Psychodynamische Therapieansätze - Begriffsklärung
• Oberbegriff für verschiedene, aus der Psychoanalyse hervorgegangene Therapieformen
• z.B. Psychoanalyse und tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
• Fokus liegt auf unbewussten Aspekten des Selbst, die sich in der therapeutischen Beziehung manifestieren und diese beeinflussen
—>werden sichtbar und bearbeitbar in der Therapie
1. Topisches Modell der Psyche nach Freud
—> Psychodynamiken innerhalb des Selbst (vorallem zwischen unbewusstem und bewusstem)
2. Topisches Modell der Psyche nach Freud („2. Topic“)
Psychoanalytische Konflikttheorie
„Triebe und Anforderungen der Realität wirken gegensätzlich. Psychische Störungen entstehen, wenn eine gesunde Kompromissbildung misslingt. Der Kompromiss zeigt sich dann als Symptom.“ (Freud)
• Aufdeckung und Auflösung von Konflikten und unbewussten Motiven
—> Bewusstmachen dieser Konflikte zentral
Psychodynamische Therapieansätze
• unterschiedliche Theoriemodelle, Konzepte und Begriffe
Gemeinsamkeiten psychodynamische Therapieansätze
• Unbewusste Konflikte (Ursache liegt in der Vergangenheit)
• Fokus auf Kindheit
• Fokus auf Beziehung
Annahme
• Vergangene Konflikte bedingen gegenwärtige Störung
Ziel der Therapie
• Aufdeckung (Bewusstmachung) und Auflösung von Konflikten und unbewussten Motiven
Psychoanalytische Therapie - Freuds Kernannahmen vs heutige Forschungsergebnisse
Psychoanalytische Therapie ist nicht = „Freud“
- Diversifizierung der Psychoanalyse
- Angepasst und wandlungsfähig
- Früher wurde Forschung abgelehnt, heute wird sie als wichtig anerkannt
Wie können unbewusste Gedanken, Impulse und Fantasien bewusst gemacht werden?
Freie Assoziation
„Legen Sie sich hin und entspannen Sie sich. Sagen Sie, was auch immer Ihnen spontan in den Sinn kommt, ohne es zu bewerten.“
—> unmöglich dies tatsächlich zu schaffen, aber der versuch Themen bewusstzuwerden
Psychodynamische Therapie in Deutschland
• die verschiedenen psychodynamischen Behandlungsansätze werden in Deutschland vom wissenschaftlichen Beirat berufsrechtlich als ein Verfahren angesehen
• Von den Kostenträgern sind sozialrechtlich die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und die analytische Psychotherapie anerkannt
Psychotherapeutische Behandlungen nach Verfahren (gesamt)
Psychotherapeutische Behandlungen nach Verfahren (PP/ KJP/ ÄP)
Vorgehen in psychodynamischen Therapien
Allgemeines Vorgehen:
1. Fokus auf Affekt und Ausdruck von Emotionen: Exploration der Emotionen des Patienten; Hilfe zur Beschreibung problematischer oder widersprüchlicher Gefühle; emotionale Einsicht vs. intellektuelle Einsicht
2. Explorieren von Abwehr und Widerstand (ähnlich Vermeidungstendenzen in der Verhaltenstherapie)
3. Identifizieren wiederkehrender Themen und Muster bei Gefühlen, Gedanken, Selbstkonzept, Beziehungen und Lebenserfahrungen
Charakteristika psychodynamischer Therapie (2)
4. Einbezug vergangener Erlebnisse: Fokus auf dem Einfluss früherer Erfahrungen auf aktuelles psychisches Erleben
5. Fokus auf interpersonelle Beziehungen (Objektbeziehung und Bindung): Beziehungsmuster und -erfahrungen als wichtiger Aspekt psychischer Schwierigkeiten
6. Einbezug der Therapiebeziehung (Übertragung und Gegenübertragung): wiederkehrende Muster in Beziehungen zeigen sich in der therapeutischen Beziehung → in vivo-Bearbeitung möglich
Psychoanalytische Therapie
• Bearbeitung unbewusster früher Konflikte („Triebkonflikte“ „Ichstrukturelle Defizite“)
• Förderung regressiver Prozesse
• Konzentration auf der Wiederholung alter Beziehungserfahrungen aus der Kindheit
• Bearbeitung von Übertragungsphänomenen (Sehr viel stärker als bei anderen (Psychodynamischen)TP-Verfahren
Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
• Aufdeckung und Bearbeitung unbewusster Konflikte durch freie Assoziation und Einsicht in unbewusste Prozesse
• Bezug unbewusster Konflikte auf gegenwärtige Probleme (deutlich mehr als in der Analyse)
• Mehr aktive Techniken im Vergleich zu psychoanalytischen Therapie (Therapeut*in ist deutlich aktiver)
• Keine Förderung regressiver Prozesse und auf Kindheit verweisende Übertragung
Psychoanalytische vs. tiefenpsychologische Therapie
TP: Therpauet bringt sich viel mehr ein, deutlich strukturierter
Psychodynamische Therapie – Techniken
Abstinenz
Gleichschwebende Aufmerksamkeit
Technische Neutralität
Übertragung
Gegenübertragung
Klären
Konfrontieren
Deuten
• Verzicht des Analytikers auf die Erfüllung eigener Bedürfnisse,
Wünsche
• Gleichwertige Aufmerksamkeit des Analytikers ggü. allen Assoziationen
des Analysanden
• Analytiker bewertet nicht religiöse, moralische oder gesellschaftliche
Fragen und offenbart nicht seine persönlichen Ansichten
• Analysand soll alles was ihm durch den Kopf geht ohne Bewertung
aussprechen
• Unbewusste Wiederholung vergangener Beziehungserfahrungen des Patienten in der Beziehung zum Therapeuten
• Soll durch Übertragungsdeutungen bewusst werden
• Bewusste und unbewusste Reaktionen des Analytikers auf den
Analysanden
• Nachfragen, Zusammenfassen, Ordnen des Materials
• Erfragen der Gefühle, Gedanken, Impulse
• Analytiker weist Analysanden auf konflikthafte, widersprüchliche Aspekte, Diskrepanzen zwischen verbalem und nonverbalem Verhalten oder Widerstände hin
• Analytiker „übersetzt“ Äußerungen und Interpretationen des Analysanden in ihre unbewussten Vorläufer
• Analytiker stellt Verbindungen zwischen manifestem Erleben und Verhalten und unbewussten Wünschen, Motiven, Gefühlen her
• Nutzt dafür alle verfügbaren Informationsquellen
• Deutungen sind Hypothesen
Durcharbeiten
• wiederholtes Klären, Konfrontieren, Deuten zur Überwindung der
Widerstände des Analysanden
Manualisierung psychodynamischer Therapien
Nicht alles so frei, wie man zunächst denkt. Auch Sturkturiertere manuale, welche sich auch besser evaluieren lassen
Psychodynamische Therapien bei Kindern und Jugendlichen
• Erfolgen auf der Ebene des Erlebens.
• Spieltherapie wichtigster Zugang zum Unbewussten des Kindes
• Nutzen von Symbolspielen und Rollenspielen z.B. mit Puppen zur Darstellung bewusster und unbewusster Erlebnisse und Konflikte
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