William James – Begründer der Emotionspsychologie
Küchenpsychologie => Wir weinen, weil wir traurig sind
James => Wir sind traurig, weil wir weinen (körperliche Reaktionen ursächlich)
William James stellte das Alltagsverständnis von Emotionen auf den Kopf. Statt die körperliche Reaktionen als Folge von Emotionen zu begreifen, sah er sie als ursächlich an
Emotionen entstehen als Folge viszeraler (körperinterner) Veränderungen
Wahrnehmung eines Stimulus führt direkt zu bestimmen Körperempfindungen = viszerale Veränderungen
Körperempfindungen sind Ursache von Emotionenàohne Körper keine Emotionen = Embodiment
Keine „bewusste“ Bewertung (appraisal) notwendig
James-Lange-Theorie
Carl Lange: Beobachtung, dass spezifische Veränderungen in der Umwelt mit spezifischen körperlichen Veränderungen einhergehen
Ein Stimulus löst bei seiner Wahrnehmung reflexartig körperliche Reaktionen aus
Werden diese bewusst wahrgenommen, entstehen konkrete Gefühle wie Angst, Wut...
Körperliche Reaktionen bestimmen Emotionen
Ohne körperliche Reaktion und ohne Wahrnehmung der körperlichen Reaktionen können also laut James keine Emotionen entstehen
Kritik an James Konzeption
Walter Cannon & Philip Bard
Reaktion des autonomen Nervensystems (ruft und steuert körperinterne viszerale Reaktionen hervor) dauern zu lange
Reaktion des autonomen Nervensystems sind zu langsam und Erregung (arousal) zu diffus, um nur eine einzelne konkrete Emotion eindeutig hervorzurufen
Unterbrechung der sensorischen Nervenverbindungen zw. Viszeralen Organgen und dem ZNS führt zudem nicht zu Verlust des Gefühlserlebens
Die gleichen viszeralen Veränderungen treten bei unterschiedlichen Emotionen wie auch bei nicht-emotionalen Zuständen (Fieber, Zwiebelnschneiden) auf => führen also nicht zu echten Emotionen („als-ob“-Effekte)
Empirische Überprüfung – Maranón
zu James-Lange
Durch Adrenalininjektion sollten viszerale Veränderungen experimentell hervorgerufen werden
Untersuchung, welche Emotionen dabei hervorgerufen werden
Warum Adrenalin?
=> Aktivierung des sympathischen Nervensystems mit erregungssteigernder Wirkung - Experimentelle Untersuchung
=>Stichprobe: gesunde VPN
UV: unterschiedliche Dosen von Adrenalin
AV: Berichte der VPN
Ergebnis: ca. 70% der VPN berichteten „kalte Emotionen“ à keine echten, sondern nur „als-ob“-Emotionen
Fazit der Kritik
Körperliche Veränderungen nicht ausreichend
Auch die Interpretation der Situation (Kontext) und die Interpretation der wahrgenommenen körperlichen Veränderung scheinen eine Rolle zu spielen
Übergang zu Appraisaltheorien
Experiment von Ax
Stärkung der James Hypothese
Versuch eine Emotionsspezifität von körperlichen Reaktionen im psychologischen Laborexperiment nachzuweisen
Polygraphische Messungen à z.B. Herzschlaf, Blutdruck, Hautleitwert => Indikatoren körperinterner viszeraler Reaktionen
Überprüfung, ob sich Biosignale in ihrem Muster in zwei Emotionsbedingungen (Angst und Ärger) signifikant voneinander unterscheiden lassen
Vorwand (cover story) à Versuch zur Untersuchung physiologischer Unterschiede von Personen mit und ohne Bluthochdruck
Induktion von Ärger und Angst
Angstinduktion
VL teilt VPN mit, dass ein (schmerzhafter) Schockreiz verabreicht wird und Polygraph (damit wird körperliche Reaktion gemessen) eine Fehlfunktion hätte
o Ärgerinduktion Techniker(eingeweihtePerson)betritt
Raum, angeblich um Polygraph zu
reparieren und beschimpft dabei VPN
Gemessen wurde in beiden Situationen die körperliche Reaktion (Biosignale)
Erhebung von bis zu 14 unterschiedlichen Biosignalen u.a. Muskeltonus, Herzfrequenz, Bluthochdruck, Atmung...
Ergebnisse
o Unterschiede in physiologischen Maßen
Ärger=Bluthochdruck,
Muskelspannung, phasische
Hautleitfähigkeitsreaktion, Herzrate
Angst = tonische Hautleitfähigkeit, Atemfrequenz
Zwei-Faktoren-Theorie (Appraisaltheorien)
Emotionen haben auch andere Ursachen, z.B. Bewertung und Kontextàdiese Ursachen wirken bei Emotionsentstehung zusammen
Frage ist, wie genau wirken Faktoren zusammen? => Appraisaltheorien
Konzept der Basisemotionen (primäre Emotionen)
Ursprung bei Charles Darwin
Paul Ekman (setzt Ideen von Charles Darwin fort)
Annahmen => Mensch hat begrenzte Anzahl sogenannter Grund-, Fundamental-oderBasisemotionen
6 bis 7 Basisemotionen
• Ärger • Ekel • Furcht • Freude • Traurigkeit • Überraschung • Verachtung
o Emotionen wurden durch natürliche Selektion herausgebildet, sie sind universell
Universalität von Basisemotionen
Basisemotionen besitzen im Gehirn eine „feste“ (hard-wired) neuronale Verbindung (Panksepp) => Basisemotionen sind nicht erworben, sondern „vererbt“
Verkommen bei Primaten und in allen Kulturen
Kurze Dauer (Dynamik)
=> in Abgrenzung zum Gefühl
Automatisches Appraisal, d.h. wie bei William keine bewusste Bewertung notwendig
Unwillkürliches Auftreten a
Kontrolle nur eingeschränkt möglich
Auftreten wie Reflex
Experiment von Friesen (1972): Spontaner Emotionsausdruck bei Amerikanern und Japanern
Stichprobe: amerikanische und japanische Studenten
Betrachten eines bedrohlichen Films und Beobachtung durch Einwegspiegel
Alleine
=> Alle Personen zeigen die gleichen emotionalen Gesichtsausdrücke unabhängig ihrer kulturellen Herkunft
Gruppe
=> Japanische Studierende lächeln, amerikanische Studierende zeigen gleiche Reaktion wie in Einzeltestung
=> Gesichtsausdruck ist universell, aber kulturell durch „Display Rules“ (Darstellungsregeln) modulierbar
Funktion von Basisemotionen (2)
Funktion A: Aufrichtige Kommunikation der eigenen Gefühle
Funktion des Gesichtsausdrucks sensu Ekman
Unmittelbar, automatisch und determiniert, schwer zu fälschen = echte Mitteilungsfunktion
Funktion B: Beeinflussung der Gefühle des Gegenübers
Funktion des Gesichtsausdrucks sensu Fridlund
Tierische Signalsysteme dienen nicht der wahrheitsgetreuen Kommunikation von inneren Zuständen (wie etwa Gefühlen), sondern dazu, das Verhalten anderer Individuen zu beeinflussen
Facial Feedback Hypothese
Beim Betrachten vorgetäuschter Emotionen kommt es zu einer Inkongruenz à so können VPN echte und falsche Emotionen auf Bildern gut unterscheiden
Paula Niedenthal
VPN erhalten Bilder von Personen, die wirklich lächeln und ein Lächeln nur vortäuschen
Annahme: VPN imitieren beim Betrachten der Bilder den Gesichtsausdruck => Imitation richtiger/falscher Emotionen
aktiviert unterschiedliche Hirnstrukturen
Aktivierung unterschiedlicher Hirnstrukturen erleichtert Fehlerwahrnehmung
Nur beim Betrachten echter Emotionen werden emotionale Gehirnstrukturen aktiviert
=> Beim Betrachten vorgetäuschter Emotionen kommt es zu einer Inkongruenz à so können VPN echte und falsche Emotionen auf Bildern gut unterscheiden
Weiterer Durchgang: VPN müssen während Betrachtung der Bilder auf Bleistift beißen à Blockiert Aktivierung der Gesichtsmuskeln
VPN unterscheidet echte und falsche Emotionen viel schlechter
Erklärung: Facial-Feedback-Hypothese (FFH)
Kritik: Studie konnte nicht immer repliziert werden
Zwei-Faktoren-Theorie
Kritik an William James: nur körperliche Reaktionen alleine genügen nicht, um Emotionserleben hervorzusagen
Konsequenz: kognitive Wende (1960) => Appraisaltheorien
Grundannahme
=> Unterschiede zwischen verschiedenen Emotionen kommen durch verschiedene Muster von Appraisals zustande
Beispiel o Klausurergebnis von 3 Studenten = Note 1,7
Student A ist unzufrieden
Student B ist glücklich
Student C ist zufrieden
Appraisal
= Einschätzung, dass eine Situation, eine Objekts oder eine Ergebnis relevant für die eigene Person ist
Sinnliche Urteile => direkt, unmittelbar, nicht reflexiv und automatisch
Zwei Faktorentheorie der Emotionsentstehung von Schachter und Singer (1969)
Hypothese: der Kontext (=Situation) und die subjektive Bewertung der Person beeinflussen, ob man sich ärgerlich oder euphorisch fühlt
Körperliche Erregung als zentrales Merkmal von Emotionen
Erregung ist emotionsspezifisch und wirkt sich auf die wahrgenommene Intensität der Emotion aus
Emotion resultiert, wenn wahrgenommene periphere Erregung auf eine emotionale Einschätzung der Situation zurückgeführt wird
Qualität der Emotion (Welche Emotion wir erleben) wird durch emotionale Einschätzung/Bewertung der Situation bestimmt (=Appraisaltheorien der Emotion)
—> Kontext spielt wesentliche Rolle
Kognitiv-motivationale Theorie der Emotion von Richard Lazarus
Grundannahme: zwei Einschätzungen spielen eine bedeutsame Rolle
1. Einschätzung der Situation (Primary Appraisal)
Nach Relevanz für das Wohlergehen
Zielrelevanz (betrifft es meine Ziele und Motivation)
ohne Zielrelevanz, keine Emotion
Zielkongruenz (kongruent = positive Emotion, inkongruent = negative Emotion)
Ego-Beteiligung (differenziert Emotionen in Erleben von Ärger, Schuld, Scham)
2. Einschätzung der Bewältigungsmöglichkeiten (Secondary Appraisal)
Einschätzung der Verursachung
Bewältigungsmöglichkeiten (coping)
Emotionsorientierte Bewältigung => Veränderung der Emotion (Joggen, Musik hören)
Problemorientierte Bewältigung => Verbesserung der Situation (wöchentliche Lerngruppe)
Zukunftsbezogene Erwartungen (Veränderungsmöglichkeiten)
=> Zweistufiges Modell der Emotionsverarbeitung
Gehirnmodell von Paul D. Mac Lean „The triune brain“
Amygdala Theorie von Joseph Le Doux
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