(Folie 3) Worin unterscheiden sich Emotionen von emotionalen Dispositionen?
Emotionen = aktuelle Zustände (z. B. Angst in einer Situation)
Emotionale Dispositionen = längerfristige Veranlagungen (z. B. Ängstlichkeit als Persönlichkeitseigenschaft)
(Folie 4) Auf welchen drei Ebenen zeigen sich Emotionen beim Menschen – und ähnlich bei Tieren?
Physiologisch: Herzrate, Hautleitfähigkeit
Verhalten: Flucht oder Kampf
Subjektives Erleben: Furchtgefühl
• Tiere: vergleichbare Reaktionen → physiologisch, Verhalten, teils bewusstes Erleben
(Folie 5) Welche beiden Dimensionen beschreibt das Diagramm zur Emotionseinordnung?
Arousal = Erregung (stark ↔ schwach)
Valenz = Wertigkeit (positiv ↔ negativ)
👉 Beispiel: „Fear“ = hohes Arousal + negative Valenz; „Joy“ = hohes Arousal + positive Valenz
(Folie 6) Welche drei Dimensionen werden genutzt, um Emotionen umfassend zu beschreiben?
Valenz: positiv oder negativ
Arousal: stark oder schwach
Motivation: Annäherung oder Vermeidung des Reizes
(Folie 7) Was zeigt das Vektormodell der Emotionen?
Ermittelt durch Einschätzung von Bildern/Filmen
Je höher das Arousal, desto extremer fällt die Valenzbewertung (sehr positiv oder sehr negativ) aus
→ Valenz & Arousal sind nicht unabhängig
(Folie 9) Welche Funktion haben Emotionen aus evolutionärer Sicht?
Emotionen fördern adaptives Verhalten:
Furcht → Gefahrenvermeidung
Ekel → Krankheitsvermeidung
Verliebtheit → Partnersuche & Fortpflanzung
Wut/Ärger → Regelung sozialer Konflikte
(Folie 10) Welche Unterschiede bestehen zwischen Basisemotionen und komplexen Emotionen?
Basisemotionen: angeboren, kultur- & speziesübergreifend, universell erkennbar
Komplexe Emotionen: erlernt, kulturell geprägt, nicht universell
👉 Studien (Averill & Nunley, Russell et al., Ekman) bestätigen Basisemotionen
(Folie 11) Wie zeigte Paul Ekman in der Neu-Guinea-Studie, dass Basisemotionen kulturübergreifend sind?
Einheimische ordneten Gesichter emotionalen Situationen korrekt zu:
Kind stirbt → Trauer
Stinkendes Schwein → Ekel
Kampfbereitschaft → Ärger
Freunde kommen → Freude
Ergebnis: Emotionale Gesichtsausdrücke werden universell verstanden → Beweis für Basisemotionen
(Folie 12) Welche 6 Basisemotionen beschrieb Paul Ekman (1973)?
Ärger
Trauer
Freude
Angst
Ekel
Überraschung
(Folie 13) Gibt es heute Einigkeit über die Anzahl und Art der Basisemotionen?
❌ Nein – zwischen Forscher*innen herrscht Uneinigkeit über
wie viele Basisemotionen es gibt
welche Emotionen dazugehören
(Folie 14–15) Was zeigen Studien zum Erkennen von Emotionen über Kulturen hinweg?
>60 % der Gesichter auch kulturübergreifend richtig erkannt → spricht für Basisemotionen
ABER: bessere Erkennung innerhalb der eigenen Kultur → spricht für kulturelle Prägung (komplexe Emotionen)
👉 Annahme heute: Basisemotionen sind universal, werden aber kulturell modifiziert
(Folie 17) Was ist die zentrale Aussage der James-Lange-Theorie?
Emotion entsteht aus der Körperreaktion
Reihenfolge: Reiz → Körperantwort (z. B. Herzschlag) → Bewusstes Gefühl (z. B. Angst) 👉 Beispiel: „Ich habe Angst, weil mein Herz so stark schlägt.“
(Folie 18) Was besagt die Facial-Feedback-Hypothese?
Allein das Ausführen einer Gesichtsmimik löst das dazugehörige Gefühl aus
Beispiel: trauriger Gesichtsausdruck → Gefühl von Trauer
(Folie 19) Wie wurde die Facial-Feedback-Hypothese im Experiment von Strack, Martin & Stepper (1988) getestet?
Versuch: Stift zwischen die Zähne (→ Lachen), Lippen (→ Trauer) oder Hand (Kontrolle)
Ergebnis: Cartoons wurden lustiger bewertet, wenn der Stift die Lachmimik erzeugte
(Folie 20) Welche Ergebnisse zeigte die Studie von Soussignan (2002) zur Facial-Feedback-Hypothese?
Stift im Mund veränderte Gesichtsmimik: „lachen“ oder „traurig“
Einfluss auf Arousal (subjektiv empfundene Erregung)
→ Gesichtsmimik beeinflusst nicht nur Valenz, sondern auch Stärke der Emotion
(Folie 21) Wie stützen Video-Beispiele die James-Lange-Theorie?
Gezeigte Experimente demonstrieren: Veränderte Mimik → verändertes Erleben
→ Körperantworten modulieren Gefühle direkt
(Folie 22) Worin unterscheidet sich die Cannon-Bard-Theorie von der James-Lange-Theorie?
James-Lange: Reiz → Körperantwort → Gefühl
Cannon-Bard: Reiz löst gleichzeitig Körperantwort und Gefühl aus
Vermittlung über den Thalamus als zentrale Umschaltstelle 👉 Beispiel: „Der Bär macht mir Angst und mein Herz schlägt stark.“
(Folie 23) Welche Gehirnareale sind nach der Cannon-Bard-Theorie beteiligt?
Thalamus: zentrale Schaltstation
Weiterleitung an:
Limbisches System (Emotionen)
Sympathikus (körperliche Reaktion, z. B. Herzschlag)
(Folie 24) Welche Gehirnareale sind für spezifische Emotionen besonders wichtig?
Angst → Amygdala
Ärger → Orbitofrontaler Kortex & anteriore Zingula
Ekel → Insula & anteriore Zingula
Trauer → Amygdala & Temporaler Pol
(Folie 25) Was passiert, wenn die Amygdala entfernt wird?
Verlust des Angstgefühls
Beispiel: Ratten ohne Amygdala → keine Angst mehr vor Katzen
(Folie 26) Wie erweitert die Schachter-Theorie die Cannon-Bard-Theorie?
Wie Cannon-Bard: Reiz → Thalamus → Gefühl & Körperreaktion
Zusatz: Frontaler Kortex interpretiert/“etikettiert“ die Situation → verstärkt oder verändert Emotion 👉 Beispiel: „Der Bär macht mir Angst und mein Herz schlägt stark. Da ich nicht schnell wegrennen kann, wird mich der Bär erwischen → Angst steigt.“
(Folie 27) Welche Rolle spielt der Frontaler Kortex in der Schachter-Theorie?
Modifiziert Emotionen durch Bewertung:
Herunterregulieren („rationalisieren“)
Hochregulieren (z. B. Panik)
Umbenennen (z. B. Angst → Abenteuer)
(Folie 28–30) Was zeigte das berühmte Creaky Bridge Experiment (Dutton & Aron, 1974)?
Männer auf gefährlicher Hängebrücke vs. sicherer Stadtbrücke
Frau gab Telefonnummer → mehr Anrufe von Männern der gefährlichen Brücke
Erklärung: hohes Arousal (Angst) wurde als Attraktion umgedeutet 👉 Beleg für Schachter: Interpretation durch Frontalen Kortex
(Folie 32) Was zeigte der Fall Phineas Gage über den Frontallappen?
Unfall (Eisenstange durch präfrontalen Kortex)
Vorher: besonnen, freundlich, ausgeglichen
Nachher: impulsiv, kindisch, unzuverlässig 👉 Frontaler Kortex = Sitz emotionaler Kontrolle
(Folie 33) Wie beeinflusst Neubewertung von angsteinflößenden Bildern die Gehirnaktivität?
Verhalten: Bilder werden weniger negativ empfunden
Gehirn:
Amygdala-Aktivität sinkt bei Neubewertung
Frontaler Kortex-Aktivität steigt 👉 → Neubewertung steuert Angstkontrolle
(Folie 34) Was erklärt das Lazarus-Modell (1974) der Stressbewältigung?
Positive Neubewertung von Stressoren im Frontalen Kortex
Beispiel: Stress = „interessante Herausforderung“
Ergebnis: bessere Stressbewältigung
(Folie 36–37) Wie können Emotionen unsere Aufmerksamkeit lenken?
Angst: zieht Aufmerksamkeit auf sich → Fokus auf Bedrohung
Ekel: führt zu Vermeidung → Aufmerksamkeit wird abgewendet 👉 Beispiel: Bedrohungsreiz bindet Aufmerksamkeit stärker als neutrale Reize
(Folie 38) Welches psychologische Werkzeug zeigt, wie Emotionen die Aufmerksamkeit beeinflussen?
Räumliches Hinweisparadigma (Spatial cueing paradigm)
Ablauf: Hinweisreiz (Cue) zeigt Richtung an, Target erscheint →
Valid: Cue stimmt mit Target überein → schnellere Reaktion
Invalid: Cue zeigt falsche Seite → Aufmerksamkeit muss umgelenkt werden → langsamere Reaktion
(Folie 39) Welche Unterschiede zeigen sich bei Angst- vs. Ekelreizen im Spatial-Cueing-Paradigma?
Angst: Aufmerksamkeit bleibt gebunden → invalid langsamer
Ekel: Aufmerksamkeit wird vermieden → invalid schneller 👉 → Ekel = aktive Abwendung
(Folie 40–41) Wie wurde der Einfluss von Angst- und Ekelreizen konkret getestet?
Proband*innen hörten Angstschrei, Würgelaut oder neutralen Laut
Danach: Pfeil-Aufgabe (Target) mit validem oder invalidem Cue
Ergebnis:
Angst → invalid langsamer
Ekel → invalid schneller 👉 Verhalten bestätigt Hypothese: Ekel → Abwendung
(Folie 42) Welche Rolle spielt die Temporo-Parietal Junction (TPJ) bei der Aufmerksamkeitssteuerung?
TPJ verschiebt Aufmerksamkeit zurück zum Target, wenn sie abgelenkt war
Ergebnisse fMRT:
Angst → stärkere Aktivierung bei invaliden Targets
Ekel → stärkere Aktivierung bei validen Targets 👉 → unterschiedliche Steuerung je nach Emotion
(Folie 43) Welche Ergebnisse zeigten die Fragebögen am Ende des Experiments?
Subjektive Einschätzung:
Angst → starke Zuwendung
Ekel → starke Abwendung
Bestätigung: deckt sich mit Reaktionszeiten & fMRT-Daten
Last changed6 days ago