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by Julian P.

(Kapitel 9) Erkläre kurz das Vorgehen bei inkompressiblen Strömungen mithilfe der Wirbeltransportgleichung.

tl;dr:

Wir eliminieren mithilfe der Stromfunktion und Rotation den Druck vollständig aus den N-S-Gleichungen und berechnen dann über die Possionsgleichungen aus der Stromfunktion und die Wirbeltransportgleichungen das Geschwindigkeitsfeld.


1. Ausgangspunkt: Navier–Stokes für inkompressible Fluide

Kontinuitätsgleichung:div(v) = 0

Impulsgleichung:∂v/∂t + (v · ∇) v = -(1/ρ) ∇p + ν ∇²v

Das Problem: Es gibt keine direkte Gleichung für den Druck, weil in der Kontinuität kein p vorkommt.


2. Druckeliminierung durch Rotation

Wir definieren die Wirbelstärke:ω = ∇ × v

und wenden die Rotation auf die Impulsgleichung an. Wichtig:∇ × ∇p = 0


Die Rotation der einzelnen Terme:

Zeitliche Ableitung:∇ × (∂v/∂t) = ∂ω/∂t

Konvektion (Vektoridentität):∇ × [(v · ∇) v] = (ω · ∇) v - (v · ∇) ω

Viskoser Term:∇ × (ν ∇²v) = ν ∇²ω


Damit ergibt sich die Wirbeltransportgleichung:∂ω/∂t + (v · ∇) ω = (ω · ∇) v + ν ∇²ω


3. Rekonstruktion der Geschwindigkeit

Da der Druck eliminiert wurde, muss die Geschwindigkeit aus einem Potential rekonstruiert werden.


4. Fall 2D: Stromfunktion

Definition der Stromfunktion:u = ∂Ψ/∂y v = -∂Ψ/∂x

Damit gilt automatisch:∂u/∂x + ∂v/∂y = 0

(also Inkompressibilität)

Wirbelstärke in 2D:ω_z = ∂v/∂x - ∂u/∂y

Einsetzen ergibt die Poisson-Gleichung:∇²Ψ = -ω_z


5. Fall 3D: Vektorpotential

Definition des Geschwindigkeitsfeldes über ein Vektorpotential A:v = ∇ × A

Rotation ergibt:ω = ∇ × v = ∇ × (∇ × A)

Mit der Eichbedingung:div(A) = 0

folgt direkt:∇²A = -ω

Das bedeutet: drei Poisson-Gleichungen, eine für jede Komponente von A.


6. Gesamtalgorithmus

Das nummerische Vorgehen lässt sich so zusammenfassen:

  1. Wirbelstärke berechnen:ω = ∇ × v

  2. Wirbeltransportgleichung lösen:∂ω/∂t + (v · ∇) ω = (ω · ∇) v + ν ∇²ω

  3. Potential berechnen:

    in 2D:∇²Ψ = -ω_z

    in 3D:∇²A = -ω

  4. Geschwindigkeitsfeld rekonstruieren:

    2D:u = ∂Ψ/∂y v = -∂Ψ/∂x

    3D:v = ∇ × A

Damit ist das Geschwindigkeitsfeld wieder divergenzfrei.


7. Nachteile des Verfahrens

  • Man löst mehr Gleichungen als im druckbasierten Ansatz.

  • Die Randbedingungen für ω und A sind mathematisch anspruchsvoll.

  • Die Lösung der Poisson-Gleichungen ist der rechenintensivste Teil.

Darum werden in der Praxis meist druckbasierte Methoden (SIMPLE, Fractional-Step usw.) bevorzugt.

(Kapitel 9) Erkläre kurz das Vorgehen bei inkompressiblen Strömungen mithilfe der künstlichen Kompressibilität.

tl;dr:

Bei der künstlichen Kompressibilität ergänzt man die Kontinuitätsgleichung um eine künstliche Druckzeitableitung, sodass ein hyperbolisches Gleichungssystem entsteht (ein Gleichungssystem ähnlich den kompressiblen Strömungen).

Man integriert dieses in einer Pseudozeit, bis ∂p/∂τ = 0 gilt und damit div(v) = 0 erreicht ist – wodurch die Inkompressibilität erfüllt wird, ohne eine Poisson-Gleichung lösen zu müssen.


Ausgangslage: Problem bei inkompressiblen Strömungen

Für inkompressible Strömungen lautet die Kontinuitätsgleichung:div(v) = 0

Der Druck besitzt keine eigene Zeitableitung, sodass es keine direkte Druckgleichung gibt. Daraus entsteht das Hauptproblem aller druckbasierten Verfahren.


Grundidee der künstlichen Kompressibilität

Chorin führt in die Kontinuitätsgleichung eine künstliche Zeitableitung des Drucks ein:

Original:div(v) = 0

Ersetzt durch:∂p/∂t + β² div(v) = 0

Hier ist β ein Parameter (künstliche Schallgeschwindigkeit), der das „Maß der Kompressibilität“ bestimmt.

Damit erhält das Gleichungssystem hyperbolischen Charakter – ähnlich einer kompressiblen Strömung.


Modifiziertes Gleichungssystem

Kontinuität mit künstlicher Kompressibilität:∂p/∂t + β² div(v) = 0

Impulsgleichung bleibt unverändert:∂v/∂t + (v · ∇) v = -(1/ρ) ∇p + ν ∇²v

Diese beiden Gleichungen werden nun simultan zeitlich integriert, als ob es sich um eine kompressible Strömung handelte.


Physikalische Bedeutung

In einem völlig inkompressiblen Fluid breiten sich Druckstörungen „instantan“ aus (theoretisch unendlich schnell).

Durch künstliche Kompressibilität gilt stattdessen:c = sqrt(u² + β²)

Dies ist eine „künstliche Schallgeschwindigkeit“, welche endlich ist. Somit werden Druckinformationen zeitverzögert, aber kontrolliert übertragen.

Wenn die Lösung stationär wird, gilt:∂p/∂t → 0 ⇒ div(v) = 0

Damit ist die Inkompressibilität wieder erfüllt – ohne eine Poisson-Gleichung lösen zu müssen.


Erweiterung für instationäre Probleme (Dual-Time-Stepping)

Man fügt eine Pseudozeit τ hinzu, um innerhalb jedes realen Zeitschritts das Gleichungssystem zu iterieren.

Modifizierte Gleichungen:

Kontinuität:(1/β²) ∂p/∂τ + div(v) = 0

Impuls:∂v/∂τ + [ ∂v/∂t + (v · ∇) v ] = -(1/ρ) ∇p + ν ∇²v

Hierbei:

  • ∂/∂t ist die physikalische Zeit

  • ∂/∂τ ist die künstliche Pseudozeit

  • Für τ → ∞ konvergiert die Lösung wieder zum inkompressiblen NS-System

Vorteil: Man kann kompressible CFD-Methoden (Riemannlöser, Finite-Volumes, Faktorisierung) direkt verwenden.


Algorithmische Zusammenfassung

  1. Druck und Geschwindigkeit zu Pseudozeit τ=0 initialisieren

  2. Innerhalb eines Zeitschritts die modifizierten Gleichungen in τ integrieren

  3. Konvergenzbedingung:∂p/∂τ → 0 ⇒ div(v) → 0

  4. Voranschreiten in physikalischer Zeit t

  5. Nächster Zeitschritt

Es entfällt die Poisson-Gleichung, dafür gibt es eine zusätzliche Pseudozeit-Iteration.

(Kapitel 9) Erkläre das SIMPLE-Verfahren und seine Variationen, basierend auf der Grundidee der Druckiterations- und Druckkorrekturverfahren.

tl;dr:

SIMPLE löst die Impulsgleichung mit geschätztem Druck, berechnet dann eine Druckkorrektur über eine Poisson-Gleichung und korrigiert anschließend Druck und Geschwindigkeit.

Es ist die Umsetzung der Grundidee mit impliziten Zeitverfahren. Hierbei muss ein Zeitschritt iterativ gelöst werden. Ein Zeitschritt wird iterativ gelöst und dann wird der nächste Schritt berechnet.

Varianten wie SIMPLEC, SIMPLER und PISO verbessern Stabilität und Konvergenz durch unterschiedliche Formen der Druckkorrektur.

Zur besseren Konvergenz wird Unterrelaxation genutzt.


ChatGPT:

Schritt 1: Impulsgleichungen mit geschätztem Druck lösen

A_P u_P* + Σ A_N u_N* = b - (∂p*/∂x)_P

u* erfüllt NICHT div(u*) = 0.


Schritt 2: Druckkorrekturgleichung herleiten

Man definiert die Geschwindigkeit- und Druckkorrekturen:u' = uⁿ⁺¹ - u* p' = pⁿ⁺¹ - p*

Die Geschwindigkeitskorrektur ergibt sich aus:u' = -(1 / A_P) ∇p'

Unter Verwendung der Kontinuität:div(uⁿ⁺¹) = 0 = div(u* + u')

erhält man die Poisson-Gleichung für die Druckkorrektur:∇ · ( (1 / A_P) ∇p' ) = div(u*)


Schritt 3: Druck- und Geschwindigkeitskorrektur

pⁿ⁺¹ = p* + α_p p' uⁿ⁺¹ = u* + u'

(α_p ist der Unterrelaxationsfaktor)

Dieser Prozess wird iteriert, bis div(u) ≈ 0.


Variationen

SIMPLEC

  • Verbessert die Approximation der Geschwindigkeitskorrektur.

  • Schnellere Konvergenz.

  • Kaum Bedarf für Druck-Unterrelaxation.

SIMPLER

  • Zusätzliche Druckvorhersagegleichung.

  • Stabiler, aber rechenintensiver.

PISO

  • Mehrere „Pressure-Implicit Steps“ pro Iteration.

  • Besonders geeignet für instationäre Strömungen.

  • Deutlich schneller pro Zeitschritt.


Author

Julian P.

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