Warum ist eine kontinuierliche Anpassung für Bäume über ihre Lebensdauer hinweg notwendig?
Bäume sind sessile (ortsgebundene) und langlebige Organismen
Sie sind ständig wechselnden Umweltbedingungen ausgesetzt, z. B.:
Temperaturschwankungen (Früh-/Spätfrost, Hitzewellen)
Niederschlag (Regen, Schnee)
Mechanischer Stress (Wind, Schnee, Eis)
Veränderungen in der atmosphärischen Zusammensetzung
Daher müssen sie sich über ihre gesamte Lebensspanne hinweg kontinuierlich anpassen
Wie lösen Bäume das Problem der Langlebigkeit und Sessilität?
Bäume besitzen ein vergleichsweise großes Genom
Hinweise auf eine hohe genetische Diversität
auf Baum-Level:
Hohe phänotypische Plastizität
anatomische, morphologische und physiologische Anpassungen als Reaktion auf Umweltveränderungen
Beispiele:
Sonnen- und Schattenblätter
Windfahnen an Baumkronen bei einseitiger Windbelastung
Flachwurzelbildung bei ungünstigen Bodenverhältnissen
Genotyp vs. Phänotyp
site = Standort
Umwelt- und genetische Faktoren bestimmen gemeinsam den Phänotyp eines Baumes
Was versteht man unter phänotypischer Plastizität bei Bäumen?
Was versteht man unter genotypischer Variabilität bei Bäumen?
phänotypische Plastizität:
Form der modifikatorischen Anpassung an Umweltbedingungen
langfristig wirksam und meist nicht rückgängig zu machen
besonders wichtig für ortsgebundene und langlebige Gehölze
in natürlicher Umgebung sind keine 2 Bäume gleich
Beispiel: Sonnen-/Schattenblätter
genotypische Variabilität:
Ergebnis von Selektion und daher vererbbar
verschiedene genetische Strukturen, angepasst an lokale Umweltbedingungen
Beispiel: Schattenverträglichkeit bestimmter Baumarten
Phänotypische Plastizität vs. Genotyp-Umwelt-Interaktion (G×E)
Phänotypische Plastizität
= Reaktionsnormen sind parallel, d. h. die beiden Genotypen reagieren ähnlich auf eine Umweltveränderung.
Genotyp-Umwelt-Interaktion (G×E)
= Genotypen reagieren unterschiedlich stark oder sogar entgegengesetzt auf Umweltveränderungen – oder einer reagiert, während der andere unbeeinflusst bleibt.
Die Diagramme zeigen:
Links: Beide Genotypen (rot, blau) verändern sich ähnlich – typische phänotypische Plastizität.
Mitte: Genotypen reagieren gegensätzlich – klassische G×E-Interaktion.
Rechts: Nur einer reagiert, der andere bleibt konstant – auch G×E-Interaktion.
Welche Pflanzenmaterialien werden von Baumschulen verwendet?
Genetisch heterogenes Pflanzenmaterial
Sämlinge: Pflanzen, die aus Samen gezogen werden, d. h. Wildpflanzen (unterschiedliche Genotypen)
Genetisch homogenes Pflanzenmaterial
Klone: Pflanzen innerhalb eines Klons sind genetisch identisch – von der Wurzel bis zum apikalen Meristem
Sorten/Kultivare: Kultivierte Pflanzen, die sich durch definierte Merkmale von anderen Gruppen derselben Art unterscheiden; diese Merkmale müssen auch nach der Vermehrung stabil bleiben. Oft veredelt: Edelreis ist genetisch identisch, die Unterlage (Wurzel) stammt von Sämlingen
Samen- und Pflanzgut, das aus einer bestimmten Ursprungsregion stammt und geografisch sowie ökologisch ähnliche Eigenschaften aufweist
Saatgutproduktion
Klone
Pflanzen innerhalb eines Klons sind genetisch identisch – von der Wurzel bis zum apikalen Meristem.
z.B. Stecklinge oder Ruten, z. B. von Pappeln und Weiden
Reduktion der genetischen Variabilität
Sorten
Taxonomischer Rang unterhalb einer Art. Begriff aus der Pflanzenzüchtung, um zwischen verschiedenen Sorten einer Art zu unterscheiden. Die Sorte muss sich durch verschiedene Merkmale wie Größe, Farbe und Form von anderen Sorten derselben Art unterscheiden
Veredlung
Übertragung eines Pflanzenteils (Sorte), der vermehrt werden soll, auf eine geeignete andere Pflanze, einen Wurzelstock.
Meristemvermehrung
Auch Zellvermehrung – Zellen werden von der äußersten Sprossspitze einer Pflanze unter dem Mikroskop entnommen. Diese werden unter Laborbedingungen zur Zellteilung angeregt, anschließend wieder getrennt und zum Wachsen stimuliert. Die jungen Pflanzen müssen später schrittweise an natürliche Bedingungen angepasst werden; große Stückzahlen, virenfreie Pflanzen, kostenintensiv.
-> Baumschulen setzen häufig auf Veredelung oder meristematische Kulturen, um eine reproduzierbare Baumstruktur zu gewährleisten.
Folgen eingeschränkter genetischer Vielfalt
Begrenztes Reaktionspotenzial in Bezug auf biotische (Pathogene, Insekten) und abiotische Risiken (Trockenheit, Hitze, Frost, Salzkonzentration, Bodenverdichtung, Verletzungen, extreme Temperaturen usw.) mit folgenden Konsequenzen:
Vitalitätsverlust
Anfälligkeit für Krankheitserreger (Insekten, Pilze, Bakterien)
Schnelle und starke Ausbreitung von Schädlingen, Versagen größerer Bestände
-> Üblicherweise eingeschränkte genetische Vielfalt bei Stadtbaumpflanzungen
Welche Maßnahmen werden empfohlen, um die genetische Vielfalt städtischer Bäume zu erhöhen?
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