Auf welchen Ebenen kann man von der Depression als psychische Störung sprechen?
Symptomatologische Ebene
depressive Einzelsymptome
syndromale Ebene
Depression als Merkmalskomplex
mit emotionalen, kognitiven, motorischen, motivationalen, physiologischen und endokrinologischen Komponenten
Erkrankungs(Störungs)ebene:
Depression als Sammelbegriff für verschiedene Erkrankungen mit unterschiedlichen hypothetischen Ursachen, Verlauf, Prognose und Behandlung
Welche Beschwerde-Bereiche kann die Depression umfassen?
Somatische B. (Schlafstörungen, Appetitstörungen, Druck/ Enge in Herzgegend, Schmerzen im Kopf..)
Motorische B. (Verlangsamung, Inaktivität, Agitation)
Emotionale B. (niedergeschlagen, Leere, Angst)
Motivationale B. (Interessensverlust, Antriebslosigkeit, Entschlussunfähigkeit)
Kognitive B. (Gedächtnisschwäche, Konzentrationsmangel, Pessimismus)
Interaktive B. (sozialer Rückzug, Leise Stimme, wenig Blickkontakt)
Was ist auffällig beim betrachten des Lebenszeitrisikos der Depression in Hinsicht des Geschlechts?
Frauen doppelt so oft betroffen
Frauen erkranken durschnittlich früher
haben höhere Rückfallneigung
Erkrankungsrisiko für Mädchen und junge Frauen steigt steiler an als für männl. Altersgenossen
Bei Betrachtung des LZRisikos der Depression nach Geschlecht gibt es welche möglichen Verzerrungen der Schätzung?
= Aufgrund von Unterschieden zwischen M und F bezüglich..
Inanspruchnahmeverhalten
Erkennungsraten
Symptomatologie
kriteriumsbezogene Geschlechterbias - Überrepresentation weiblicher Symptome
Wann erkranken die meisten an Depression?
durchschnittliches Ersterkrankungsalter (früher): 35. und 45. LJ.
Bundesgesundheitssurvey Deutschland: 50% erkranken bereits vor dem 31. LJ.
Wie verhält sich die Phasenanzahl einer Major Depression?
ungefähr 4-5 Phasen
Dauer unbehandelt liegt bei 5-6 Monaten
Rückfallriko steigt und Chance auf vollständige Remission verringert sich, je länger die depressive Episode dauert
Phase entwickelt sich über Tage/ Wochen
Phasen erhöhen WSK für weitere Phasen
eine Phase - erhöhrtes Risiko für 2. Phase 50-60%
zwei Phasen - … 3. Phase 70%
drei Phasen - … 4. Phase 90%
Zykluslänge = depressive Episode + depressionsfreie Phase = ca. 5 Jahre
Welche sind die Risikofaktoren für den Suizid? (allgemein)
Psychische Störung
Alter
Soziale Isolation
Persönlichkeit
Suizidankündigungen
Vorgegangener Versuch
Risiko im ersten Jahr nach SV am höchsten, 40% unternehmen weiteren SV)
Aus welchen Teilen besteht das Präsuizidale Syndrom nach Ringel 1953?
Einengung
Aggressionshemmung nach Außen; Wendung gegen die eigene Person
Rückgang der allgemeinen Appetenz; Todesphantasien
Stadien der suizidalen Entwicklung
Erwägung
potentielle Problemlösung
Ambivalenz
u.a. mit Suizidankündigungen
Entschluss
Ruhe vor dem Sturm
eher indirekte Suizidankündigungen
Wie hängt Depression mit Angst und körperlichen Beschwerden zusammen?
60% der Depressionspatienten leiden an Angst-verwandten physischen Symptomen
Kopfweh, chronische ermüdung, chronische Schmerzen
80% leiden unter psychologischer Ängstlichkeit
Angst und Sorgen, Erregung, krankhafte Unruhe..
25% leiden und Phobien
17% leiden unter generellen Angst Symptomen
10% erleiden Panikattacken
Wie verhält sich der Schlaf bei Patienten mit Depression?
80% depressiver Patienten leiden unter Schlafstörungen
Verändertes Schlafprofil
verlängerte Einschlaftendenz
erhöhte Anzahl nächtlicher Aufwachvorgängen; Reduzierte Schlafkontinuität, Schlaffragmentierung
verkürzte Gesamtschlafzeit
REM
erste Phase rasch nach Einschlafen = verkürzte REM- Latenz
Anteile des REM schlafes erhöht / Tiefschlaf vermindert
Ursache ist das Ungleichgewicht zwischen cholinergem und serotonergem bzw aminergem System
Depressionen erhöhen das Risiko für …
Woran erkennt man eine Episode der Major Depression nach DSM-5?
mindestens 5 der folgenden Symptome seit 2 Wochen:
Depressive Verstimmung
deutlich vermindertes Interesse oder Freude
deutlicher Gewichtsverlust oder -zunahme ohne Diät
Schlaflosigkeit oder vermehrter Schlaf
Psychomotorische Unruhe oder Verlangsamung
Müdigkeit oder Energieverlust
Gefühle von Wertlosigkeit, Schuldgefühle
Verminderte Konzentrationsfähigkeit
wiedekehrende Gedanken an den Tod
Welche schweregrade für depressive Episoden gibt es?
leicht
geringe Beeinträchtigung der berufl. Leistungsfähigkeit oder sozialer Aktivitäten und Beziehungen
Mittelschwer
mehr Symptome
deutliche Beeinträchtigung …
Schwer (ohne) mit psychotischen Merkmalen
Wahn oder Halluzinationen
stimmungskongruent oder stimmungsinkongruent
Stimmungkongruenter Wahn: Unzulänglichkeit, Schuld, Krankheit, Tod, Nihilismus oder verdiente Strafe
Teilremittiert
vorhandene depressive Restsymptome erfüllen nicht mehr die vollständigen Kriterien einer Episode
Vollremittiert
in vergangenen zwei Monaten keine deutlichen depressiven Anzeichen oder Symptome
Wann spricht man von einer Major Depressionals rezidivierend?
A. Vorhandensein von zwei+ Episoden einer Major Depression; Abstand zwei Monate
B. Episoden der Major Depression können nicht besser durch andere Störung erklärt werden
C. in der Anamnese gab es niemals eine (hypo)manische oder gemischte Episode
Was sind melancholische Merkmale einer Depression?
A. In der schwersten Periode der aktuellen Episode besteht eines der folgenden Symptome:
Verlust von Freude an allen oder fast allen Aktivitäten
fehlende Aufhellbarkeit auf normal angenehme Außenreize (auch nicht vorübergehend besser)
B. Mindestens drei der folgenden Merkmale:
Besondere Qualität der depressiven Verstimmung (deutlich von anderer Trauer unterscheidbar)
Morgentief
Früherwachen
deutliche psychomotorische Hemmung oder Erregung
deutliche Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust
übermäßige oder unangenehme Schuldgefühle
Was sind Atypische Merkmale einer Depression?
A. Affektive Reagibilität (Aufhellbarkeit)
B. mindestens zwei der folgenden Symptome
deutliche Gewichtszunahme oder gesteigerter Appetit
Hypersomnie
Bleierne Schwere in Armen oder Beinen
Seit langem bestehende Überempfindlichkeit gegenüber Zurückweisungen => deutliche soziale und berufliche Beeinträchtigungen
Was sind die Symptome einer saisonalen Depression?
während Herbst/ Winter
volle Remission im Frühling und Sommer
saisonale Episoden > unsaisonale
Appetit auf Zucker und Stärkehaltige Lebensmittel
Möglicher Grund für saisonale Depression?
Melatonin, wird von Zirbeldrüse produziert
produziert wenn dunkelheit
Zusammenhang mit SAD
Was versteht man unter der Wochenbett Depression?
Beginn Episode innerhalb von vier Wochen nach Entbindung
abzugrenzen von Heultage / Baby Blues
Wie wird eine dysthyme Störung diagnostiziert?
A. leichte depressive Verstimmung über einen Zeitraum von mind. 2 Jahren
B. während depressiver Verstimmung bestehen mind. 2 der folgenden Symptome:
Appetitlosigkeit oder übermäßiges Bedürfnis zu essen
Schlaflosigkeit oder überm. Schlafbedürfnis
Energiemangel oder Erschöpfung
geringes Selbstwertgefühl
Konzentrationsstörungen oder Entscheidungserschwernis
Gefühl der Hoffnungslosigkeit
Was sind schlechte Prognosefaktoren für den Verlauf der Depression?
weibliches Geschlecht
frühes Ersterkrankungsalter
vorherige Episoden
residuale depressive Symptomatik
Was ist die negative kognitive Triade?
Modell nach Beck
Negative Sicht von sich Selbst
fehlerhaft, unzulänglich, wertlos
Negative Sicht von der Umwelt
Umwelterfahrungen als Niederlage
Negative Sicht von der Zukunft
Leiden als unbegrenzt und fortdauernd
Welche kognitiven Fehler treten bei der Depression auf?
Willkürliche Schlussfolgerung
ohne Beweise, die Schlüsse rechtfertigen
Selektive Wahrnehmung
auf aus Zusammenhang gerissenes Detail
Übergeneralisierung
allgemeine Regeln oder Schlussfolgerung auf Basis einer oder mehrerer isolierter Vorfälle entsteht - Konzept wird dann unterschiedslos auf ähnliche oder unähnliche Situationen angewandt
Laut Evolutionspsychologischen Modellen ist die Depression was?
Depression als adaptive Strategie, den Verhaltensstrom zu unterbrechen, sich zurückzuziehen und neue Perspektiven zu entwickeln = Loslösung von unerreichbaren Zielen
Depression als Folge des Verlustes eines Hierarchie oder Statuskampfes
rituelle Unterwerferungsgeste
Hemmung der exekutiven Funktionen
Kommunikative Funktionen
Erleichterungsfunktionen
Schutzgfunktion
soziale Funktion
Wodurch entsteht Depression aus der Sicht soziologischer Modelle?
Lebensereignisse
enger Bezug zwischen belastenden Lebensereignissen und der Manifestation von Depression, insbesondere nach:
Verlust- und Trennungsereignissen
Massive Kränkung
Sozialer Rang und Rollenverlust
chronische Lebensbelastung und alltäglicher Ärger
chronische Familienkonflikte
Defizitäre Partnerschaftsbeziehungen
hohe Alltagsanforderungen + erhöhte Belastung am Arbeitsplatz
Mangel sozialer Unterstützung
Worum geht es bei der Ketacholamin-Defizithypothese bei Depression?
= Depressive haben zu wenig Noradrenalin, manische Patienten zu viel
15% der Patienten die aufgrund von Hypertonie mit Reserpin behandelt wurden, entwickeln depressive Symptome und Suizidtendenzen (absteigen Noradrenalin)
MAO-Hemmer haben antidepressive Wirkung (MAO baut Noradrenalin/Serotonin ab)
Worum gehts bei der Serotonin-Hypothese der Depression von Coppen?
= reduzierte zentrale Serotonin (5-HT) Konzentration bei Depressiven
Kritische Aspekte:
verschiedene 5HT Rezeptoren
Gestörter 5-HT Stoffwechsel an vielfältigen Orten denkbar
gestörter Reuptake?
Gestörte Rezeptrosensitivität?
Worum gehts bei der Dysbalance-Hypothese der Depression?
Dysbalance zwischen cholinergem und noradrenergem System ist verantwortlich für Auftreten affektiver Störungen
Depression = relative Überaktivität im cholinergen, bzw bei Manie Überaktivität im noradrenergen Systeem
Was ist auffällig beim EEG von depressiven Patienten?
Frontale Asymmetrie des Alpha-EEGs
reduzierter Alpha- und erhöhter Beta-Anteil rechtfrontal unter Ruhebedingungen + Aufgabenbedingungen
Bei depressiven - welche Teile des Gehirns weisen reduzierte der erhöhte Aktivität auf?
reduzierte Aktivität:
dorsolateraler Präfrontalcortex (DLPFC)
Aufmerksamkeit sinkt
Hippocampus
Gedächtnis sinkt
erhöhte Aktivität:
orbitofrontaler Cortex
negative Bewertung (OFC)
Amygdala
erhöhte Affektivität und Angst
Was zeigte die Meta-Analyse von Risch 2009 zur ROlle des Serotonintransportergens (5-HTTLPR) bei Depression?
fanden positive Assoziation zwischen stressigen Ereignissen und Depression
kein Zusammenhang zwischen 5-HTTLPR-Genvariation (allein oder mit Stress) und Depression
=> Stress wichtiger Risikofaktor, Gen nicht
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