Was ist Zielorientierung?
Zielorientierung beschreibt, welche Art von Zielen eine Person in Lern- und Leistungskontexten verfolgt
Arten von Zielorientierung?
Lernzielorientierung: Fokus auf Kompetenzsteigerung, persönliche Entwicklung und Fortschritt.
Ziel: Neues Wissen oder neue Fähigkeiten erwerben.
Beispiel: Ein Schüler möchte seine Mathematikkenntnisse verbessern, unabhängig von seiner Note.
Leistungszielorientierung: Ziel ist, hohe Kompetenz zu demonstrieren oder mangelnde Kompetenz zu verbergen.
Annäherungs-Leistungszielorientierung: Wunsch, besser als andere abzuschneiden.
Beispiel: „Ich möchte in der Matheprüfung eine bessere Note haben als meine Mitschüler.“
Vermeidungs-Leistungszielorientierung: Wunsch, nicht schlechter als andere zu sein.
Beispiel: „Ich will nicht die schlechteste Note in Mathe haben.“
Hypothesen zum Zusammenhang zwischen Zielorientierung und Bezugsnormorientierung
Lernzielorientierung und individuelle Bezugsnorm
Lernzielorientierte Personen wollen ihre Fähigkeiten verbessern.
Um Fortschritt zu messen, nutzen sie meist eine individuelle Bezugsnorm (Vergleich mit der eigenen Leistung).
Hypothese: Lernzielorientierte Personen bevorzugen eine individuelle BNO.
Beispiel: Ein Schüler reflektiert seinen Fortschritt in Mathematik anhand seiner Verbesserungen über die letzten Monate.
Leistungszielorientierung und soziale Bezugsnorm
Leistungszielorientierte Personen wollen ihre Kompetenz im Vergleich zu anderen demonstrieren oder Misserfolg verbergen.
Sie nutzen daher meist eine soziale Bezugsnorm (Vergleich mit anderen).
Hypothese: Leistungszielorientierte Personen bevorzugen eine soziale BNO.
Beispiel: Ein Schüler will in Mathe die beste Note der Klasse haben und vergleicht sich mit Mitschülern.
Annäherungs-Leistungszielorientierung: Personen suchen aktiv nach Vergleichen, um ihre überlegene Leistung zu bestätigen.
Vermeidungs-Leistungszielorientierung: Personen meiden direkte Vergleiche, um nicht schlecht dazustehen, benötigen aber dennoch soziale Informationen.
Hypothese: Vermeidungs-Leistungszielorientierte nutzen zwar soziale Vergleiche, aber weniger intensiv als Annäherungs-Leistungszielorientierte.
Empirische Untersuchung: Studien zur Überprüfung der Hypothesen: Wer wurde befragt?
Studierende,
Elftklässler,
Siebt- und Achtklässler,
Viertklässler,
Eltern (bewerteten die Zielorientierung ihrer Kinder).
Empirische Untersuchung: Studien zur Überprüfung der Hypothesen, Wie wurde befragt?
Die Teilnehmer füllten Fragebögen zur Zielorientierung (SELLMO, Spinath et al., 2002) und zur Bezugsnormorientierung (FEBO, Rheinberg, 1980) aus.
Empirische Untersuchung: Studien zur Überprüfung der Hypothesen, Welche ergebnisse wurden gefunden?
Lernzielorientierung korreliert positiv mit individueller Bezugsnormorientierung.
Schüler, die Lernziele verfolgen, orientieren sich stärker an ihrem eigenen Fortschritt als an den Leistungen anderer.
Korrelation: r = .19 – .33 (geringe bis mittlere Zusammenhänge).
Leistungszielorientierung korreliert deutlich mit sozialer Bezugsnormorientierung.
Schüler mit starken Leistungszielen nutzen häufiger soziale Vergleiche.
Korrelation: Annäherungs-Leistungszielorientierung r = .34 – .57, Vermeidungs-Leistungszielorientierung r = .24 – .48.
Kaum Zusammenhang zwischen Lernzielorientierung und sozialer Bezugsnorm.
Lernzielorientierte Personen nutzen kaum soziale Vergleiche zur Leistungsbewertung.
Vermeidungs-Leistungszielorientierte nutzen soziale Vergleiche, aber weniger als Annäherungs-Leistungszielorientierte.
Soziale Vergleiche bieten ihnen keine positiven Anreize, sondern helfen ihnen eher, Misserfolg zu vermeiden.
Bedeutung der Erkenntnisse zur Zielorientierung und BNO für die Motivationstheorie
Zielorientierung und Bezugsnormorientierung sind unabhängige, aber miteinander verbundene Konzepte.
Zielorientierung bestimmt die Motivation, während Bezugsnormorientierung beeinflusst, wie Erfolg interpretiert wird.
Pädagogische Konsequenzen der Zielorientierung und BNO
Lehrkräfte sollten individuelle Bezugsnormen für lernzielorientierte Schüler betonen, um Selbstentwicklung zu fördern.
Beispiel: Fortschritt wird hervorgehoben („Du hast dich verbessert!“).
Für leistungszielorientierte Schüler könnten soziale Vergleiche genutzt werden, aber ohne Druck.
Beispiel: Ranglisten oder Wettbewerbe können motivieren, wenn sie positiv gestaltet sind.
Vermeidungs-Leistungszielorientierte sollten ermutigt werden, individuelle Vergleiche anzustellen, um Angst zu reduzieren.
Beispiel: „Du bist nicht schlechter als andere, sondern kannst dich Schritt für Schritt verbessern
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