Welche Ausgangspunkte und Entwicklungsstrategien gab es zur Stadtentwicklung
→ Vielfältige Ausgangspunkte und Entwicklungsstrategien
Römische Städte in ihrer spätantiken und merowingerzeitlichen Minderform, gewisse Siedlungskontinuitäten, zb. Köln, Mainz, Trier (Siedlungskontinuität bestand aber wie genau ist schwer zu sagen, da bis heute Gebäude auf den alten stehen; teilweise wurden Städte auch komplett umgestaltet, um an neue Ordnung anzupassen)
Königspfalzen und Königshöfe Ausgangspunkte für Stadtentwicklung, zb. Ingelheim, Aachen, Paderborn
Burgen mit ihren Suburbien, zb. Hammaburg (Hamburg), Oldenburg, Brandenburg
Bischofssitze (civitates) und große Klostersiedlungen mit Werkstättenarealen, zb. Eichstätt, San Vincenzo, Corney, Genf
Frühmittelalterliche Handeslplätze an den Küsten, aber auch an Binnenlandgrenzen des karolingisch-ottonischen Reichs, zb. Dorestad (→ Deventer und Tiel), Haithabu (→ Schleswig), Ribe
Neugründungen als Hauptteil der Städte (Städtische Siedlungen sind sehr schnell entstanden!)
Was waren Gründe für die intensive Stadtentstehungsphase von 1150-1300
Bevölkerungszunahme bedingt durch einen Klimawandel (Erwärmung), verbesserte Produktions-, Ernährungs- und Versorgungsbedingungen
Erreichen eines höheren “kulturellen Niveaus” mit einer sich verändernden Siedlungs,- Bau- und Lebensweise, wie sie in der Stadt zum Durchbruch gelangte
Nachhaltiger Wandel der Wirtschaft → Marktwesen und Geldwirtschaft, Handel und Handwerk, Transportwesen und Infrastruktur
Herrschaftspolitik — territoriale Schwerpunktbildung durch Stadtgründungen und Stadterhebungen
Neue soziale Organisationsformen — Gemeindebildung (”Streben nach Freiheit und Selbstbestimmung”)
→ Wichtige qualitative und quantitative Veränderung!
-> Mittelalter DIE Zeit der neuen Stadtgründungen
Welche drei Entwicklungsstufen gab es bezüglich der Konzentrationsprozesse im Siedlungswesen
keine Ballung zentralörtlicher Funktionen im frühen Mittelalter
frühstädtischer Siedlungskomplex im hohen Mittelalter
spätmittelalterliche Stadt
Wie waren slawische “Burgstädte” aufgebaut
Große Burgwallanlagen, starke wirtschaftlich-handwerkliche Handelsmittelpunktsfunktionen
religiöse-demographische Zentren
Stark befestigt, offenen Siedlungsteile
kein Stadtrecht
starke herrschaftliche Bedeutung
Bsp.: “Burgstadt” Brandenburg
Was sind Vor- und Frühformen der Stadt
Für die Zeit vor 1100 anstelle von “Stadt”
→ Vor- und Frühformen der Stadt bzw. frühstädtische/proto-urbane Zentren
Begrifflichkeiten:
Zentralplatz, Reichtumszentren, Handelsplatz, Seehandelsplatz, “ports-of-trade”, emporia…
Was ist eine Emporia
→ spezifische Ausprägung von Handelsplätzen. v.a. am Wasser gelegen
in griechischer und römischer Zeit: emporion/emporium = Grenzlage zwischen zwei unterschiedlichen kulturellen Systemen
im frühen und beginnenden Hochmittelalter wird in der Überlieferung für den Handelsplatz der lat. Begriff emporium gebraucht (neben portus und vicus)
zusammentreffen unterschiedlicher Tauschgemeinden
spezielle Infrastruktur für den Handel
Sicherheit des Marktbetriebes
Königliche Zölle und Steuern - spezielle Beamten (prefectus), privilegierte Kaufleute
Warum haben sich viele Seehandelsplätze aus dem Frühmittelalter nicht erhalten
→ viele der im Frühmittelalter entstandenen Seehandelsplätze und Händlertreffpunkte wurden wieder aufgegeben, manche verlagert (Handel änderte sich und wurden dadurch nicht mehr so sehr gebraucht und verfügten nicht über neue Funktionen, die man seit neustem brauchte wie Kirche)
Haithabu → Schleswig → (Alt Lübeck) / Lübeck
Lundenwic → London
Helgö → Birka → Sigtuna → Stockholm
was sind Kriterien für eine Stadt im Mittelalter
Zentraler Ort auf wirtschaftlichem, administrativem, militärischem, verkehrstechnischem, sozialem und kirchlichem Gebiet für eine ganze Region
Als Sonderrechtsbezirk aus dem Landrecht herausgelöst und privilegiert → Frieden, stadtbürgerliche Freiheit und Gleichheit, Selbstverwaltung der Bürger und Akkumulation von Besitz = Stadtgemeinden
Produktionsort, in dem über Eigenbedarf hinaus Güter hergestellt wurden
Markt und damit Handelsort, der mit entwickelten Ware-Geld-Beziehungen funktionierte (mit Waage und Handelsanbindung)
Kirchliches Zentrum (verschiedene Kirchenbauten und Kapellen)
Städtische Infrastruktur, deren Merkmal dichtes Zusammenleben einer größeren Zahl von Menschen auf engerem Raum war
Spezifische bauliche Erscheinung, die in Form und Funktion städtischer war und die es auf dem Land nicht gab → öffentliche Bauten und private Bebauungsstrukturen (außerdem differenzierte Bebauung mit Handwerksarealen, Stein- und Holzhäusern)
Was sind äußerlich sichtbare Stadtkriterien aus archäologischer Perspektive
Äußerlich sichtbare Kriterien:
verdichtete Besiedlung, umschlossen meist von einer Mauer (Verdichtung und stetige Umgestaltung; inklusive Stadtmauer oder Kennzeichnung des städtischen Gebiets)
Größere Einwohnerzahl als im Dorf oder Kloster (relatives Kriterium)
Hervorgehobene Bauten, Rathäuser
Spezielle Wohn- und Wirtschaftsformen, d.h. spezielle Häuser, wie sie im ländlichen und klösterlichen Bereich nicht zu finden sind
Was sind äußerlich nicht sichtbare Stadtkriterien aus archäologischer Perspektive
Nicht sichtbare Kriterien:
städtisches Recht und städtisches Lebensgefühl
Bürgerliches Bewusstsein (natürlich erst wachsend und sich im Laufe der Zeit wandelnd)
Städtische alltägliche Lebensweise, Lebensstil, Lebenszuschnitt, Lebensverhältnisse
Wie und wann hat die mittelalterliche Stadtarchäologie angefangen
bis zur Zeit nach dem 2. WK keine eigentliche Archäologie der mittelalterlichen Stadt
Grabungen in Städten fast nur dort, wo antike Vorgängersiedlungen bekannt: Xanten, Köln, Mainz, Trier (dadurch teilweise Zerstörung mittelalterlicher Befunde auf dem Weg zu römischen Befunden)
Fokus fast ausschließlich auf römischen Quellen; teilweise Interesse an mittelalterlichen Objekten → Stadtmuseen
Bodenaufschlüsse durch Zerstörungen im 2. WK → Fehlen von methodischen, technischen und organisatorischen Voraussetzungen, um umfangreiche Grabungen durchzuführen (Leute waren mit Wiederaufbau beschäftigt, dadurch viel Erbe verloren :( )
(Klöster hingegen wurden früh archäologisch untersucht, da Interesse an Kunstgeschichte bestand)
Was definiert eine Stadtbefestigung
Zentrales Merkmal der mittelalterlichen Stadt:
rechtliche Abgrenzung zum Umland → Repräsentation & Verteidigung
Stadtbefestigung = enorme Investition und Bauleistung (Bau über längere Zeitspanne, etappenweise)
(Stolz der Bevölkerung, grenzte Stadt imposant ab)
Was ist ein Markt
-> konstituierendes Element der mittelalterlichen Stadt
-> lag so, dass Bevölkerung sich treffen konnte donc Treffpunkt und Kommunikationsort
Was gehört zur kommunalen Selbstverwaltung
Entwicklung von Stadtgemeinden → Kommunalisierungsprozess im Hoch- und Spätmittelalter
Rathäuser als politisches Zentrum (städtische Selbstverwaltung zu unterschiedlichen Graden) (durch Erhöhung der Etage — wie bei Palas — Darstellung von Machtposition)
Was bedeutet städtische Sakraltopographie
verschiedene kirchliche Institutionen wie Hauptfarrkirche, Klöster, Kapellen, Klosterhöfe (da wurden die überschüssigen Waren aus den Klöstern hingebracht und gelagert), Hospital (man gab durch kommunale Selbstverwaltung jetzt acht auf die Bewohner:innen)
Wie war die städtische Bebauung
vielfältige Bauformen (Material, Architektur und Gestaltung) (erste Häuser meist aus Holz und danach aus Stein, allerdings kein evolutionärer Prozess sondern regional abhängig von Ressourcen)
Verdichtete Bebauung, Parzellenstruktur (Parzellen ganz klein und teilweise mehrfach vermietet mit Vorderhaus und Hinterhofbereich, da Stadt sehr dicht besiedelt war)
spezialisierte Bauformen — städtische Architektur
viele Menschen → Frage der Ver- und Entsorgung (Stein- und Holzlatrinen von spezialisierten Handwerkern, gab außerdem Ehrgräben also Straßen, in welche man die Fäkalien und den Müll geschüttet hat und die dann gereinigt wurden)
Was ist die Holygerüstbauweise
Ständer: vertikales, stock- oder geschosshohes Holz, das auf dem Boden, einem einzelnen Stein, einer Mauer oder einer Schwelle/Balken steht und durch aufliegende bzw. einbindende Hölzer Vertikallasten aufnimmt
Im Gegensatz dazu Pfahl: zugespitztes eingerammtes, Pfosten stumpf eingegrabenes Holz, unabhängig von seinem Querschnitt oberhalb der Bodenniveaus
Wie war das Handwerk in der mittelalterlichen Stadt
Handwerke wurden ausdifferenziert und es bildeten sich spezialisierte Teilbereiche
→ statt einer Person die alles aus Holz macht gab es etwa den Böttcher neu, der sich nur um Herstellung von Holzfässern kümmerte oder Personen, die Rosenkränze herstellten
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