Einleitung
In einem Unternehmen laufen zwei Ströme gegeneinander:
Güterstrom: von der Beschaffung (z. B. Rohstoffe kaufen) bis zum Absatz (Produkte verkaufen).
Geldstrom: läuft in die entgegengesetzte Richtung. Kunden zahlen → Geld fließt zurück ins Unternehmen.
Finanzierung = Bereitstellung von finanziellen Mitteln, die für Investitionen gebraucht werden
Investition bedeutet: Man gibt heute Geld aus, in der Erwartung/Hoffnung, zukünftig mehr Geld zurückzubekommen.
Beispiel: Kauf einer Maschine → später höhere Produktion → mehr Umsatz → Rückfluss an Geld.
Zuerst wird investiert (z. B. Maschinen, Personal, Technologie).
Dann wird im Leistungsprozess Wertschöpfung betrieben (Produktion + Verkauf).
Schließlich fließt Geld zurück (durch Umsätze, Gewinne).
Das bedeutet:
Ein Unternehmen hat ständig Finanzierungsbedarf, weil es immer wieder vorab Geld in Produktionsfaktoren stecken muss.
Unternehmen können nicht unbegrenzt investieren → sie müssen auswählen.
Dafür gibt es die Investitionsrechnung.
Sie prüft, welche Investitionen im Hinblick auf die gesamtunternehmerische Planung am besten sind.
Ziel: nur die Investitionen auswählen, die einen größeren Rückfluss an Geld bringen als sie gekostet haben.
Fazit:
Die Finanzierung sorgt dafür, dass ein Unternehmen immer genügend Geldmittel hat, um Investitionen zu tätigen. Diese Investitionen ermöglichen Wertschöpfung, die später mehr Geld zurückbringen soll. Da nicht jede Investition sinnvoll ist, braucht man die Investitionsrechnung zur Entscheidungsunterstützung.
6.2 Grundbegriffe der Finanzierung
Man kann Finanzierung auf zwei Arten einteilen:
Nach der Herkunft des Kapitals → Innen- oder Außenfinanzierung
Nach der Rechtsstellung des Kapitalgebers → Eigen- oder Fremdfinanzierung
Außenfinanzierung: Geld kommt von außerhalb ins Unternehmen.
Beispiele:
Ein:e Gründer:in gibt eigenes Geld als Eigenkapital ins Unternehmen → Eigen-Außenfinanzierung.
Das Unternehmen nimmt einen Kredit bei einer Bank auf → Fremd-Außenfinanzierung.
Wichtig: Hier spielt es keine Rolle, ob es sich um Eigen- oder Fremdkapital handelt → entscheidend ist, dass das Geld von außen zufließt.
Innenfinanzierung: Geld entsteht im Unternehmen selbst, z. B. aus dem laufenden Umsatzprozess.
Beispiel: Das Unternehmen behält einen Teil seines Gewinns ein (statt alles auszuschütten) und finanziert damit neue Investitionen.
Eigenfinanzierung:
Kapitalgeber stellen dem Unternehmen Eigenkapital zur Verfügung. (und werden zum Miteigentümer)
Das kann passieren durch:
Beteiligungsfinanzierung (z. B. Aktionäre kaufen Anteile) → Eigen-Außenfinanzierung.
Selbstfinanzierung (Unternehmen behält Gewinne ein) → Eigen-Innenfinanzierung.
Immer Miteigentümer! also Mitspracherecht
Fremdfinanzierung:
Kapitalgeber stellen dem Unternehmen Fremdkapital zur Verfügung (z. B. Bankkredite).
Kapitalgeber haben kein Mitspracherecht, aber einen Rückzahlungsanspruch.
Immer Zinsen!
Die Abbildung fasst die Begriffe übersichtlich zusammen:
Oben: Rechtsstellung des Kapitalgebers → Eigenfinanzierung vs. Fremdfinanzierung.
Unten: Herkunft des Kapitals → Innenfinanzierung vs. Außenfinanzierung.
Eigen-Innenfinanzierung → Selbstfinanzierung (Gewinne einbehalten).
Eigen-Außenfinanzierung → Beteiligungsfinanzierung (z. B. Aktienausgabe).
Fremd-Außenfinanzierung → Kreditfinanzierung (Bankkredit).
Innenfinanzierung allgemein → auch Kapitalfreisetzung (z. B. Verkauf von nicht benötigten Vermögenswerten).
Zusammengefasst:
Innen/Außen beschreibt, woher das Geld kommt.
Eigen/Fremd beschreibt, in welcher Form das Geld ins Unternehmen gelangt (mit oder ohne Mitspracherechte).
Finanzierungsarten:
6.3.1.1 Grundbegriffe der Eigenfinanzierung
6.3 Finanzierungsarten
Eigenfinanzierung: Kapital kommt von Eigentümern oder Gesellschaftern und gehört damit zum Eigenkapital.
Außenfinanzierung: Das Geld fließt von außerhalb ins Unternehmen (nicht aus dem laufenden Umsatzprozess).
👉 Eigen-Außenfinanzierung = Kapital von (neuen oder bestehenden) Eigentümern, das von außen ins Unternehmen eingebracht wird.
Eigenkapital = Kapital, das einem Unternehmen auf unbestimmte Zeit zur Verfügung gestellt wird.
Der Kapitalgeber ist Miteigentümer oder Gesellschafter.
Er trägt das Risiko von Verlusten, hat aber auch Anspruch auf Gewinne und Wertsteigerungen.
Man spricht deshalb auch von Haftungs- oder Garantiekapital.
Hat Mitspracherechte
Fließt das Eigenkapital der Unternehmung von außen zu, liegt eine Einlagen oder Beteiligungsfinanzierung vor.
Eigenkapital kann dadurch bereitgestellt werden, dass
Vorhandene Eigentümer ihre Einlagen erhöhen (z. B. ein Gesellschafter zahlt mehr Geld ein).
Neue Kapitalgeber treten ein (z. B. neue Aktionäre kaufen Aktien).
Anlässe für eine Beteiligungsfinanzierung sind:
Unternehmensgründung
Expansion (Wachstum)
Sanierung (wenn ein Unternehmen in Schwierigkeiten steckt)
Reorganisation (z. B. Fusion von Unternehmen)
Vorteile der Beteiligungsfinanzierugen (Eigen-Außenfinanzierung)
Eine Beteiligungsfinanzierung (Wenn neue Kapitalgeber ins Unternehmen eintreten und dadaurch Miteigentümer werden) bietet die grundsätzlichen Vorteile einer Eigenfinanzierung:
Eigenkapital (und damit auch Haftungskapital) steigt → erhöht die Sicherheit
Je höher das Eigenkapital, desto sicherer steht das Unternehmen finanziell da, weil es mehr Verluste verkraften kann, ohne insolvent zu werden. Haftungskapital kann also im Notfall Verluste abfedern.
Bei Personengesellschaften kann sogar das gesamte Privatvermögen eines neuen Gesellschafters als Haftungskapital dienen.
Einlage ist in der Regel unbefristet → Kapital steht langfristig zur Verfügung.
Bonität (Kreditwürdigkeit) verbessert sich → Unternehmen können leichter/ günstiger Kredite aufnehmen, weil mehr Eigenkapital für Banken ein geringeres Risiko bedeutet (Privatvermögen steht für Haftung zur Verfügung)
Keine festen Zinsen wie bei Fremdkapital → in Verlustphasen weniger Belastung → bessere Liquidität.
Bei Fremdkapitalgebern (Bankkrediten): Unternehmen muss es regelmäßig feste Zinsen zahlen – egal ob das Unternehmen Gewinne macht oder Verluste hat.
Eigenkapitalgeber (z. B. Gesellschafter, Aktionäre) bekommen keine garantierten festen Zinsen
Nachteile & Unternehmensformen
Dem stehen jedoch gravierende Nachteile gegenüber:
Nachteile einer Beteiligungsfinanzierung
Eigenkapitalgeber wird Mitgesellschafter (abhängig von der Rechtsform).
Er trägt das Verlustrisiko, hat aber auch Anspruch auf:
Gewinnanteile,
Wertzuwachs (z. B. stille Reserven, Firmenwert).
Erhält Kontroll- und oft Mitbestimmungsrechte → Einfluss auf die Unternehmenspolitik.
Einzelunternehmen:
Kapital wird vom Eigentümer selbst aufgebracht.
Personengesellschaft (z. B. OHG, KG):
Mehrere Kapitalgeber bringen Kapital ein und werden Miteigentümer.
Kapitalgesellschaft (z. B. GmbH, AG):
Ein oder mehrere Kapitalgeber leisten Einlagen und werden Anteilseigner des Unternehmens
Wichtiger Hinweis zur Haftung
Unterschiede ergeben sich durch die Rechtsform:
Bei GmbH → Haftung beschränkt.
Bei KG (Komplementär) → unbeschränkte Haftung mit Privatvermögen.
Höheres Risiko (z. B. unbeschränkte Haftung) → Kapitalgeber erwartet höhere Gewinnansprüche.
In jedem Fall haftet der Kapitalgeber mindestens mit seiner Einlage.
6.3.1.2 Einzelunternehmung
Bei einer Einzelunternehmung bringt der Unternehmer das gesamte Eigenkapital selbst auf. Das bedeutet: Er ist allein verantwortlich für die Finanzierung.
Möglichkeiten, die der Einzelunternehmer zur Kapitalbeschaffung hat:
Flüssige Mittel und geldnahe Vermögenswerte → z. B. Guthaben auf Giro- oder Sparkonten, Wertpapiere.
Private Wertgegenstände → Dinge, die sich leicht verkaufen lassen, z. B. Schmuck, Gemälde.
Schenkungen und Erbschaften → Geld oder Vermögen, das der Unternehmer erhält.
Bausparguthaben und Lebensversicherungen → Rücklagen, die ausgezahlt werden können.
Sachleistungen → Vermögensgegenstände, die im Betrieb genutzt werden können, z. B. Möbel.
Wenn der Unternehmer neue Gesellschafter aufnimmt, ändert sich die Rechtsform, z. B. in
GbR, OHG oder KG.
Eine Ausnahme ist die Aufnahme eines stillen Gesellschafters, da sich dadurch die Unternehmensform nicht ändert.
Stille Gesellschaft
Ein Unternehmer kann Eigenmittel (alles, was der Unternehmer privat besitzt und ins Unternehmen einbringen kann) durch die Beteiligung eines stillen Gesellschafters beschaffen.
„Still“ bedeutet: Der Gesellschafter tritt nach außen nicht sichtbar auf.
Sein eingebrachtes Kapital wird in der Bilanz als Teil des Eigenkapitals ausgewiesen.
Üblicherweise erhält der stille Gesellschafter eine Grundverzinsung + eine Gewinnbeteiligung (die Gewinnbeteiligung kann mit der Verzinsung verrechnet werden).
Eine Verlustbeteiligung ist meistens nicht vorgesehen, kann aber im Vertrag vereinbart werden.
Der stille Gesellschafter hat keine Rechte in der Geschäftsführung und darf das Unternehmen auch nicht nach außen vertreten.
6.3.1.3 Gesellschaften ohne Zugang zur Börse
👉 Hierzu zählen:
Personengesellschaften: Offene Handelsgesellschaft (OHG), Kommanditgesellschaft (KG)
Kapitalgesellschaften: GmbH, AG (ohne Börsennotierung)
Gemeinsamkeit dieser Unternehmensformen:
Eigenkapital wird durch Einlagen von Gesellschaftern/Anteilseignern bereitgestellt.
Das kann bei einer Ein-Personen-GmbH nur eine Person sein oder bei einer OHG mehrere Gesellschafter.
Haftung
Beschränkte Haftung:
GmbH-Gesellschafter oder Kommanditisten (KG) haften nur mit ihrer Einlage.
Unbeschränkte Haftung:
OHG-Gesellschafter und Komplementäre einer KG haften auch mit ihrem Privatvermögen.
👉 Deshalb ist die Eigenfinanzierung in Personengesellschaften oft mit hohem Risiko für die Gesellschafter verbunden.
Kapitalausstattung und Mitspracherecht
In diesen Rechtsformen (OHG, KG, GmbH, AG) ist meist mehr Kapital vorhanden als bei Einzelunternehmen.
Kapitalgeber haben Mitspracherechte – je nach Gesellschaftsform unterschiedlich stark ausgeprägt.
Bei persönlicher Haftung (z. B. OHG, KG-Komplementär) sollte der Kapitalgeber nicht nur Kapitalgeber sein, sondern auch persönliches Interesse und unternehmerische Ambitionen haben.
Unterschiede bei KG und GmbH
KG (Kommanditisten) und GmbH haben eine Haftungsbeschränkung.
Mit vertraglicher Regelung kann Kapital eingebracht werden, ohne dass der Kapitalgeber große Mitbestimmungsrechte hat → er beteiligt sich finanziell, aber nicht unbedingt an der Unternehmensführung (deshalb kann er auch weniger amitioniert sein)
Das macht die GmbH interessant für Kapitalgeber, die kein aktives Unternehmertum, sondern eher eine Kapitalanlage wollen.
Nachteil gegenüber Gesellschaften mit Zugang zur Börse
Mangelnde Fungibilität = Anteile lassen sich nicht einfach an der Börse verkaufen.
Verkauf ist meist nur über private Verträge möglich → weniger flexibel.
6.3.1.4 Gesellschaften mit Zugang zur Börse
Zu dieser Gruppe gehören vor allem die Aktiengesellschaft (AG) und die Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA).
Vorteile dieser Rechtsformen:
Leichte Kapitalbeschaffung
Über die Börse können Unternehmen relativ einfach neues Eigenkapital beschaffen.
Der große Vorteil: Aktien können in sehr kleine Stücke geteilt werden → schon mit geringen Beträgen können viele verschiedene Kapitalgeber (Aktionäre) gewonnen werden.
Dadurch ist die Gesamtsumme an möglichem Eigenkapital sehr hoch.
Vorteile für Aktionäre (Eigenkapitalgeber):
Geringe Einstiegsschwelle: Man kann sich bereits mit kleinen Beträgen beteiligen.
Hohe Fungibilität (Übertragbarkeit): Aktionäre können ihre Beteiligung jederzeit beenden, indem sie ihre Aktien an andere Anleger verkaufen.
Damit ist die Anlage sehr flexibel und liquide.
Rechtlicher Rahmen:
Strenge Vorschriften im Aktiengesetz (AktG) bieten den Aktionären besonderen Schutz.
Zudem gibt es eine Haftungsbeschränkung: Aktionäre haften nur mit ihrer Einlage, nicht mit ihrem Privatvermögen.
Kapitalanlage ohne Unternehmertätigkeit:
Aktionäre müssen keine unternehmerischen Aufgaben übernehmen.
Sie können rein als Kapitalgeber auftreten und die Beteiligung als reine Kapitalanlage sehen, ohne unternehmerische Ambitionen haben zu müssen.
6.3.2.1 Fremd-Außenfinnazierung (Grundbegriffe der Fremdfinanzierung)
Definition:
Finanzierung durch unternehmensfremde Kapitalgeber (= Gläubiger).
Das Geld kommt von außen (nicht aus dem Umsatzprozess).
Kapital wird nur zeitlich befristet zur Verfügung gestellt.
Unternehmen muss:
Zinsen zahlen
das Geld zurückzahlen → deshalb spricht man auch von Kreditfinanzierung.
Die Kapitalgeber (= Gläubiger) haben kein Eigentum am Unternehmen, sondern nur einen Anspruch auf:
feste Zinsen und
Rückzahlung ihres Kapitals.
In der Regel keine Mitspracherechte.
Kein Anspruch auf Beteiligung am Unternehmenswert (kein Gewinnanteil, kein Firmenwert).
Feste Zinsen → unabhängig vom Unternehmenserfolg.
Feste Rückzahlungsfrist → Geld muss bis zu einem bestimmten Zeitpunkt zurückgezahlt werden.
Wichtige Kriterien bei der Fremdfinanzierung
Die Kreditverträge werden hinsichtlich ihrer Dauer unterschieden (der Zeitraum bis zur endgültigen Rückzahlung des Kreditbetrags)
Kurzfristig: bis 1 Jahr
Mittelfristig: 1–5 Jahre
Langfristig: über 5 Jahre
→ Die Unterscheidung nach Laufzeiten ist z. B. Grundlage für die Errechnung von Kennzahlen im Rahmen der Auswertung des Jahresabschlusses
Mit Person des Gläubigers ist gemeint: Von wem leiht sich das Unternehmen eigentlich das Geld?
Es gibt zwei große Gruppen:
Gläubiger aus dem Leistungsbereich:
Diese haben eine direkte Geschäftsbeziehung zum Unternehmen, weil sie Waren oder Dienstleistungen liefern.
z. B. Lieferantenkredit.
Der Lieferant liefert Rohstoffe oder Ware, und das Unternehmen zahlt erst später
Gläubiger aus dem Finanzbereich:
Keine direkte Geschäftsbeziehung zum Unternehemn, sondern stellen Kapital zur Verfügung.
z. B. Darlehen von Gesellschaftern, Kredite von Banken oder Versicherungen.
Nennbetrag vs. Auszahlungsbetrag
Nennbetrag: rein rechnerische Größe (z. B. 100.000 €), wichtig für die Berechnung der Zinsen.
Auszahlungsbetrag: der Betrag, den der Kreditnehmer tatsächlich ausgezahlt bekommt.
Beispiel: Bei einem Hypothekendarlehen kann vereinbart sein, dass nur 95 % ausgezahlt werden. → Bei 100.000 € Nennbetrag erhält der Kreditnehmer 95.000 €.
Die Differenz (5.000 €) nennt man Disagio oder Auszahlungsabschlag.
Damit deckt der Kreditgeber meist Bearbeitungsgebühren und einen Teil der Zinsen ab.
Rückzahlungsbetrag
Das ist der Betrag, den der Kreditnehmer insgesamt zurückzahlen muss.
Enthält die Tilgung (Abzahlung des Kredits) + Zinsen + evtl. Nebenkosten.
Zinssatz
Kann festgeschrieben sein (Fester Zinssatz): Der Zinssatz bleibt gleich – entweder für die gesamte Laufzeit oder für einen bestimmten Zeitraum (z. B. 10 Jahre)
Kann variabel sein: Der Zinssatz ändert sich regelmäßig
passt sich an die allgemeine Zinsentwicklung oder andere Größen an.
Wenn die Zinsen sinken, zahlst du automatisch weniger. Wenn sie steigen, mehr
Nominalzins vs. Effektivzins
Nominalzins: der reine Schuldzins, meist pro Jahr angegeben (So viel Zinsen muss Kreditnehmer pro Jahr auf die Restschuld zahlen)
Beispiel: Kredit von 150.000 €, Nominalzins 5 % → 7.500 € Zinsen pro Jahr (= 625 €/Monat).
Effektivzins: berücksichtigt alle Kosten, die den Kredit tatsächlich teurer machen.
Dazu gehören z. B. Disagio, Bearbeitungsgebühren, Provisionen, Nebenkosten.
Effektivzins zeigt also die wirkliche jährliche Belastung in Prozent bezogen auf den tatsächlich ausgezahlten Betrag.
Wichtige Komponenten für die Berechnung des Effektivzinssatzes:
Nominalzinssatz (p. a.)
Auszahlungskurs (z. B. bei Disagio)
Disagio (Differenz zwischen Nennbetrag und Auszahlungsbetrag)
Laufzeit des Darlehens (z. B. 5 Jahre)
Ratenfälligkeit (z. B. jeden 1. des Monats)
Zinsverrechnung (wann der Zinsanteil berechnet wird)
Tilgungsverrechnung (wann Tilgung von der Restschuld abgezogen wird)
Provisionen
Auslagen/Nebenkosten
-> ist je nach Kreditform unterschiedlich geregelt
Kontokorrentkredit
Kreditnehmer entscheidet weitgehend selbst, wann er zurückzahlt.
Annuitätendarlehen
Kreditnehmer zahlt jedes Jahr (oder Monat) eine gleichbleibende Rate
Rückzahlungsrate setzt sich immer aus Zinsen + Tilgung zusammen.
Rückzahlungsrate setzt sich zusammen aus Zinsanteil (sinkt, weil restschulden kleiner werden) und Tilgungsanteil (steigt entsprechend, weil ja immer eine gleichbleibende Rate gezahlt werden muss)
Endfällige Darlehen (Festdarlehen):
während der Laufzeit (Zeit bis zur entgültigen Rückzahlung) werden nur Zinsen gezahlt
Tilgung (Rückzahlung) erfolgt in einer Summe am Ende der Laufzeit
Je nach Kreditart, Gesellschaftsform des Unternehmens und Höhe der Kreditsumme werden von den Gläubigern Sicherheiten bei der Kreditvergabe gefordert
Beispiele: Hypotheken, Bürgschaften, Sicherungsübereignung.
Die Art des Kredits ergibt sich aus einer Kombination von:
Qualitativen Merkmalen (wer ist Kreditgeber/Kreditnehmer, wofür wird das Geld gebraucht, welche Sicherheiten gibt es, Kündigungsmöglichkeiten, Kreditinhalt, …).
Quantitativen Merkmalen (Kredithöhe, Laufzeit, Zinssatz, Tilgungsmodalitäten, Auszahlungskurs, Zahl der Kreditgeber bei Großkrediten …).
→ Zusammenspiel dieser Merkmale = konkrete Kreditart.
6.3.2.2 Kreditbesicherungen
Wenn ein Unternehmen Fremdkapital (einen Kredit) von einer Bank aufnehmen will, läuft das so ab:
Kreditanfrage
Das Unternehmen (Kreditnehmer) stellt eine Anfrage bei der Bank.
Die Bank prüft, ob der Antragsteller überhaupt kreditfähig ist → also rechtlich in der Lage, Kreditverträge abzuschließen (geschäfts- und rechtsfähig).
Kreditwürdigkeitsprüfung (Bonitätsprüfung oder Rating)
Die Bank bewertet, ob der Kreditnehmer in der Lage ist, den Kredit pünktlich zurückzuzahlen.
Es gibt zwei Dimensionen:
Persönliche Kreditwürdigkeit → betrifft die Person oder Geschäftsführung: fachliche Qualifikation, Zuverlässigkeit, Zahlungsmoral, Image.
Wirtschaftliche Kreditwürdigkeit → betrifft die Zahlen: Auftragslage, Umsatz, Gewinn, Kapitalstruktur, Vermögen.
Sicherheiten
Oft verlangt die Bank Sicherheiten, um sich gegen das Risiko eines Kreditausfalls abzusichern.
Diese Sicherheiten lassen sich in Personalsicherheiten und Sachsicherheiten (Realsicherheiten) einteilen:
Personalsicherheiten:
Hier verpflichtet sich eine andere Person oder Institution, für den Kreditnehmer einzustehen:
Bürgschaft: Eine dritte Person verpflichtet sich, im Notfall die Schulden zu übernehmen.
Garantie: Ähnlich wie Bürgschaft, aber oft von Institutionen (z. B. Banken oder Versicherungen).
Kreditauftrag: Ein Dritter verpflichtet sich, einen Kredit im Namen des Schuldners aufzunehmen.
Schuldbeitritt: Eine weitere Person tritt zusätzlich in den Kreditvertrag ein → mehrere Schuldner.
Sachsicherheiten:
Hier dienen Sachen oder Vermögenswerte als Sicherheit:
Eigentumsvorbehalt: Die Bank oder ein Lieferant behält das Eigentum an einer Sache, bis sie vollständig bezahlt ist.
Pfandrecht: Bewegliche Sachen oder Rechte werden verpfändet (z. B. Schmuck, Wertpapiere).
Sicherungsabtretung: Forderungen oder Rechte (z. B. offene Kundenrechnungen) werden an die Bank abgetreten.
Hypothek: Grundstück oder Immobilie dient als Sicherheit → an die Restschuld gebunden.
Grundschuld: Ähnlich wie Hypothek, aber nicht direkt an eine bestimmte Schuld gebunden → flexibler.
Personalsicherheiten
-> Hier wird das Risiko für die Bank abgesichert, indem zusätzliche Personen neben dem eigentlichen Schuldner haften.
Bürgschaft:
Der Bürge verpflichtet sich, für die Schuld einzustehen.
Selbstschuldnerische Bürgschaft: Die Bank darf den Bürgen sofort in Anspruch nehmen, sobald der Schuldner nicht zahlt.
Ausfallbürgschaft: Der Bürge kann verlangen, dass zuerst andere Sicherheiten verwertet werden, bevor er zahlen muss (Einrede der Vorausklage).
Garantie:
Der Garantiegeber verpflichtet sich, bei einem vorher festgelegten Ereignis zu zahlen
Ähnlich wie Bürgschaft, aber oft von Institutionen (z. B. Banken oder Versicherungen).
Im Unterschied zur Bürgschaft ist die Garantie nicht akzessorisch (nicht an die Hauptschuld gebunden).
Sobald der definierte Fall eintritt, muss gezahlt werden, unabhängig von anderen Umständen.
Beispiel Baugewerbe:
Ein Bauunternehmen gibt eine Fertigstellungsgarantie.
Wenn das Bauprojekt nicht rechtzeitig fertig wird, muss die Bank (als Garantiegeber) dem Auftraggeber zahlen, unabhängig davon, warum das Projekt nicht fertig wurde.
Weitere Anwendung: Außenhandel (z. B. Absicherung von Lieferausfällen)
Kreditauftrag:
Ein Unternehmen (Kreditauftraggeber) beauftragt eine Bank, einem Dritten (z. B. Lieferanten) einen Kredit zu geben.
Ein Unternehmen bestellt eine große Lieferung bei einem Lieferanten.
Damit der Lieferant den Auftrag erfüllen kann, muss er zuerst Maschinen kaufen.
Er hat aber nicht genug Geld → die Bank gibt ihm einen Kredit.
Da die Bank ohne Sicherheit zögert, tritt das Unternehmen ein: Es beauftragt die Bank, dem Lieferanten den Kredit zu geben, und garantiert für die Rückzahlung.
Schuldbeitritt:
Hier tritt eine weitere Person (Mitschuldner) neben den eigentlichen Schuldner.
Beide haften gesamtschuldnerisch = der Kreditgeber kann sich aussuchen, wen er zur Zahlung auffordert.
Wichtig: Der Kreditgeber darf sich sofort an den Mitschuldner wenden – auch wenn der eigentliche Schuldner noch gar nicht im Verzug ist.
Beispiel: Eine Person nimmt einen Kredit über 50.000 € auf. Ein Freund tritt als Mitschuldner bei.
-> Die Bank kann später die gesamte Rückzahlung auch direkt vom Freund verlangen – nicht erst, wenn der ursprüngliche Schuldner nicht zahlt.
Sachsicherheiten
Hier wird das Risiko abgesichert, indem Rechte an Vermögensgegenständen gegeben werden.
Wenn der Schuldner nicht zahlt, kann die Bank die Gegenstände verwerten.
Typisch bei Lieferantenkrediten.
Ware bleibt rechtlich Eigentum des Verkäufers, bis sie komplett bezahlt ist.
Erst nach vollständiger Zahlung geht das Eigentum auf den Käufer über.
Vorteil für den Lieferanten: Wenn der Käufer nicht zahlt, kann er die Ware zurückfordern.
Schuldner gibt der Bank bewegliche Sachen (z. B. Schmuck, Wertpapiere) als Pfand.
Wichtig: Es braucht
eine Einigung zwischen Schuldner und Gläubiger,
die tatsächliche Übergabe der Sache.
Wenn der Schuldner nicht zahlt → Bank darf das Pfand verwerten (meist durch öffentliche Versteigerung).
👉 Nachteil: Schuldner kann die Sache währenddessen nicht mehr nutzen.
Eigentum geht rechtlich an die Bank über, aber der Schuldner darf die Sache behalten und weiter nutzen.
Beispiel: Ein Unternehmen nimmt Kredit für einen Firmen-Pkw auf
-> Eigentum am Auto geht an die Bank, aber das Unternehmen darf den Pkw im Betrieb nutzen
-> Wenn Unternehmen nicht mehr Raten zahlt, darf Bank das Auto verwerten/verkaufen
👉 Vorteil: Bank hat Sicherheit, Schuldner kann trotzdem arbeiten/produzieren.
Hier gibt der Kreditnehmer der Bank nicht ein Auto oder Grundstück als Sicherheit, sondern Forderungen oder Rechte.
Das heißt: Er tritt der Bank Dinge ab, die ihm zukünftig Geld bringen würden.
Ein Unternehmen hat offene Rechnungen an Kunden gestellt (= Forderungen). Statt zu warten, dass die Kunden zahlen, sagt es zur Bank: „Wenn ich meine Kreditraten nicht zahle, darfst du dir das Geld direkt von meinen Kunden holen.“
Auch Rechte aus Versicherungen können abgetreten werden, z. B. Ansprüche aus einer Lebensversicherung.
Wenn der Schuldner nicht zahlt → die Bank darf die Forderungen selbst einziehen.
💡 Vorteil für die Bank: Sie muss nicht warten, bis der Kreditnehmer irgendwann vielleicht Geld bekommt, sondern sie darf sich das Geld direkt bei den Kunden oder Versicherungen holen.
Diese Sicherheiten werden bei langfristigen Krediten (z. B. Immobilienfinanzierungen) genutzt.
Sicherheit ist ein Grundstück oder Gebäude.
Statt dass die Bank das Haus physisch übernimmt, wird sie ins Grundbuch eingetragen → sie hat also ein dingliches Recht darauf.
Zwei Formen:
Hypothek
An eine bestimmte Schuld gebunden.
Beispiel: Kredit über 200.000 € fürs Haus → Hypothek beträgt genau diese Summe.
Wenn der Kredit Stück für Stück zurückgezahlt wird, sinkt auch die Hypothek entsprechend.
Grundschuld
Nicht an eine bestimmte Schuld gebunden → flexibler.
Beispiel: Ein Haus wird mit 200.000 € Grundschuld belastet. Auch wenn ein erster Kredit schon zurückgezahlt wurde, kann die Grundschuld für einen neuen Kredit wieder genutzt werden.
Deshalb wird in der Praxis fast immer die Grundschuld verwendet.
Wenn der Schuldner nicht zahlt → die Bank darf das Grundstück oder Haus zwangsversteigern lassen und den Erlös zur Kreditrückzahlung verwenden.
6.3.2.3 Arten der Fremdfinanzierung
kurzfristig, mittelfristig, Langfristige
Definition: Laufzeit über 5 Jahre.
Haupttypen: Darlehen und Anleihen (siehe Abbildung 50).
Darlehen
Darlehen = Geld oder Sachen werden verliehen und müssen nach Ablauf der Frist in gleicher Art zurückgegeben werden.
Typische Geldgeber langfristiger Darlehen:
Banken → z. B. Investitionskredite, wichtig für kleine & mittlere Unternehmen.
Private Darlehensgeber → z. B. bei Gesellschafter- oder Verwandtendarlehen
Versicherungen.
Öffentliche Kreditgeber → z. B. KfW mit Existenzgründungsdarlehen.
Unternehmen nehmen ein langfristiges Darlehen in der Regel auf, um Anlagevermögen zu finanzieren.
Anlagevermögen = Dinge, die das Unternehmen langfristig nutzt (z. B. Maschinen, Gebäude, Grundstücke).
Dafür braucht man langfristiges Kapital, weil solche Investitionen teuer sind und nicht sofort zurückgezahlt werden können.
Idee: Die Laufzeit des Kredits soll ungefähr gleich lang sein wie die Nutzungsdauer der Investition.
Beispiel:
Maschine hält 10 Jahre → Kredit läuft 10 Jahre.
So kann das Unternehmen die Kreditraten aus den Erträgen der Maschine bezahlen.
👉 Vorteil: Keine „Lücke“ zwischen Kreditlaufzeit und Nutzungsdauer.
Banken verlangen fast immer Sicherheiten, um ihr Risiko zu senken.
Häufig werden Realsicherheiten genutzt → also Sachsicherheiten wie Grundstücke oder Gebäude.
Wenn das Darlehen mit einem Grundpfandrecht besichert ist, nennt man das Hypothekarkredit.
Beispiel: Firma nimmt Kredit für ein neues Firmengebäude → die Bank trägt eine Hypothek oder Grundschuld ins Grundbuch ein.
Wenn die Firma nicht zahlt, kann die Bank das Gebäude verkaufen.
GmbHs sind eigentlich haftungsbeschränkt → Gesellschafter haften nicht mit ihrem Privatvermögen.
ABER: Banken verlangen bei Darlehen oft eine selbstschuldnerische Bürgschaft der Gesellschafter.
Das bedeutet: Wenn die GmbH nicht zahlt, können die Banken sofort auf das Privatvermögen der Gesellschafter zugreifen.
Damit wird die Haftungsbeschränkung stark eingeschränkt.
Einlage = Eigenkapital → bleibt im Unternehmen, Rückzahlung nicht möglich.
Gesellschafterdarlehen = Fremdkapital → Gesellschafter gibt Geld, hat aber einen Rückzahlungsanspruch.
Vorteil besonders bei GmbH-Gesellschaftern oder Kommanditisten:
Wegen der Haftungsbeschränkung riskieren sie ihr Privatvermögen nicht.
Selbst wenn die Firma insolvent geht, können sie als Gläubiger ihr Darlehen (zumindest teilweise) zurückbekommen.
Eigenkapital wäre in einer Insolvenz verloren.
Gesellschafter A steckt 50.000 € Eigenkapital in die GmbH → dieses Geld ist gebunden, kein Anspruch auf Rückzahlung.
Zusätzlich gibt A seiner GmbH ein Darlehen von 30.000 € → die GmbH schuldet ihm das Geld, er hat Anspruch auf Rückzahlung + Zinsen.
Für das Unternehmen: Die Zinsen für ein Gesellschafterdarlehen sind Betriebsausgaben
sie mindern den Gewinn und damit die Steuerlast des Unternehmens.
Nachteil für das Unternehmen: weniger Gewinn.
Vorteil für das Unternehmen: weniger Steuerlast, da der steuerpflichtige Gewinn sinkt.
Für den Gesellschafter: Er bekommt die Zinsen als Kapitaleinkünfte ausgezahlt und muss diese versteuern.
Dadurch kann es steuerlich interessant sein, statt Eigenkapital ein Darlehen zu geben.
Wird vor allem von Großunternehmen genutzt.
Schuldschein = kein Wertpapier, sondern ein schriftlicher Nachweis über das Darlehen.
Geld kommt von Kapitalsammelstellen wie:
Versicherungen
Sparkassen
Bausparkassen
Sozialversicherungsträger
Typische Höhe: 30–50 Mio. € → also sehr große Summen.
Fast immer mit Grundschuld abgesichert (Bank will maximale Sicherheit).
→ Deshalb nur für Großunternehmen geeignet, die eine sehr hohe Bonität haben (also als sehr kreditwürdig gelten).
Kurz gesagt:
Langfristige Darlehen finanzieren langfristige Investitionen.
Fristenkongruenz sorgt für passenden Zeitrahmen zwischen Kredit und Investition.
Hypothekarkredit sichert Banken durch Grundpfandrechte ab.
Gesellschafterdarlehen = Vorteil: Rückzahlungsanspruch, steuerlich interessant.
Schuldscheindarlehen = nur für Großunternehmen, extrem hohe Summen, meist Grundschuld als Sicherheit.
Anleihen
Was ist das? Anleihen sind Wertpapiere, die ein Unternehmen oder der Staat ausgibt, um Fremdkapital zu beschaffen. → Der Käufer einer Anleihe wird also Gläubiger und bekommt sein Geld später zurück + Zinsen.
Wer gibt Anleihen aus?
Großunternehmen, meist börsennotiert (Industrieanleihen).
Staat (Staatsanleihen).
Kommunen oder andere öffentliche Stellen (Kommunalobligationen).
Wie funktioniert das?
Die Anleihe wird in viele kleine Teile zerlegt (Teilschuldverschreibungen).
Beispiel: Man kann schon mit 1.000 € in eine Anleihe einsteigen.
Dadurch können sich sehr viele Kapitalgeber beteiligen → große Summen an Fremdkapital werden eingesammelt.
Handelbarkeit:
Anleihen werden an der Börse gehandelt.
Vorteil: Jeder Anleger kann sie jederzeit verkaufen → sie sind sehr fungibel (leicht übertragbar).
Durch Ratings (z. B. AAA, BBB …) und die Regulierung an Börsen sind sie auch für kleine Anleger und kurzfristige Geldanlagen interessant.
Vergleich zur Aktie:
Ähnlichkeit: Beide sind Wertpapiere, die in kleine Beträge aufgeteilt sind und an der Börse handelbar sind.
Unterschied:
Aktie = Beteiligung am Unternehmen (Eigenkapital).
Anleihe = Kredit an das Unternehmen oder den Staat (Fremdkapital).
Besondere Formen von Anleihen:
Participation Bond: Verzinsung hängt vom Gewinn des Unternehmens ab.
Wandelanleihe (Convertible Bond): Gibt dem Anleger das Recht, die Anleihe später in Aktien des Unternehmens umzutauschen.
Optionsanleihe (Warrant Bond): Neben der Anleihe erhält man das Recht, zusätzlich Aktien zu kaufen.
(Es gibt noch viele weitere Sonderformen.)
Kurzfristige und mittelfristige Fremdfinanzierung
Zur mittelfristigen Fremdfinanzierung zählen Kredite mit einer Laufzeit von einem Jahr bis zu fünf Jahren, zu den kurzfristigen diejenigen mit einer kürzeren Laufzeit.
Handelskredite
-> Kredite von Geschäftspartnern. Sie sind meist kurzfristig und hängen mit Lieferungen oder Bestellungen zusammen.
Kund:innenanzahlungen
Der Kunde zahlt vor Lieferung oder Fertigstellung der Ware.
Besonders im Maschinen- und Anlagenbau üblich (lange Fertigungsprozesse, hohe Vorleistungen).
Vorteil: Unternehmen erhält sofort liquide Mittel.
Nachteil: oft muss eine Bankgarantie gestellt werden → verursacht Kosten.
Lieferant:innenkredit
Kunde bekommt Ware sofort, bezahlt aber erst später („Lieferung auf Ziel“, z. B. 30 Tage).
Ausgangslage:
Zahlungsziel: 30 Tage netto
Skonto: 3 %, wenn innerhalb von 10 Tagen bezahlt wird.
Option A: Du zahlst nach 10 Tagen und bekommst 3 % Rabatt.
Option B: Du zahlst nach 30 Tagen und verzichtest auf den Rabatt.
Vorteile: kein Antrag, oft ohne formale Bonitätsprüfung, scheinbar „zinslos“.
Aber: effektiv teuer, weil man meist einen Skonto-Abzug verliert.
Beispiel: „30 Tage netto, 10 Tage mit 3 % Skonto“.
Wenn man Skonto nicht nutzt, zahlt man indirekt sehr hohe Zinsen.
Berechnung zeigt: effektiver Jahreszins über 55 %.
→ Deshalb: Skonto fast immer nutzen, wenn möglich.
Rechnungsbetrag: 100 €
Option A (mit Skonto): Du zahlst nach 10 Tagen nur 97 €.
Option B (ohne Skonto): Du zahlst nach 30 Tagen 100 €.
Das heißt: Für 20 Tage „Kredit“ zahlst du effektiv 3 € mehr (weil du die Ersparnis nicht nutzt).
Man muss jetzt diese 3 % auf die tatsächlich genutzte Kreditsumme beziehen.
Du hast dir in Wirklichkeit 97 € geliehen (weil du nach 10 Tagen hättest 97 € zahlen können).
Dafür zahlst du aber 3 € mehr.
Das entspricht:
1 Jahr = 360 Tage (im kaufmännischen Rechnen).
✅ Fazit:
Der Lieferantenkredit wirkt zinslos, ist aber extrem teuer, wenn man den Skonto nicht zieht.
Deshalb gilt in der Praxis: Immer Skonto nutzen, wenn möglich!
Aus dem heft:
Die Berechnung des Effektivzinses für dieses Beispiel verläuft wie folgt:
Wenn Sie die Rechnung nach 10 Tagen bezahlen, bezahlen Sie nur 97 % des Rechnungsbetrages.
Wenn Sie dies nicht tun, leihen Sie sich diese 97 % für 20 Tage von Ihrem Lieferanten.
Der Zinssatz ist dabei allerdings nicht 3 % für 20 Tage, sondern höher, da Sie sich ja nur 97 % und nicht 100 % leihen, die 3 % sich allerdings auf die 100 % beziehen.
Der Zinssatz für 20 Tage wäre also: Zinssatz 3 % geteilt durch die 97 %, die Sie sich effektiv leihen, mal 100 % = 3,09 % Effektivzins für 20 Tage.
Umgerechnet auf das Jahr also 3,09 : 20 . 360 = 55,62 %
Bankkredite
1. Kontokorrentkredit
Ein Kontokorrentkredit ist im Prinzip wie ein Dispokredit für Unternehmen: Das Unternehmen darf sein Geschäftskonto bis zu einem bestimmten Limit (Kreditlinie) überziehen.
Beispiel: Die Bank setzt eine Kreditlinie von 50.000 €.
Das Unternehmen hat kein Geld mehr auf dem Konto, aber es kann trotzdem Rechnungen bezahlen – solange es die 50.000 € nicht überschreitet.
Sobald wieder Geld eingeht (z. B. Kundenzahlungen), wird der Kredit automatisch zurückgeführt.
Zinsen: fallen nur auf den tatsächlich genutzten Betrag an.
Beispiel: Von den 50.000 € nutzt das Unternehmen 10.000 €. → Zinsen nur auf 10.000 €.
Provisionen (zusätzliche Gebühren):
Kreditprovision (dafür, dass die Bank die Kreditlinie bereitstellt).
Umsatzprovision (für jede Bewegung über das Konto).
Überziehungsprovision: Wenn das Unternehmen mehr als die Kreditlinie nutzt (z. B. 55.000 € statt 50.000 €), werden 3–4 % extra fällig.
Zinssatz allgemein: ziemlich hoch → meist 3–6 % über dem Geldmarktsatz.
✅ Nützlich, um kurzfristige Engpässe zu überbrücken, z. B.:
Gehälter zahlen, obwohl Kundenzahlungen erst nächste Woche kommen.
Waren einkaufen, bevor Geld auf dem Konto ist.
❌ Nicht geeignet für langfristige Finanzierung, weil die Zinsen und Provisionen auf Dauer zu teuer wären.
Ein Unternehmen braucht Geld → Die Bank gibt einen Kredit, aber nur gegen Pfand.
Dieses Pfand sind bewegliche Vermögensgegenstände, meistens Wertpapiere (z. B. Aktien, Anleihen).
Die Bank schaut sich den Wert des Pfands an.
Aber: Sie gibt nicht den vollen Wert, sondern nur 50–80 % davon (= Beleihungswert).
Beispiel: Aktienpaket ist 100.000 € wert → Kredit = 50.000–80.000 €.
Warum? Sicherheitspuffer für die Bank, falls der Wert des Pfands fällt.
Wenn das Unternehmen den Kredit nicht zurückzahlt, darf die Bank das Pfand verkaufen (z. B. die Aktien an der Börse).
So holt sie sich ihr Geld zurück.
Kurzfristige Liquiditätsbeschaffung, ohne die Wertpapiere endgültig verkaufen zu müssen.
Besonders praktisch für Unternehmen, die viele Wertpapiere oder andere leicht handelbare Vermögenswerte haben.
Diskontkredit (Wechselkredit)
Ein Wechsel ist eine Urkunde, in der ein Schuldner (z. B. ein Kunde) schriftlich verspricht, zu einem bestimmten Termin eine bestimmte Summe zu zahlen.
Das ist ein sehr strenges und verbindliches Zahlungsversprechen.
Beispiel-Situation:
Ein Lieferant verkauft Ware an einen Kunden.
Der Kunde kann nicht sofort zahlen → er akzeptiert einen Wechsel (= er unterschreibt, dass er z. B. in 90 Tagen 10.000 € zahlt).
Der Lieferant hat jetzt zwar das Zahlungsversprechen, aber kein Bargeld.
Lösung:
Der Lieferant geht mit dem Wechsel zur Bank.
Die Bank kauft den Wechsel ab (= „diskontiert“ ihn).
Sie zahlt dem Lieferanten die 10.000 € sofort aus – abzüglich Zinsen und Gebühren (das ist der Diskont).
Am Fälligkeitstag:
Der Kunde zahlt die 10.000 € direkt an die Bank.
Der Wechsel ist nicht akzessorisch (= nicht von der Grundschuld oder dem zugrunde liegenden Geschäft abhängig). 👉 Das heißt: Selbst wenn es Probleme mit der gelieferten Ware gibt, muss der Kunde trotzdem den Wechsel bezahlen.
Deshalb gilt der Wechsel als sehr sicheres Zahlungsversprechen.
👉 Diskontkredit = sofort Geld durch Verkauf eines Wechsels an die Bank. Lieferant bekommt Bargeld, Bank bekommt später die Zahlung vom Kunden.
—> sind alles Kurze- bis mittelfritige Kredite
6.3.3 Kreditsubstitute
6.3.3.1 Avalkredit
Kreditsubstitute sind Finanzierungsformen, die einen klassischen Kredit ersetzen oder ergänzen können.
Ein Avalkredit ist eine Bürgschaft oder Garantie, die ein Kreditinstitut (z. B. eine Bank) zugunsten eines Dritten übernimmt.
-> Hausbank (Bank des vetrauens) übenimmt die Bürgschaft/Garantie, weil sie treuen Kunden nicht verlieren möchte und selbst profituert durch Zinsen)
Stell dir vor, jemand verlangt von dir eine Sicherheit (z. B. der Zoll oder ein Auftraggeber bei einer internationalen Ausschreibung). Anstatt selbst Geld zu hinterlegen, gehst du zur Bank. Die Bank sagt dann zum Dritten: „Wenn diese Person nicht zahlen kann, zahlen wir für sie.“
Wichtig:
Es fließt kein Geld sofort. Die Bank gibt nur ein Versprechen (eine Bürgschaft oder Garantie).
Dadurch musst du selbst kein Geld blockieren, aber du hast trotzdem die Sicherheit, dass der Dritte zufrieden ist.
Ein Avalkredit kann in manchen Fällen einen echten Kredit ersetzen, z. B.
wenn Sicherheiten beim Zoll hinterlegt werden müssen oder
bei internationalen Ausschreibungen.
Warum heißt es Kredit, obwohl kein Geld fließt?→ Weil die Bank dir ihre Bonität (Kreditwürdigkeit) „leiht“. Der Dritte vertraut dir nur, weil er weiß: „Im Notfall springt die Bank ein.“
Für den Avalkredit fallen Gebühren zwischen 0,5–3 % p. a. an, abhängig von der Bonität.
6.3.3.2 Leasing
Beim Leasing mietet der Leasingnehmer ein Gut vom Leasinggeber, anstatt es zu kaufen.
Eine wichtige Form ist das Operate Leasing (Operating Leasing).
Es basiert auf einem normalen Mietvertrag (§§ 535 ff. BGB).
Vermietet werden hier Universalgüter, also Dinge, die nicht speziell für einen Kunden hergestellt werden, sondern von verschiedenen Personen oder Unternehmen sinnvoll genutzt werden können.
Typische Merkmale:
Der Vertrag ist kurzfristig kündbar (wie bei einem normalen Mietvertrag).
Das Investitionsrisiko liegt beim Leasinggeber. Das bedeutet:
Er trägt das Risiko, ob das Gut nach der Kündigung weitervermietet werden kann.
Er trägt das Risiko der technischen Überalterung und des zufälligen Untergangs (z. B. wenn die Sache zerstört wird).
Er ist für Wartung und Reparaturen verantwortlich.
Für den Leasingnehmer ergibt sich ein Teilamortisationsvertrag. → Das heißt: In der Grundmietzeit werden nicht alle Kosten des Leasinggebers gedeckt, weil dieser die Risiken trägt.
Financial (oder Finanzierungs-)Leasing
Definition: Financial Leasing sind Vollamortisationsverträge mit einer festen Grundmietzeit.
Merkmale:
Während der Grundmietzeit kann der Leasingnehmer den Vertrag nicht ordentlich kündigen.
Das Investitionsrisiko liegt beim Leasingnehmer:
Er ist für Wartung und Reparaturen zuständig.
Er muss die Leasinggegenstände in der Regel umfassend versichern (z. B. bei Autos meistens Vollkasko).
Es können auch Individualgüter geleast werden – also Dinge, die speziell für die Bedürfnisse des Leasingnehmers angefertigt werden und für andere kaum nutzbar sind.
Optionen nach der Grundmietzeit:
Der Leasingnehmer erhält oft eine Kaufoption (er kann das Gut am Ende übernehmen).
Oder eine Verlängerungsoption, meistens mit einer deutlich reduzierten Leasingrate.
Vergleich mit kreditfinanziertem Kauf: Beim Financial Leasing muss man folgende Punkte besonders im Blick haben:
die tatsächliche Belastung (wie hoch die Gesamtkosten wirklich sind),
die freie Kreditlinie (weil man keinen klassischen Bankkredit in Anspruch nimmt),
die Auswirkungen auf die Liquidität (Zahlungsfähigkeit durch Raten statt Einmalzahlung),
die Flexibilität (Bindung durch Grundmietzeit, Optionen am Ende),
die steuerlichen Auswirkungen,
die Bilanzierung (wie das Leasingobjekt in der Bilanz dargestellt wird).
Unterschied zum Operating Leasing (von vorhin):
Operating Leasing → kurzfristig kündbar, Investitionsrisiko beim Leasinggeber, meist Teilamortisation.
Financial Leasing → nicht kündbar in der Grundmietzeit, Investitionsrisiko beim Leasingnehmer, Vollamortisation.
Tatsächliche Belastung
Um Kauf (mit Kredit) und Leasing zu vergleichen, macht man eine Vergleichsrechnung.
Dafür vergleicht man den Barwert aller Zahlungen:
Barwert = alle zukünftigen Zahlungen werden auf den heutigen Zeitpunkt abgezinst → dadurch wird die zeitliche Verteilung der Zahlungen vergleichbar.
Ergebnis: Leasing ist meist teurer, weil in den Leasingraten zusätzlich enthalten sind:
Finanzierungskosten des Leasinggebers,
Verwaltungskosten,
kalkulatorische Wagnisse (Risikoaufschläge),
Gewinn des Leasinggebers.
Typisch: Leasingraten während der Grundmietzeit betragen 120–150 % des Anschaffungswertes, plus oft eine Abschlussgebühr von ca. 5 %.
Beim Kauf kann das Unternehmen zusätzlich den Restwert des Anlagegegenstands berücksichtigen (weil es Eigentümer wird). Beim Leasing geht das nicht, da das Eigentum beim Leasinggeber bleibt.
Fazit: Aus Kostensicht ist Leasing selten die günstigste Option.
Freie Kreditlinie
Problem für KMU (kleine und mittlere Unternehmen): Oft haben sie keine freie Kreditlinie bei der Bank oder eine zu geringe Bonität.
Vorteil von Leasing:
Die Bonität des Leasingnehmers wird nur gering geprüft.
Deshalb kann Leasing manchmal die einzige Finanzierungsalternative sein.
Auswirkung auf die Liquidität
Vorteil: Leasing schont die Liquidität (Bankguthaben) am Anfang, weil:
kein Kredit aufgenommen werden muss,
kein einmaliger Abfluss des Anschaffungspreises.
Nachteil: hohe Leasingraten → Fixkosten, die die Liquidität laufend belasten.
Argument für Leasing: „Pay-as-you-earn“ → die Leasingraten können aus den Erträgen des Leasingobjekts gezahlt werden.
z.B. Maschinen und dadaurch verkaufte Produkte, Auto —> Kundenbesuche, vertragsabschlüsse
Man muss das Geld für die Anschaffung nicht schon vorher haben, sondern man „verdient es während der Nutzung“
Aber: Das wäre auch bei einer Kreditfinanzierung möglich, nur günstiger, und mit geringerem Liquiditätsrisiko (falls die Erträge niedriger ausfallen).
Flexibilität
Vorteil: Leasing ist beim Vertragsabschluss und bei der Bonitätsprüfung flexibler.
Nachteil: Financial Leasing bedeutet langfristige Bindung, in der Grundmietzeit keine Kündigung möglich.
Beim Kauf dagegen:
Das Unternehmen kann den Anlagegegenstand im Notfall verkaufen.
Das schafft wieder freie Liquidität oder kann genutzt werden, um den Kredit vorzeitig zu tilgen (wenn möglich).
Steuerliche Auswirkung
Argument für Leasing: Leasingraten sind voll steuerlich absetzbar (mindern den Gewinn und damit die Steuerlast).
Aber: Auch bei Kreditfinanzierung senken Zinszahlungen und Abschreibungen die Steuer.
→ Man muss genau prüfen, welche Variante steuerlich günstiger ist.
Bilanzierung
Ob der Leasinggegenstand beim Leasingnehmer oder beim Leasinggeber in der Bilanz steht, hängt von der Nutzungsdauer ab.
→ Die genaue Bilanzierungsproblematik ist komplex und wird hier nicht weiter behandelt.
6.3.3.3 Factoring
Du hast ein Unternehmen und stellst deinen Kunden eine Rechnung über 100.000 €.
Das Zahlungsziel beträgt 90 Tage. Das heißt: Dein Geld kommt erst in 3 Monaten rein.
Aber: Du brauchst das Geld eigentlich sofort, z. B. um Lieferanten oder Gehälter zu bezahlen.
Du gehst zu einem Factor (eine Bank oder ein Factoring-Unternehmen).
Der Factor kauft die Forderung.
Er zahlt dir jetzt sofort z. B. 97.000 € aus (100.000 € minus ca. 3.000 € Factoringkosten).
In 90 Tagen holt sich der Factor das Geld vom Kunden.
Du bekommst das Geld sofort und musst nicht warten → deine Liquidität steigt.
Wenn du damit z. B. Schulden tilgst, werden deine Bilanzschulden kleiner = Bilanzverkürzung → deine Kennzahlen (z. B. Eigenkapitalquote) verbessern sich.
Der Factor übernimmt für dich:
Buchhaltung der offenen Forderungen (wer hat bezahlt, wer nicht?),
Mahnwesen (Zahlungserinnerungen schicken),
Bonitätsprüfung deiner Kunden.
Das spart dir Arbeit → quasi ein Outsourcing.
Echtes Factoring: Der Factor trägt das Risiko. Wenn dein Kunde nicht zahlt, verlierst du nichts.
Unechtes Factoring: Risiko bleibt bei dir. Zahlt der Kunde nicht, musst du dem Factor das Geld zurückgeben.
Offenes Factoring: Dein Kunde weiß, dass er an den Factor zahlen muss.
Stilles Factoring: Dein Kunde merkt nichts – er zahlt wie gewohnt an dich, im Hintergrund gehört die Forderung aber dem Factor.
Factoring kostet Gebühren:
Zinsen (weil du das Geld vorzeitig bekommst),
Factoringgebühr (0,5–2,5 %) für die Dienstleistungen,
Delkrederegebühr (0,2–1 %) wenn der Factor das Ausfallrisiko trägt.
Deshalb: Immer prüfen, ob die Vorteile (mehr Liquidität, weniger Verwaltungsaufwand, Risikoabsicherung) die Kosten überwiegen
Factoring bedeutet: Forderungen verkaufen → sofort Liquidität, Dienstleistungen outsourcen, evtl. Risikoübertragung.Aber: Es kostet Gebühren und kann Auswirkungen aufs Image sowie auf interne Abläufe haben.
6.3.4 Eigen-Innenfinanzierung
Eigen-Innenfinanzierung = Finanzierung durch das Unternehmen selbst, nicht durch Außenstehende.
Das Kapital stammt aus dem laufenden Umsatzprozess und nicht von außen (also keine Bank, keine Investoren).
Gleichzeitig zählt es zum Eigenkapital, weil es von den Eigentümern bzw. aus Unternehmensgewinnen kommt.
Typische Formen:
Selbstfinanzierung
Finanzierung aus sonstigen Kapitalfreisetzungen
Offene Selbstfinanzierung = Gewinnthesaurierung
Gewinne werden nicht an die Eigentümer ausgeschüttet (z. B. als Dividende),
sondern im Unternehmen behalten → können für Investitionen oder Rücklagen genutzt werden.
Stille Selbstfinanzierung
Bildung von stillen Reserven durch Bilanzgestaltung:
Aktiva (Vermögensgegenstände) werden unterbewertet.
Passiva (Schulden/Verbindlichkeiten) werden überbewertet.
Aktiva (Vermögensgegenstände) unterbewerten
Beispiel: Eine Maschine ist in Wirklichkeit 100.000 € wert, in der Bilanz wird sie aber nur mit 80.000 € angesetzt.
→ 20.000 € stille Reserve.
Passiva (Schulden) überbewerten
Beispiel: In der Bilanz stehen Rückstellungen für mögliche Schäden mit 50.000 €, tatsächlich wird man aber nur 30.000 € zahlen müssen.
Folge: Der ausgewiesene Gewinn ist geringer → dadurch auch die Steuerlast niedriger.
Aber: Gesetzlich stark eingeschränkt.
Desinvestition
Verkauf von nicht mehr benötigten Anlagegütern (z. B. alte Maschinen, Fahrzeuge, Immobilien).
Durch den Verkauf wird Kapital freigesetzt, das für neue Investitionen genutzt werden kann.
Finanzierung aus Abschreibungsgegenwerten
Abschreibung = planmäßige Erfassung des Wertverlusts eines Anlageguts (z. B. Maschine, Auto).
Jedes Jahr wird ein Teil des Wertes in der Buchführung „abgeschrieben“.
Dieser Betrag bleibt aber im Unternehmen als liquides Geld (z. B. aus Umsätzen), → er wird nicht sofort für Ersatzinvestitionen gebraucht.
Dadurch entsteht ein Finanzierungsspielraum: Die Liquidität des Unternehmens steigt, bis das Gut ersetzt werden muss.
Eine Maschine kostet 100.000 € und hält 10 Jahre.
Jährliche Abschreibung: 10.000 €.
In der Buchführung sinkt der Wert der Maschine jedes Jahr um 10.000 €, aber: Das Unternehmen hat das Geld aus dem Verkauf seiner Produkte auf dem Konto.
Bis zur Neuanschaffung kann es die Abschreibungsbeträge als Finanzierungsquelle nutzen.
👉 Kurzfazit:
Eigen-Innenfinanzierung heißt: Geld bleibt im Unternehmen, anstatt von außen zu kommen.
Formen:
Selbstfinanzierung (offen = Gewinne behalten, still = stille Reserven bilden),
Kapitalfreisetzung (Verkauf von Vermögen, Nutzung von Abschreibungsgegenwerten).
Vorteil: stärkt Eigenkapital + Liquidität, unabhängig von Banken.
6.3.5 Fremd-Innenfinanzierung
Fremd-Innenfinanzierung bedeutet: Finanzierung mit Mitteln, die nicht den Eigentümern gehören, sondern für Dritte bestimmt sind → daher „Fremd-“.
Typisches Instrument: Rückstellungen.
Rückstellungen = Geldbeträge, die ein Unternehmen im Voraus für ungewisse Verbindlichkeiten zurücklegt (§ 249 HGB).
mögliche Schadensersatzforderungen,
Betriebsrenten (= Pensionsrückstellungen).
Rückstellungen können einen großen Finanzierungseffekt haben, besonders bei langen Laufzeiten.
Für Betriebsrenten werden jährlich Beträge zurückgelegt.
Die Auszahlung erfolgt aber oft erst nach vielen Jahren oder Jahrzehnten.
In der Zwischenzeit kann das Unternehmen die angesparten Beträge für Investitionen nutzen.
👉 Rückstellungen sind also Fremdfinanzierung, weil das Geld eigentlich den Anspruchsberechtigten gehört (Mitarbeiter, Gläubiger) und nur vorübergehend im Unternehmen bleibt.
Rückstellungen können aus den betrieblichen Umsatzprozessen für ungewisse Verbindlichkeiten gebildet werden (§ 249 HGB).
Zu diesen Verbindlichkeiten können beispielsweise Schadensersatzforderungen oder auch Rückstellungen für Betriebsrenten, die auch Pensionsrückstellungen genannt werden, sein.
Sie können einen großen Finanzierungseffekt haben, gerade wenn sie für lange Laufzeiten gebildet werden.
Bei den Betriebsrenten werden jährlich bestimmte Beträge für die Mitarbeitenden zurückgelegt.
Die Auszahlung erfolgt regelmäßig erst Jahre oder Jahrzehnte später.
Die gesparten Beträge können dann bis zur Fälligkeit der Auszahlung für die Finanzierung von weiteren Investitionen genutzt werden.
Rückstellungen gehören zur Fremdfinanzierung, da das Geld nicht den Eigentümern des Unternehmens gehört
6.3.6 Mezzanine Finanzierung
Mezzanine Finanzierung = Finanzierungsformen, die sowohl Eigenkapital- als auch Fremdkapitalcharakter haben.
„Mezzanine“ kommt aus der Architektur und bedeutet „Zwischengeschoss“ → passt gut: liegt zwischen Eigenkapital und Fremdkapital.
bestimmte Formen der stillen Gesellschaft,
partiarisches Darlehen (Darlehen mit Gewinnbeteiligung),
Wandel- und Optionsanleihen,
besonders: der Genussschein.
Genussschein-Kapital: ein Wertpapier zwischen Aktie (Eigenkapital) und Anleihe (Fremdkapital).
Vorteile für Inhaber: z. B. gute Verzinsung der Einlage.
Keine festen gesetzlichen Vorgaben → Gestaltung liegt beim Unternehmen.
Je nach Ausgestaltung:
Beteiligung am Gewinn und Verlust → eher Eigenkapitalcharakter.
zeitlich befristet, mit festen Zinsen → eher Fremdkapitalcharakter.
Wie ein Genussschein eingeordnet wird (Eigen- oder Fremdkapital), hängt immer davon ab, wie er ausgestaltet ist.
Darin liegt auch der große Vorteil für Unternehmen: Sie können Genussscheine flexibel gestalten, je nachdem, was gerade gebraucht wird (mehr Eigenkapital-Optik für die Bilanz oder eher Fremdkapital).
Wichtiger Unterschied zur Aktie:
Inhaber von Genussscheinen haben kein Mitspracherecht im Unternehmen.
Besonderheit:
Jedes Unternehmen (egal welche Rechtsform) kann Genussscheine ausgeben.
fragen
Aufgabe 6.1
In welchem Zusammenhang stehen die Begriffe ‚Investition‘ und ‚Finanzierung‘?
Die Finanzierung beschäftigt sich mit der Bereitstellung finanzieller Mittel,
die für Investitionen gebraucht werden. Von Investitionen spricht man, wenn
man finanzielle Mittel in der Erwartung auf einen zukünftig höheren Rückfluss
hingibt.
Ein Unternehmen investiert somit die finanziellen Mittel in Produktionsfaktoren,
die im Rahmen eines Finanzierungsvorganges bereitgestellt wurden.
Aufgabe 6.2
Was versteht man unter Beteiligungs- bzw. Einlagefinanzierung?
Eine Beteiligungsfinanzierung stellt eine Eigen-Außenfinanzierung dar. Dabei
fließt dem Unternehmen Eigenkapital von außen zu. Die Beteiligungsfinanzierung
wird insbesondere genutzt, um die vorhandene Einlage zu erhöhen oder
um neue Kapitalgeber in ein Unternehmen aufzunehmen.
Aufgabe 6.3
Welche Vorteile bringt die Börsennotierung bei der Beteiligungsfinanzierung mit sich?
Aufgrund des Zugangs zur Börse haben börsennotierte Unternehmen günstigere Möglichkeiten zur Beschaffung von Eigenkapital. Da es möglich ist, die einzelnen Anteile in sehr kleine Beträge zu stückeln, kann eine große Anzahl von Kapitalgebern gewonnen werden. Der Vorteil für die Aktionäre liegt darin, dass sie sich einerseits mit geringen Beträgen beteiligen, andererseits die Beteiligung jederzeit beenden können, indem sie ihre Aktien an andere Anleger verkaufen.
Aufgabe 6.4
Welche Vor- und Nachteile hat Leasing gegenüber dem kreditfinanzierten Kauf?
Leasing hat den Vorteil, dass es positive Auswirkungen auf die Liquidität hat.
Es schont die Liquidität, da unmittelbar keine Kreditlinie belastet werden
muss und kein Abfluss des Anschaffungswertes stattfindet. Zudem hat Leasing
dann einen Vorteil, wenn keine freie Kreditlinie vorhanden ist. Es kann
in bestimmten Unternehmenssituationen die einzige Finanzierungsalternative
eines Unternehmens darstellen. Es hat zudem hinsichtlich der Bonit.tsprüfung
einen Flexibilitätsvorteil, da die notwendigen finanziellen Mittel nicht als Kredit
in Anspruch genommen werden müssen. Ferner weist Leasing steuerliche
Vorteile auf, da die Leasingraten unmittelbar als Aufwand den Gewinn und
damit die Steuerlast mindern.
Ein wesentlicher Nachteil des Leasings besteht in der tatsächlichen finanziellen
Belastung; Leasing ist in den seltensten Fällen eine günstigere Alternative als
der kreditfinanzierte Kauf. Ferner besteht ein Nachteil, wenn der Leasinggegenstand
durch den Leasinggeber bilanziert wird. Der Leasingnehmer hat dann
nicht die Möglichkeit, den Leasinggegenstand als Unternehmensvermögen
auszuweisen, der Leasinggegenstand fließt somit nicht in die Bilanzsumme des
Leasingnehmers ein.
Aufgabe 6.5
Warum ist der Genussschein eine mezzanine Finanzierungsform?
Mezzanine Finanzierungsformen weisen sowohl Eigenkapital- als auch Fremdkapitalcharakteristika
auf. Ein Genussschein ist ein Wertpapier, das zwischen
einer Aktie und einer Anleihe anzusiedeln ist. Inhaber dieses Wertpapiers
kommen in den Genuss bestimmter Vorteile, wie zum Beispiel einer guten
Verzinsung der Einlage. Es gibt jedoch keine gesetzlichen Vorgaben, wie diese
Vorteile ausgestaltet sein müssen. Je nachdem, welche Vorteile gewährt werden,
wird das Kapital, das das Unternehmen durch die Ausgabe von Genussscheinen
erhält, eher dem Eigenkapital oder dem Fremdkapital zugerechnet. Wird
der Inhaber des Genussscheins an Gewinn und Verlust beteiligt, gehört es
eher zum Eigenkapital. Ist das Papier zeitlich befristet und erhält der Inhaber
Zinsen, hat es Fremdkapitalcharakter. Inhaber von Genussscheinen haben
grundsätzlich kein Mitspracherecht. Jedes Unternehmen, unabhängig von der
Rechtsform, kann ein solches Wertpapier ausgeben.
Aufgabe 6.6
Was ist ein Schuldscheindarlehen?
Ein Schuldscheindarlehen stellt eine Form der langfristigen Fremdfinanzierung
dar. Der Schuldschein ist dabei kein Wertpapier, sondern ein Nachweis
über eine Verbindlichkeit.
Ein konstitutives Merkmal von Schuldscheinen ist, dass langfristig eine hohe
Summe durch Kapitalsammelstellen wie Versicherungen, Sparkassen, Bausparkassen
oder auch Sozialversicherungsträger verliehen wird.
Aufgabe 6.7
Differenzieren Sie zwischen Eigen-, Fremd-, Innen- und Außenfinanzierung.
Bei der Unterscheidung der Finanzierungsarten nach der Rechtsstellung der
Kapitalgeber kann eine Unterteilung in die Eigen- und die Fremdfinanzierung
vorgenommen werden. Bei der Eigenfinanzierung wird einem Unternehmen
von einem oder mehreren Kapitalgebern Eigenkapital zugeführt. Wird einer
Unternehmung Kapital zur Verfügung gestellt, für das Zinsen zu zahlen sind
und eine Pflicht zur Rückzahlung besteht, handelt es sich um eine Fremdfinanzierung.
Wenn die Kapitalbeschaffung nach der Herkunft des Kapitals unterschieden
wird, erfolgt eine Unterteilung in Außen- und Innenfinanzierung. Fließt einer
Unternehmung Kapital von außen zu, so spricht man von Außenfinanzierung.
Stammen die finanziellen Mittel aus dem betrieblichen Umsatzprozess, handelt
es sich hingegen um eine Innenfinanzierung
Aufgabe 6.8
Welche Auswirkungen kann ein Factoringvertrag hinsichtlich aller gegenwärtigen und zukünftigen Forderungen für das Unternehmen haben?
Beim Factoring werden Forderungen durch einen Factor eingekauft. Der
Erwerb der Forderung erfolgt vor dessen Fälligkeit, es ergibt sich daher ein
Finanzierungseffekt aus allen gegenwärtigen und zukünftigen Forderungen
eines Unternehmens, die Gegenstand eines Factoringvertrags sind.
Aufgabe 6.9
Welche Formen der Besicherung von Krediten gibt es?
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