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Übungsaufgaben

JG
by Janina G.

Analysieren Sie den Nachhaltigkeitsbericht eines DAXUnternehmens:

  • Welche Standards werden angewendet?

  • Wie werden Wesentlichkeitsanalysen durchgeführt?

  • Wie transparent werden Defizite kommuniziert?

  • Welche digitalen Formate werden genutzt?


1️⃣ Angewendete Standards

a) Berichtsrahmenwerke

  • GRI Standards (Global Reporting Initiative): BMW berichtet umfassend nach den GRI Universal Standards 2021. → Transparente Indikatoren zu Energie, Emissionen, Arbeitsbedingungen, Lieferkette etc.

  • UN Global Compact: BMW ist Unterzeichner und integriert die zehn Prinzipien in Governance und Compliance.

  • SASB & TCFD: BMW berücksichtigt zusätzlich branchenspezifische Offenlegung nach SASB („Automobiles Standard“) sowie klimabezogene Risikoangaben gemäß TCFD (Task Force on Climate-related Financial Disclosures).

  • EU-Taxonomie & CSRD-Vorbereitung: Berichterstattung beinhaltet Kennzahlen zur Taxonomiefähigkeit (Umsatz, CapEx, OpEx) – als Vorbereitung auf die kommende ESRS-Umstellung.

→ Bewertung: BMW erfüllt die höchsten internationalen Standards – der Bericht ist multiperspektivisch (ökologisch, sozial, Governance) und zukunftsfähig nach CSRD ausgerichtet.

2️⃣ Durchführung der Wesentlichkeitsanalyse

a) Vorgehen

  • Identifikation von Themenfeldern: Kombination aus interner Analyse (Strategie, Prozesse, Risikomanagement) und externer Perspektive (Stakeholderdialoge).

  • Beteiligte Stakeholder: Investoren, Mitarbeitende, Kunden, Lieferanten, NGOs und Politik.

  • Bewertungsmatrix: Bewertung nach „Bedeutung für Stakeholder“ und „Einfluss auf Geschäftserfolg“.

  • Doppelte Wesentlichkeit: 2024 erstmals nach CSRD-Logik → Berücksichtigung sowohl „Inside-Out“- (Auswirkungen auf Umwelt & Gesellschaft) als auch „Outside-In“-Effekte (finanzielle Risiken & Chancen).

b) Schwerpunktthemen (Top 5):

  1. Klimaschutz & CO₂-Neutralität,

  2. Kreislaufwirtschaft (Circular Design, Batterie-Recycling),

  3. Lieferkettentransparenz & Menschenrechte,

  4. Digitalisierung & Datensicherheit,

  5. Beschäftigtenentwicklung & Diversität.

→ Bewertung: Die Wesentlichkeitsanalyse ist methodisch fundiert, partizipativ und CSRD-kompatibel. Verbesserungsfähig wäre eine konkretere Quantifizierung der Stakeholder-Gewichtung (z. B. methodische Darstellung der Bewertungslogik).

3️⃣ Transparenz in der Kommunikation von Defiziten

a) Positive Aspekte:

  • BMW nennt konkret nicht erreichte Ziele (z. B. Energieeffizienzziele in einzelnen Regionen, soziale Auditquote in Lieferketten).

  • Risiken (z. B. Rohstoffabhängigkeit, CO₂-Preise, geopolitische Unsicherheiten) werden offen dargestellt.

  • Nutzung von Assurance-Verfahren (Limited Assurance durch PwC) erhöht Glaubwürdigkeit.

b) Kritische Punkte:

  • Einige Zielabweichungen (z. B. Wasserverbrauch in Produktionswerken) werden nur qualitativ beschrieben.

  • Finanzielle Auswirkungen von ESG-Risiken könnten stärker quantifiziert werden (z. B. Klimarisikokosten, Carbon Pricing).

→ Bewertung: Hohe Transparenz im Vergleich zu vielen Mitbewerbern – Defizite werden benannt, aber selten monetär beziffert. → Kommunikationsniveau: offen, aber mit Luft nach oben in der Messbarkeit von Abweichungen.

4️⃣ Nutzung digitaler Formate

a) Digitale Tools & Zugänglichkeit:

  • Interaktiver Online-Bericht: ESG-Datenbank mit Filterfunktion, Download einzelner Kennzahlen (XLS/PDF).

  • Datenvisualisierung: interaktive Charts zu Energie, Emissionen, Lieferkette, Beschäftigung.

  • API-Schnittstellen: Integration mit Nachhaltigkeitsportalen (z. B. Refinitiv, MSCI ESG).

  • Digitale Stories: Kurze Videoclips, Interviews & Use Cases zu Nachhaltigkeitsprojekten weltweit.

b) Innovationsaspekt:

  • Nutzung von Digital Twins zur Simulation von CO₂-Reduktionspfaden in Produktion und Logistik.

→ Bewertung: BMW nutzt digitale Transparenz sehr fortschrittlich – der Bericht ist visuell ansprechend, interaktiv und datenorientiert. → Benchmark für DAX-Unternehmen im Hinblick auf digitale Nachhaltigkeitskommunikation.

Entwickeln Sie einen Aktionsplan für ein mittelständisches

Unternehmen, das folgende Herausforderungen bewältigen

muss:

  • Begrenzte finanzielle Ressourcen

  • Fehlende Nachhaltigkeitsexpertise

  • Widerstand im mittleren Management

  • Druck von Großkunden zur Verbesserung der Nachhaltigkeitsleistung


Ziel ist ein realistischer, stufenweiser Aktionsplan, der Wirkung zeigt, Akzeptanz schafft und auf vorhandenen Strukturen aufbaut.

1️⃣ Analysephase (Monate 1–2) – Verstehen & Priorisieren

Ziele:

  • Ausgangslage erfassen, Bewusstsein schaffen, Schwerpunkte definieren.

Maßnahmen:

  1. Quick Scan Nachhaltigkeit:

    • Kurze Bestandsaufnahme (Energie, Emissionen, Abfall, Lieferkette, Personal, Compliance).

    • Bewertung mithilfe eines einfachen ESG-Self-Assessments (z. B. EcoVadis Lite oder GRI-Basis).

  2. Stakeholder-Dialog:

    • Gespräche mit Großkunden, Mitarbeitenden, Lieferanten.

    • Erwartungen & Prioritäten identifizieren (z. B. Klimaziele, Lieferkette, Arbeitsbedingungen).

  3. Materialitätsanalyse (light):

    • Fokusthemen auswählen (z. B. Energieeffizienz, faire Beschaffung, Mitarbeiterbindung).

  4. Sensibilisierung des Managements:

    • Kurzworkshop „Business Case Nachhaltigkeit“ für Führungskräfte → ökonomische Relevanz betonen.

Ergebnis:

  • Transparente Startbasis,

  • klarer Prioritätenfokus,

  • Management-Buy-in.

2️⃣ Konzeptionsphase (Monate 3–5) – Strategie & Struktur schaffen

Ziele:

  • Strukturen aufbauen, Verantwortlichkeiten festlegen, realistische Ziele setzen.

Maßnahmen:

  1. Einrichtung einer kleinen Nachhaltigkeitssteuerungsgruppe:

    • Vertreter aus Einkauf, Produktion, HR, Vertrieb, Controlling.

    • Keine neuen Vollzeitstellen nötig → Integration in bestehende Rollen.

  2. Benennung eines Nachhaltigkeitsbeauftragten (Teilzeitrolle):

    • Koordination, Kommunikation, Monitoring.

    • Externe Beratung (z. B. 5–10 Tage/Jahr) zur methodischen Unterstützung.

  3. Definition von 3–5 Kernzielen:

    • z. B. 20 % Energieeinsparung bis 2026,

    • 100 % Lieferanten-Code-of-Conduct-Abdeckung,

    • jährlicher Nachhaltigkeitsbericht nach GRI-Light.

  4. Kommunikation & Beteiligung:

    • Interne Info-Kampagne („Wir gestalten Zukunft – gemeinsam“) zur Überwindung von Widerstand.

    • Positivbeispiele aus dem Betrieb (z. B. Abfallreduzierung) sichtbar machen.

Ergebnis:

  • Governance-Struktur etabliert,

  • Management eingebunden,

  • realistische Roadmap verabschiedet.

3️⃣ Umsetzungsphase (Monate 6–18) – Pilotieren & Skalieren

Ziele:

  • Erste messbare Fortschritte, Motivation durch sichtbare Erfolge.

Maßnahmen:

  1. Quick Wins identifizieren:

    • z. B. Umstellung auf Ökostrom,

    • Einführung Energiemonitoring,

    • Reduktion von Verpackungsmaterialien.

  2. Fördermittel & Partnerschaften nutzen:

    • z. B. BAFA-Förderung für Energieberatung, EU-Fonds für Ressourceneffizienz, Kooperation mit Hochschule.

  3. Pilotprojekte starten:

    • „Grüne Lieferkette“ mit zwei strategischen Lieferanten,

    • „Nachhaltige Produktion“ – Testlinie mit Energieoptimierung & Recyclingquote.

  4. Monitoring & Reporting:

    • Quartalsweise Fortschrittsberichte, einfache KPI-Dashboards (z. B. Energie, Abfall, Zufriedenheit).

Ergebnis:

  • Sichtbare Resultate,

  • wachsendes Engagement,

  • stärkere Position gegenüber Großkunden.

4️⃣ Verstetigung (ab Monat 18) – Integrieren & Weiterentwickeln

Ziele:

  • Nachhaltigkeit in Kultur, Prozesse & Strategie verankern.

Maßnahmen:

  1. Einbindung in Unternehmensziele & Boni:

    • Nachhaltigkeits-KPIs in Managementbewertung aufnehmen.

  2. Lieferantenentwicklung:

    • Schulungen, Self-Assessments, gemeinsame Verbesserungsprogramme.

  3. Berichterstattung:

    • Erstellung eines kompakten Nachhaltigkeitsberichts (nach GRI oder DNK).

  4. Zertifizierung / Kommunikation:

    • ggf. EcoVadis, ISO 14001 oder EMAS – als Signal an Kunden.

Ergebnis:

  • Kontinuierlicher Verbesserungsprozess etabliert,

  • Wettbewerbsfähigkeit & Reputation gestärkt,

  • Basis für weitergehende ESG-Strategie geschaffen.

💡 Fazit

Dieser Aktionsplan zeigt: Nachhaltigkeit ist auch mit begrenzten Ressourcen machbar, wenn sie schrittweise, fokussiert und partizipativ umgesetzt wird. Wesentliche Erfolgsfaktoren sind:

  • Management-Commitment & interne Kommunikation,

  • klare Prioritäten & Quick Wins,

  • gezielter Know-how-Aufbau durch externe Unterstützung,

  • langfristige Integration in Steuerung & Kultur.

Klein starten, gezielt wachsen, kontinuierlich lernen – das ist nachhaltige Transformation im Mittelstand. 🌿

Wie kann ich Nachhaltigkeit in meinem aktuellen oder

zukünftigen beruflichen Umfeld fördern?

1️⃣ Persönliche Haltung & Vorbildfunktion

Nachhaltigkeit beginnt mit der eigenen Überzeugung und dem täglichen Handeln. Ich kann glaubwürdig wirken, indem ich:

  • im Arbeitsalltag ressourcenschonend handle (z. B. Energie, Mobilität, Materialien),

  • Verantwortung über den eigenen Aufgabenbereich hinaus übernehme,

  • Kolleg:innen inspiriere und zeige, dass nachhaltiges Handeln auch effizient und wirtschaftlich sein kann.

Gelebte Haltung ist der stärkste Hebel für kulturellen Wandel.

2️⃣ Fachlicher Beitrag im eigenen Aufgabenfeld

Ich kann Nachhaltigkeit gezielt in meine fachliche Tätigkeit integrieren:

  • In Einkauf oder Supply Chain: nachhaltige Lieferantenkriterien etablieren, Recyclinganteile prüfen, Lebenszyklusanalysen nutzen.

  • In Marketing & Kommunikation: glaubwürdige Nachhaltigkeitskommunikation fördern, Greenwashing vermeiden.

  • In Produktion oder Technik: Energie- & Ressourceneffizienz steigern, Abfälle reduzieren.

  • In Beratung oder Management: ESG-Kriterien in Projekte, Strategien oder Investitionen einfließen lassen.

Nachhaltigkeit wirkt dort am stärksten, wo sie in Kernprozesse eingebaut wird.

3️⃣ Mitgestaltung & Innovation

Ich kann Nachhaltigkeit aktiv mitgestalten, indem ich:

  • Ideen für nachhaltige Verbesserungen einbringe („Green Ideas“),

  • mich an internen Nachhaltigkeitsinitiativen beteilige oder selbst welche initiiere,

  • Innovationspotenziale erkenne – z. B. für zirkuläre Geschäftsmodelle oder digitale Lösungen.

Veränderung entsteht durch Menschen, die an der Schnittstelle von Fachwissen und Vision denken.

4️⃣ Weiterbildung & Kompetenzaufbau

Ich kann mein Wissen gezielt erweitern, z. B. durch:

  • Schulungen, Zertifikatsprogramme (z. B. GRI, ESG, Sustainable Finance),

  • interdisziplinären Austausch mit Kolleg:innen oder externen Netzwerken,

  • Nutzung von Online-Plattformen & Fachveranstaltungen zur laufenden Aktualisierung.

Kompetenz ist der Schlüssel, um Nachhaltigkeit fachlich fundiert zu fördern.

5️⃣ Multiplikation & Kommunikation

Nachhaltigkeit lebt vom Dialog:

  • Erfolge sichtbar machen, Lessons Learned teilen,

  • Transparenz schaffen – auch über Herausforderungen,

  • aktiv Feedback einholen und Kolleg:innen motivieren, selbst Verantwortung zu übernehmen.

Kommunikation ist kein Nebenaspekt – sie ist Teil der Wirkung.

Welche Rolle können Kapitalmärkte bei der Unterstützung einer nachhaltigen Transformation spielen

Kapitalmärkte spielen eine Schlüsselrolle in der nachhaltigen Transformation, weil sie bestimmen, wohin Finanzströme fließen – also welche Unternehmen, Projekte und Technologien wachsen und welche nicht.

Nachhaltigkeit ist heute nicht mehr nur moralische Haltung, sondern ein Finanzierungs- und Risikothema. Klimarisiken gelten nach der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) als finanzielle Risiken, die Unternehmensbewertungen direkt beeinflussen.

Somit wird Kapital zum Steuerungsinstrument gesellschaftlichen Wandels:

„Where the money goes, the future follows.“


a) Kapitalallokation

Kapitalmärkte lenken Geld in nachhaltige Aktivitäten durch:

  • Green Bonds (z. B. Finanzierung von Windparks oder Energieeffizienzprojekten),

  • Sustainability-Linked Loans (Zinssatz abhängig von ESG-Zielerreichung),

  • Impact Investments (direkte, messbare soziale/ökologische Wirkung).

Damit entstehen finanzielle Anreize für Unternehmen, nachhaltige Geschäftsmodelle zu entwickeln, weil Investoren zunehmend Kapital in „grüne“ Vermögenswerte umschichten.

Beispiel: Die EU-Taxonomie schafft einheitliche Definitionen, was „nachhaltig“ ist – nur so kann Kapital gezielt gelenkt werden. 2023 waren weltweit über 1,6 Billionen USD in Green Bonds investiert – Tendenz stark steigend.

b) Bewertung, Transparenz & Informationsfunktion

Kapitalmärkte schaffen Vergleichbarkeit und Glaubwürdigkeit, indem sie Unternehmen zur Offenlegung zwingen:

  • ESG-Ratings (z. B. MSCI, Sustainalytics, ISS ESG) bewerten Nachhaltigkeitsleistung, Governance, Risikomanagement.

  • CSRD & SFDR regulieren, wie Finanzmarktakteure Nachhaltigkeitsinformationen offenlegen müssen.

→ Das führt zu einem Marktpreis für Nachhaltigkeit: Unternehmen mit guten ESG-Bewertungen erhalten günstigere Finanzierungsbedingungen, höhere Investitionsnachfrage und einen Reputationsvorteil.

c) Risikosteuerung

Kapitalmärkte internalisieren zunehmend Klimarisiken und Übergangsrisiken:

  • Versicherer und Investoren bewerten physische Risiken (z. B. Überschwemmungen, Hitzeperioden) bei der Kapitalallokation.

  • Banken kalkulieren Nachhaltigkeitsrisiken in Kreditratings ein.

  • Portfoliomanagement integriert Szenarioanalysen nach TCFD.

Beispiel: Ein Immobilienfonds mit starkem CO₂-Fußabdruck muss mit höheren Kapitalkosten rechnen, weil künftige CO₂-Preise seine Rendite schmälern.

d) Governance & Engagement

Kapitalmärkte können aktiv Einfluss auf Unternehmensführung nehmen:

  • Active Ownership / Stewardship: Investoren stimmen bei Hauptversammlungen ab oder führen Dialoge mit Managements (z. B. über Net-Zero-Pläne).

  • Divestment-Bewegungen: Kapitalabzug aus fossilen Branchen übt Druck auf Geschäftsstrategien aus.

Beispiel: BlackRock, Allianz Global Investors und Norwegens Staatsfonds fordern Klimastrategien von Unternehmen; wer keine Net-Zero-Ziele hat, verliert Zugang zu Kapital.

Author

Janina G.

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