Wie beschreibt das klassische ökonomische Modell (circular flow diagram) den Wirtschaftskreislauf – und welche zentrale Kritik besteht daran?
Was versteht man unter dem „Multikapital-Ansatz“ zur differenzierten Konzeptualisierung von Kapital und welche Kapitalformen werden unterschieden?
Welche Vorteile und Nachteile hat das Bruttoinlandsprodukt (GDP) als Erfolgsfaktor-Maß?
Vorteile:
Einfachheit: leicht zu berechnen & interpretieren (mehr = besser)
Universalität: für jedes Land berechenbar, ermöglicht Ländervergleiche
Objektivität: basiert auf beobachtbaren Marktpreisen
Nachteile:
Reines Output-Maß, misst nicht gesellschaftliches Wohlergehen
Ignoriert nicht-handelbare Leistungen (Hausarbeit, Care-Arbeit, Ehrenamt)
Bestraft langlebige Produkte & Recycling (z. B. Second-Hand)
Ignoriert Ressourcenverbrauch (erschöpfbare Naturressourcen)
Export zählt, ohne direkten Nutzen für inländische Konsumenten
Ignoriert Ungleichheit der Nutznießer von Wachstum
Welche alternativen Maße zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) gibt es zur Messung wirtschaftlichen Erfolgs?
Lebenszufriedenheit: z. B. Bruttonationalglück in Bhutan
„Planetary Health“-Perspektive:
Fokus: menschliche Gesundheit & Wohlergehen (Natur als Basis)
Nachhaltig: zukünftige Generationen explizit berücksichtigt
Ungleichheit: Reduktion implizit durch Maximierung von Gesundheit/Wohlbefinden
Herausforderung: Messung zukünftiger Lebensqualität schwierig
Welche Kriterien und Kategorien gibt es für Planetary Health Business Modelle?
Produktwirkung auf Gesundheit & Wohlbefinden der Konsumenten
Produktionsmethoden wirken auf Personen & Umwelt (lokal & Wertschöpfungskette)
Kategorien:
Inkompatibel mit PH → z. B. Kohleförderung, Tabakproduktion
Kompatibel mit PH → Nutzung innerhalb planetarer Kapazitäten, z. B. öffentlicher Nah-/Fernverkehr
Aktiv vorteilhaft für PH → positive Effekte, z. B. Ocean Cleanup (Plastikentfernung & Recycling)
Welche Risikofaktoren bestehen für Planetary-Health inkompatible Business Modelle?
Unbepreiste Externalitäten → können durch Steuern einen Preis bekommen oder durch Gesetze verboten werden (z. B. CO₂-Zertifikate, Verbrennerverbot bis 2035).
Nicht-berücksichtigte Abhängigkeiten von funktionierenden Ökosystemen (z. B. Abschaltung von Kernkraftwerken 2023 in Frankreich wegen Wassermangels).
Unvorhergesehene Veränderungen von Stakeholder- & Konsumentenpräferenzen → Nachhaltigkeitserwägungen ändern Strategien & Konsum (z. B. Boykottaufrufe).
Was bedeutet ESG und welche drei Verantwortungsbereiche umfasst es?
E – Environment: Umweltaspekte wie Verschmutzung, Treibhausgasemissionen, Energieeffizienz.
S – Social: Arbeitsbedingungen, Gesundheitsschutz, Diversity, gesellschaftliches Engagement (CSR).
G – Governance: Nachhaltige Unternehmensführung, Werte, Steuerungs- und Kontrollprozesse.
Welche Rolle spielen ESG-Kriterien am Kapitalmarkt?
Langfristig orientierte Anleger bevorzugen Unternehmen mit nachhaltigerer Wirtschaftsweise.
Für institutionelle Anleger (z. B. Lebensversicherer, Pensionsfonds) sind ESG-Kriterien zentrale Faktoren.
Nachhaltigkeitskriterien beeinflussen Anlageentscheidungen und -strategien stark.
Was bedeutet Corporate Social Responsibility (CSR)?
Freiwillige gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen
Ziel: nachhaltiges Wirtschaften
Verantwortung für Auswirkungen auf Gesellschaft:
soziale Aspekte
ökologische Aspekte
ökonomische Aspekte
Nenne Beispiele für CSR-Maßnahmen von Unternehmen.
mitarbeiterorientierte Personalpolitik
sparsamer Einsatz von natürlichen Ressourcen
Schutz von Klima und Umwelt
aktives Engagement vor Ort
Verantwortung für die Lieferkette
Warum sind nachhaltig wirtschaftende Unternehmen langfristig oft erfolgreicher?
Reputation: stärkt Arbeitgeberattraktivität, erhöht Kundenbindung, erschließt neue Kundengruppen
Effizienz: Energie- und Ressourceneffizienz senkt ökologische Auswirkungen und Kosten
Risikominimierung: gutes Arbeits- und Gesundheitsmanagement reduziert unfallbedingte Produktionsausfälle
Innovation: frühzeitige Anpassung an steigende Kosten, Ressourcenknappheit, regulatorische Vorgaben → Wettbewerbsvorteil
Was versteht man unter fairem Handel und welchen Beitrag leistet er?
Handelspartnerschaft auf Basis von Dialog, Transparenz und Respekt → mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel
bessere Handelsbedingungen & Sicherung sozialer Rechte für benachteiligte Produzentinnen und Arbeiterinnen (v. a. in Entwicklungsländern)
Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung durch faire Preise und Bedingungen
Fair-Handels-Organisationen: Unterstützung der Produzent*innen, Bewusstseinsbildung & Kampagnenarbeit zur Veränderung des Welthandels
Wie funktioniert das Funktionsprinzip des fairen Handels in der Praxis?
Handelsorganisationen vereinbaren mit Erzeugern bestimmte Mindestabnahmemengen
Preis wird festgelegt, der Kosten einer sozial & ökologisch verträglichen Produktion abdeckt
Mindestpreis wird auch gezahlt, wenn Weltmarktpreise zwischenzeitlich sinken
Liegt Marktpreis über dem Mindestpreis → Erzeuger erhalten den höheren Marktpreis
Was ist das Konzept der Circular Economy und welche Hauptphasen umfasst es?
Welche Kritikpunkte gibt es an der Circular Economy in der Bekleidungsindustrie und welche Lösungsansätze werden vorgeschlagen?
Mythos ewige Kreislaufwirtschaft:
Kleidung kann nicht unbegrenzt recycelt werden → Neuproduktion bleibt nötig
Großteil recycelten Polyesters stammt aus PET-Flaschen, nicht aus Textilien
Problem: Übermäßiger Konsum von Kleidung
Slow Fashion: längere Haltbarkeit, Qualität statt Quantität, Verzicht auf billige Synthetikfasern
Ansatz „wahrer Materialismus“ (Fletcher 2016):
Fokus auf Wertschätzung der Materialien und ihrer Abhängigkeit von der Natur
Was bedeutet Greenwashing?
Versuch von Organisationen, durch Kommunikation, Marketing und Einzelmaßnahmen ein „grünes Image“ zu erlangen
ohne entsprechende Maßnahmen im operativen Geschäft systematisch verankert zu haben
Ursprung: suggerierte Umweltfreundlichkeit, heute auch für Unternehmensverantwortung allgemein
Welche typischen Greenwashing-Taktiken gibt es?
Schwindel: Umweltschutz behaupten, obwohl Gegenteil gilt
Unklarheit: Vage, unspezifische Angaben
Labels: Positive Labels für umweltschädliche Produkte
Irrelevanz: Fokus auf irrelevante „grüne“ Eigenschaften
Versteckter Trade-off: Ein „grünes“ Merkmal betonen, andere negative ignorieren
Keine Beweise: Aussagen ohne Nachweise
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