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Fragen 6. Semester

MN
by Malin N.

Beschreiben Sie die pathophysiologischen Vorgänge bei einer Peritonitis

Die Peritonitis ist eine Entzündung des Bauchfells (Peritoneum), meist ausgelöst durch das Eindringen von Bakterien oder chemischen Reizstoffen in die Bauchhöhle. Häufige Ursachen sind Perforationen von Hohlorganen (z.B. Appendizitis, Ulkus, Divertikulitis), seltener postoperativ, durch Dialyse oder hämatogene Streuung.

Pathophysiologisch reagiert das Peritoneum als großflächiges, gut durchblutetes und immunaktives Organ mit einer massiven Entzündungsreaktion:

1. Freisetzung von Entzündungsmediatoren:

Zytokine, Prostaglandine und Histamin werden aktiviert. Diese erhöhen die Gefäßpermeabilität im Bereich des Bauchfells.

2. Exsudation von Flüssigkeit:

Durch die gesteigerte Permeabilität tritt Eiweiß- und Flüssigkeitsreiches Exsudat in die Bauchhöhle aus. Bei einer Peritonitis können mehrere Liter Flüssigkeit in die Peritonealhöhle verloren gehen, obwohl keine äußere Blutung vorliegt.

3. Paralytischer Ileus:

Die Entzündung führt reflektorisch zum Stillstand der Darmmotilität. Der paralytische Ileus verschlimmert die Problematik durch Gas- und Flüssigkeitsstau im Darm.

4. Systemische Reaktion:

Die lokale Entzündung kann in eine systemische Inflammationsreaktion (SIRS) übergehen. In Kombination mit der dritten Flüssigkeitsverschiebung resultiert eine Hypovolämie, die zum hypodynamen Schock führen kann. Bakterielle Toxine können zusätzlich einen septischen Schock auslösen.

Klinische Zeichen:

• Starke, diffuse Bauchschmerzen

• Abwehrspannung („brettharter Bauch“)

• Fieber, Tachykardie

• Hypotonie durch Volumenverlust

• Übelkeit, Erbrechen

• Darmgeräusche stark reduziert (paralytischer Ileus)

Beschreiben Sie die Pathophysiologie eines Schädel-Hirn-Traumas und die Entwicklung sekundärer Hirnschäden

Das Schädel-Hirn-Trauma (SHT) führt initial zu einer primären Schädigung des Gehirns durch direkte mechanische Gewalteinwirkung (z.B. Kontusion, Commotio, Scherkräfte mit diffuser axonaler Verletzung oder intrakranielle Blutungen).

Die sekundären Hirnschäden entstehen zeitlich verzögert durch pathophysiologische Prozesse, die durch die primäre Verletzung ausgelöst werden. Diese sind entscheidend für die Prognose und das therapeutische Management:


• Hirnödem:

Sowohl zytotoxisches (zelluläre Schwellung durch gestörte Ionenpumpen) als auch vasogenes Ödem (durchlässige Blut-Hirn-Schranke) erhöhen das intrakranielle Volumen.


• Intrakranielle Drucksteigerung (ICP↑):

Das starre Schädelvolumen kann keine Volumenzunahme kompensieren. Der steigende ICP führt zu einer Reduktion des zerebralen Perfusionsdrucks (CPP = MAP – ICP), wodurch die Hirndurchblutung sinkt → Gefahr der globalen Ischämie.


• Ischämie und Hypoxie:

Durch verminderte Perfusion kommt es zu Sauerstoffmangel im Hirngewebe, was eine Energiebereitstellung verhindert und neuronalen Zelltod auslöst.


• Intrakranielle Blutungen:

Subdural-, Epidural- oder intracerebrale Hämatome können sich ausdehnen und zusätzlichen Druck verursachen.


• Störung der Autoregulation:

Die Fähigkeit des Gehirns, den Blutfluss konstant zu halten, geht verloren, wodurch Schwankungen im systemischen Blutdruck direkt auf die Hirndurchblutung wirken.


• Neuroinflammation:

Entzündliche Prozesse verschlechtern die Gewebeschädigung durch Freisetzung von Zytokinen und freien Radikalen.


• Krampfanfälle:

Erhöhte neuronale Erregbarkeit kann posttraumatisch epileptische Anfälle auslösen, was den Sauerstoffbedarf des Gehirns weiter steigert.


• Gefahr der Herniation (Einklemmung):

Bei weiterem Druckanstieg werden Hirnstrukturen (z.B. Truncus cerebri) verdrängt, was zu Koma, Atemstillstand und Tod führen kann.

Beschreiben Sie die pathophysiologischen Mechanismen einer Anaphylaxie mit Atemnot

Die Anaphylaxie ist eine akute, systemische Überempfindlichkeitsreaktion vom Typ I (IgEvermittelt), die durch den Kontakt mit einem Allergen (z.B. Insektenstich, Nahrungsmittel, Medikamente) ausgelöst wird. Dabei binden die Allergene an spezifische IgE-Antikörper, die auf Mastzellen und Basophilen sitzen. Diese Zellen degranulieren und setzen große Mengen an Mediatoren wie Histamin, Leukotriene, Prostaglandine und Bradykinin frei.


Diese Mediatoren bewirken:

• Vasodilatation → führt zu einem massiven Abfall des systemischen Gefäßwiderstands und damit zu Hypotonie bis hin zum distributiven Schock.

• Erhöhte Gefäßpermeabilität → Plasma tritt in das Gewebe aus, was zu Ödemen und weiterem Volumenverlust im Kreislauf führt.

• Bronchospasmus → Kontraktion der glatten Muskulatur der Bronchien verursacht eine akute, teils lebensbedrohliche Atemwegsobstruktion.

• Schleimhautödeme → Besonders kritisch ist das Kehlkopfödem (Glottisödem), das zu Stridor und kompletter Atemwegsverlegung führen kann.

• Stimulation der Schleimproduktion → Verstärkt die Atemwegsobstruktion zusätzlich.


Die Kombination aus Bronchokonstriktion, Schleimhautödemen und vermehrter Sekretion führt zu einer hochgradigen Atemnot. Zudem wird die Oxygenierung durch die gestörte Ventilation verschlechtert, was zu Hypoxie führt.

In schweren Fällen spricht man von einem anaphylaktischen Schock, der durch die Kombination aus Kreislaufversagen und Atemwegsobstruktion charakterisiert ist.

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Malin N.

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