfleischerzeugnisse (Kochschinken, KAssler)
ausreichend durcherhitzter Fisch und -erzeugnisse (Hering, Makrele, Fischkonserven, pasteurisierte Fischerzeugnisse, sauer marinierte Produkte)
Was für Empfehlungen gibt es bei Alkohol und Rauchen in der Schwangerschaft?
Gibt es eine Allergieprävention?
Alkohol: Nulltoleranz, es gibt keine sichere Dosis!
Konsum von kleinen Mengen kann schwerwiegende Folgen haben
Folgen: Verzögerung geistigen Entwicklung, alkoholbedingte Fetopathie)
Rauchen: Vermeidung von aktivem und passivem Rauchen, auch E-Zigaretten
hat vielfältige schädigende Wirkungen (hohe Rate an Fehl und Frühgeburten, vorzeitige Plazentalösung, Fehlbildungen, geringes Geburtsgewicht, Risiko für späteres Übergewicht)
erhöht ebenfalls das Allergie und Asthmarisiko
Allergieprävention
Prophylaxe durch allergenarme Ernährung nicht möglich
Beim Weglassen eher Risiko für Nährstoffmangel
Wie wird eine vegetarische Ernährung in der Schwangerschaft bewertet?
vollwertige ovo-lacto-vegetarische Ernährung ist möglich, sollte aber gut geplant werden um Defizite zu vermeiden
Augenmerk v.a. auf Eisen, Jod, Zink, B12, n-3
vegane Ernährung ist nicht empfohlen
MAngel an Folsäure, Jod, Eisen, n-3, B12, Riboflavin, B6, Calcium, Zink, Protein, Energie
B12 ist nur in tierischen LM, Mangel kann zu schweren neurologischen und hämatologischen Schäden bei der Mutter und Schäden des NS beim Kind führen
wird es trotzdem gemacht ist Beratung durch Fachkraft und Supplementation von Jod, Folsäure, B12 unabdingbar
Sollte während der Schwangerschaft supplementiert werden?
Wie sieht es mit der Zahn- und Mundgesundheit aus?
Supplementation nur nach ärztlicher Absprache
Versorgung ist durch bedarfsgerechte Nährstoffzufuhr mit vollwertiger und ausgewogener Ernährung gewährleistet
Ausnahmen sind hier Jod, Folat, Eisen, Ca, Mg, Vitamin D
Mund- und Zahngesundheit bereits vor Schwangerschaft überprüfen lassen
unbehandelte Parodontitis ist mit Frühgeburt, geringes Geburtsgewicht verbunden
bei unbehandelter Karies werden kariesassoziierte Bakterien an Kind weitergegeben (erhöht Kariesrisiko)
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