Was ist Hypertonie?
arterielle Hypertonie (Bluthochdruck) = krankhafte Erhöhung des Gefäßinnendrucks der Arterien
Messung wird 3x gemacht unter gleichen Bedingungen, Blutdruck ist Durchschnitt der letzten beiden
Einheit ist mmHg (milimeter-Quecksilbersäule)
Messewertziele unterscheiden sich
in häuslicher Umgebung ist Grenze niedriger (ab >135/85 ist schon Hypertonie)
in Praxen/Kliniken ist Hypertonie ab 140/90
Was ist die PRävalenz von Hypertonie und welche URsachen gibt es?
jeder 3. Erwachsene in DE, bei 70-79 Jahren sind 3 von 4 betroffen
gilt als zentraler Risikofaktor für HKE, Herzinfarkt und Schlaganfall
Ursachen: bei 95% keine alleinige Ursache, mehrere Faktoren spielen eine Rolle (genetik macht 40-60% aus, Lebensstil sorgt fürs auslösen der Hypertonie)
größte Ursache ist ÜBergewicht
wichtige Faktoren sind außerdem Rauchen, Salzzufuhr, Inaktivität, Alkohol
bei 5% liegen Erkrankungen zugrunde (sekundäre Hypertonie), folgende Erkrankungen sollten bei Diagnose ausgeschlossen werden:
renale, endokrine und kardiovaskuläre Hypertonie
medikamentös bedingte Hypertonie
Schwangerschaftserkrankungen
Erkrankungen des ZNS
Hypertonie bei Schlafapnoesyndrom
seltene monogenetische Formen
Was sind Symptome einer Hypertonie?
Erkrankung wird zufällig entdeckt z.B. erst nach Herzinfarkt
Beschwerden sind nicht direkt dem Bluthochdruck zuzuordnen
Symptome können sein: Schwindel + Kopfschmerzen in der Früh, Müdigkeit, Leistungsminderung, Ohrensausen, Schmerzen in Herzgegend, Atemnot
Wie erfolgt die Therapie einer Hypertonie?
Therapie: Gewichtsreduktion, LEbensstilintervention, Ernährungstherapie, regelmäßige körperliche Bewegung —> dadurch lassen sich sämtliche Risikofaktoren positiv beeinflussen
Blutdruck sollte unter 140/90 mmHg (bzw. <160 bei über 80 Jährigen)
<130/80 bei Begleiterkrankungen wie DM, Nierenerkrankungen
Zur Bewertung des kardiovaskulären Gesamtrisikos werden Scores verwendet die folgende Risikofaktoren einschließen:
Fettstoffwechselstörungen, DM, erhöhte Harnsäure-Serumkonzentration, familiäres Risiko für kardiovaskuläre Erkankungen, Rauchen, vermehrtes Bauchfett, hohes Alter, Organschäden, generalisierte Erkrankungen und höhe des Blutdrucks
—> Bei Bewertung gibt es 4 Stufen: niedriges, moderates, hohes und sehr hohes Risiko
Ab Hypteronie Grad 2 immer Medis geben (>160/100), je nach Gesamtrisiko können diese auch im Hochnormalbereich sinnvoll sein
Was hat die Gewichtsreduktion, Ernährungskonzept und die Bewegung für eine Bedeutung bei der Therapie von Hypertonie?
Gewichtsreduktion: enge Korrelation zwischen KG und Bluthochdruck, Gewichtsabnahme ist die wirksamste Basistherapie
Ernährung:
Speisesalz auf <5g/Tag reduzieren (Na <2g)
Vollkost: viel Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, fettmoderate Milchprodukte, Vollkornprodukte, proteinreiche pflanzliche LM, wenig rotes Fleisch + verarbeitet Fleischwaren + hochverarbeitete LM —> erfüllen Empfehlungen der Na-Zufuhr und sind KAliumreich
Alkohol meiden, hat blutdrucksteigernde Wirkung
Bewegung: regelmäßige aerobe Belastung wird empfohlen (30-60 Minuten an einigen Tagen in der Woche) + Stressreduktion
Was sind hilfreiche Tipps um die Empfelhungen bei Hypertonie umzusetzen?
KG im Normalbereich halten
zuckergesüßte Getränke meiden
täglich Gemüse, Obst (5 am Tag)
bei manchen Erkrankungen auf Kaliumzufuhr achten (Nierenfunktionsstörungen)
pflanzliche LM bevorzugen, Vollkorn und Kartoffeln wählen, Gemüse + Obst + Hülsenfrüchte, Nüsse + Samen (25g ersetzen 1 Portion Obst)
2x/Woche Fisch
Salzzufuhr auf <5g/Tag beschränken
Nachsalzen und salzreiche LM meiden (Konserven, Fertiggerichte, Salzgebäck, gepökelte/geräucherte Fische/Fleisch
Brot + Käse sind auch Quellen für Salz
NAtriumarmes Wasser trinken (<20mg/l)
Verzehr von rotem Fleisch einschränken, fettarme Varianten bei Milchprodukten
Verzicht auf Alkohol (max. 10g bzw. 20g/Tag)
DASH-Diät kann Blutdruck senken
Bei Personen mit hoher LDL-Konzentration auf Fettzufuhr und -qualität achten
Andere Risikofaktoren die mit Hypertonie verknüpft sind bei Therapie berücksichtige (z.B. DM, Hyperurikämie, Dyslipoproteinämie)
Was ist Osteoporose?
= Systemische Skeletterkrankung mit niedriger Knochenmasse und Störung der Mikroarchitektur des Knochengewebes
Risiko für Knochenfragilität und Frakturen sind erhöht
Häufigkeit steigt mit zunehmenden Alter ab 65 deutlich —> 45% der Frauen und 17% der Männer ab 70 betroffen
Frauen sind 4x mehr betroffen
Diagnostik durch körperliche Untersuchung, DXA-Knochendichtemessung, Laborparameter und Risikocheck
Knochenbruch ist LEitsymptom der OSteoporose, Vermeidung von Brüchen ist Hauptziel der Therapie"!
OSteoporose kann kahrelang ohne Symptome sein wenn es nicht zu Brüchen kommt
Was sind die Ursachen einer Osteoporose?
Ab dem 30. Jahr ist Knochenbilanz negativ (ca. 1% Verlust) bei Frauen in Menopause steigt er auf 4% (zwischen 40.-70. JJahr verlieren wir 40% der ursprünglichen Knochenmasse)
Entstehung ist multifaktoriell (Genetik, Lebensstil, Erkrankungen, Medis)
folgende Entstehungfaktoren sind für Ernährungsberatung relevant:
UUntergewicht (BMI <20), Gewichtsabnahme, Anorexia nervosa
Vitamin-D-MAngel (Serumkonz. 25(OH)D: <20ng/ml)
Calciummangel (v.a. bei Zufuhr <500mg)
erhöhte Homocysteinkonzentration bzw. zu geringe Zufuhr von B12 und Folat
chronisch erhöhter Alkoholkonsum und alkoholische Lebererkrankung
chronische Erkrankungen erhöhen das OSteoporoserisiko:
endokrinologische Störungen, rheumatoide Arthritis/Rheuma, DM 1+2, gastroenterologische Erkrankungen und chronisch entzündliche Darmerkrankungen, MAgenresektion und Gastrektomie, psychische und neurologische Erkrankungen
verhschiedene Medis erhöhen das Osteoporoserisiko:
Glucocorticoide, Protonenpumpeninhibitoren, Schilddrüsenhormone, Glitazone, HHormonersatztherpaie nach Prostata- oder Brustkrebs, neurologische Medis und Psychopharmaka
Was kann zur Prävention einer OSteoporose beitragen?
3 Säulen der Osteoporoseprävention: Ernährung, körperliche Aktivität, adäquate Vitamin D Versorgung
auf ausreichend Ca achten (1000mg/Tag)
25(OH)D-Serumkonzentration von >20ng/ml, eher sogar >30ng/ml (>50nmol/l)
nur bei fehlender endogener Synthese ist eine Zufuhr von 20μg (800 I.E.) Vit. D/Tag nötig
Untergewicht vermeiden, Gewichtszunahme senkt Sturz- und Frakturrisiko bei Untergewichtigen
körperliche Aktivität fördern und Immobilisierung vermeiden
Frühe Osteoporoseprävention entscheidend für späteres Osteoporoserisiko
die bis zum 30. Lebensjahr aufgebaute Knochenmasse ist Grundlage für Knochenstabilität im Alter
4 wichtigsten Einflussfaktoren: Ernährung, Genetik, Bewegung, Hormone
Wie erfolgt die Therapie bei OSteoporose?
Basistherapie sind die Säulen der Prävention: Ernährung, Bewegung, adäquate Vitamin D Versorgung
Osteoporosemedikamente, Schmerz- und Physiotherapie ergänzen Basistherapie
Auf adäquate Versorgung mit Calcium und Vitamin D ist zur Vermeidung einer Hypocalciämie unter medikamentöser Therapie zu achten (max. 2000mg/Tag an Calcium)
Es gelten Referenzwerte für Nährstoffzufuhr bei OSteoporse
Welche Nährstoffe sind neben Vitamin D und Calcium noch am Knochenstoffwechsel beteiligt?
Vitamin K: Biosynthese von Osteocalcin beteiligt ((An Gewebsmineralisierung und Skelettstoffwechsel beteiligt), Aufnahme wird über vollwertige Ernährung sichergestellt
Folat, B12, B6 und in geringem Maße B2: MAngel führt zu erhöhter Homocysteinkonzentration (ist mit höherem FFrakturrisiko verbunden)
Proteinzufuhr: Mangel schwächt Knochenmatrix, zu hohe Zufuhr steigert Calciumausscheidung über Niere
Phosphat: hohe Aufnahme beeinflusst Calciumabsorption
Vitamin A: Zufuhr >1500μg/Tag erhöht Frakturrisiko bei Frauen in Menopause, wird bei vollwertiger Ernährung nicht erreicht
Wie kann eine ausreichenCalciumversorgung sichergestellt werden?
durch hohen Verzehr calciureicher LM wie Milch und -produkte (neben hohem Gehalt verbessert es auch die Absorption)
1/4 l Milch, Joghurt, Buttermilch oder Kefir + 2 Scheiben Käse (50-60g) enthalten 1000mg Calcium + hochwertige Proteine
Mineralwasser mit Ca Gehalt von >150mg/l
Grünes Gemüse wie Brokkoli, Grünkohl, Rucola, Hülsenfrüchte, Nüsse, Samen
cacliumangereicherte Produkte wie Sojamilch, FFruchtsäfte, Pflanzendrinks bei veganern
moderater Verzehr oxalsäurereicher LM hat keinen Einfluss auf die Mineralstoffversorgung
Ballaststoffkonzentrate in zeitlichem Abstand zu calciumreichen Mahlzeiten verzehren, Erhitzen + verarbeiten von Getreideprodukten (Phytate)
Kaffee erhöht Frakturrisiko nicht
Was für eine Bedeutung hat die alimentäre Säurelast bei Osteoporose?
eine niedrige Säurelast vermindert Knochenresorption und erhöht Knochendichte
vermehrte Verzehr von Kalium- und Magnesiumreichen LM (Gemüse, Blattsalat, Obst, Kartoffeln) trägt zum Schutz vor OSteoporose bei Vegetariern/Veganern bei (wenn Ca Zufuhr nicht zu niedrig ist)
Säurelast kann durch Kombi von proteinreichen LM mit Gemüse, Blattsalat, OBst durch die darin enthaltenen Mineralstoffe ausgegliche werden (verringert Ca Ausscheidung)
—> positive Korrelation zwischen Gemüse + Obst und Knochendichte
Pflanzliches Protein ist besonders Knochengesund (geringe Säurelast)—> entählt weniger schwefelhaltige AS und kommt kombiniert mit basischen Mineralstoffen vor
Supplementation von Kaliumsalzen kann Calcium- und Säureausscheidung reduzieren
Was bedeutet eine knochengesunde Ernährung?
normales KG, Untergewicht vermeiden/behandeln
bedarfsgerechte Protein- und Energiezufuhr
adäquate Calciumzufuhr: 1000mg/Tag
Calciumzufuhr auf mehrere Portionen am Tag verteilen
adäquate Vitamin D Versorgung, bei Bedarf durch Supplemente
regelmäßige Bewegung, Vermeidung von Immobilität + Nikotinverzicht
Was sind die Anforderungen an die Ernährungsberatung bei einer Osteoporose?
individuelle Nährstoffdefizite identifizieren, im Idealfall aufgrund der Auswertung eines Ernährungsprotokolls über mehrere Tage
gemeinsam mit den Betroffenen eine alltagstaugliche Optimierungsstrategie entwickelt und in die Umsetzung gebracht
im Bedarfsfall Empfehlungen für eine gezielte Supplementation von fehlenden Nährstoffen erstellen
Was ist Mangelernährung?
= Zustand der durch unzureichende Zufuhr von Energie und Nährstoffen über die NAhrung entsteht und zu einer veränderten Körperzusammensetzung und zu messbarne Veränderungen körperlicher und mentaler Funktionen führt
Folge von Hungern, Krankheit, fortgeschrittenes Alter (allein oder in Kombi)
führt zu schlechterer Prognose bei bereits bestehenden Erkrankungen
Risikogruppen: Tumorerkrankte, Erkankungen des Verdauungstraktes, schwewiegende Grunderkrankungen, alte Menschen
30% in Kliniken und 25% in Pflegeheimen
Wie kann eine Mangelernährung klassifiziert werden?
Krankheitsspezifische Mangelernährung mit Entzündungsreaktion
akutkrankheitsspezifische Mangelernährung:
betrifft intensivmedizinisch betreute Patienten mit akuter Erkrankung, Trauma, nach großen operativen Eingriffen
sofortige ernährungstherapeutische Intervention!
chronische Krankheitsspezifische Mangelernährung (Kachexie):
Hauptmerkmal ist relevanter Gewichtsverlust, geringer BMI + Muskelmasse + Muskelfunktion und erhöhte Entzündungsparameter
Bei Krebserkrankungen, Lungenerkrankungen, chronischen Nierenerkrankungen
Behandlung der Grunderkrankung geht mit Ernährungstherapie Hand in Hand
krankheitsspezifische Mangelernährung ohne Entzündungsreaktion:
Grunderkrankung bedingt eingeschränkte Nahrungszufuhr und Absorption (Dysphagie, Kurzdarmsyndrom, psychiatrische Erkrankungen wie Anorexia nervosa)
Ernährung muss an Bedingungen der Grunderkrankung angepasst werden
Mangelernährung ohne zugrunde liegende Erkrankung:
Hauptgrund ist Nahrungsmangel (Armut, Trauer, schlechter Zahnstand, unzureichende Unterstützung Pflegebedürftiger)
parallel zur Ernährungstherapie müssen Rahmenbedingungen verbessert werden
Was sind Symptome einer Mangelernährung?
Leitsymptom: ungewollter Gewichtsverlust (bei >10% Verlust ist mit ungüsntigem klinischen Verlauf assoziiert)
spezifische klinische Symptome kommen erst bei ausgeprägtem Mangel an Vitaminen und/oder Protein
Symptome an Haut, Mund + Lippen, Augen, NEurologie und außerdem urchfall, Anorexie, Übelkeit, Müdigkeit, Apathie
Was sind Ursachen für eine Mangelernährung?
unterschiedliche Faktoren
Ernährungszustand und KRankheitsschwere beeinflussen sich gegenseitig
patientenbedingte Faktoren sind z.B.:
verminderte Aufnahme und Nährstoffzufuhr (Fasten, Anorexia nervosa, Übelkeit, Zahnprobleme, Schluckstörungen, Alkoholabusus, Drogenmissbrauch, Armut, Depression, soziale Isolation)
erhöhter Energie- und Nährstoffbedarf (Trauma, Verbrennungen, Infektionen, Sepsis, Multiorganversagen, Fieber, chirurgische Eingriffe, Tumorerkrankungen, Schilddrüsenüberfunktion, Schwangerschaft)
gestörte Nährstoffverwertung (Pankreatitis, Schädigungen der Darmschleimhaut bei chronisch entzündlichen Darmkrankheiten)
erhöhte Nährstoffverluste (Erbrechen, Durchfall, Glucosurie, nephrotisches Syndrom, Blutungen, Fisteln, Wunden, Dialyse)
Stoffwechselveränderungen durch akute oder chronische Erkrankungen (Zirrhose, Nierenversagen, DM, Tumor, Sepsis, Infektionen)
Interaktion von Nährstoffen und Medis
organisatorische und strukturbedingte Faktoren sind:
fehlende Bestimmung von KG und Größe
fehlende Durchführung des Ernährungsscreenings
fehlende Dokumentation der Nahrungszufuhr bei Risikopatienten
unzureichendes Angebot zur Unterstützung bei der Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr
ungeklärte Zuständigkeiten
unzureichende Ausbildung des Personals
schlechte Organisation und Qualität der Speisenversorgung
Was sind die Folgen einer Mangelernährung?
Folgen sind vielfältig und gehen mit schlechterer Lebensqualität und ungünstigen Prognose einher
längere Liegezeiten bei Mangelernährung aufgrund der höheren Morbidität
höhere Mortalität!
Wie erfolgt die Diagnostik bei MAngelernährung?
Die Erfassung des Ernährungszustandes sollte Bestandteil jeder medizinischen Untersuchung sein
ungewollte Gewichtsabnahme von >5% in 3 Monaten bzw. >10% in 6 Monaten sollte abgeklärt werden!
unbeabsichtigter Gewichtsverlust hat hohe prognostische Relevanz
gibt kein Goldstandard
Screening auf Mangelernährung für alle Patienten beim Arztbesuch, bei Aufnahme ins KH oder in eine Pflegeeinrichtung
Scrrening ist erster Schritt bei Behandlung krankheitsbedingter MAngelernährung
Ernährungszustand + Krankheitsschwere beim Screening betrachten
Screening in KH bei Aufnahme + wöchentliche Intervalle, im Pflegeheim bei Aufnahme und mind. alle 3 Monate
Screening Instrumente sind: MUST, NRS, SGA, MNA
Wie erfolgt das Ernährungsassessment bei auffälligen Screening Ergebnissen bei MAngelernährung?
Ist Screening auffällig erfolgt Assessment, genau Abklärung für individuelle und gezielte Behandlung
Assessment beinhaltet Erhebung der Krankengeschichte und körperliche Untersuchung, ergänzunf durch zusätzliche Methoden
Zielgrößen des Assessments:
Energie- und Nährstoffzufuhr
Energibedarf und -bilanz
Körperzusammensetzung
Proteinversorgung und Krankheitsaktivität durch Messung spezifischer Blutwerte wie Serum-Albumin oder C-reaktives Protein
funktionelle Größen wie Handmuskelkraft, Spitzenfluss der Ausatemluft
klinische Symptome
—> Basis für Ernährungsplan
Multiprofessionelle Betreuung von Patienten mit Mangelernährung
Wie erfolgt die Therapie bei Mangelernährung?
Stufenplan bei Therapie, Arzt legt Indikation für Ernährungstherapie fest
Ziel: bestehende Energie-, Protein- und Vitamindefizite ausgleichen und über dem Bedarf liegende Energie- und Proteinzufuhr
Magen-Darm-Trakt sollte immer wenn möglich genutzt werden
Stufenschema:
Ernährungsberatung, individuelle Wunschernährung, Unterstützung bei der Zufuhr, häufige kleine Mahlzeiten, Einsatz von Hilfsmitteln
Nahrung anreichern durch geänderte Rezepturen (Maltodextrin oder Proteinkonzentraten) oder energiedichte LM und Trinknahrung
Trinknahrung und enterale Ernährung
enterale Ernährung + orale, Vollbilanzierte Nahrung deckt Vitaminbedarf in 1500kcal über Sonde (Magen oder JEjunum)
parenterale Ernährung
intravenöse Gabe von Nährstoffen bei nicht ausreichender oraler/enteraler Ernährung
Anreichern dient zur:
Erhöhung der Energiedichte bei normaler Fettabsorption durch Sahne, Butter, Nuss- und Samenmus, Maltodextrin
Fettmalabsorption durch mittelkettige TG, Maltodextrin
Steigerung der Proteinzufuhr durch Proteinpulver, Eier, Quark, Hülsenfrüchte
Erhöhung der Vitaminzufuhr
Achtung: Bei Patienten mit schwerer MAngelernährung mit vorbestehenden Nährstoff- und Elektrolytmängeln bei zu schneller, zu großer Nährstoffaufnahme kann es zum Refeeding-Syndrom kommen —> schwervwiegende Verschiebungen des Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt, evtl. Tod
—> Refeeding Syndrom vermeiden durch langsame Steigerung der Nährstoffzufuhr unter Monitoring der Elektrolytwerte
Welche Komponenten werden beim kleinen Blutbild bestimmt?
Welche Eektrolytströungen können beim Elektrolyt Natrium festgestellt werden?
generell müssen bei Beurteilung der Elektrolyte auch Hydrationszustand eingeschätzt werden, wichtige PArameter dafür sind: Nierenparameter (z.B. Kreatinin), Hämatokritwert, Serumosmolalität
Natrium: Kation mit höchstem Konzentration im Extrazellularraum (EZR), reguliert Wasserhaushalt (Serumwert repräsentiert Wasserstatus, nicht Salzstatus)
Hyponatriämie (<135mmol/l), häufigste Elektrolytstörung durch Medigabe, Krankheiten, Begleitumstände, Grund ist Wasserretention (unzureichende Flüssigkeitsausscheidung):
euvolämische Hyponatriämie: hohe Sekretion antidiuretischer Hormone (SIADH-Syndrom), reduzierte Ausscheidung von Wasser kommt es zu Verdünnungshyponatriämie (bei Malignomen, ZNS Störungen, pulmonale Prozessen, Medis)
Labor: Serumosmolalität sinkt, Urinosmolalität >100mOsm/kg, Na im Urin >30mmol/l
Hypovolämische Hyponatriämie (“Verlusthyponatriämie”): Na- und Wasserverlust, Na-Verlust ist stärker (bei renalem Verlust durch Diuretika, bei extrarenalen Verlust durch Erbrechen, Diarrhö)
Labor: Na-Urin <20mmol/l bei extrarenalen Salzverlust und >20mmol/l bei renalem, Kreatinin und Harnstoff erhöht
Hypervolämische Hyponatriämie: Überschuss an Wasser + Na, Wasserüberschuss überwiegt und häufig kommen Ödeme vor (durch Leberzirrhose, chronische Herzinsuffizienz, nephrotische Syndrom)
Labor: Kreatinin + Harnstoff + Harnsäure erhöht, Na im Urin <30mmol/l
zusätzlich: Unterscheidung in milder (130-135mmol/l), mäßiger (120-129mmol/l) und schwerer (<120mmol/l) Hyponatriämie
Schnelligkeit des Auftretens und Asumaß bestimmten Symptome
Bei Therapie auf langsamen Ausgleich achten, bei SIADH-Syndrom Trinkmengenrestriktion und bei Hpovalämie + Exsikkose Volumensubstitution mit Kochsalzlösung
Hypernatriämie: (>145mmol/l) durch relativen Wassermangel (bei Personen mi eingeschränkter Durstwahrnehmung, die nicht selbständig trinken können), Verluste durch Erbrechen, Schwitzen, Diarrhö
Welche Eektrolytströungen können beim Elektrolyt Kalium festgestellt werden?
Kalium ist wichtigstes Kation des Intrazellularraum (IZR), Aubildung Aktionspotenziale (Signalweiterleitung) und Regulierung des pH-Wertes
Ausscheidung über Niere und Dickdarm, Verteilung wird über Na+-K+-ATPase aufrechterhalten
Hypokaliämie: durch renale oder gastrointestinale Verluste, bei <2,5mmol/l klinische Symptome und evtl. Tod, Insulinsekretion kann vermindert sein
Hyperkaliämie: durch vermehrte Zufuhr, verminderte Ausscheidung oder Umverteilung vom IZR ind den EZR, bei >7mmol/l evtl. Herzstillstand
Welche Eektrolytströungen können beim Elektrolyt Calcium festgestellt werden?
Calcium: wichtig für Knochenstoffwechsel, Reizweiterleitung, Blutgerinnung
Parathormon (PTH) sorgt für Ca Freisetzung aus den Knochen, Gegenspieler ist Calcitonin
liegt im Blut zur Hälfte gebunden (45% an Proteinen, 5% an Ionen) und zur Hälfte frei vor, Ca-Wert im Plasma muss im Zusammenhang mit Albuminwert bewertet werden
korrigiertes Ca (mmol/l) = gemessenes Gesamt Ca (mmol/l) - 0,025 * Albumin (g/l) + 1
Hypocalcämie (<2,20mmol/l): durch endokrine, renale, medikations- und absorptionsbedingte Ursachen
bei gleichzeitiger Hypalbuminämie keine Symptome, sonst Parästhesien, Tetanien, Herzrythmusstörungen, neurologische und gastrointestinale Symptome
Hyercalcämie (>2,65mmol/l): durch Hyperparathyreodismus und maligne Erkrankungen (sezernieren PTH-ähnliche Proteine aus)
Symptome bei >3mmol/l, verringerte neuromuskuläre Erregbarkeit (Obstipation, MMuskelschwäche, Polyurie…)
Welche Eektrolytströungen können beim Elektrolyt Magnesium festgestellt werden?
Magnesium: Cofaktor und damit an zahlreichen Stoffwechselvorgängen beteiligt, Erregungsübertragun, Cacliumantagonist, Aktiviert Na-K-ATPase
Hypomagensiämie (<0,75mmol/l): durch verminderte enterale Absorption bzw. verluste, erhöhte renale Ausscheidung (DM), intrazellulärer Shift (Gabe von Glc, Insulin), erhöhter Bedarf
Symptome sind ähnlich wie bei Ca, kann aber auch Ursache für Hypocalcämie sein
Hypermagnesiämie (>1,06mmol/l): durch Niereninsuffizienz und Therapie mit Antazida
Symptome ab >2mmol/l, Hyperreflexie und Benommenheit, ab >5mmol/l Lähmung der Atemmuskulatur
Welche Elktrolytströungen können beim Elektrolyt Phosphat festgestellt werden?
Phosphat: Anion im IZR, reguliert Energiestoffwechsel und Säure-Basen-Haushalt, reguliert Enzymaktivitäten und ist Bestandteil der Knochen- und Zahnsubstanz
immer die Calciumkonzentration mitberücksichtigten, Produkt der beiden sollten konstant bleiben
Hypophosphatämie (<0,84mmol/l): durch Verschiebung, mangelnde Aufnahme, Medis, renale Verluste
leichte Hypophosphatämien sind häufig in Klinik
schwere eher seltener (bei Mangelernährung, Alkoholmissbrauch, Profisportlern, intensivpatienten)
ab <0,6mmol/l Indikation für Entwicklung des Refeeding-Syndroms
Hyperphosphatämie (>1,45mmol/l): durch akute oder chronische Niereninsuffizienz, Ca + aktives Calcitriol wird vermindert (v.a. für PAtienten mit DM, renaler Vorschädigung, Herzinsuffizienz gefährlich)
Refeeding-Syndrom: schwerwiegende Verschiebung des Elektrolyts- und Flüssigkeitshaushaltes bei schwer unter- oder mangelernährten nach zu rascher Wiederaufnahme von Nahrung (oral, enteral, parenteral)
Glc führt zu Ausschüttung von Insulin und Verschiebung der Elektrolyte vom EZR in IZR, Bedarf an B1 steigt weiter an obwohl meist Mangel aufgrund des Zustands besteht
Folgen: Herzversagen, Atemstillstand, Ödeme, Krämpfe nach 2-4 Tagen
—> langsamer Kostaufbau und engmaschige Kontrolle der Elektrolyte!
Welche Laborparameter bei Mangelernährung sind im Bezug auf die Niere relevant?
glomeruläre Filtrationsrate
Kreatinin
Harnstoff
Cystatin C
Harnsäure
Was ist die glomeruläre Filtrationsrate und ab wann besteht eine Störung?
beschreibt das von den Glomeruli der Nieren filtrierte Plasmavolumen, dient zur Stadieneinteilung bei chronischer Niereninsuffizienz
Beginn: arterielle Hyperotonie
mittelgradig: sek. Hyperparathyreoidismus
schwer: renale Anämie, Azidose, Appetit vermindert
präterminale/terminale Niereninsuffizienz (GFR <15ml/min): Hyperkaliämie, Hyperphosphatämie, Urämie, Überwässerung, Dialysepflicht!
—> je fortgeschrittener, desto höher ist Risiko für Mangelernährung
Inulin als Goldstandard (Marker), Durch Kreatinin-Clearance ermittelt (soll: 120ml/Minute)
Was ist Kreatinin + Harnstoff und ab wann besteht eine Störung?
Kreatinin:
Abbauprodukt des Kreatins aus Muskel
zur Beurteilung des GFR
steigt wenn GFR um 50% reduziert ist, normaler KKreatininwert schließt leicht eingeschränkte Niereninsuffizienz nicht aus!
Harnstoff:
Abbauprodukt im Proteinstoffwechsel
steigt wenn GFR <75%, nur bedingt zur Beurteilung der Nierenfunktino geeignet (Abhängig von Proteinzufuhr und Stoffwechsellage)
Zur Beurteilung der Proteinzufuhr bzw. -stoffwechsels kann Harnstoff/Kreatinin-Quotient ermittelt werden, vermindert ab <25mmol/l oder <20mg/dl (= geringe Proteinzufuhr, KAchexie, Leberzirrhose)
Zunahme kann aber auch durch KAtabolsimus von Proteinen bedingt sien
Was ist Cystatin C?
Cystatin C:
empfindlicherer Marker für GFR als KReatinin, Bestimmung it aber aufwendiger (keine Routine!)
Indikation wenn:
vermutete mäßige Einschränkung der GFR
Kinder, Personen >70
Verdacht auf akute Niereninsuffizienz
Monitoring der Nieren nach Transplantation
Kontrolle der Nierenfunktion bei Therapie mit Zytostatika
Was ist Harnsäure und ab wann besteht eine Störung?
Bestimmung bei:
Diagnose/Verlauf von Gicht (Unterscheidung von Nierensteinen)
Kontrolle bei Krankheiten die mit erhöhten Werten einhergehen (DM, Fettstoffwechselstörungen…)
während Chemo
während Fastenkur
je höher die Konz. desto höher ist Risiko für Nierenerkrankungen, chronische Gicht, Gichtanfall
Hypourikämie nicht gefährlich
Was sind Laborparameter bei Inflammation?
Inflammation: Systemische Entzündungsreaktionen
Akute Phase PRoteine steigen bei Inflammation (Ferritin)
Anti-Akute Phase PRoteine sinken (Albumin, Transferrin)
wichtige Parameter:
C-reaktives Protein (Akut-Phase Protein), steigt bei akuten und chronischen Entzündungen
unspezifischer Marker, Anstieg korreliert mit Ausmaß der Inflammation
Procalcitonin, steigt nicht bei chronischen Entzüdnungen, Virusinfekten und Autoimmunprozessen
Was sind Laborparameter für den Proteinstatus?
v.a. Albumin und Cholesterinesterase (Synthese in LEber)
Kombination mit Lebwerwert ALT o. GPT zur Differenzialdiagnose (z.B. Proteinmangel wenn ALT ok aber die beiden anderen nicht)
Albumin (Anti-Akute Phase Protein):
macht 50-60% des Eiweißanteils im Blut aus, v.a. zur Aufrechterhaltung des kolloidosmotischen Drucks und zur Bindung/Transport zahlreicher Substanzen
Bestimmung zur Beurteilung von Lebererkrankungen, Ödeme, Ernährungsstatus
wird durch viele Faktoren beeinflusst, Interpretation vorsichtig und in Kombi mit CPR-Konz.
Cholinesterase
spaltet Cholesterinester
sinkt bei Leberschäden (gehen mit verminderter Proteinsynthese einher) —> MArker für Syntheseleistung und Funktionsfähigkeit der Leber
Wann liegt eine Störung des Eisenstoffwechsels vor?
häufigste Mangelernährung, liegt v.a. als Hämeisen (70%) und Depoteisen (18%) vor
Ursachen:
verminderte Aufnahme (Ernährung oder Erkrankungen)
erhöhter Bedarf
Verluste
Es gibt 3 Stadien des Eisenmangels:
1 (Speichereisenmangel): Ferritin gesenkt, Hb, MCV und MCH normal
2 (eisendefizitäre Erythropoese): Hb normal, MCH + CHr + Ferritin gesenkt, sTfR erhöht
3 (Eisenmangelanämie): Hb, MCH, MCV, CHr gesenkt
neben absoluten Eisenmangel gibt es funktionellen Eisenmangel (Körper besitzt ausreichend kann ihn aber nicht verwerten z.B. bei entzündlichen/malignen Prozessen)
Therapie oral oder parenteral, oral 3-6 Monate mit 50-100μg/l
Was sind Parameter des Eisenstoffwechsels?
Was sind Laborparameter für Vitamine?
Bestimmung aus Serum sehr fehleranfällig, besser Bestimmung durch Ernährungsgewohnheiten
relevante Vitamine aus Serum: B12, Folat, D
Was sind die Kernpunkte bei einer Ernährungstherapie bei Krebs, wie ist die Prävalenz?
an Energie- und Proteinbedarf angepasst ernähren
Vermeidung von Mangelernährung, Kachexie und Sarkopenie
Vermeidung der Gewichtstzunahme bei hormonabhängigen Tumorarten
frühzeitiger Beginn der integrativen eRnährungsversorgung parallel zur Antitumortherapie
am häufigsten sind Brust-, Prostata-, Dickdarm- und Lungenkrebs
Wie erfolgt die Klassifikation und Stadieneinteilung von Tumorerkrankungen?
internationale Klassifizierung nach UICC:
Einschätzung ist hilfreich für Ausmaß und Ausdehnung der Erkrankung, Prognose, Überlebensdauer, Risikoeinschätzung für MAngelernährung, Erfolg der Ernährungstherapie
Stadien I-IV, Einteilung beruht auf TNM-Klassifikation:
T0-T4: Größe und Ausdehnung des Primärtumors
N0-N3: Fehlen oder Vorhandensein eines Lymphknotenbefalls
M0 oder M1: Fehlen oder Vorhandensein von Fernmetastasen in anderen Organen (inkl. Nennung des befallenen Organs)
Was ist das medizinische Therapieziel bei Krebserkrankungen?
um Ziel zu definieren vorab: Grundsatzfragen (Allgemeinzustand, Diagnose, Tumorstadium, verfügbare Behandlungsoptionen
Ziel ist Heilung bzw. Lebensverlängerung unter Wahrung der Lebensqualität (bei palliativer Therapie)
Ernährungstherapie wirkt supportiv, hat aber keinen antineoplastischen Effekt
neoadjuvante Chemo- oder/und Strahlentherapie vor der OP (um Tumor zu verkleinern) und adjuvante (unterstützende) Therapie nach Tumor OP zur Zerstörung von Mikrometastasen (z.B. Chemo-, Hormon-, Immun- und Strahlentherapie)
Wie erfolgt das Therapieverfahren bei Krebs?
je nach Art und Ausdehnung kommen verschiedene Therapieverfahren zum Einsatz (Operation, Strahlentherapie, Chemotherapie, zielgerichtete Therapien, Hochdosis-Chemotherapie und Stammzelltransplantation)
OPs: Heilungschance ist gut wenn Tumor operativ entfernt werden kann, Ernährungsanpassungen nach OPs im Kopf-Hals-Bereich
Chemo:
Chemotherapeutika oder Zytostatika wirken im ganzen Körper (Intervalle, damit gesunde Zellen regenerieren können)
meist in Kombi
Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö, Mukositis
Strahlentherapie (Radiotherapie):
wirkt lokal an bestrahlter Körperstelle, entstehung von freien Radikalen
keine Einnahme von Antioxidantien durch Nahrungsergänzungsmittel ohne nachweislichen Mangel
Mukositis, Stomatitis, Geschmacksveränderungen/-verlust, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Müdigkeit, Fieber, Appetitlosigkeit —> enterale Ernährung bei Mukositis oder Dysphagie und vorbestehender Mangelernährung
zielgerichtete Therapien:
gezielte Blockade zellulärer oder extrazellulärer Strukturen (unterbinden Signale zum Wachstum + Durchblutung, Sichtbarkeit für IS wird erhöht durch neuartige CAR-T-Zellen aus Reagenzglas)
spezifische Nebenwirkungen, die Ernährungszustand verschlechtern können
Hochdosis-Chemotherapie und Stammzelltransplantation:
IS wird währenddessen zerstört (z.B. bei Therapie von Leukämien)
Beachtung einer keimarmen Ernährung, bei geschwächtem IS!
Wie kann das Risiko für eine MAngelernährung bei Krebs eingeschätzt werden?
ungewollter Gewichtsverlust (bei 75%) tritt schon im frühen Krankheitsverlauf auf —> Bereits zum Zeitpunkt der Diagnose können Mangelernährung, Anorexie oder Gewichtsverlust vorliegen
20-25% sterben an Folgen der Mangelernährung und Tumorkachexie, nicht an Tumor selbst
Zur Risikobeurteilung und Diagnose haben internationale Fachgesellschaften die GLIM-Kriterien für Mangelernährung erarbeitet:
Schritt 1: Identifizierung des Risikos für MAngelernährung mit einem validierten Screeningtool (z.B. NRS-2002 in Kliniken, SGA in Ambulanzen)
Schritt 2: Bestätigung der Diagnose Mangelernährung anhand von je mind.:
1 phänotypischen Kriterium (Gewichtsverlust von >5% in letzten 6 Monaten, >10% in >6 Monaten, niedriger BMI (<20 bei <70 JAhren, <22 bei >70), red. Muskelmasse
1 ätiologischen Kriterium (unzureichende Nahrungsversorgung durch verringerte Aufnahme (<50% des Bedarfs >1 Woche, Reduktion für >2 Wochen), chronische gastrointestinale Malassimilation, akute Erkrankung/Verletzung oder systemische Inflammation
Was können die Ursachen von Mangelernährung bei Krebs sein?
Welche Kachexieformen gibt es?
Multifaktorielle Ursachen
Grundsätzlich: unzureichende Energie- und Nährstoffversorgung, metabolische Veränderungen (v.a. systemische Inflammation) die zur Katabolie führen
unzureichende Essmenge durch Erkrankung oder Therapie und Begleiterscheinungen, soziae Aspekte (Bei Älteren Versorgung), Alkohol, Drogen
—> “Mangelernährung” ist Begriff für alle Formen, “Kachexie” gilt für wesentliche Beteiligung von katabolen Stoffwechselveränderungen
tumorbedingte Kachexie: chronische Entzündungsreaktion (Folge ist Abbau von Protein und Fett), hohe Stoffwechselaktivität (höherer Energieumsatz, wenig Appetit und Hunger), Funktionsstörungen des Gastrointestinaltrakts (frühe Sättigung, schlechtere Absorption)
Präkachexie: beginnender Gewichtsverlust <5%, Anorexie, erste metabolische Veränderungen
Kachexie: Gewichtsverlust >5% oder BMI <20 und Gewichtsverlust >2% oder Sarkopenie und Gewichtsverlust >2%, häufig reduzierte Nahrungszufuhr und systemische Inflammation
therapierefraktäre Kachexie: variable Grade der Kachexie, Zeichen des aktiven Katabolismus trotz Ernährungsintervention, progredienter Gewichtsverlust, schlechter Performance Status, Lebenserwartung <3 Monate
—> Ernährungstherapie ist in der Präkachexie am effektivsten, Sinn und Nutzen invasiver Ernährungstherpaie im Verlauf überprüfen (Lebensqualität!)
Ausmaß der Kachexie durch Glasgow Prognostic Score (mGPS), nicht durch einzelne Laborparameter!
Wie ist die prognostische Relevanz von Mangelernährung bei Krebs?
höhere Komplikationen und schlechteres postoperatives Outcome, erhöhte Toxizität der Antitumortherapie mit schlechterer Verträglichkeit, längere KH Verweildauer, Lebensqualität sinkt
—> Schwere der Mangelernährung als unabhängiger prognostischer Faktor für kürzeres Überleben
höherer BMI und geringer Gewichtsverlust verlängern die Überlebensdauer
Was sollte bei der Ernährungstherpaie bei Krebs als erstes beachtet werden?
Zunächst standardisierte Erfassung des Ernährungszustandes
wichtig ist frühzeitige Integration in das onkologische Behandlungskonzept
Screening des Ernährungszustandes ist obligat
Checkliste für Ernährungsberatung:
Diagnosen (TNM-Klassifikation), Operationsberichte, ernährungsrelevante Nebendiagnosen (DM, Niereninsuffizient, Intoleranzen)
Therapieziel (kurativ/palliativ), -dauer
Medis (Chemotherapeutika, Laxantien, Steroide…)
mögliche Nebenwirkungen und Symptome —> Ursachen/Risiken für Mangelernährung/Gewichtsverlust/unzureichende Energie- und Proteinzufuhr erfassen und priorisieren:
Entzündungen der Mundschleimhaut, Mukositis, Stomatitis
Kau- und Schluckbeschwerden, Dysphagie
Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö, Verstopfung, Bauschmerzen, Schmerzen
Appetitlosigkeit, vorzeitige Sättigung, Völlegefühl
Geruchs- und Geschacksveränderungen
Aversionen
Fatigue (chronische Erschöpfung)
BZ-Schwankungen (unter Cortisontherapie)
Ödeme, Aszites
Dyspnoe, Angst
Laborparameter (z.B. Inflammation: C-reaktives Protein, Serumalbumin, BZ, Anämiediagnostik, Elektrolyte, Leber- und Nierenfunktionsparameter)
Ernährungszustand: Screening auf Mangelernährung, lebenslanger Gewichtsverlauf
Assessment: Nahrungszufuhr (qualitativ, quantitativ, inkl. sozioökonomischer Faktoren), Körperzusammensetzung (BIA, Anthropometrie, Hydratationsstatus), Muskelmasse/Funktion
—> Nach auffälligem Screening ausführlichers Assessment und danach Ernährungsinterventionen
Was sind die Ziele der Ernährungstherapie bei Krebserkrankten?
Verbesserung und Stabilisierung von:
Ernährungszustand
körperliche Leistungsfähigkeit
Stoffwechsel
Verträglichkeit antitumoraler Therapien
Lebensqualität
Krankheitsverlauf
Wie ist der Energie- und Nährstoffbedarf bei Krebskranken?
weicht nicht grundsätzlich von dem Gesunder ab, Abschätzung durch Schätzformeln oder Ruheenergieverbrauch multipliziert mit PAL liefern Anhaltspunkte (falls keine Daten durch indirekte Kalorimetrie vorhanden sind):
Energiezufuhr: 25-30kcal/kg KG/Tag bzw. Ruheenergieverbrauch * PAL 1,3
—> je nach Tumorlokalisation und Art der Ernährung (oral, parenteral, enteral) kann es höher (z.B. enteral, Lungen-, Kopf- oder Halstumore) oder niedriger (z.B. parenteral) sein
Proteinzufuhr: 1,2-1,5 (bis zu 2)g/kg KG/Tag
—> Bedarf ist erhöht (v.a. bei Mangelernährung)
Fettgehalt: bis zu 50% En
—> Portionsgrößen können kleiner gestaltet werden (wichtig bei Anorexie und vorzeitige Sättigung)
Wie sollte die Ernährungstherapie bei Krebs aufgebaut sein?
orientiert sich am Stufenschema der Mangel- und Unterernährung
orale Ernährung so gut es geht optimieren zum Erhalt der Lebensqualität (ergänzend künstliche Ernährung)
Sie beinhaltet:
Evaluation und Therapie der Ursachen
diätetisch gestützte Optimierung der oralen Aufnahme (energie- und proteinreich, Beratung nach dem Nährstoffdichteprinzip)
Anreichern der Mahlzeiten mit natürlichen Energie- und Proteinlieferanten oder Supplementen
Einsatz von Trinknahrung (Einstieg künstliche Ernährung), ggf. enterale oder parenterale Ernährung als Ergänzung, Zuletzt ausschließlich künstlich (z.B. bei kompletten Stenosen im oberen Gastrointestinaltrakt oder Ileus)
Während Antitumortherapien das Nebenwirkungsspektrum beachten, Anpassung der Kostform mit Patienten (Mahlzeitengröße, -frequenz…) und regelmäßig evaluieren
evtl. künstliche Ergänzung mit Trinknahrung, oder klinischer Ernährungstherapie
Wie kann bei Symptomen von Krebskranken entsprechend interveniert werden?
Bei Übelkeit und Erbrechen: Einnahme von Antiemetika, Flüssigkeits- und Elektrolytverluste ausgleichen (Ursache durch Chemotherapie, Bestrahlung)
Bei Durchfall ist Ursachenfindung schwierig, meist durch Antibiotika oder Antitumormedikamenten (fälschlicherweise werden meist Trinknahrungen oder enterale Ernährung vermutet)
stopfende LM bringen meist nicht ausreichende Besserung —> Medis nötig (z.B. Loperamid), auf richtige Dosis und Einnahme achten (z.B. bei Pankreasenzymen)
Flohsamenschalen und Apfelpektine bei leicht flüssiger Diarrhö und Inkontinenz
Wie sollte der Ernährungszustand vor der OP (Perioperativ/präoperativ) sein?
Bei schwerem metabolischen Risiko ist ein optimierter Ernährungszustand dem Zeitpunkt der OP vorrangig (auch wenn OP deshalb verschoben werden muss)
Für Ernährung nach großen Eingriffen gelten spezifische Empfehlungen (Kopf-Hals-Tumore, viszeralchirurgische Eingriffe wie Gastrektomie…)
Wie werden Krebsdiäten und Nahrungsergänzungsmittel bewertet?
Aktuell gibt es keine Krebsdiät, deren Wirkung wissenschaftlich belegt ist
kritisch betrachten, Diäten die LM Auswahl einschränken sind schädlich bei (drohender) Mangelernährung —> Risiko für Mangelernährung und Unterversorgung steigt bei Einschränkung
—> offen und sensibel mit dem Thema umgehen, damit Patienten eine Diät nicht verschweigen
Empfehlungen für Mikronährstoffe sind die gleichen wie für gesunde, versuchen über Ernährung zu decken
evtl. Trinknahrungen als Ergänzung
Wenn mangel an Mikronährstoffen durch ungünstige LM Auswahl besteht evtl. Multivitamin- und Multimineralstoffsupplement erwägen (Dosis: 1- bis 3-fache Tagesmenge), auch während Antikrebstherapien möglich
keine hochdosierten Antioxidantien, mögliche Wechselwirkungen mit Antitumortherapie
—> Supplemente nur bei nachgewiesenem Mangel, keine präventive Einnahme
Was sollte bei künstlicher Ernährung bedacht werden?
Indikation wenn orale und oral bilanzierte Trinknahrung Zustand nicht verbessern/stabilisieren —> Nutzen sollte Nachteile überwiegen + Einwilligung des Patienten!
Einsatz perkutaner Sonden im häuslichen Bereich (PEG, Gastrotube, Button), sonst enterale Ernährung vorziehen (>4 Wochen durch nasogastrale Sonde)
Wahl der Sondennahrung und Therapieadhärenz sind ebenfalls wichtig (Hochkalorische und proteinreiche Produkte vorziehen um adäquate Menge zu erreichen)
Engmaschiges Monitoring bei parenteraler Ernährung: Risiko infektiöser Komplikationen!
—> generell gilt: Wann immer möglich und gewünscht sollte das Essen und Trinken beiebhalten werden (Nicht wegen Nährstoffdeckung sondern v.a. Erhalt der Lebensqualität!)
Palliative Ernährung: Stillen von Hunger und Durst
wenn Lebensdauer <3 Monate ist kann keine Ernährungstherapie den Katabolismus umkehren, eher im Gegenteil zu Nachteilen führen
Angehörige und Patient vom Gedanken “Essen müssen” entlasten
Wie sollte die körperliche Aktivität bei einer Krebserkankung gestaltet werden?
Aktivität senkt Risiko für Entstehung (20-30%) und für das Rezidivrisiko (30-50%)
Antikrebstherapien fördern meist Sarkopenie (meist Verluste bis zu 1,4kg Muskulatur/Woche
Sport und gezieltes Muskeltraining, auch Verbesserung von Fatigue, Ängste, Depression, Lebensqualität
ist in jeder Phase möglich, mind. 2-3x/Woche über mind. 8-12 Wochen
Intensität individuell wählen, mind. moderat anstreben
—> Aktivität ist zur Prävention und während der Therapie empfehlenswert!
Wie erfolgt die Prävention von Krebs und die Rezidivprophylaxe?
hohes Risiko für beides bei Adipositas und Übergewicht
Verzehr von Vollkornprodukten und Ballaststoffen, Obst, Bohnen, nicht stärkehaltiges Gemüse schützt!
starke Evidenz von Ballaststoffen und Vollkornprodukten zum Schutz vor Kolorektalkrebs
Ballaststoffe senken Risiko für Gewichtszunahme, Übergewicht, Adipositas
Verzehr von rotem und verarbeitetem Fleisch ist mit starker Evidenz Ursache für Kolorektalkrebs, selbst bei geringer Zufuhr: 350-500g/Woche empfohlen
toxische Substanzen sind mit Krebsentstehung verbunden: Arsen, Alkohol, Nikotin, Nitrat, Aflatoxine
Zusammenfassend:
körperliche Aktivität steigern
abwechslungsreiche ausgewogene pflanzebetonte Ernährung nach 10 Regeln
Minimieren von Alkohol und Nikotin
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