Q: (Folie 7) Welche zwei grundsätzlichen Ansätze gibt es in der Psychologie und worin unterscheiden sie sich?
Quantitativ: standardisiert, Zahlen, Hypothesentest, statistische Auswertung
Qualitativ: offen, Interviews/Gruppendiskussionen, Hypothesengenerierung, explorativ Merke: Quantitativ ist wie ein Thermometer (messen), qualitativ wie ein Gespräch (verstehen).
Q: (Folie 8) Warum gelten quantitative Methoden oft als präziser?
Präzision: Exakter Zahlenwert statt vager Beschreibung
Vergleichbarkeit: Zwischen Personen & Studien
Verknüpfbarkeit: Zahlen lassen sich kombinieren
Übersichtlichkeit: Kompakte Darstellung Bild im Kopf: Landkarte mit präzisen Koordinaten statt nur „links von der Kirche“.
Q: (Folie 10) Was bestimmt, ob eine quantitative oder qualitative Methode sinnvoll ist?
A: Die Forschungsfrage – sie gibt vor, welche Methode passt.
Merke: Methode = Werkzeug; Forschungsfrage = das Problem, das du lösen willst.
Q: (Folie 11) Wann sind qualitative Methoden besonders wichtig?
Wenn Erleben im Fokus steht
Wenn zu wenig Vorwissen für Hypothesentest vorliegt
Wenn quantitative Messung nur schwer möglich ist Eselsbrücke: Bei unbekanntem Terrain erst Landkarte skizzieren (qualitativ), dann präzise vermessen (quantitativ).
Q: (Folie 12) Wie unterschied Dilthey (1924) Natur- und Geisteswissenschaften?
Natur: Erklären (Gesetze, Zahlen)
Seelenleben: Verstehen (subjektives Erleben) Merke: Natur erklären, Seele verstehen.
Q: (Folie 14) Wann nutzt man qualitative statt quantitative Methoden?
Hohes Vorwissen → quantitativ (Hypothesen testen)
Niedriges Vorwissen → qualitativ (Hypothesen generieren) Bild: Wenn Rezept bekannt → kochen (testen); wenn nicht → experimentieren (generieren).
Q: (Folie 15–17) Was war das Ziel der Marienthal-Studie?
Erleben von Arbeitslosigkeit in einem Dorf
Mehrmonatige Beobachtung & Interviews
Identifikation von 4 Grundhaltungen (ungebrochen, resigniert, verzweifelt, apathisch) Bild: Dorfporträt statt Statistik – jede Haltung wie ein eigenes Charakterfoto.
Q: (Folie 19) Welche 9 Prinzipien unterscheiden qualitative von quantitativer Forschung?
Naturalistisch statt Manipulation
Offen statt feste Kategorien
Fallorientiert statt variablenorientiert
Induktiv statt deduktiv
Flexibel statt fix
Verstehen/Beschreiben statt Kausalerklärung
Interpretationsbedürftig statt rein numerisch
Forschende als Messinstrument statt standardisiert
Theoretische statt statistische Verallgemeinerung Bild: Zwei Köche – einer streng nach Rezept (quant.), einer improvisiert mit Zutaten vor Ort (qual.).
Q: (Folie 20) Was bedeutet „naturalistische Vorgehensweise“ in der qualitativen Forschung?
Beobachtung in natürlicher Umgebung
Kein Erzwingen neuer Situationen Bild: Tierfotograf im Dschungel statt Zoo mit Gitter.
Q: (Folie 21) Warum sind qualitative Verfahren „offen“?
Keine vorab festgelegten Kategorien
Themen ergeben sich während der Forschung
Beispiel: Marienthal – einfach zuhören statt Checkliste abarbeiten Merke: Offenes Ohr statt fertiger Fragebogen.
Q: (Folie 22) Was bedeutet „Fallorientierung“?
Fokus auf Einzelfall mit allen Facetten
Entwicklung über Zeit und in verschiedenen Kontexten Bild: Biografie-Film statt statistisches Balkendiagramm.
Q: (Folie 23) Unterschied zwischen Induktion und Deduktion?
Induktion: Vom Einzelfall zur Theorie
Deduktion: Von Theorie zu Einzelfall
Q: (Folie 24) Was ist mit „emergenter Flexibilität“ gemeint?
Anpassung von Fragestellung, Erhebung & Auswertung während der Forschung
Beispiel: Marienthal – Gehgeschwindigkeit erst später aufgenommen.
Q: (Folie 25) Ziel qualitativer Forschung?
Beschreibung & Verstehen statt Kausalerklärung
Grundlage für spätere quantitative Tests Bild: Landkarte zeichnen, bevor man GPS-Koordinaten sammelt.
Q: (Folie 26) Was heißt „interpretationsbedürftige Daten“?
Interviews/Bilder → Bedeutung wird pro Person interpretiert
Keine fertigen Zahlenwerte Bild: Kunstwerk deuten statt Messskala ablesen.
Q: (Folie 27) Warum sind Forschende in qualitativer Forschung „Messinstrumente“?
Sie sammeln Daten persönlich (z. B. Interview)
Verhalten und Wahrnehmung beeinflussen Ergebnis Merke: Forscher = Sensor mit Gefühlen.
Q: (Folie 28–29) Was ist „theoretische Verallgemeinerung“?
Ziel: Ergebnisse auf Theorie, nicht auf Grundgesamtheit, übertragen
Stichprobe: „interessant“ statt „repräsentativ“ Bild: Seltenes Fossil finden – es muss nicht typisch sein, aber wichtig für Theorie.
Q: (Folie 31) In welche zwei Hauptarten lassen sich qualitative Erhebungsmethoden unterteilen?
Verbale Daten: Interview, Gruppendiskussion, schriftliche Befragung, lautes Denken, vorhandene Daten
Visuelle Daten: Beobachtung, nonreaktive Verfahren, Eigenproduktion Bild: Tonband (verbale Daten) vs. Kamera (visuelle Daten).
Q: (Folie 32) Was macht ein Interview zur häufigsten Form qualitativer Datenerhebung?
Gespräch mit asymmetrischer Rollenverteilung (Forscher fragt, Teilnehmende antworten)
Ziel: Informationsermittlung
Unterschied zu Alltagsgespräch: gezielt & strukturiert Merke: Interview = GPS, Alltagsgespräch = Spazieren ohne Ziel.
Q: (Folie 33) Welche Formen der Standardisierung gibt es bei Interviews?
Standardisiert: fester Wortlaut
Halbstandardisiert: Reihenfolge & Formulierung flexibel
Nonstandardisiert: nur Themenkomplexe Bild: Rezept genau befolgen, Rezept flexibel nutzen oder nur Zutatenliste kennen.
Q: (Folie 34–35) Was ist ein Leitfadeninterview?
Halbstandardisiertes Interview
Leitfaden als Orientierung, nicht starre Vorgabe
Fragetypen: Einleitend, Leitfaden-, Ad-hoc-Fragen Merke: Leitfaden = Landkarte mit Raum für Abstecher.
Q: (Folie 36–37) Was ist ein narratives Interview?
Erzählanstoß → Haupterzählung → Nachfragen → Bilanzierung
Ziel: Lebensgeschichte oder Episoden in eigenen Worten Bild: Forscher als Geschichtensammler, der erst am Ende Fragen stellt.
Q: (Folie 38) Welche Regeln helfen, gute Interviewfragen zu stellen?
Keine Ja/Nein-Fragen
Keine Suggestion oder doppelte Verneinung
Eine Frage auf einmal
An Sprache des Befragten anpassen Bild: Frage wie ein offenes Fenster, nicht wie eine verschlossene Tür.
Q: (Folie 39–40) Was ist eine Gruppendiskussion und wie läuft sie ab?
5–15 Personen diskutieren mit thematischem Leitfaden
Ablauf: Theorie → Regeln → Startreiz → freie Diskussion → Reizargumente → Metadiskussion Bild: Moderator als Schiedsrichter, der nicht mitspielt.
Q: (Folie 41) Welche Faktoren beeinflussen Gruppendiskussionen?
Thema (persönliche Relevanz)
Gruppengröße
Soziodemographie
Bekanntheitsgrad
Meinungsverteilung
Leitung Merke: Jede Gruppe ist wie ein eigenes Biotop – Zusammensetzung bestimmt Dynamik.
Q: (Folie 42–43) Was ist eine offene schriftliche Befragung?
Offene Fragen schriftlich beantworten
Gut für sensible Themen oder komplexes Nachdenken
Vorteil: anonym & ergänzbar
Nachteil: mehr Aufwand für Teilnehmende Bild: Tagebuch statt Interview.
Q: (Folie 44–47) Was ist „lautes Denken“?
Verbalisieren aller Gedanken bei Aufgabenbearbeitung
Zwischen Befragung & Beobachtung
Ungelenkt, keine Fragen Bild: Inneren Monolog laut vorlesen.
Q: (Folie 48) Welche Arten vorhandener Daten können qualitativ genutzt werden?
Tagebücher, Briefe, E-Mails, Chatverläufe, Social Media Posts
Vorteil: hohe Validität, da ohne Forschereinfluss entstanden Merke: Forscher liest Spuren im Sand statt im Labor zu messen.
Q: (Folie 50–54) Warum ist Beobachtung in der qualitativen Forschung wichtig?
Visuelle Datensammlung, auch bei nicht sprachfähigen Gruppen
Varianten: verdeckt/offen, teilnehmend/nicht-teilnehmend
Protokoll: räumlich, sozial, Aktivitäten – beschreibend, nicht wertend Bild: Kamera mit Notizblock.
Q: (Folie 55–56) Was sind nonreaktive Verfahren?
Beobachtung von Spuren statt Personen
Vorteil: Verhalten wird nicht beeinflusst
Beispiel: Abnutzung im Museum, Zigarettenstummel in Pausenbereichen Merke: CSI-Forscher statt Live-Zeuge.
Q: (Folie 57–58) Was ist „Eigenproduktion“ als Erhebungsmethode?
Teilnehmende erstellen visuelles Material (Zeichnung, Foto, Video)
Besondere Form: Spiel (Kinder: freies Spiel; Erwachsene: Rollenspiel) Bild: Teilnehmer als Co-Forscher mit eigener Kamera.
Q: (Folie 82) Was bedeutet „Transkription“ in der qualitativen Forschung?
Überführen auditiver Daten (Interview, Diskussion) in schriftliche Form
Grundlage für systematische Auswertung Merke: Vom Tonband ins Textdokument – wie Untertitel für Forschung.
Q: (Folie 83) Welche Varianten der Transkription gibt es?
Vollständig vs. selektiv
Nur Sprache vs. auch nonverbal (Lachen, Gestik)
Unverändert vs. sprachlich aufbereitet Bild: Rohaufnahme vs. geschnittener Film.
Q: (Folie 84–85) Was ist „Codieren“ in der qualitativen Analyse?
Textstellen mit Codes markieren, die Bedeutung festhalten
Ziel: Daten auf Forschungsfrage fokussieren Merke: Codes = farbige Klebezettel im Text.
Q: (Folie 86) Was sind Vor- und Nachteile des Codierens?
Vorteil: Muster erkennen, irrelevante Infos filtern
Nachteil: Subjektiv, abhängig vom Forscher Bild: Schatzsuche – Karte hilft, aber hängt vom Zeichner ab.
Q: (Folie 90–91) Warum sind Objektivität und Reliabilität in qualitativer Forschung oft nicht realisierbar?
Datenerhebung ist subjektive soziale Situation
Fokus auf Einzigartigkeit statt Wiederholbarkeit Merke: Jeder Sonnenuntergang ist einmalig – man kann ihn nicht exakt kopieren.
Q: (Folie 92–93) Welche Rolle spielt Validität in der qualitativen Forschung?
Objektivität & Reliabilität begrenzt übertragbar
Validität (v. a. externe) besonders wichtig Bild: Lieber echtes Bild unscharf als gestochen scharfes, aber falsches Bild.
Q: (Folie 94–95) Welche Formen externer Validität sind in qualitativer Forschung wichtig?
Populationsvalidität: niedrig (nicht Ziel)
Situationsvalidität: hoch (natürliches Umfeld)
Variablenvalidität: hoch (eigene Worte der TN) Merke: Lieber echtes Gespräch im Wohnzimmer als Labor-Messung.
Q: (Folie 96) Übersicht: Welche Validitätsformen sind in qualitativer Forschung gegeben?
Interne Validität: ❌
Populationsvalidität: ❌
Situationsvalidität: ✅
Variablenvalidität: ✅
Q: (Folie 99) Was ist in Bezug auf Ethik bei qualitativer Forschung ähnlich wie bei quantitativer?
Grundprinzipien (z. B. Freiwilligkeit, Vertraulichkeit, Aufklärung) gelten gleichermaßen
Täuschung meist kein Problem, da keine künstlichen Bedingungen erzeugt werden Merke: Dieselben Regeln, aber weniger Labor-Tricks.
Q: (Folie 100) Warum ist Vertraulichkeit in qualitativer Forschung besonders wichtig?
Fokus auf Einzelfälle → viele persönliche Details
Risiko der Identifizierbarkeit Bild: Forscher als Tagebuchhüter mit Schloss.
Q: (Folie 101) Was ist „Verfremdung“ und wofür wird sie genutzt?
Veränderung persönlicher Daten (Alter, Beruf, Details) zum Schutz der Identität
Risiko: Verlust wichtiger kontextueller Infos Merke: Unkenntlich machen wie verpixeltes Gesicht im TV.
Q: (Folie 102) Was ist das Problem der Selbstidentifikation in qualitativer Forschung?
Teilnehmende erkennen sich selbst in Publikationen durch einzigartige Details
Kann verletzend wirken, besonders bei wertenden Interpretationen Bild: Spiegel – man erkennt sich, auch wenn andere es nicht tun.
Q: (Folie 103) Warum ist verdeckte Beobachtung ethisch besonders heikel?
Keine Freiwilligkeit & keine Einwilligung
Täuschung über Anwesenheit des Forschers
Besonders kritisch bei kriminellen Kontexten Merke: Forscher als Undercover-Agent – spannend, aber riskant.
Q: (Folie 104) Was bedeutet der „Doppelcharakter“ von Handlungen im Feld?
Forscher baut echte soziale Bindungen auf, nutzt sie aber zu Forschungszwecken
Rückzug kann als Ausnutzen empfunden werden Merke: Freundschaft darf nicht nur Tarnung sein.
Q: (Folie 105) Welche ethischen Probleme treten bei der Nutzung vorhandener Daten auf?
Fehlen von Einverständnis (z. B. Verstorbene bei Tagebuchanalyse)
Internetposts – Urheber ahnt oft nicht, dass sie ausgewertet werden Bild: Fremdes Tagebuch im Regal finden – spannend, aber heikel.
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