Erläutern Sie den fundamentalen Unterschied zwischen dem Einheitsprinzip und dem Trennungsprinzip bei der Rechtsformwahl.
• Einheitsprinzip (Personengesellschaften): Unternehmer und Unternehmen sind eng verknüpft. Keine strikte Trennung der Vermögenssphären → Persönliche Haftung mit Privatvermögen.
• Trennungsprinzip (Kapitalgesellschaften): Die Gesellschaft ist eine eigene juristische Person. Das Vermögen der Gesellschaft ist strikt vom Privatvermögen der Gesellschafter getrennt → Haftungsbeschränkung.
Nennen und definieren Sie die drei wichtigsten Kaufmannsarten nach HGB (§§ 1, 2, 6).
1. Ist-Kaufmann (§ 1 HGB): Gewerbebetrieb, der nach Art und Umfang einen kaufmännischen Geschäftsbetrieb erfordert (automatisch Kaufmann).
2. Kann-Kaufmann (§ 2 HGB): Kleingewerbe, das sich freiwillig eintragen lässt.
3. Formkaufmann (§ 6 HGB): Kaufmann kraft Rechtsform (z. B. GmbH, AG), unabhängig vom operativen Geschäft.
Grenzen Sie „Kleingewerbe“ und „Freie Berufe“ voneinander ab (Firma, Gewerbesteuer).
• Kleingewerbe: Kein kaufmännischer Betrieb nötig. Darf keine Fantasiefirma führen (nur Vor- + Zuname). Zahlt Gewerbesteuer.
• Freie Berufe: „Dienstleistungen höherer Art“ (Arzt, Anwalt, Architekt). Kein Gewerbe → Keine Gewerbesteuer.
Wie haften die Gesellschafter einer GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts) oder OHG (Offene Handelsgesellschaft)? Nennen Sie die drei entscheidenden Adjektive.
1. Gesamtschuldnerisch (Jeder für alles).
2. Unmittelbar (Gläubiger kann direkt an Gesellschafter herantreten).
3. Unbeschränkt (Auch mit dem Privatvermögen).
Worin liegt der zentrale Unterschied zwischen einer OHG und einer Kommanditgesellschaft (KG) bezüglich der Gesellschafterstruktur?
OHG: Nur Vollhafter.
KG: Zwei Klassen von Gesellschaftern:
1. Komplementär: Haftet unbeschränkt (Vollhafter, führt Geschäfte).
2. Kommanditist: Haftet beschränkt (Teilhafter, nur bis zur Einlage im Handelsregister).
Wer darf bei einer KG die Geschäfte führen und wer ist davon ausgeschlossen?
Geschäftsführung: Nur der Komplementär (Vollhafter).
Ausgeschlossen: Der Kommanditist. Er hat nur ein Kontrollrecht und darf nur bei außergewöhnlichen Geschäften widersprechen.
Was charakterisiert eine „Stille Gesellschaft“ nach außen hin?
Es ist eine reine Innengesellschaft. Der stille Gesellschafter tritt nach außen nicht in Erscheinung, es gibt keine gemeinsame Firma und er haftet nicht gegenüber Gläubigern der Gesellschaft.
Nennen Sie das Mindeststammkapital einer GmbH und die erforderliche Form des Gesellschaftsvertrags.
Mindestkapital: 25.000 €.
Form: Notarielle Beurkundung zwingend erforderlich.
Welche zwei zentralen Organe hat eine GmbH und wer ist weisungsbefugt?
1. Geschäftsführer: Leitet das Geschäft (kann Fremdorganschaft sein).
2. Gesellschafterversammlung: Oberstes Organ, bestellt GF. Besonderheit: Die Versammlung ist dem Geschäftsführer gegenüber weisungsbefugt.
Was ist eine Unternehmensgesellschaft ((UG)(haftungsbeschränkt)) und welche besondere Pflicht („Thesaurierung“) hat sie?
• Definition: Eine „Mini-GmbH“, gründbar ab 1 €.
• Thesaurierungspflicht: 25 % des Jahresgewinns müssen in Rücklagen fließen, bis 25.000 € Stammkapital erreicht sind (dann Umwandlung in GmbH möglich).
Nennen Sie die drei Organe der AG (Aktiengesellschaft) und ihre Hauptfunktion.
1. Vorstand: Leitet eigenverantwortlich (weisungsfrei).
2. Aufsichtsrat: Überwacht den Vorstand (bestellt ihn).
3. Hauptversammlung: Beschlussorgan der Aktionäre (Gewinnverwendung, Satzungsänderung).
Erklären Sie die Konstruktion der „GmbH & Co. KG“ und den Hauptvorteil dieser Mischform.
• Konstruktion: Eine KG (Personengesellschaft), bei der der persönlich haftende Gesellschafter (Komplementär) keine natürliche Person, sondern eine GmbH ist.
• Vorteil: Man kombiniert die steuerlichen Vorteile einer Personengesellschaft mit der faktischen Haftungsbeschränkung einer Kapitalgesellschaft (keine natürliche Person haftet voll).
Ab welchen Schwellenwerten (Umsatz/Mitarbeiter) geht man laut IHK in der Regel von einem „kaufmännischen Geschäftsbetrieb“ (Ist-Kaufmann) aus?
• Umsatz Einzelhandel: > 250.000 €.
• Umsatz Produktion/Großhandel: > 300.000 €.
• Mitarbeiter: > 5.
• Kreditvolumen: > 50.000 €.
Kaufleute haben strengere Pflichten als Privatleute. Nennen Sie drei Rechtsfolgen aus dem HGB.
1. Rügepflicht: Mängel müssen sofort gemeldet werden (§ 377 HGB).
2. Sorgfaltsmaßstab: „Sorgfalt eines ordentlichen Kaufmanns“.
3. Formfreiheit: Bürgschaften bedürfen nicht der Schriftform.
4. Zinsen: Gesetzlicher Zinssatz 5 %.
Ein Gesellschafter scheidet aus der OHG aus. Wie lange haftet er noch für alte Verbindlichkeiten?
Er haftet noch 5 Jahre lang für Verbindlichkeiten, die bis zu seinem Ausscheiden begründet wurden (Nachhaftung).
Die PartG ist für Freiberufler (z. B. Ärzte). Welchen Haftungsvorteil bietet sie gegenüber einer GbR-Sozietät?
Bei Fehlern in der Berufsausübung (z. B. Behandlungsfehler) haftet neben dem Gesellschaftsvermögen nur der handelnde Partner persönlich. Die anderen Partner haften nicht privat für den Fehler des Kollegen.
Was passiert mit einer KG, wenn der einzige Komplementär (Vollhafter) ausscheidet?
Die Gesellschaft wird aufgelöst, da eine KG zwingend mindestens einen Vollhafter benötigt. (Beim Ausscheiden eines Kommanditisten wird sie meist fortgesetzt).
Warum wählen Familienunternehmen oft die Rechtsform der KGaA (Kommanditgesellschaft auf Aktien)?
Um Kapital über die Börse aufzunehmen (Kommanditaktionäre), aber die volle Kontrolle beim Komplementär (Familie) zu behalten. Der Komplementär ist durch Aktionäre nicht abwählbar (Übernahmeschutz).
Was versteht man unter dem „Sperrjahr“ bei der Auflösung einer GmbH oder AG?
Ein Zeitraum (1 Jahr) nach Bekanntmachung der Auflösung. Erst nach Ablauf dieses Jahres darf das verbleibende Vermögen an die Gesellschafter verteilt werden (Gläubigerschutz).
Nennen Sie zwei formale Unterschiede der Organe einer eG (Genossenschaft) im Vergleich zur AG.
1. Es heißt Generalversammlung (nicht Hauptversammlung).
2. Zur Gründung sind mindestens 3 Mitglieder nötig.
3. Der Vorstand muss aus mindestens 2 Personen bestehen.
Warum ist die britische „Limited“ (Ltd.) trotz niedriger Gründungskosten in Deutschland heute oft unattraktiv?
1. Verwaltungsaufwand: Sitz in UK nötig („Registered Office“) + Zweigniederlassung in DE.
2. Haftung: Bei Insolvenz in Deutschland kann englisches Recht gelten, was persönliche Haftungsrisiken für den „Director“ birgt.
3. Brexit: Rechtsunsicherheiten.
Was ist rechtlich gesehen eine „Firma“?
Die Firma ist der Name, unter dem ein Kaufmann seine Geschäfte betreibt und die Unterschrift abgibt (§ 17 HGB). (Umgangssprachlich oft mit „Unternehmen“ verwechselt).
Im Kontext der „Stillen Gesellschaft“ fällt oft der Begriff Mezzanine-Kapital. Was ist das?
Eine Mischform aus Eigen- und Fremdkapital. Der Geldgeber wird am Gewinn beteiligt (wie Eigenkapital), hat aber keine Mitspracherechte wie ein echter Eigentümer (eher wie Fremdkapital).
Was bedeutet „Fremdorganschaft“ bei der GmbH?
Dass der Geschäftsführer kein Gesellschafter sein muss. Man kann einen externen Manager anstellen. (Bei Personengesellschaften gilt meist Selbstorganschaft: Gesellschafter müssen führen).
Nennen Sie je 2 Vorteile und 2 Nachteile einer GbR.
Vorteile:
1. Kein Mindestkapital.
2. Geringe Gründungskosten (formfrei).
Nachteile:
1. Unbeschränkte, gesamtschuldnerische Haftung.
2. Geringeres Ansehen im Rechtsverkehr (im Vergleich zur GmbH/OHG).
Warum genießt die OHG ein hohes Ansehen? Nennen Sie 2 Vorteile und 2 Nachteile der OHG.
1. Hohes Ansehen und hohe Kreditwürdigkeit (wegen Vollhaftung).
2. Kein Mindestkapital notwendig.
• Nachteile:
1. Volle persönliche Haftung aller Gesellschafter.
2. Starke Abhängigkeit vom Vertrauen untereinander.
Die GmbH ist beliebt, hat aber Hürden. Nennen Sie 3 Nachteile der GmbH.
1. Gründungsaufwand: Notarzwang, Handelsregister, Mindestkapital (25.000 €).
2. Publizität: Bilanzierungspflicht und Veröffentlichung im Bundesanzeiger.
3. Kreditwürdigkeit: Oft fordern Banken trotzdem persönliche Bürgschaften der Gesellschafter (da Haftung beschränkt ist).
Vergleichen Sie die Folge des Todes eines Gesellschafters bei der Stillen Gesellschaft und der OHG.
• Stille Gesellschaft: Der Tod des Geschäftsinhabers (Kaufmann) führt oft zur Auflösung.
• OHG: Der Tod eines Gesellschafters führt nicht zwingend zur Auflösung, wenn der Vertrag eine Fortsetzungsklausel (mit den übrigen oder Erben) enthält.
Welche Position hat der Aufsichtsrat in einer KGaA im Vergleich zur AG (bezüglich der Geschäftsführung)?
In der KGaA ist die Position des Aufsichtsrats schwächer. Er kann den Komplementär (Geschäftsführer) nicht bestellen oder abberufen (da dieser „geborener“ Geschäftsführer ist und nicht vom Aufsichtsrat eingesetzt wird).
Welche drei Informationsrechte hat ein Mitglied einer Genossenschaft (eG)?
1. Einsicht in das Beschlussprotokoll der Generalversammlung.
2. Einsicht in die Mitgliederliste.
3. Einsicht in die Zusammenfassung des Prüfberichts (des Prüfverbands).
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