Entwicklungen der Gattungstheorie ab dem 18. Jahrhundert
Im 18. Jahrhundert beginnt ein neues Nachdenken über die Einteilung der Dichtung in Gattungen.
Wichtige Faktoren:
Philosophische Disziplinen: Die Ästhetik entwickelt sich, beginnend mit Baumgartens Aesthetica (1750).
Ein wachsendes Bedürfnis nach philosophischer Durchdringung von Dichtung.
Batteux’s Poetik (1746) führt das Postulat einer universalen Gattungstrias ein.
Les beaux arts réduits à un même principe – eine Theorie, die Künste auf einen einzigen Grundsatz reduziert.
Batteux’s Vierteilung: Unterscheidet vier Gattungen der Poesie:
Epische Dichtung – Erzählen von Geschehnissen als Geschichtsschreiber.
Dramatische Dichtung – Darstellung von Gegenständen wie ein Maler, um den Zuschauer zu lehren.
Lyrische Dichtung – Ausdruck von Leidenschaften, verbunden mit Musik.
Didaktische Dichtung – Lehrgedicht, das keine fiktionale Erzählung beinhaltet, sondern Wissen vermittelt.
Die didaktische Dichtung hat in der griechischen und römischen Antike eine lange Tradition (z.B. Hesiods Theogonie, Vergils Georgica).
Renaissance und Aufklärung bringen einen erneuten Fokus auf Lehrgedichte.
Goethe stellt klar:
Didaktische Poesie ist kein Teil der Gattungstrias.
Sie bleibt ein Mittelweg zwischen Poesie und Rhetorik.
Goethe’s Zitat: „Die didaktische Poesie ist und bleibt ein Mittelgeschöpf zwischen Poesie und Rhetorik.“ 🧠
Harald Fricke:
Didaktische Dichtungen sind nicht poetisch, sondern nur dann dichterisch, wenn sie lyrische, epische oder dramatische Elemente beinhalten.
Poesie als Kunstform sollte nicht nur belehrend, sondern auch künstlerisch sein. 🎭
Fricke’s Kritik:
Die didaktische Dichtung ist kein eigenständiges Genre, sondern ein Mischprodukt von anderen Gattungen.
Batteux’s Problem:
Die didaktische Dichtung unterscheidet sich von anderen Dichtungen, weil sie keine fiktionale Erzählung bietet, sondern auf realen Inhalten basiert.
Fiktional vs. Nichtfiktional: Diese Unterscheidung ist grundsätzlicher als die Gattungstrias.
Fricke’s Vorschlag:
Zweifache Einteilung:
Fiktionale Literatur (Dichtung) 📖
Nichtfiktionale Literatur (Lehrtexte, Essays) 📚
Unterscheidung Vers/Prosa:
Didaktische Dichtung wird durch die Versform dichterisch, während Prosa als nicht-poetisch gilt.
Fricke schlägt vor, die Dichtung auch nach Vers und Prosa zu unterteilen.
18. Jahrhundert: Beginn eines neuen philosophischen Nachdenkens über die Gattungen der Dichtung.
Batteux’s Poetik: Einführung einer universalen Gattungstrias mit vier Gattungen:
Epische Dichtung
Dramatische Dichtung
Lyrische Dichtung
Didaktische Dichtung (wird später kritisiert).
Goethe und Fricke: Die didaktische Poesie wird als kein eigenes Genre verstanden, sondern als eine Mischung aus anderen Gattungen.
Fiktional vs. Nichtfiktional und Vers vs. Prosa sind entscheidende Unterscheidungen in der Literaturtheorie.
Hegels Betrachtung der Gattungstrias
Gattungstrias als Norm:
Goethe erklärt, dass didaktische Poesie nicht zu den drei Hauptgattungen gehört und als minderwertig angesehen wird.
Diese Sichtweise zeigt eine normative Dimension der Gattungstrias, die auch andere Textarten wie Briefe, Autobiographien, Aphorismen, Tagebücher und Predigten nicht berücksichtigt.
Kulturelle Verankerung:
Die Gattungstrias ist in der westlichen Literaturkultur tief verankert. Sie strukturiert alles:
Schulunterricht,
Feuilletons,
Werkausgaben und
Literaturlexika.
Unklarer Status:
Die Begründung und der Status dieser Einteilung sind jedoch fraglich und nicht immer klar.
Um 1800 beginnen Denker, die Gattungstrias zu überhöhen und auf eine philosophische Ebene zu heben.
Hegels Philosophie stellt dabei einen speziellen Ansatz dar.
In seinen Vorlesungen über Ästhetik zeigt Hegel, wie die Gattungstrias mit der Dialektik verbunden werden kann.
Dialektik: Drei Schritte der Entwicklung, die auf die Dichtarten angewendet werden.
Hegel betont, dass der Einteilungsgrund für die Gattungen aus dem allgemeinen Begriff des künstlerischen Darstellens stammt.
Epische Poesie – Objektivität:
Sie beschreibt eine gesamte Handlung mit Charakteren, die durch Zufälle miteinander verwoben sind (z.B. die Odyssee).
Hegel nennt diese Darstellung „ruhig dahinströmend“.
Lyrische Poesie – Subjektivität:
Sie fokussiert sich auf das Subjektive und Innere des Menschen.
Der Ausdruck folgt einer musikalischen Weise und bleibt innerlich.
Dramatische Poesie – Vereinigung der Gegensätze:
Drama kombiniert die Objektivität der epischen Poesie und die Subjektivität der lyrischen Poesie.
Beispiel: In Sophokles' Tragödie sieht man das Schicksal des Ödipus, das sich sowohl objektiv als auch subjektiv entfaltet.
Roman und Novelle:
Hegel betrachtet sie als „Schrumpfformen“ der epischen Poesie und räumt der Prosa nicht mehr die gleiche Bedeutung ein.
Für ihn haben moderne Prosawerke nicht mehr die kulturelle Bedeutung wie die antike Dichtung.
Kritik:
Es ist einfach, die Unzulänglichkeit von Hegels Definition der Gattungen herauszustellen.
Die Überhöhung seiner Theorie wird oft zurückgewiesen, da sie zu eng gefasst ist.
Wert von Hegels Ansatz:
Dennoch kann Hegels spekulative Herangehensweise dabei helfen, neue Perspektiven zu entwickeln und Dinge anders zu sehen, als wir es gewohnt sind.
Die Gattungstrias wird traditionell als normativ angesehen, wobei die didaktische Poesie ausgeschlossen und als minderwertig betrachtet wird.
Hegel verbindet die Gattungstrias mit seiner Dialektik, indem er epische, lyrische und dramatische Poesie als verschiedene Schritte der Darstellung versteht.
Kritik an Hegels Theorie: Trotz ihrer Unzulänglichkeit eröffnet sie wertvolle philosophische Perspektiven auf Literatur und Dichtung.
Von Goethe zu Petersen
Dichtarten: Goethe führt eine Vielzahl von Dichtarten auf, darunter Ballade, Drama, Elegie, Epigramm, Roman, Satire usw.
Problem: Diese Dichtarten sind uneinheitlich und basieren teils auf äußeren Merkmalen, teils auf dem Inhalt, und nur wenige auf einer wesentlichen Form.
Dichtweisen:
Goethe führt drei „Naturformen der Dichtung“ ein:
Epos – klar erzählend 📖
Lyrik – enthusiastisch und gefühlsbetont 🎶
Drama – persönlich handelnd 🎭
Die Dichtarten sind historisch gewachsen und nicht vollständig.
Diese Formen können nicht immer streng zugeordnet werden, da sie keinen universellen Anspruch auf Vollständigkeit haben.
Dichtweisen hingegen gelten als fundamentale Formen der Poesie, die in der „Natur des Menschen“ verankert sind.
Die Dichtweisen (Epos, Lyrik, Drama) sind nicht nur konventionelle Kategorien, sondern spiegeln grundlegende Aspekte des menschlichen Daseins wider.
Epos = objektive Darstellung 🏛️
Lyrik = subjektive, emotionale Ausdrucksweise ❤️
Drama = Kombination von beidem 🎬
Staiger (Nachkriegsgermanist) stellt die Dichtarten lyrisch – episch – dramatisch als fundamentale Möglichkeiten des menschlichen Daseins dar.
Diese Trias entspricht den Grundbereichen des Menschen: Emotionales, Bildliches, Logisches.
Staiger setzt die Trias sogar mit den Lebensphasen (Kindheit – Jugend – Reife) und der Zeit (Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft) gleich.
Unzulänglichkeit der Theorie:
Eine rein wissenschaftliche Sichtweise kann Staigers Theorie nicht stützen. Sie ist zu spekulativ und vereinfachend.
Aber auch Staigers Theorie kann nützliche Perspektiven liefern, die zu neuen Einsichten führen können.
Goethe erkennt die Vermischung der Gattungen an:
Lyrisch, episch und dramatisch können zusammenkommen und sogar in mischformen auftreten.
Beispiel: Das französische Trauerspiel:
Exposition = episch,
Mitte = dramatisch,
Fünfter Akt = lyrisch.
Die griechische Tragödie mischt ebenfalls das Lyrische, Epische und Dramatische.
Goethe erklärt, dass die Ballade die bestmögliche Mischung der drei Gattungen darstellt:
Lyrik, Epos, Drama sind nicht getrennt, sondern in einer einheitlichen Form vereint.
Goethe nennt die Ballade ein „herrliches Gebilde“, das kulturübergreifend vorkommt und die gesamte Poetik widerspiegelt.
Goethe’s Vorschlag zur Strukturierung der Gattungen:
Stelle die drei Hauptgattungen (Epos, Lyrik, Drama) in einem Kreis gegenüber.
Suchen und sammeln Sie Beispielstücke, die einzeln jeweils in einer Gattung agieren und solche, die eine Vereinigung aller drei Gattungen zeigen.
Julius Petersen entwickelte ein dreieckiges Modell der Gattungen, wobei:
Drama = Dialog ✍️
Epos = Erzählbericht 🖋️
Lyrik = Darstellung von Zuständen 🌟
Petersen veranschaulicht, wie die Gattungen miteinander verbunden sind und wo ihre gemeinsamen Merkmaleliegen:
Epos und Drama → beide haben Handlungen
Epos und Lyrik → beide sind monologisch
Drama und Lyrik → beide sind darstellende Formen
Goethe führt eine Unterscheidung zwischen Dichtarten (historische, nicht vollständige Formen) und Dichtweisen(fundamentale menschliche Ausdrucksformen).
Staiger und Petersen erweitern die Theorie, indem sie die Gattungen mit grundlegenden menschlichen Aspekten(Emotion, Bild, Logik) verbinden.
Gattungsmischung ist für Goethe zentral: Balladen als perfekte Mischung der drei Hauptgattungen.
Goethes Ansatz zeigt, wie Gattungen nicht starr sind, sondern veränderlich und vermischt auftreten können.
Gérard Genette
Gérard Genette stellt fest, dass die Gattungstrias in ihrem klassischen Schema eine Asymmetrie aufweist.
Drama und Epos: formales Merkmal (Erzählbericht und Dialog).
Lyrik: inhaltliches Merkmal (stellt Zustände dar).
Genette weist darauf hin, dass Drama und Epos ein inhaltliches Merkmal gemeinsam haben (Handlungen), während Drama und Lyrik sowie Lyrik und Epos ein formales Element (Sprecher) teilen.
Asymmetrie führt dazu, dass substanzielle Bestimmbarkeiten der drei Hauptgattungen zum Scheitern verurteiltsind.
Genette erklärt, dass die Darstellung (die sowohl Lyrik als auch Drama gemein haben sollen) in den beiden Gattungen sehr unterschiedliche Bedeutungen hat.
Lyrik: Ausdruck von Zuständen 🌌
Drama: Handlungen auf der Bühne 🎭
Julius Petersen erweitert Goethes Idee und entwickelt ein Gattungsrad basierend auf den Dichtweisen.
Das Gattungsrad ist mehrdimensional und zeigt die Vielfalt der Gattungen:
Innere Ebene: Volkstümliche oder ursprüngliche Formen der Literatur (z.B. Tanzlieder, Arbeitslieder).
Mittlere Ebene: Gemischte Dichtungsarten, die durch Dichter entwickelt und von den Poetikern konventionellisiert wurden.
Äußere Ebene: Funktionalisierte Formen, die außerhalb der Literatur für einen außerliterarischen Zweckverwendet werden (z.B. Fabel, Lehrdichtung).
Gattungsrad dokumentiert die Funktion der Literatur zwischen volkstümlicher Kultur und Institutionalisierung.
Die „eigentliche“ Literatur befindet sich zwischen diesen zwei Bereichen:
„Naturwüchsige“ Volkskultur: Literatur entsteht in der Gemeinschaft.
Institutionalisierte Literatur: Literatur wird durch höhere Institutionen (Schulen, Philosophie) geprägt.
Mischung der Formen: Im Gattungsrad stehen verschiedene und teils nicht zusammengehörige Formen nebeneinander (z.B. Märchen neben Totenklage).
Veraltete Gattungsbegriffe: Viele der aufgeführten Gattungsbegriffe sind nicht mehr aktuell.
Einige Formen, die heute relevant sind, fehlen oder wurden nicht berücksichtigt (z.B. Short Story, Kabarett, Poetry Slam).
Neue Gattungen:
Fußballgesänge: Wie lässt sich diese protoliterarische Form in das Gattungsrad einordnen?
E-Mail-Roman, Kurzgeschichten, Reisereportagen, Glossen: Wo gehören diese in das Gattungsrad?
Werbeslogans: Mögliche außerliterarische Form, aber literarisch verwendet?
Fruchtbare Provokation:
Auch wenn das Gattungsrad nicht perfekt ist, regt es dazu an, über Lücken und Überschneidungen in der Literatur nachzudenken.
Es fordert dazu auf, heutige literarische Formen und deren Platzierung im Gattungssystem zu hinterfragen.
Genette und Petersen erweitern die traditionelle Gattungstrias, indem sie die Asymmetrie und Vielfalt der Gattungen betonen.
Petersens Gattungsrad zeigt, wie Literatur zwischen „Volkskultur“ und „Institutionalisierung“ pendelt.
Moderne Gattungen wie Poetry Slam und Fußballgesänge stellen neue Herausforderungen für die Gattungstheorie.
Harald Fricke
Fricke geht von der allgegenwärtigen Präsenz der Gattungstrias (Epik, Lyrik, Drama) aus.
Fricke’s Ziel: Die traditionellen Gattungen mit Abweichungen in der Sprachverwendung zu erklären und präzise zu definieren.
Er stellt fest, dass die Gattungen in der Literaturwissenschaft sowie der literarischen Produktion tief verwurzelt sind.
Fricke ordnet die Abweichungen drei verschiedenen Ebenen zu:
Lyrik: Abweichungen auf der grammatischen Ebene 📚
Epik: Abweichungen auf der semantischen Ebene 🧠
Drama: Abweichungen auf der pragmatischen Ebene 🎭
Drama und Pragmatik:
Pragmatische Ebene bezieht sich auf den Handlungszusammenhang der Sprechsituation.
Beispiel: Wenn eine dramatische Figur „ich“ sagt, bezieht sich diese Aussage nicht auf den Schauspieler, sondern auf die Figur, die gespielt wird.
Der Schauspieler meint nicht sich selbst, sondern die fiktive Figur, die er darstellt.
Unvermittelte Sprechsituation: Im Drama wird fiktive Sprache ohne Erzähler präsentiert.
Epik und Semantik:
Fiktionale Aussagen sind semantische Abweichungen – sie widersprechen der realen Welt.
Beispiel: Figuren wie Zwerge, Marsmenschen, Pippi Langstrumpf existieren nicht in der realen Welt, aber innerhalb des Textes haben sie eine eigene Existenzweise.
Der Name „Napoleon“ in einem historischen Roman bezieht sich nicht auf den echten Napoleon, sondern auf einen fiktiven Charakter.
Fiktionale Texte bieten eine eigene Welt mit eigenen Wahrheitsansprüchen (innerhalb der Textwelt).
Lyrik und Grammatik:
Lyrik braucht weder semantische noch pragmatische Normverletzungen (z.B. Gedankenlyrik oder politische Gedichte).
Die Abweichungen in der Lyrik erfolgen auf der grammatischen Ebene der Sprache.
Diese Abweichungen betreffen z.B.:
Phonetik (Lautbildung) 🎶
Morphologie (Wortbildung) 🔤
Syntax (Satzbau) 🧩
Zeilenlängen, Satzfolgen, graphische Gestaltung ✒️
Lyrische Vielfalt:
Diese sprachlichen Abweichungen führen zu einer vielfältigen und unterschiedlichen Form von lyrischen Gebilden.
Frickes Ansatz ist eine interessante Theorie, die die Abweichungen in den drei Hauptgattungen beschreibt, aber bleibt spekulativ und nicht vollständig überzeugend.
Drama: Fiktive Sprechsituationen ohne Erzähler.
Epik: Fiktionale Welten und Entitäten, die nicht der realen Welt entsprechen.
Lyrik: Grammatische Abweichungen, die die Form und Struktur von Gedichten prägen.
Harald Fricke erklärt, dass die Gattungstrias weiterhin eine wichtige Rolle spielt, aber Abweichungen in Sprache und Form die Gattungen prägen.
Lyrik, Epik, Drama: Jede Gattung hat ihre eigene Abweichungsebene (grammatisch, semantisch, pragmatisch).
Diese Abweichungen sind wesentliche Merkmale der Gattungen und verdeutlichen ihre unterschiedlichenFunktionen in der Literatur.
Fricke erkennt an, dass die Gattungstrias (Lyrik, Epik, Drama) tief in der Literaturtradition verwurzelt ist.
Frickes Ziel:
Die drei Gattungen auf Basis von Abweichungen in der Sprache zu präzisieren:
Lyrik: Grammatische Abweichungen 📝
Epik: Semantische Abweichungen 📖
Drama: Pragmatische Abweichungen 🎭
Drama – Pragmatische Ebene:
Normverstoß: Der Sprechakt im Drama bezieht sich nicht auf den tatsächlichen Schauspieler, sondern auf die gespielte Figur.
Beispiel: Wenn ein Schauspieler „ich“ sagt, meint er nicht sich selbst, sondern die Figur, die er darstellt.
Unvermittelte Sprechsituation: Es gibt keine Erzählervermittlung im Drama.
Epik – Semantische Ebene:
Fiktionale Aussagen: In epischen Texten kommen fiktionale Entitäten wie Zwerge, Marsmenschen oder Pippi Langstrumpf vor.
Diese Figuren existieren nicht in der realen Welt, aber in der Textwelt haben sie eine eigene Existenzweise.
Beispiel: Der Name „Napoleon“ in einem historischen Roman bezeichnet nicht den echten Napoleon, sondern einen fiktiven Charakter.
Lyrik – Grammatische Ebene:
Abweichungen auf der Grammatik:
Lyrische Texte weichen von den grammatischen Normen ab, z.B. durch Phonetik, Morphologie oder Syntax.
Diese Abweichungen betreffen den Ausdruck, der in der Sprache selbst verankert ist.
Fiktionale Erzählungen:
Fricke definiert die epische Fiktion und schließt nichtfiktionale Erzählungen wie Autobiographien aus der Gattungstrias aus.
Dies stellt ein Problem dar, da nicht alle epischen Texte fiktional sind.
Grammatik in der Lyrik:
Der Verstoß gegen Grammatik in der Lyrik ist nicht immer eindeutig.
Zeilenlängen und graphische Gestaltung können als grammatische Normen gelten, was problematisch ist, da diese nicht immer in der klassischen Grammatik enthalten sind.
Lyrik und Pragmatik:
Fricke blendet Pragmatik in der Lyrik aus. Wenn das lyrische Ich spricht, bezieht es sich nicht auf den Autor, sondern auf die subjektive Figur.
Frickes Argument: Die pragmatische Dimension ist nicht konstitutiv für die Lyrik.
Im Drama verweist der Sprechakt auf die figurenhafte Sprechsituation, nicht auf den tatsächlichen Schauspieler.
Fricke glaubt, dass es in der Literatur „reine, unvermischte“ Gattungen gibt.
Drama bleibt dramatisch, Epik bleibt episch, und Lyrik bleibt lyrisch, selbst wenn sie mit anderen Formen kombiniert wird.
Einwände:
Viele moderne lyrische Texte beinhalten immer noch Pragmatik, die Fricke in seiner Definition ausblendet.
Lyrische Texte sind traditionell unmittelbar und subjektiv, was sie oft von anderen Gattungen unterscheidet.
Gattungsmischung:
Versdrama: Abweichung von grammatischen und pragmatischen Normen.
Ballade: Abweichung von grammatischen und semantischen Normen.
Episches Drama (z.B. Theaterstück, Film, Hörspiel): Abweichung von semantischen und pragmatischenNormen.
Fricke’s Theorie legt nahe, dass Mischformen der Gattungen möglich und fruchtbar sind.
Frickes Gattungstheorie ist ein versuchter Zugang, aber sie bleibt problematisch, weil sie nicht alle Variationenund Mischformen berücksichtigt.
Die Gattungstrias hat weiterhin eine zentrale Bedeutung in der Literaturwissenschaft, auch wenn sie nicht ohne Kritik bleibt.
Die Theorie kann dazu anregen, die vielfältigen und hybriden Formen der Literatur zu erkennen.
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