Welche Therapiekonzepte gibt es?
▪ Bobath-Konzept
▪ Vojta-Prinzip
▪ PNF
▪ Hydrotherapie
▪ Spiegeltherapie
▪ Biofeedback
▪ Funktionelle elektrische Stimulation
▪ Mentales Training
▪ Constraint-Induced Movement Therapy
▪ Laufbandtraining
Wann ist das Bobath-Konzept entstanden?
Entstehung
▪ Entwicklung ab dem Jahr 1944
▪ Bertha Bobath (Physiotherapeutin und Gymnastiklehrerin)
− Arbeitete mit bewegungsgestörten Kindern und Erwachsenen
▪ Dr. Karel Bobath (Neurologe und Psychiater)
− Neurophysiologische Begründung
Was sind die Anwendungsbereiche des Bobath-Konzepts?
▪ Kinder mit Bewegungsstörungen aufgrund einer frühen Hirnschädigung
− (Spastiken, Dystonien…)
▪ Erwachsene mit unterschiedlichen zentralen Bewegungsstörungen
− (Hemiparese, -plegie, Ataxie, Querschnittlähmung, Schädelhirntrauma, Multiple Sklerose, Schlaganfall…)
Was ist das Bobath-Konzept?
Bahnen normaler Bewegung & Hemmung abnormaler (bsp. Spastik) Reaktionsaktivitäten
− Durch Handhabung und Fazilitation von Schlüsselpunkten
Fokus:
▪ Kopf- und Rumpfkontrolle (für viele körperliche Aktivitäten)
▪ Gleichgewichtsreaktionen
▪ Gleichgewichtsübertragungen zwischen Körperseiten
Wie sieht das theoretische Konzept von Bobath aus?
Schädigungen des ZNS
→ Störung der Tonusregulation
→ abnormale Haltungs- und Bewegungsmuster
Ziel = Tonusregulation
Basis für Anbahnen / Verbessern funktioneller Aktivität
▪ Hemmung hypertoner Muskulatur
▪ Stimulation hypotoner Muskulatur
Was sind die Elemente des Bobath-Konzepts?
Was ist dabei die Falsifization an den Schlüsselpunkten?
Fazilitation = Bewegungserleichterung
▪ Erfolgt durch spezielle manipulierende Handhabung
▪ Bewegungen können leichter, aktiver und automatischer erfolgen
-> die Person soll möglichst selbst mithelfen. So viel Hilfe wie nötig, so wenig wie möglich
Schlüsselpunkte = Bestimmte Kontrollpunkte im Körper
▪ Zentraler, proximale und distale Schlüsselpunkte
▪ Große Anzahl an Rezeptoren → viel Information an ZNS
▪ Über sie kann der Haltungstonus beeinflusst werden
Was ist das 24h Management?
▪ Behandlung beginnt am ersten Tag (man kann direkt etwas tun)
▪ Einbezug der betroffenen Seite (auch schon mitbewegen und Fokus darauf legen)
▪ Lernen durch Wiederholung (v.a. in Alltagssituationen) - für Automatisierung
▪ Adäquate Unterstützung (im Rahmen der Möglichkeiten der Person, sodass die Bewegung korrekt ausgeführt wird)
(„so viel wie nötig, so wenig wie möglich“)
▪ Keine Schmerzen (Muskeltonus wird erhöht, man macht Ausgleichbewegungen, schmerz hat eine Funktion)
▪ Alltäglicher Umgang mit dem Patienten (aller Beteiligten) - Angehörige mit einbeziehen, wie sie der erkrankten Person helfen können
Bspw. Schlaganfall Patienten zu Hause so viel wie möglich daheim selber machen lassen
Wie ist die Vermeidung assoziierter Reaktionen un die Lagerung zu verstehen?
„Assoziierte Reaktionen des ZNS auf einen Stimulus, der die
individuelle hemmende Kontrolle übersteigt“
(Lance, 1982, zit. nach Paeth-Rohlfs, 1999, S. 20)
▪ Unwillkürliche Abweichungen vom physiologischen Bewegungsmuster
Reflexe können durch Trigger wieder ausgelöst werden
Lagerung in unterschiedlichen Ausgangsstellungen
▪ Zur Tonusregulierung
Was sagte Scrivener et al. ?
▪ Verbesserung der Leistung, Kraft und Koordination der unteren Extremitäten nach Schlaganfall durch Behandlung nach Bobath?
→ Systematischer Review mithilfe einer Metaanalyse
→ Schlaganfall Patienten (6 Tage – 6 Monate nach Apoplex)
→ Leistung = Transfers, Gehen, Balance
→ Wirkung der Bobath Therapie vs. alternative Therapie
▪ Alternative Therapien: Aufgabenspezifisches Training, kombinierte Interventionen, PNF und Krafttraining
Wenn der Punkt weiter links ist ->Bobath Therapie sinnvoller, ansonsten sollten andere Therapieformen gewählt werden
Was ist das Fazit somit vom Bobath-Test?
▪ Keine Studie verglich gegen keine Intervention (Ethik?) - wer wird behandelt und wer nicht
▪ Bobath im Vergleich nicht mehr, sondern eher weniger
wirksam gegenüber anderen Verfahren (Leistung untere Ext.)
− Insbesondere Gang
− Ausmaß der Unterschiede unklar
− Nur in Standbalance Vorteile gegenüber PNF (eine Studie,
Qualität vglw. gering)
▪ Aktuelle Richtlinien empfehlen aufgabenspezifisches Training!
▪ Vorhandene Priorisierung der Bobath Therapie wird kritisiert.
Was ist das Votja-Prinzip?
▪ Diagnostik- und Therapiesystem
▪ zur Behandlung neurologisch und neuroorthopädisch bedingter Erkrankungen.
▪ Beruht auf empirischen Beobachtungen von Bewegungsabläufen der motorischen Entwicklung im 1. Lebensjahr
▪ Grundlage bildet die Reflexlokomotion
Kinder schreien oder weinen viel, weil es unangenehm ist -> es werden ja keine Schmerzen ausgelöst
Wann ist das Vojta-Prinzip entstanden?
▪ Entwicklung in den 1950er Jahren
▪ Prof. Dr. Václav Vojta (Kinder- und Erwachsenenneurologe)
▪ Beobachtete bei Kind mit Spastik, dass diese sich durch Manipulation veränderte
▪ Erkannte und beschrieb die motorischen Entwicklung im 1. Lebensjahr
Wo findet das Vojta-Konzept Anwendung?
▪ Koordinationsstörungen, zentrale und periphere Paresen
▪ Basistherapie in allen klinischen Bereichen
▪ Unabhängig vom Alter des Patienten einsetzbar
▪ Verspricht bei Säuglingen mehr Erfolg:
− Größere reflektorische Auswirkungen
− Bessere Therapieresultate
Wie ist die Durchführung des Vojte-Prinzips?
▪ Festgelegte Ausgangsstellungen
▪ Setzen von Reizen (Druck) in bestimmten Zonen des Rumpfes und der Extremitäten
▪ Folge sind motorische Reflexaktivitäten
=> Reflexlokomotion
Rot - Triggerpunkte
Reflektorische Bewegung provozieren indem man einen oder mehrere Punkte aktiviert/gedrückt oder stimuliert werden
Wie ist die reflexlokomotion beim Vojta?
▪ Bewegungsmuster, wie sie in der normalen motorischen Entwicklung von selbst auftreten
▪ Erfassen ganzen Körper einschließlich der Hände, Füße und des Gesichts.
▪ Sie beinhalten elementare Bestandteile für jede Fortbewegung:
− Aufrichtung gegen die Schwerkraft
− Zielgerichtete Bewegung
− Dynamische Anpassung der Körperlage (Schwerpunktverlagerung)
▪ Lässt sich unterteilen in zwei Bewegungskomplexe: Reflexkriechen und Reflexumdrehen (zentrale Konzepte)
▪ Reflexkriechen:
− führt zu einer Art Kriechbewegung in Bauchlage
▪ Reflexumdrehen:
− beginnt in RL und geht über die Seitlage in den Vierfüßlerstand über die Seitenlage
Was sind dabei die Ziele?
▪ Aktivierung schlummernder motorischer Fähigkeiten auf reflektorischem Weg
▪ Nutzung elementarer Bewegungsbestandteile für eine freie Bewegung
▪ Integration der gewonnenen Fähigkeiten ins unbewusste Bewegungsverhalten.
Wie ist die Wirkung des Vojte?
▪ Grundlegende Voraussetzungen für andere Therapieformen
▪ Physiologische Einstellung der Wirbelsäule und der Kugelgelenke
▪ Differenzierte Muskelarbeit
▪ Vegetative Reaktionen:
− Vertiefung der Atmung
− Aktivierung des Kreislaufs und der Verdauung
Wie sind die Evidenzen?
▪ Review von Hok & Hlustik (2020)
▪ Lokaler peripherer anhaltender Druck ruft Veränderungen in der kortikalen Aktivierung motorischer und sensorischer Areale hervor
▪ Studien sind sehr inkonsistent bzgl. variabler Stimulationsprotokolle und statistischer Power
Was bedeutet PNF?
„Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation“
Was ist das PNF?
▪ Propriozeption: Wahrnehmung von Körperbewegung
und -lage im Raum
▪ Neuromuskulär: Zusammenspiel zwischen Nerv und
Muskel
▪ Fazilitation: Bewegungserleichterung durch spezielle Manipulative Handhabung
Wie ist der PNF entstanden?
▪ Entwicklung in den 1940er Jahren (USA)
▪ Dr. Herman Kabat (Neurophysiologe)
▪ Margaret Knott (Physiotherapeutin)
Was ist der Anwendungsbereich des PNF?
▪ Behandlung neurologischer Erkrankungen
▪ Chirurgie / Traumatologie
▪ Orthopäd
Was ist die PNF-Philosophie?
▪ Positive Approach (Patient soll ein Erfolgserlebnis haben, soll was positives merken, eine Aufgabe lösen können, ohne dabei Schmerzen zu haben; die Übung soll zuerst mit der gesunden Seite durchgeführt werden)
▪ Ganzheitliche Betrachtung - komplettes Individuum betrachten
▪ Irradiation über Summation von Reizen, max. Arbeiten (overflow, vom Muske auf die Gegeseite aktivieren, gibt es einen Übertrag auf die andere Seite und anzeigeigten Muskeln
▪ Mit primitiven Bewegungsmustern beginnen (von leicht zu komplex)
▪ Funktionelles Denken (Training für den ganzen Körper)
▪ Intensives Trainingsprogramm
Wie sieht das Behandlungskonzept beim PNF aus?
▪ Definierte Bewegungsmuster (Pattern), orientiert an der normalen motorischen Entwicklung.
− Deutlich in Halte- (statisch) und Bewegungsfunktionen (dynamisch) des Körpers
− Verlaufen dreidimensional (Flex/Ex; Abd/Add; IR/AR) und diagonal (Muskelketten)
▪ Nutzung extero- und propriozeptiver Reize durch bestimmte Techniken
▪ Erwartete Reaktionen: vermehrte Muskelkontraktion oder -entspannung
Was sind die Exoterozeptive Reize des PNF?
▪ Taktile Stimulation
(manueller Kontakt, Lumbricalgriff, Bodymechanik)
▪ Visuelle Stimulation
(Blick zum ausführenden Organ / Therapeuten)
▪ Verbale Stimulation
(Präparationskommando und Aktionskommando)
Was sind die Propriorezeptive Reize des PNF?
▪ Dehnung / Stretch
▪ Traktion / Approximation
▪ Widerstand
▪ Bewegungsdiagonalen /-muster /-pattern
▪ Timing (Bewegungsablauf) - in welcher Reihenfolge findet die Bewegung statt
▪ Summation von Reizen
▪ Irradiation (Overflow)
Welche weiteren Elemente des Konzepts
▪ Mattenprogramm
− Bewegungs- und Übungsfolge von primitivenMassenbewegungen in SL bis hin zum Stand
▪ Gangschulung
− vom Sitz zum Gang, bzw. einzelner Komponenten
Was sind die Ziele?
▪ Muskelspannung normalisieren (z. B. Spastizität herabsetzen oder schwache bzw. gelähmte Muskeln aktivieren)
▪ Fördern der motorischen Kontrolle: der Mobilität, der dynamischen Stabilität, Kraft, der Geschicklichkeit, Koordination.
Was sagte Alexandre de Assis et al. (2020) dazu?
▪ Review & Metaanalyse
− 3 (!) einbezogene Studien untersuchten Gehgeschwindigkeit, Schrittlänge und Kadenz
− PNF erzielte bessere Ergebnisse gegenüber Vergleichstherapien bei Gehgeschwindigkeit
− Insgesamt nur wenige hochwertige Studien
Was ist die Hydrotherapie
▪ Bewegungsbad
▪ Unterwasserdruckstrahlmassage (UWA)
▪ Stangerbad
▪ Heiße Rolle
▪ Fango
Was ist die Spiegeltherapie?
wird bei Schlaganfallpatienten genutzt
Betroffene Seite hinter den Spiegel - Illusion
Was ist das Biofeedback?
▪ Techniken, mit deren Hilfe die Selbstkontrolle physiologischer Vorgänge erlernt/verbessert wird
▪ Auditive/visuelle Rückmeldung -> die normal nicht zugehörige sind, werden zugehörlich gemacht
▪ Häufig EMG Aktivität
▪ Patient soll lernen, willkürliche Veränderungen der muskulären Aktivität zu erkennen + für die Ausführung von Bewegungen zu nutzen
▪ Bisher meist nur Baustein der Reha
Was ist die funktionelle elektrische Stimulation?
▪ Einzelne hemiparetische Muskeln werden elektrisch gereizt
▪ Weiterentwicklung: die EMG getriggerte Muskelstimulation
− Ziel ist Bahnung von Bewegung
− Geeignet für Patienten, die zwar ein EMG Signal in ihren paretischen Muskeln erzeugen, ihre Muskeln aber nicht ausreichend kontrahieren können
Was ist mentales Training ?
Gezielte Vorstellung sensomotorischer Fertigkeiten zum Training und Erlernen komplexer Bewegungsabläufe
In Zshg. mit aktivem Training besonders wirkungsvoll, allerdings auch MT möglich, wenn Bewegung (noch) nicht beherrscht wird
Motor Imagery / Visual Imagery
In welchem Stadium? Funktionell bedeutsam?
Was ist die Constraint-Induced Movement Therapy?
▪ Lernpsychologische Grundlage
▪ Entwicklung: Rolle der somatosensorischen Rückmeldung beim mot. Lernen von Affen
▪ Theorie des Learned Nonuse
▪ Nicht betroffene Extremität wird fixiert
▪ Kombiniert mit intensivem Training
→ Erlernter Nichtgebrauch wird „verlernt
Was ist das Laufbandtraining?
▪ Mit oder ohne Körpergewichtsentlastung
▪ Biomechanische Unterschiede zu Gehen auf Boden
▪ Gewichtsentlastung ermöglicht höhere Übungsumfänge und dadurch mehr Wiederholungen
▪ Vermindertes Sturzrisiko
▪ Geringerer Personalaufwand
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