(Seite 1) Wie definiert Trautner „Entwicklung“ in der Entwicklungspsychologie?
Entwicklung = „relativ überdauernde intraindividuelle Veränderung des Erlebens und Verhaltens über die Zeit hinweg.“
Nicht als Entwicklung zählen:
kurzfristige Befindlichkeitsänderungen
Veränderungen durch plötzliche Ereignisse
(Seite 1) Welche drei Hauptaufgaben hat die Entwicklungspsychologie?
Entwicklungsbeschreibung – Was verändert sich?
Entwicklungserklärung – Warum verändert es sich?
Entwicklungsprognose – Wie wird es sich zukünftig verändern?
(Seite 1) Wie wirken entwicklungspsychologische Erkenntnisse in die Praxis hinein?
Beispiel: Ein 14-jähriger Junge wird beim Kiffen erwischt →
Kontext Familie
Psychologische Beratung und klinische Forschung relevant → zeigt Praxisbezug von Entwicklungswissen.
(Seite 2) Welche drei zentralen Prozesse prägen die menschliche Entwicklung?
Biologische Prozesse – Körperliche Reifung, Hirnwachstum, Hormone
Kognitive Prozesse – Denken, Sprache, Gedächtnis
Sozioemotionale Prozesse – Beziehungen, Emotion, Persönlichkeit
Details merken:
Diese Prozesse wirken ständig zusammen und beeinflussen sich gegenseitig.
(Seite 2) Wie lässt sich das Zusammenspiel der drei Entwicklungsprozesse erklären?
Ein Beispiel:
Biologisch: Hormonelle Veränderungen in der Pubertät
Kognitiv: Neue Denkfähigkeit über sich selbst
Sozioemotional: Entwicklung des Selbstkonzepts → Zusammenspiel formt Identität und Verhalten.
(VL 1, S. 1) Wie definiert Trautner den Begriff „Entwicklung“?
Relativ überdauernde intraindividuelle Veränderung des Erlebens und Verhaltens über die Zeit hinweg.
Details merken: Kurzfristige Befindlichkeitsänderungen oder abrupte Ereignisse gelten nicht als Entwicklung.
(VL 1, S. 1) Welche drei Hauptaufgaben hat die Entwicklungspsychologie?
Beschreiben von Entwicklungsverläufen
Erklären der zugrunde liegenden Mechanismen
Prognostizieren zukünftiger Entwicklungen
(VL 1, S. 1) Welche drei zentralen Prozesse bestimmen die Entwicklung eines Menschen?
Biologische Prozesse – körperliche Veränderungen (z. B. Hirnreifung, hormonelle Veränderungen)
Sozioemotionale Prozesse – Emotion, Persönlichkeit, Beziehungen
Details merken: Diese Prozesse wirken ständig zusammen, z. B. bei der Pubertät (biologische Reifung → neues Denken → soziale Veränderungen).
(VL 2, S. 2) Was bedeuten Phylogenese, Anthropogenese und Ontogenese?
Phylogenese: Artgeschichtliche Entwicklung von Lebewesen
Anthropogenese: Artentwicklung des Menschen (Spezialfall der Phylogenese)
Ontogenese: Entwicklung des Individuums von der Empfängnis bis zum Tod
(VL 2, S. 2) Worin unterscheiden sich kontinuierliche und diskontinuierliche Entwicklung?
Kontinuierlich: gleichmäßige, quantitative Veränderung (z. B. Körpergröße)
Diskontinuierlich: qualitative Sprünge, neue Strukturen (z. B. Denken, Emotionen)
(VL 2, S. 2) Wie unterscheiden sich endogene und exogene Steuerung der Entwicklung?
Endogen: durch Erbanlagen/Reifung gesteuert
Exogen: durch Erfahrung und Lernen bestimmt
(VL 2, S. 2) Welche Fragen ergeben sich aus dem Zusammenspiel von endogenen und exogenen Einflüssen?
Welche Entwicklungsbereiche sind stärker genetisch oder erfahrungsbedingt?
Welche Modifikationsbreiten existieren, und wie kann man sie pädagogisch nutzen?
(VL 2, S. 3) Nenne die vier Merkmale des klassischen Entwicklungsbegriffs und je eine Kritik.
Aufbauprinzip: Entwicklung baut auf Vorangehendem auf → Kritik: nicht immer der Fall
Höherwertigkeit: Zielgerichtet auf Endstand → Kritik: Werturteil, Abbauprozesse ignoriert
Altersspezifität: Schritte an Alter gebunden → Kritik: Alter erklärt nichts
Universalität: Entwicklung gilt für alle → Kritik: kulturelle Unterschiede übersehen
(VL 2, S. 3–4) Welche fünf Aspekte kennzeichnen den umfassenden Entwicklungsbegriff?
Lebenslange Entwicklung
Multidimensionalität – verschiedene Bereiche (Kognition, Emotion etc.)
Multidirektionalität – Fortschritt und Rückschritt möglich
Plastizität – Anpassungsfähigkeit des Gehirns
Kontextbezug – Einfluss von Umgebung, Kultur, Geschlecht
(VL 2, S. 4) Welche Kontextfaktoren wirken empirisch besonders stark auf Entwicklung?
Gender
Ethnische Zugehörigkeit
Sozioökonomischer Status
Kultur
(VL 2, S. 4) Was versteht man unter Neurogenese und Synaptogenese?
Neurogenese: Neubildung von Neuronen durch Zellteilung (ab 19.–21. Tag nach Befruchtung)
Synaptogenese: Bildung neuer Synapsen, stark pränatal & kurz nach Geburt aktiv
(VL 2, S. 4) Was sind Vor- und Nachteile der Plastizität des Gehirns?
Vorteil: Lernfähigkeit bis ins hohe Alter, Kompensation nach Schädigung – Nachteil: Verletzlichkeit bei Reizarmut, ungünstige Muster können sich festsetzen
Details merken: Fehlende Stimuli in sensiblen Phasen → dauerhafte Einschränkungen.
(VL 3, S. 5) Welche fünf grundlegenden theoretischen Ausrichtungen gibt es in der Entwicklungspsychologie – und worauf liegt jeweils ihr Fokus?
Psychoanalytisch – Fokus auf Unbewusstes & sozioemotionale Prozesse → Freud
Lerntheoretisch – Fokus auf Verhalten, exogen gesteuert → Pawlow
Kognitiv – Fokus auf Denken & Wissenserwerb, endogen gesteuert → Piaget
Psychobiologisch – Fokus auf Evolution & Anpassung → Lorenz, Bowlby, Ainsworth
Ökologisch – Fokus auf Kontext & Umweltfaktoren → Bronfenbrenner
(VL 3, S. 5) Welche Bewusstseinsarten und Persönlichkeitsinstanzen unterscheidet Freud?
Bewusstseinsarten:
Bewusstes – aktuelles Erleben und Denken
Vorbewusstes – Erinnerungen, die abrufbar sind
Unbewusstes – verdrängte Triebwünsche, primitive Emotionen
Instanzen:
Es – Triebe, Lustprinzip
Ich – Realitätsprinzip, Vermittler zwischen Es & Über-Ich
Über-Ich – verinnerlichte Normen und Werte
(VL 3, S. 6) Welche neuen Aspekte führt Erikson in seinem Modell der psychosozialen Entwicklung ein?
Baut auf Freud auf, betont aber Ich-Entwicklung
Sieht Entwicklung als lebenslangen Prozess
Mensch durchläuft psychosoziale Krisen, deren Bewältigung die Persönlichkeit prägt
(VL 3, S. 6) Wie erklären Freud und Lerntheoretiker Entwicklungsprobleme unterschiedlich?
Freud: Konflikte zwischen Trieben und Realität führen zu Fixierungen → Entwicklungsprobleme
Lerntheoretiker: Fehl- oder Nichtlernen → falsche Verhaltensmuster durch exogene Steuerung
(VL 3, S. 6) Welche zentralen Lernformen beschreibt die Lerntheorie?
Klassisches Konditionieren – Stimulus → Reaktion
Operantes Konditionieren – Verhalten → Konsequenz
Modelllernen (sozial-kognitiv) – Lernen durch Beobachtung anderer
(VL 3, S. 6) Wie funktioniert klassisches Konditionieren?
Einer angeborenen Reaktion wird durch Lernen ein neuer, bedingter Reiz zugeordnet. Beispiel: Hund speichelt bei Glockenton, wenn er diesen mit Futter verknüpft.
(VL 3, S. 6–7) Nach welchem Prinzip funktioniert operante Konditionierung?
Die Auftretenswahrscheinlichkeit eines Verhaltens hängt von seiner Konsequenz ab:
Positive Verstärkung: angenehmer Reiz dargeboten
Negative Verstärkung: unangenehmer Reiz entfernt
Bestrafung: unangenehmer Reiz hinzugefügt oder angenehmer entzogen
(VL 3, S. 7) Was beschreibt das Modelllernen nach Bandura?
Lernen durch Beobachtung eines Modells („sozial-kognitives Lernen“)
Menschen repräsentieren beobachtetes Verhalten und können es nachahmen
Voraussetzungen:
Aufmerksamkeit
Behalten
Motivation
Motorische Reproduktion
Motivation steigt, wenn das Modell ähnlich, emotional positiv und erfolgreich ist.
(VL 3, S. 7) Was versteht man unter der kognitiven Wende?
Übergang vom Behaviorismus zum Kognitivismus
Kognitive Prozesse werden berücksichtigt (nicht mehr „Black Box“)
Banduras Bobo-Doll-Experiment zeigte, dass Lernen auch ohne direkte Verstärkung möglich ist
(VL 4, S. 8) Welche drei frühesten Formen des Lernens zeigen Säuglinge?
Habituation: Gewöhnung an wiederholte Reize → Reaktion nimmt ab
Assoziation: Lernen von Zusammenhängen zwischen Ereignissen
Kontingenzlernen: Lernen von Zusammenhang zwischen eigenem Handeln und Konsequenz
(VL 4, S. 8) Was versteht Piaget unter Schema, Assimilation und Akkommodation?
Schema: geistige Struktur zur Verarbeitung von Information
Assimilation: Einordnung neuer Information in bestehende Schemata
Akkommodation: Anpassung der Schemata, wenn Einordnung nicht gelingt
(VL 4, S. 8–9) Welche vier Phasen kognitiver Entwicklung beschreibt Piaget – und welche Merkmale haben sie?
Sensumotorisch (0–2 J.) – Lernen über Sinneserfahrungen & Handlungen
Präoperational (2–6 J.) – Symbolisches Denken, Sprache
Konkret-operational (7–11 J.) – Logisches Denken, Kategorisieren
Formal-operational (ab 12 J.) – Abstraktes & hypothetisches Denken
Details merken: Denken wird zunehmend flexibel, abstrakt und systematisch.
(VL 4, S. 9) Welche Merkmale kennzeichnen die formal-operationale Phase?
Hypothetisches Denken und wissenschaftliche Rationalität
Abstraktes Planen und Vergleichen von Alternativen
Systematisches Problemlösen
(VL 4, S. 9) Was meint Objektpermanenz?
Verständnis, dass Objekte weiterexistieren, auch wenn sie nicht sichtbar sind
→ entsteht im 6.–7. Monat (sensumotorische Phase)
(VL 4, S. 9) Was beschreibt der kindliche Egozentrismus?
Unfähigkeit, die Perspektive anderer einzunehmen → Welt wird nur aus eigener Sicht gesehen
→ typisch in der präoperationalen Phase (bis ca. 6 Jahre)
(VL 4, S. 9) Was ist unter abstrakter Perspektivenübernahme zu verstehen?
Fähigkeit, Perspektiven anderer und sogar abstrakte Sichtweisen einzunehmen
→ ab ca. 12 Jahren (formal-operationale Phase)
(VL 4, S. 9–10) Inwiefern unterschätzte Piaget die Kompetenzen von Säuglingen?
Er vernachlässigte das intuitive Kernwissen – angeborene Grundkenntnisse über
physikalische Gesetzmäßigkeiten
psychologische und soziale Prinzipien
→ Nachweisbar über Habituationsparadigmen, evolutionsbiologisch erklärbar.
(VL 4, S. 10) Welchen Fokus setzt Vygotsky in seiner soziokulturellen Theorie?
Entwicklung geschieht durch soziale Interaktion im kulturellen Kontext
Sprache ist Werkzeug des Lernens
Selbstgespräche fördern kognitive Entwicklung
(VL 4, S. 10) Wie unterscheidet sich Vygotskys Ansatz von Piagets?
Piaget: Kind als autonomer Konstrukteur → Lernen unabhängig vom Umfeld
Vygotsky: exogene Steuerung durch soziale Interaktion & Anleitung
Selbstgespräche = entwicklungsfördernd (nicht egozentrisch)
(VL 5, S. 11) Worin unterscheiden sich Querschnitts- und Längsschnittmethode?
Querschnitt: ein Erhebungszeitpunkt, Vergleich verschiedener Altersgruppen
Längsschnitt: mehrere Erhebungszeitpunkte, wiederholte Messung derselben Personen
Unterschied: Zahl der Messzeitpunkte & Art der Entwicklungsbewertung
(VL 5, S. 11–12) Welche Vor- und Nachteile hat die Querschnittmethode?
Vorteile:
geringer Zeit- und Personalaufwand
schnelle Ergebnisse
Repräsentativität leicht erreichbar
Nachteile:
– keine intraindividuellen Veränderungen messbar
– Generationsunterschiede → nicht direkt vergleichbar
– Einfluss verschiedener Lebenskontexte
(VL 5, S. 12) Welche Vor- und Nachteile hat die Längsschnittmethode?
zeigt individuelle Entwicklungsverläufe
ermöglicht Verlaufstypen-Bestimmung
intraindividuelle Veränderungen messbar
– hoher Zeit- & Personalaufwand
– Testungseffekte (Serialeffekte)
– Ausfälle & Konfundierung von Alter und Testzeitpunkt
(VL 5, S. 12) Welches Design eignet sich besonders für entwicklungspsychologische Fragestellungen?
→ Panelstudie (Längsschnitt)
Ermöglicht die Erfassung intraindividueller Entwicklungsverläufe und Veränderungen über die Zeit.
(VL 5, S. 12) Was versteht man unter Panel-, Kohorten- und Trendstudien?
Panelstudie: wiederholte Befragung derselben Personen
Kohortenstudie: spezielle Panelstudie, Teilnehmer gehören gleicher Kohorte (z. B. Geburtsjahrgang)
Trendstudie: wiederholte Querschnitte mit neuen Stichproben derselben Grundgesamtheit
(VL 5, S. 12–13) Welche Möglichkeiten gibt es, Verhalten & Erleben kleiner Kinder zu untersuchen?
Unwillkürliche Reaktionen experimentell beobachten
Zielgerichtete Reaktionen erfassen
Psychobiologisches Verhalten messen
Fremdauskunft (z. B. Elternberichte)
Selbstauskunft – altersabhängig
(VL 5, S. 13) Was bedeutet Habituation im Forschungskontext?
→ Reizgewöhnung: Abnahme der Reaktion auf wiederholten Reiz → Zeichen, dass Lernen stattgefunden hat.
(VL 5, S. 13) Welche Paradigmen werden zur Untersuchung unwillkürlichen Verhaltens genutzt?
Präferenzparadigma – Blickpräferenz
Habituationsparadigma – Wiedererkennung
Erwartungs-Induktionsparadigma – Erwartungsaufbau
Erwartungs-Enttäuschungsparadigma – Überraschungseffekte
(VL 5, S. 13) Wie kann man zielgerichtetes Verhalten bei kleinen Kindern beobachten?
Standardisierte Entwicklungstests (z. B. ET 6-6)
Nachahmungsaufgaben („Make a Shaker“) → Messen von Gedächtnisleistung und Problemlöseverhalten
(VL 5, S. 13) Was wird bei psychophysiologischen Messungen häufig erfasst?
Herzrate
Hautleitfähigkeit
Hormonspiegel
Hirnaktivität (z. B. ERP – event-related potentials)
(VL 5, S. 13) Welche drei Herausforderungen bestehen in der Forschung mit Minderjährigen – und wie geht man damit um?
Ethik: Kinder können Folgen nicht abschätzen → umfassende Aufklärung & Zustimmung der Eltern
Rekrutierung: Eltern oft skeptisch → Transparenz & Nutzen erklären
Stichprobenschwund: Motivation durch Feedback & Anerkennung aufrechterhalten
(VL 6, S. 14) Welche drei pränatalen Entwicklungsstadien werden unterschieden und wie sind sie zeitlich eingeordnet?
Zygotenstadium (1.–2. Woche): • Befruchtung → Einnistung • Mitose: Zellteilung → Zellhaufen
Embryonalstadium (3.–8. Woche): • Ausbildung von Organanlagen • Entwicklung von Plazenta, Nabelschnur, Fruchtblase • 4 Prozesse: Mitose, Zellmigration, Zelldifferenzierung, Zelltod
Fötalstadium (9. Woche–Geburt): • Weitere Ausdifferenzierung, Sinnesentwicklung, erste Bewegungen
(VL 6, S. 14–15) Wie beeinflusst die DNA das Verhalten und Erleben?
Gene enthalten Baupläne für Proteine, die neuronale & sensorische Prozesse steuern.
Diese Proteine beeinflussen Wahrnehmung, Emotion, Verhalten.
Beispiel: genetische Prädisposition zur Neuheitssuche kann Scheidungswahrscheinlichkeit erhöhen.
(VL 6, S. 15) Was ist der Unterschied zwischen eineiigen und zweieiigen Zwillingen?
Eineiig: gleiche Eizelle → identisches Erbgut, 100 % gleiche Gene, gemeinsamer Mutterkuchen.
Zweieiig: zwei Eizellen → 50 % gleiche Gene, eigener Fruchtsack & Plazenta.
(VL 6, S. 15) Was sind Teratogene – und wovon hängt ihre Wirkung ab?
Definition: Substanzen oder Umweltfaktoren, die während der Schwangerschaft Schäden oder Tod verursachen.
Beispiele: Alkohol, Nikotin, Medikamente, Umweltgifte, Infektionen.
Wirkung abhängig von:
Timing der Exposition
Dauer & Dosis (Dosis-Wirkungs-Beziehung)
(VL 6, S. 15) Welche weiteren Risikofaktoren für pränatale Entwicklung gibt es?
Alter der Mutter (< 18 oder > 35 J.)
Mangelernährung oder einseitige Ernährung
Stress (Cortisol, Adrenalin)
Erkrankungen & Umweltgifte
Details merken: Die Plazenta ist nur eine semipermeable Barriere – viele Schadstoffe gelangen trotzdem zum Kind.
(VL 6, S. 15–16) Wann spricht man von einer Frühgeburt und welche Spätfolgen sind möglich?
Geburt vor der 35. Schwangerschaftswoche
Überlebensfähigkeit ab 23. SSW mit medizinischer Hilfe
Mögliche Spätfolgen:
Intelligenzminderung
Lernstörungen
Verhaltensprobleme
→ Je früher, desto stärker ausgeprägt; Förderung kann teils kompensieren.
(VL 6, S. 16) Welche Parameter überprüft der Apgar-Index beim Neugeborenen?
Herzfrequenz
Atmung
Reflexe
Muskeltonus
Hautfärbung
→ Beurteilung: liegt ein lebensbedrohlicher Zustand vor?
(VL 6, S. 16) Welche Aktivierungszustände durchläuft ein Säugling?
Tiefschlaf
REM-Schlaf
Schläfrigkeit
Wache Aufmerksamkeit
Wach, aber quengelig
Schreien
Details merken: Säuglinge schlafen ca. 16 h/Tag, etwa 8 h REM-Schlaf.
(VL 7, S. 17) Warum ist die Eltern-Kind-Interaktion in den ersten Lebensjahren so bedeutsam?
Bezugspersonen befriedigen physiologische und psychologische Bedürfnisse des Kindes.
Diese Bedürfnisse bilden die Grundlage für eine stabile Entwicklung, die wiederum Autonomie ermöglicht.
Physiologisch: Essen, Schlaf, Wärme, Stimulation.
Psychologisch: Bindung, Autonomie, Kompetenz.
(VL 7, S. 17) Welche drei psychologischen Grundbedürfnisse nennt die Entwicklungspsychologie?
Bindung – Sicherheit & Vertrauen durch Zuwendung
Autonomie – selbstständige Exploration der Umwelt
Kompetenz – sich als wirksam erleben
Details merken: Feinfühliges Eingehen auf Signale fördert emotionale Stabilität & Selbstwirksamkeit.
(VL 7, S. 17) Was bedeutet der Begriff „Goodness-of-Fit“?
Beschreibt, wie gut das Temperament eines Kindes zur Reaktionsweise der Bezugsperson passt.
Probleme entstehen meist aus Wechselwirkungen, nicht aus dem Kind allein.
(VL 7, S. 18) Was meint Variabilität körperlicher Entwicklung und wodurch wird sie beeinflusst?
Körperliche Entwicklung zeigt große Unterschiede zwischen Individuen & Gruppen.
Beeinflusst durch genetische Faktoren, Ernährung, Bewegung und Umweltbedingungen.
Beispiel: „Jahrhunderttrend“ → steigende Körpergröße & Gewicht.
(VL 7, S. 18) Was sind die Vor- und Nachteile der Plastizität des Gehirns?
Vorteil: Anpassungs- & Lernfähigkeit, besonders nach Schädigungen – Nachteil: Verletzlichkeit bei Reizmangel → bleibende Defizite
Beispiel: Fehlende Sprachstimulation in sensibler Phase → dauerhaft eingeschränkter Spracherwerb.
(VL 7, S. 18) Welche fünf Stadien kennzeichnen die motorische Entwicklung?
Einzelbewegungen (z. B. Greifreflex)
Koordination der Bewegungen (ab 3–4 Monaten)
Integration in längere Bewegungsfolgen
Automatisierung
Verfeinerung & Anpassung an Kontext (z. B. Pinzettengriff)
(VL 7, S. 18–19) Wie beeinflussen sich motorische und sensorische Entwicklung gegenseitig?
Motorische Fortschritte ermöglichen neue Erfahrungen & Wahrnehmung.
Wahrnehmung wiederum lenkt motorische Exploration.
Beispiel:
Kinder, die krabbeln lernen, vermeiden optische „Abgründe“ → Tiefenwahrnehmung durch Erfahrung.
(VL 7, S. 19) Wie entwickelt sich das Sehvermögen in den ersten Lebensmonaten?
2–3 Monate: Farbsehen
4–6 Monate: bessere Sehschärfe & Kontrastempfindlichkeit
8 Monate: annähernd erwachsenes Niveau
6 Jahre: vollständig ausgereift
(VL 7, S. 19) Warum sind Säuglinge musikalischer als manche Erwachsene?
Säuglinge erkennen Muster in akustischen Reizen besonders gut.
Fehlen musikalische Stimuli nach der Geburt → Synapsenreduktion („use it or lose it“).
Ergebnis: Musikalität kann später nicht vollständig reaktiviert werden.
(VL 7, S. 19) Was bedeutet intermodale Wahrnehmung?
Fähigkeit, Informationen aus verschiedenen Sinnesmodalitäten zu integrieren → z. B. Stimme + Gesicht als zusammengehörig wahrnehmen.
Schon ab Geburt in einfacher Form vorhanden; komplexere Formen entwickeln sich später.
(VL 8, S. 20) Wie zeigen Säuglinge Bindungsverhalten – und wozu dient es?
Verhalten: Nähe suchen, Weinen, Arme ausstrecken, Hinlaufen zur Bezugsperson
Funktion: Wiederherstellung von physischer und psychischer Sicherheit bei Bedrohung („sicherer Hafen“)
(VL 8, S. 20) Welche Bindungsmuster unterscheidet der Fremde-Situations-Test?
Sicher (B, ~65 %) – sucht Nähe, lässt sich schnell beruhigen
Unsicher-vermeidend (A, ~21 %) – scheinbar unbeeindruckt, innerlich gestresst
Unsicher-ambivalent (C, ~14 %) – klammernd, aggressiv, schwer beruhigbar
Desorganisiert (Zusatz) – bizarre, orientierungslose Reaktionen (z. B. Erstarren)
(VL 8, S. 21) Welche elterlichen Verhaltensursachen stehen hinter den Bindungsmustern?
(VL 8, S. 21) Welche drei Temperamentsdimensionen beschreiben Thomas & Chess?
Intensität – Stärke emotionaler Reaktionen
Stimmungslage – Grundtönung (positiv/negativ)
Sensorische Empfindlichkeit – Reizempfindlichkeit gegenüber Licht, Geräuschen etc.
Details merken: Auch Anpassungsfähigkeit gilt als zentrale Temperamentskomponente.
(VL 8, S. 21) Welche Basisemotionen gelten als universell?
Freude, Ärger, Ekel, Angst, Traurigkeit (Oft zusätzlich: Überraschung, Interesse)
(VL 9, S. 22) Warum sind Emotionen sowohl universell als auch sozial geprägt?
Universell: gleiche Basisemotionen & Gesichtsausdrücke weltweit
Sozialisiert: kulturelle Normen beeinflussen, wann und wie Emotionen gezeigt werden
(VL 9, S. 22) Was bedeutet Emotionsregulation?
Prozesse, mit denen Menschen Art, Intensität und Dauer ihrer Emotionen beeinflussen – bewusst oder unbewusst.
→ wirkt wie ein „emotionaler Filter“, der kulturell geprägt ist.
(VL 9, S. 22) Was ist der Unterschied zwischen intra- und interpsychischer Emotionsregulation?
Intrapsychisch: Selbstberuhigung (z. B. Blick abwenden, Finger saugen)
Interpsychisch: Beruhigung durch Bezugsperson
→ zunächst dominiert interpsychisch, später entwickelt sich intrapsychisch.
(VL 9, S. 23) Welche Rolle spielen Bezugspersonen in der Entwicklung von Emotionsregulation?
Vermitteln erste Strategien durch interpsychische Regulation
Schaffen Grundlage für selbstständige Emotionskontrolle
→ Ausmaß der Emotionsregulation hängt stark von elterlicher Feinfühligkeit ab.
(VL 10, S. 24) Worin unterscheiden sich Selbstbeschreibungen von Kindern und Jugendlichen?
Jugendliche …
beziehen mehr Lebensbereiche ein,
bilden spezifischere Selbstkonzepte,
trennen Real- und Idealbild,
unterscheiden authentisches vs. unauthentisches Selbst,
berücksichtigen Vergangenheit & Zukunft stärker.
(VL 10, S. 24) Was unterscheidet Selbstkonzept und Selbstwert?
Selbstkonzept: kognitive Struktur des Wissens über das eigene Selbst
Selbstwert: affektive Bewertung dieser Wissensinhalte („Wie zufrieden bin ich mit mir?“)
(VL 10, S. 24–25) Wie verändert sich der Selbstwert über Kindheit und Jugend?
Vorschulalter: meist stark positiv getönt
Kindheit → Jugend: Abnahme durch soziale Vergleiche, Zunahme an Realismus
Jugendalter: Körperbild gewinnt an Bedeutung
Erwachsenenalter: Selbstwert steigt wieder
(VL 10, S. 25) Was bedeutet prosoziales Verhalten?
Verhalten, das dem Wohl anderer dient – z. B. helfen, trösten, teilen.
(VL 10, S. 25) Wie können Eltern prosoziales Verhalten fördern?
Vorbildfunktion: selbst prosozial handeln
Zuwendung & Erklärungen („induktives Vorgehen“)
Konsequentes Grenzen-Setzen: antisoziales Verhalten benennen & korrigieren
(VL 10, S. 25–26) In welchen Bereichen besitzen Kinder intuitives Kernwissen?
Sozialer Bereich
Naturwissenschaftlicher Bereich (z. B. Schwerkraft)
Emotionaler Bereich → Theory of Mind
(VL 10, S. 26) Welche vier Stufen unterscheidet Hoffmanns Empathietheorie?
Globale Empathie (1. LJ) – keine Selbst-Fremd-Trennung
Egozentrische Empathie (1.–2. LJ) – Leid anderer wird mit eigenen Gefühlen verwechselt
Empathie für Gefühle anderer (2.–3. LJ) – echtes Mitfühlen
Empathie für Lebensumstände anderer (späte Kindheit) – losgelöst von aktueller Situation
(VL 10, S. 26) Was unterscheidet empathisches von sympathischem Stresserleben?
Empathisch: Motivation, eigenes Mit-Leiden zu beenden
Sympathisch: Motivation, Leiden anderer zu beenden (echtes Mitgefühl)
(VL 10, S. 26–27) Welche Erziehungsstile beschreibt Baumrind, und welcher gilt als günstig?
Vernachlässigend: wenig Wärme, wenig Lenkung
Permissiv: viel Wärme, wenig Lenkung
Autoritär: wenig Wärme, viel Lenkung
Autoritativ: viel Wärme, viel Lenkung ✅ → günstigster Stil
→ verbindet emotionale Sicherheit mit klarer Orientierung.
(VL 10, S. 27) Wie unterscheiden sich das Stadium der heteronomen und der autonomen Moral nach Piaget?
Merkmal
Heteronome Moral
Autonome Moral
Regeln
starr, unveränderlich
verhandel- & änderbar
Intention
unwichtig
berücksichtigt
Flexibilität
gering
hoch
(VL 10, S. 27) Welche drei Einflüsse wirken auf moralisches Handeln?
Kontext / Situation (Bedeutsamkeit, Druck)
Soziale Normen & Werte (Familie, Schule, Kultur)
Kognitive & emotionale Entwicklung (z. B. Empathie, Selbstkontrolle)
(VL 11, S. 28) Was meint der Begriff Geschlechtsidentität?
Das persönliche Erleben und Bewusstsein, einem bestimmten Geschlecht anzugehören.
→ umfasst biologische, psychologische und soziale Aspekte.
(VL 11, S. 28) Worin unterscheiden sich biologisches, psychologisches und soziales Geschlecht?
Biologisch: Chromosomen, Hormone, Genitalien
Psychologisch: subjektives Erleben („Ich bin…“)
Sozial: gesellschaftliche Rollenerwartungen & Normen
(VL 11, S. 28–29) Welche Erklärungsansätze gibt es zur Entstehung von Geschlechtsunterschieden?
Biologische Theorien: hormonelle & genetische Einflüsse
Sozialisationstheorien: Lernen durch Vorbilder, Belohnung & Strafe
Kognitive Theorien: Kinder bilden selbst Geschlechtskonzepte (Gender-Schemata)
(VL 11, S. 29) Wie erklären Gender-Schema-Theorien die Entwicklung der Geschlechtsidentität?
Kinder entwickeln mentale Schemata über „typisches“ Geschlechterverhalten
→ verarbeiten Informationen geschlechtsbezogen selektiv
(z. B. „Autos = Junge“, „Puppen = Mädchen“)
(VL 11, S. 29) Ab wann beginnen Kinder, sich geschlechtskonform zu verhalten?
ab etwa 2 Jahren: erste Zuordnung von Spielzeug & Kleidung
ab 3–4 Jahren: stabile Geschlechtsidentität
ab Grundschulalter: zunehmende soziale Sanktionen bei Normabweichung
(VL 11, S. 29) Welche typischen Geschlechtsunterschiede werden empirisch gefunden?
Bereich
Mädchen
Jungen
Verbale Fähigkeiten
etwas besser
—
Räumliche Fähigkeiten
leicht besser
Aggression
indirekt
körperlich
Prosoziales Verhalten
empathischer
→ Unterschiede sind klein bis moderat, stark kontextabhängig.
(VL 11, S. 30) Was versteht man unter Intimität, Leidenschaft und Verbindlichkeit nach Sternbergs Liebesdreieck?
Intimität: emotionale Nähe, Vertrauen
Leidenschaft: körperliche & sexuelle Anziehung
Verbindlichkeit: Entscheidung für eine dauerhafte Beziehung
→ Kombinationen bilden verschiedene Liebesformen (z. B. romantisch, kameradschaftlich, vollkommene Liebe).
(VL 11, S. 30) Welche Liebesformen unterscheidet Sternberg?
Kombination
Liebesform
Leidenschaft
Verliebtheit
Intimität
Mögen/Freundschaft
Verbindlichkeit
Leere Liebe
Intimität + Leidenschaft
Romantische Liebe
Intimität + Verbindlichkeit
Kameradschaftliche Liebe
Leidenschaft + Verbindlichkeit
Törichte Liebe
Alle drei
Vollkommene Liebe â¤ï¸
(VL 11, S. 30) Welche Einflussfaktoren bestimmen, ob eine Partnerschaft stabil bleibt?
Ähnlichkeit in Werten & Einstellungen
Kommunikation & Konfliktverhalten
Emotionale Sicherheit & Bindungsmuster
Stressbewältigung & äußere Belastungen
(VL 12, S. 31) Welche Lebensphasen werden im Erwachsenenalter unterschieden?
1. Frühes Erwachsenenalter (ca. 20–40 J.)
2. Mittleres Erwachsenenalter (ca. 40–65 J.)
3. Spätes Erwachsenenalter (ab ca. 65 J.)
(VL 12, S. 31) Welche zentralen Entwicklungsaufgaben nennt Havighurst für das frühe Erwachsenenalter?
Berufseinstieg & wirtschaftliche Selbstständigkeit
Partnerschaft & Familie
Verantwortung für Kinder
gesellschaftliche Rolle finden
(VL 12, S. 31) Welche Aufgaben prägen das mittlere Erwachsenenalter?
berufliche Etablierung & Leistungsfähigkeit
Pflege sozialer Beziehungen
Unterstützung der nachfolgenden Generation
Akzeptanz körperlicher Veränderungen
(VL 12, S. 31–32) Welche Themen dominieren das späte Erwachsenenalter?
Bewältigung von Verlusten (Partner, Gesundheit, Rollen)
Rückblick & Sinnfindung (Integrität vs. Verzweiflung)
Aufrechterhaltung von Lebensqualität & Selbstbestimmung
(VL 12, S. 32) Was beschreibt Eriksons Stufe „Generativität vs. Stagnation“?
Generativität: Fürsorge, Weitergabe von Wissen & Werten an nächste Generation
Stagnation: Selbstbezogenheit, Desinteresse an Nachkommenden
→ zentrales Thema des mittleren Erwachsenenalters.
(VL 12, S. 32) Was kennzeichnet Eriksons letzte Stufe „Integrität vs. Verzweiflung“?
Integrität: Zufriedenheit & Akzeptanz des eigenen Lebens
Verzweiflung: Reue, Angst vor Tod, Gefühl verpasster Chancen
→ Balance zwischen Stolz & Reue führt zu innerem Frieden.
(VL 12–13, S. 32) Welche körperlichen Veränderungen treten im mittleren Erwachsenenalter** häufig auf?
Nachlassen von Seh- & Hörvermögen
Abnahme der Muskelmasse, Zunahme an Körperfett
Knochenabbau, verringerte Elastizität
Hormonelle Veränderungen (Menopause, Testosteronrückgang)
(VL 13, S. 33) Welche kognitiven Veränderungen zeigen sich mit zunehmendem Alter?
Entwicklung
Flüssige Intelligenz (Problemlösen, Schnelligkeit)
nimmt ab
Kristallisierte Intelligenz (Wissen, Erfahrung)
bleibt stabil / steigt leicht
Arbeitsgedächtnis
reduziert
Langzeitgedächtnis
weitgehend erhalten
(VL 13, S. 33) Was ist der Unterschied zwischen fluiden und kristallisierten Fähigkeiten?
Fluid: neuartige Probleme lösen, flexibel denken → nimmt mit Alter ab
Kristallisiert: erworbenes Wissen, Wortschatz → bleibt stabil oder wächst
(VL 13, S. 33–34) Was beschreibt das Modell der selektiven Optimierung mit Kompensation (SOK) nach Baltes?
Selektion: Konzentration auf wichtigste Lebensziele
Optimierung: gezieltes Üben & Einsatz von Ressourcen
Kompensation: Ausgleich von Verlusten durch Hilfsmittel oder neue Strategien
→ ermöglicht erfolgreiche Entwicklung trotz altersbedingter Verluste.
(VL 13, S. 34) Was trägt zur Zufriedenheit im Alter bei?
Sinnvolle soziale Beziehungen
Anpassungsfähigkeit & flexible Zielsetzung
Akzeptanz des Alterns
Gesundheitsförderlicher Lebensstil
(VL 13, S. 34) Welche Rolle spielt Arbeit für Identität & Wohlbefinden?
Quelle von Selbstwert, Struktur & sozialer Integration
Arbeitslosigkeit kann psychische Gesundheit stark beeinträchtigen
Ruhestand: Herausforderung der Neuorientierung
(VL 13, S. 34) Welche Faktoren begünstigen erfolgreiches Altern?
Aktivitätsniveau (körperlich & geistig)
Soziale Einbindung
Positive Lebenseinstellung
Gesunde Lebensführung
Adaptive Bewältigungsstrategien
(VL 14, S. 35) Wie definiert die Entwicklungspsychologie den Tod?
Der Tod ist das irreversible Ende aller biologischen Funktionen, die ein Lebewesen aufrechterhalten.
→ biologisch, psychologisch und sozial bedeutsames Ereignis.
(VL 14, S. 35) Welche vier Komponenten umfasst das kindliche Todeskonzept?
Endgültigkeit – Tod ist unumkehrbar
Universalität – alle Lebewesen sterben
Funktionslosigkeit – Körperfunktionen enden
Kausalität – Verständnis biologischer Ursachen
(VL 14, S. 35) Ab welchem Alter verstehen Kinder den Tod als irreversibel?
→ meist ab 7–10 Jahren, mit wachsendem kognitiven Verständnis (Piaget: konkret-operatorisches Denken).
(VL 14, S. 35) Wie verändert sich das Todesverständnis im Jugend- und Erwachsenenalter?
Jugend: zunehmendes Bewusstsein der eigenen Sterblichkeit, aber oft Gefühl der Unverwundbarkeit
Erwachsene: realistischere Akzeptanz
Hohes Alter: Integration des Todes in Lebensbilanz (Eriksons Integrität vs. Verzweiflung)
(VL 14, S. 36) Welche fünf Phasen des Sterbens beschreibt Elisabeth Kübler-Ross?
Leugnen („Das kann nicht sein.“)
Zorn („Warum ich?“)
Verhandeln („Wenn ich noch… darf…“)
Depression – Trauer, Rückzug
Akzeptanz – innerer Frieden
→ nicht zwingend linear, können sich überschneiden.
(VL 14, S. 36) Welche Aspekte prägen die Trauerbewältigung?
Emotionale Verarbeitung (Schmerz, Verlustakzeptanz)
Neuorientierung im Alltag
Fortbestehende Bindung („continuing bonds“) – Erinnerungen bleiben positiv integriert
(VL 14, S. 36) Welche Risikofaktoren erschweren Trauerverarbeitung?
Plötzlicher oder gewaltsamer Tod
Ambivalente Beziehung zur verstorbenen Person
Mangel an sozialer Unterstützung
Psychische Vorbelastung (z. B. Depression, Angst)
(VL 14, S. 36) Was gilt als förderlich für einen gesunden Trauerprozess?
Offener Ausdruck von Emotionen
Rituale & soziale Unterstützung
Sinnfindung (z. B. Erinnerungsarbeit, Gedenkkultur)
Selbstfürsorge und Akzeptanz unterschiedlicher Trauerverläufe
(VL 14, S. 36) Welche Ziele verfolgt die Palliativpsychologie?
Linderung von körperlichem & seelischem Leiden
Wahrung von Würde & Autonomie
Unterstützung Angehöriger
Förderung von Abschied & Sinnfindung
(VL 10, S. 27) Nennen Sie drei bedeutsame Einflüsse auf moralisches Handeln.
Kontext / Situation – z. B. sozialer Druck, Relevanz
Soziale Normen & Werte – Familie, Kultur, Schule
Kognitive & emotionale Entwicklung – z. B. Empathie, Selbstkontrolle
(VL 11, S. 28) Was ist der Unterschied zwischen Intersexualität und Transgender?
Intersexualität: biologische Uneindeutigkeit der Geschlechtsmerkmale (≈ 0,1 %).
Transgender: erlebte Geschlechtsidentität stimmt nicht mit biologischem Geschlecht überein.
(VL 11, S. 28) Was versteht man unter geschlechtstypischem Verhalten?
Nennen Sie Beispiele.
Verhalten, das gesellschaftlich einem Geschlecht zugeordnet wird.
Beispiele:
Mädchen spielen eher mit Puppen, Prinzessinnenrollen
Jungen mit Autos, Piratenrollen
(VL 11, S. 28–29) Was bedeutet Geschlechtskonstanz?
Erkenntnis, dass das eigene Geschlecht dauerhaft ist und nicht durch äußere Merkmale (z. B. Kleidung) verändert wird.
→ entsteht ca. zwischen 5 und 7 Jahren.
(VL 11, S. 29) Gibt es deutliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen?
Mittelwertsunterschiede sind oft klein, aber signifikant.
Innerhalb-Geschlecht-Unterschiede sind meist größer als Unterschiede zwischen den Geschlechtern.
(VL 11, S. 29) Welche drei größten Geschlechtsunterschiede zeigen Metaanalysen?
Körperliche Stärke (Männer +)
Laufgeschwindigkeit (Männer +)
Präferenz für geschlechtstypische Spiele
(VL 11, S. 29) Welche Einflussfaktoren erklären Geschlechtsunterschiede?
Modelllernen (Nachahmung geschlechtsbezogenen Verhaltens)
Operantes Konditionieren (Belohnung / Bestrafung)
Biologische Faktoren: Hormone, Körpermerkmale, Hirnstrukturen (z. B. interhemisphärische Konnektivität)
(VL 11, S. 29) Was bezeichnet der Begriff Geschlechtsidentität?
Das subjektive Gefühl, sich als Frau, Mann oder zwischen den Geschlechtern zu erleben.
Randnotiz in VL: Frauen zeigen tendenziell bessere Schreibleistungen.
(VL 11, S. 30) Sind Liebesbeziehungen Bindungsbeziehungen?
Gemeinsamkeiten:
Nähe-Suche
Unersetzbarkeit
Trennungsprotest
Bindungsverhalten bei Bedrohung
Dauer
Persistenz
Unterschiede:
Andere Ebene (Paar ↔ Eltern-Kind)
Auslöser und Art der Sicherheit verschieden
Physischer Kontakt nicht notwendig für gefühlte Sicherheit
Fazit: Ja – nach gewisser Zeit übernehmen Liebesbeziehungen Funktionen von Bindungsbeziehungen.
(VL 12, S. 31) In welche Lebensabschnitte lässt sich das Erwachsenenalter unterteilen?
1. Geburt 0 Jahre
2. Kindheit 0 - 10/12 Jahre
3. Pubertät 10 - 12 Jahre
4. Jugend 12 - 18 Jahre
5. Volljährigkeit
6. Emerging Adulthood 18 - ca. 25 Jahre
7. Frühes Erwachsenenalter 25 - 40 Jahre
8. Mittleres Erwachsenenalter 40 - 60 Jahre
Pensionierung 60 - 65 Jahre
Spätes Erwachsenenalter 60/65 - Tod
—> bis 80 Jahre „Junge Alte“
—> ab 80 Jahren „ Alte Alte“
(Seite ca. 12) Warum führt Jeffrey Arnett eine neue Lebensphase namens Emerging Adulthood ein?
• „Emerging Adulthood“ = sich entwickelndes Erwachsenenalter
• Begründung: Rollenübergänge ins Erwachsenenleben (z. B. Beruf, Familie) erfolgen heute zeitlich später
• Beispiel: spätere Elternschaft, aber frühere Geschlechtsreife
Diese Lebensphase beschreibt die Übergangszeit zwischen Jugend und vollem Erwachsenenstatus (ca. 18–25 Jahre) und betont individuelle Erkundung, Instabilität und Identitätssuche.
(Seite ca. 12) In welchen Bereichen wird Entwicklung über die Lebensspanne erforscht?
• Bindung & Beziehungen
• Gesundheitliche Entwicklung
• Kognitive Entwicklung
• Physische, psychische & soziale Aspekte
• Entwicklung im höheren Erwachsenenalter
(Seite 32) Wie verändert sich die kognitive Leistung laut Salthouse über die Lebensspanne?
• Fluide Intelligenz (Problemlösefähigkeit, geistige Beweglichkeit) → nimmt ab ca. 25 Jahren kontinuierlich ab
• Kristalline Intelligenz (Wissen & Erfahrung) → bleibt stabil bis ins hohe Alter, sinkt erst spät
(Seite 32–33) Wie verändern sich die Big Five über die Lebensspanne?
• Veränderungen werden mit dem Alter geringer
• Allgemeine Trends:
– Extraversion ↓, Neurotizismus ↓
– Kulturell ähnliche Muster
Offenheit: niedrig → konventionell | hoch → neugierig
Gewissenhaftigkeit: niedrig → impulsiv | hoch → verlässlich
Verträglichkeit: niedrig → kritisch | hoch → hilfsbereit
Neurotizismus: niedrig → ausgeglichen | hoch → ängstlich
(Seite 33) Warum ist das Interesse an einer Psychologie der Lebensspanne gestiegen?
Steigende Lebenserwartung
Veränderte Altersstruktur der Bevölkerung
Instabilere Biografien
Zunahme von Längsschnittstudien, die Lebensspannen-Analysen ermöglichen
(Seite 33–34) Welche Faktoren beeinflussen die Zufriedenheit im höheren Erwachsenenalter?
• Gesundheit & psychisches Wohlbefinden (keine Depression)
• Soziale Beziehungen: Partnerschaft, Freundschaften
• Persönlichkeit: Extraversion ↑, Neurotizismus ↓
• Finanzielle Sicherheit & Wohnumfeld
• Copingstrategien: problemorientierte Bewältigung
• Frühere Leistungen & Anpassungsfähigkeit
• Positive Neubewertung („Freude an kleinen Dingen“)
• Spiritualität
(Seite 34) Wie verläuft die sexuelle Entwicklung in der Kindheit?
• Sexuelle Entwicklung beginnt bereits in der Kindheit
• Physiologische sexuelle Reaktionen sind schon kurz nach der Geburt erkennbar
• Exploratives Verhalten: Kinder experimentieren mit Masturbation oder Gleichaltrigen, ohne Bezug zur sexuellen Orientierung
Frühe sexuelle Aktivitäten im Kindesalter sind normal und nicht als Anzeichen für spätere sexuelle Orientierung zu werten.
(Seite 34) Welche Merkmale kennzeichnen die sexuelle Entwicklung im Jugendalter?
• Gleichgeschlechtliche Freundschaften prägen die frühe Jugend
• Danach zunehmende Kontakte zwischen den Geschlechtern
• Entstehung von Verliebtheitsbeziehungen
• Erste sexuelle Anziehung im Schnitt mit ca. 10 Jahren
• Beginn der sexuellen Identitätssuche
(Seite 35) Welche Einflussfaktoren bestimmen den Zeitpunkt des Beginns sexueller Aktivität?
• Biologisch: Pubertätstiming, körperliche oder psychische Einschränkungen
• Psychologisch: Bindungsangst, Einstellung zu Sexualität, Sensation Seeking
• Sozial: Eltern-Kind-Beziehung, Freundeskreis, Medien & Technologie
(Seite 35) Wie definiert Lehmiller den Begriff „sexuelle Orientierung“?
• Sexuelle Orientierung = individuelles Muster aus
– sexuellem & romantischem Begehren,
– Verhalten und
– Identität
• Jeder Mensch besitzt eine einzigartige Kombination dieser drei Komponenten
(Seite 35–36) Welche Vorteile und Kritikpunkte hat die Kinsey-Skala?
• Erfasst Sexualität als Kontinuum statt starre Kategorien
• Offen für Veränderungen über die Lebensspanne
Kritik:
• Asexualität & Pansexualität fehlen
• Ursprüngliche Stichprobe nicht repräsentativ (z. B. Männerüberschuss)
(Seite 36) Gibt es biologische Hinweise auf Unterschiede zwischen hetero- und homosexuellen Menschen?
• Ja, z. B. durch den Fraternal Birth Order Effect:
→ Je mehr ältere Brüder (mütterlicherseits), desto höher die Wahrscheinlichkeit homosexueller Orientierung
• Unterschiede auch in Fingerlängen-Verhältnissen (2D–4D-Ratio)
• Befunde gelten als Hinweise, nicht als abschließende Erklärungen
(Seite 36–37) Was bedeutet in Bems Theorie „Exotic becomes erotic“?
• Anlagen prädisponieren für bestimmte Aktivitäten (genderkonform oder nicht)
• Wer sich geschlechtsuntypisch verhält, erlebt sich als „anders“
• Dieses Gefühl der Andersartigkeit löst zunächst physiologische, später sexuelle Erregung aus
Vorteil: integrativer Ansatz (biologisch + psychologisch) − Kritik: würde nahelegen, dass sich durch Verhaltensänderung die Orientierung ändern ließe – das gilt heute als wissenschaftlich nicht haltbar.
(Seite 37) Was versteht Diamond unter „sexueller Fluidität“?
• Besonders bei Frauen: sexuelle Anziehung kann personenspezifisch wechseln
• In Langzeitstudien änderten ca. ⅔ der Teilnehmerinnen ihre Selbstkategorisierung
• Frauen zeigen oft mehr erotische Plastizität, Männer aber ebenfalls in begrenztem Ausmaß
(Seite 38) Welche Risikofaktoren bestehen für Kinder aus suchtbelasteten Familien?
Kindbezogene Risikofaktoren
• Genetische Vulnerabilität, besonders nachgewiesen für Alkoholsucht
• Veränderte Reizansprache: Substanzen wirken stärker belohnend
• Beeinträchtigte Exekutivfunktionen: schwächere Planung, Impulskontrolle, Aufmerksamkeit
Umweltbezogene Risikofaktoren
• Familiäre Gewalt, Missbrauch, Vernachlässigung
• Bindungsprobleme und Rollenumkehr
• Inkonsequentes Erziehungsverhalten, fehlende Struktur
• Fehlen positiver Modelle
(Seite 39) Welche Schutzfaktoren können Kinder aus suchtbelasteten Familien stärken?
Kindbezogene Schutzfaktoren
• Resilienz (Widerstandsfähigkeit)
• Hohe Selbstwirksamkeitserwartung
• Soziale & emotionale Kompetenzen: Stressbewältigung, Emotionsregulation, Impulskontrolle
• Kognitives Verständnis: Probleme der Eltern realistisch einordnen und innere Distanz schaffen
• Interessen & Engagement: z. B. Hobbys, kreative Talente, soziales Handeln
(Seite 39) Welche umgebungsbezogenen Schutzfaktoren wirken stabilisierend?
• Soziale Unterstützung durch Freundschaften oder Verwandte
• Verwurzelung in Kultur & Wertesystem
• Enger Kontakt zu verlässlichen Erwachsenen (role model, z. B. Lehrer, Trainer)
• Zugang zu Bildungsangeboten, Förderung über Schule
• Engagierte Lehrkräfte: Erwartungen äußern, Leistung anerkennen, Fortschritt kontrollieren („Monitoring“)
Das Risiko- und Schutzfaktorenmodell versteht Entwicklung als Bilanz – Risiko- und Schutzfaktoren wirken gegeneinander und bestimmen gemeinsam die Resilienz eines Kindes.
(Seite 40) Wie verläuft die Entwicklung der Sprachproduktion in den ersten Lebensjahren?
• 6–8 Wochen: Cooing – erste sprachähnliche Laute („ahh“, „ooh“, „gu“); trainiert Mundmuskulatur
• 6–8 Monate: Plappern – Silbenketten wie „bababa“, „dadada“
→ Laute ähneln zunehmend der Muttersprache
→ Eltern reagieren intuitiv → erste dialogähnliche Strukturen
• 1 Jahr: erste Worte (Begriffsverständnis: Wort bezieht sich auf etwas Konkretes)
• 18 Monate: Zweiwortsätze im Telegrammstil („Mama arm“, „Jacke weg“)
Kinder erwerben in den ersten Jahren ihre Muttersprache rasant – Unterschiede im Tempo sind normal und oft umweltbedingt.
(Seite 40–41) Was versteht man unter Sprachverständnis und wie entwickelt es sich?
• Sprachverständnis = Erkennen und Verstehen von gesprochener, gebärdeter oder geschriebener Sprache
• Entwickelt sich früher als Sprachproduktion
• Kinder hören sehr viel Sprache, bevor sie selbst sprechen
• Passiver Wortschatz wächst stark, bevor der aktive einsetzt
(Seite 41) In welchen Bereichen zeigen Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung (ASS) Auffälligkeiten?
Soziale Interaktion
Schwierigkeiten in verbaler & nonverbaler Kommunikation
Eingeschränktes Verständnis sozialer Beziehungen
Verhaltensmuster & Interessen
Stereotype Routinen, starke Fixierungen
Über- oder Unterempfindlichkeit gegenüber Sinnesreizen
(Seite 41) Welche typischen Stärken können Menschen mit ASS haben?
• Detailgenauigkeit und präzise Wahrnehmung
• Logisches, analytisches Denken
• Ehrlichkeit & Zuverlässigkeit
• Hohe Qualitätsorientierung
Viele Menschen mit ASS haben überdurchschnittliche Fähigkeiten in Systematik, Gedächtnis oder visueller Informationsverarbeitung.
(Seite 42) Was ist das Ziel und Vorgehen der TEACCH-Methode bei ASS?
Ziel:
Förderung von Selbstständigkeit, Sicherheit und Alltagskompetenzen
Vorgehen:
• Strukturierung des Alltags durch feste Abläufe und klare Arbeitsschritte
• Visualisierung durch Bildkarten, Piktogramme oder Tagespläne
• Nutzung der Stärken visueller Verarbeitung
Funktion:
TEACCH nutzt die natürlichen Stärken (Ordnung, visuelles Denken), um Sicherheit und Kompetenzerleben zu fördern.
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