Buffl

Kapitel 4 - Kommunikationsfelder in der wirtschaftlichen Praxis

HM
by Hanna M.

Gründe für den starken Einfluss persönlicher Kommunikation

Der hohe Einfluss persönlicher Kommunikation beruht auf drei zentralen Komponenten:

  1. Höhere Glaubwürdigkeit und stärkere soziale Kontrolle

  2. Bessere Steuerung der selektiven Informationsaufnahme

  3. Größere Flexibilität im Informationsaustausch

1) Glaubwürdigkeit und soziale Kontrolle

Die höhere Glaubwürdigkeit entsteht, weil:

  • andere Konsumenten keine offensichtliche kommerzielle Motivation haben

  • sie als neutrale Informationsquelle wahrgenommen werden

  • sie eher als Ratgeber gelten

Die soziale Kontrolle entsteht dadurch, dass:

  • der Kommunikator prüfen kann, ob seine Empfehlung übernommen wurde

  • beim Kommunikanten ein Verpflichtungsgefühl entsteht

2) Selektive Informationsaufnahme

In der persönlichen Kommunikation können Konsumenten:

  • Informationen besser filtern

  • sich auf für sie relevante Inhalte konzentrieren

Der Konsument verarbeitet vor allem Informationen:

  • die seinen individuellen Bedürfnissen entsprechen

Andere Informationen werden:

  • vermieden

  • oder ausgeblendet

Die persönliche Kommunikation ermöglicht es, die Aufmerksamkeit gezielt zu lenken (vgl. 3.5.2 Aufmerksamkeit und Wahrnehmung).

3) Flexibilität

Persönliche Kommunikation erlaubt:

  • kontinuierliches Feedback

  • sofortige Klärung von Missverständnissen

Diese Flexibilität ist in der Massenkommunikation nicht gegeben (Kroeber-Riel, 1992).


Verkäufer–Konsument-Kommunikation

Die persönliche Kommunikation zwischen Verkäufern und Konsumenten:

  • verliert zwar Glaubwürdigkeit und soziale Kontrolle

  • bleibt aber wirksamer als Massenkommunikation

Sie profitiert weiterhin von:

  • selektiver Informationsaufnahme

  • hoher Flexibilität


Steuerung persönlicher Kommunikation durch Marketing

Da persönliche Kommunikation zwischen Konsumenten:

  • meist nach dem Kauf einsetzt

  • erst nach ersten Produkterfahrungen

ist Marketing hier besonders wertvoll.


Durch:

  • Marktbeobachtung

  • Marktforschung

können relevante Kommunikationskanäle identifiziert und Gesprächsinhalte analysiert werden.

Marketing kann:

  • persönliche Kommunikation fördern

  • oder hemmen (z. B. bei negativer Kommunikation)

Maßnahmen zur Steuerung

Förderung persönlicher Kommunikation durch:

  • Influencer-Modelle

  • Meinungsführer

  • Slogans oder Jargon, die sich für Gespräche eignen

  • Sondervorführungen

  • Verkaufsförderung durch Free Gifts

Besonders wirksam:

  • Verkäufer, die selbst zur Zielgruppe gehören

  • informelle Hauspartys mit Verkäufer als Animator und Verkäufer zugleich

Praxisbeispiel: Tupper-Partys

Tupper-Partys sind ein klassisches Beispiel erfolgreicher persönlicher Kommunikation.

Typischer Ablauf:

  1. Treffen im privaten Umfeld

  2. Jeder Teilnehmer erhält ein Geschenk

  3. Gemeinsames Beschreiben der Produktvorteile

  4. Beginn der Kaufphase durch einzelne Teilnehmer

  5. Nachziehen weiterer Teilnehmer

Erklärungsansätze:

  • Geschenk → Reziprozitätsregel

  • lautes Aufsagen von Vorteilen → erhöht Involvement

  • erste Käufe → soziale Bestätigung

  • privater Rahmen → maximale Vorteile persönlicher Kommunikation


Meinungsführer in der Konsumentenkommunikation

In kleinen Gruppen haben manche Personen:

  • überdurchschnittlichen Einfluss

  • sind besonders aktiv

  • wirken einstellungsleitend und einstellungsverändernd

Diese Personen werden als Meinungsführer bezeichnet.


ACTIVE-Profil von Meinungsführern

Meinungsführer lassen sich anhand des ACTIVE-Profils identifizieren:

  • A – Ahead in Adoption: übernehmen Neuerungen früh

  • C – Connected: gut sozial und digital vernetzt

  • T – Travellers: reisen gern

  • I – Information hungry: wissbegierig

  • V – Vocal: wortgewandt

  • E – Exposed to media: medienaffin (Gladwell, 2000)

Künstliche Meinungsführer

Unternehmen setzen häufig:

  • symbolische

  • fiktive

  • virtuelle Meinungsführer

ein.

Beispiele:

  • Slice-of-Life-Werbung (z. B. Zahnarztfrau)

  • Testimonials

Diese Meinungsführer wirken:

  • nur unter bestimmten Involvementbedingungen

  • als periphere Hinweisreize im Sinne des Elaboration-Likelihood-Modells


Analyse von Massenkommunikation

Das Wissen über:

  • Akzeptanz

  • Nutzung

  • Wirkung

massenmedialer Kommunikation ist die Grundlage für:

  • Medienauswahl

  • Wahl geeigneter Kommunikationskanäle

  • Erreichung der Zielgruppe

Zur Analyse wird häufig die Lasswell-Formel verwendet (vgl. Kommunikationsmodell nach Lasswell).

Medientypen in der Massenkommunikation

Im Vergleich zur persönlichen Kommunikation benötigt Massenkommunikation häufig technische Hilfsmittel.

Man unterscheidet:

  • Direkte Massenkommunikation

    • arbeitet mit primären Medien

    • z. B. Sprache, Körpersprache

    • Einsatz bei Vorträgen oder Vorlesungen

  • Medienvermittelte Massenkommunikation

    • sekundäre Medien: technische Hilfsmittel nur auf Senderseite (z. B. Texte, Funksignale)

    • tertiäre Medien: technische Hilfsmittel auf Sender- und Empfängerseite (z. B. Filme, CDs, E-Book-Reader)

(Röhner & Schütz, 2016)

Reichweite und Kontaktzahl

Ein großer Vorteil der Massenmedien ist die hohe Kontaktzahl:

  • viele erreichte Personen

  • hohe Kontakthäufigkeit pro Person

Die persönliche Kommunikation könnte dieselbe Reichweite nur erreichen mit:

  • hohem Aufwand an Geld

  • Personal

  • Zeit

Streuverluste und Zielgruppen

Massenmedien streuen breit. Dadurch entstehen Streuverluste:

  • Menschen werden erreicht, die keine potenziellen Käufer sind

Zur Minimierung werden Zielgruppen gebildet, die möglichst homogen sind.

Typische Segmentierungsmerkmale:

  • Geschlecht

  • Alter

  • Generation

  • Bildung

  • Kaufkraft

  • Milieus

  • Persönlichkeitsmerkmale

  • Wertorientierungen

Grundsatz:

  • Je genauer die Zielgruppe definiert ist, desto gezielter kann sie angesprochen werden

  • Je „spitzer“ die Zielgruppe, desto kleiner die Grundgesamtheit

➡️ Konsequenz:

  • Manche Massenmedien (z. B. TV-Werbung) sind dann ungeeignet

  • Es muss stets zwischen geringen Streuverlusten und ausreichender Kontaktzahl abgewogen werden


Gruppenkommunikation und Sprache

Gruppennormen beeinflussen:

  • Kommunikationsverhalten

  • Sprachstil

Umgekehrt kann Kommunikation:

  • Gruppenzugehörigkeit betonen

  • Abgrenzung zu anderen Gruppen schaffen

Typische Mittel:

  • Dialekte

  • Fachsprachen

  • Jargons

  • spezifische Formulierungen

  • Körpersprache

Soziale Gruppen entwickeln eigene Interpretations- und Kommunikationsmuster, die:

  • Zusammenhalt (Kohäsion) fördern

  • die soziale Wirklichkeit der Gruppe stabilisieren

Kommunikationsstörungen beim Systemwechsel

Kommunikationsstörungen werden oft erst sichtbar, wenn:

  • ein Gruppenmitglied in ein anderes soziales System wechselt

  • alte Kommunikationsmuster beibehalten werden

Beispiel nach Watzlawick

Paul Watzlawick verdeutlicht dieses Phänomen am Beispiel von:

  • unterschiedlichem Umgang mit Messer und Gabel in Europa und den USA

Zentrale Aussage:

  • Eigene Regeln werden als „richtig“

  • fremde Regeln als „falsch“ oder „lächerlich“ wahrgenommen

➡️ Tatsächlich sind es Konventionen, keine objektiven Wahrheiten (Watzlawick, 1991)


„Dass der Amerikaner mit Messer und Gabel anders als der Europäer hantiert,

dürfte bekannt sein und keiner besonderen Erwähnung bedürfen. Beobachten

Sie aber trotzdem Ihre eigenen Reaktionen, wenn Sie dieses Ritual des Ergreifens

und Wiederhinlegens des Messers und des dauernden Wechsels der Gabel

von der linken in die rechte Hand und zurück im großen Stil (und nicht nur

bei ein paar komischen Touristen) sehen. Es wird Ihnen sicher lächerlich vorkommen

– und damit begehen Sie den typischen Fehler anzunehmen, dass die

Regeln der eigenen Gesellschaft ‚richtig‘ und die der anderen Gesellschaftsformen

und Kulturen ‚falsch‘ oder ‚dumm‘ sind. In Tat und Wahrheit ist natürlich

jede solche Regel so richtig oder falsch wie jede andere; es sind Konventionen

und nicht ewige, objektive Wahrheiten.“ (Watzlawick, 1991)

4.2.2 Orientierung an Gruppen

Grundidee der Gruppenorientierung

Gruppen beeinflussen Einstellungen und Verhalten von Menschen auch dann, wenn diese nicht selbst Mitglied der Gruppe sind.

Wie bereits bei den Experimenten von Sherif beschrieben, spielt hier der Wunsch nach Orientierung bei Unwissenheit eine zentrale Rolle.

Wenn Menschen unsicher sind:

  • welches Verhalten angemessen ist

  • oder welche Meinung sie haben sollen,

greifen sie häufig nicht auf eigene Informationssuche zurück, sondern orientieren sich an dem Verhalten anderer.


Orientierung am „allgemeinen Konsens“

Statt selbst zu überlegen, übernehmen Menschen:

  • die Verhaltensweisen einer sozialen Mehrheit

  • das, was als „allgemeiner Konsens“ wahrgenommen wird

Diese Orientierung erfolgt oft:

  • automatisch

  • unbewusst

➡️ Menschen folgen dem, was viele andere tun.


Beispiel: Schlangen vor Geschäften


Ein klassisches Beispiel ist das Verhalten bei Schlangen vor Geschäften oder Restaurants:

  • Eine lange Schlange wird als Hinweis interpretiert, dass das Angebot gut sein muss.

  • Je länger die Schlange wird, desto mehr Menschen schließen sich an.

  • Die Entscheidung erfolgt ohne Wissen darüber, was einen tatsächlich erwartet.

Diese Schlussfolgerung basiert auf:

  • automatisierten, unbewussten Denkprozessen

  • peripherer Informationsverarbeitung

➡️ Bezug zum Elaboration-Likelihood-Modell (ELM) (vgl. Kapitel 3.4.2 „Einstellung“) (Kahneman, 2012)


Forschung von Robert Cialdini

Der Sozialpsychologe Robert Cialdini untersuchte dieses Phänomen experimentell.

Er zeigte:

  • Menschen verhalten sich umweltbewusster, wenn sie glauben, dass andere dies ebenfalls tun.

Beispiel: Handtücher im Hotel

In Hotelzimmern wurde folgendes beobachtet:

  • Gäste benutzen ihre Handtücher länger,

  • wenn ein Schild darauf hinweist, dass andere Gäste dies auch tun.

Beispielhafte Botschaft:

„Tun Sie es anderen Hotelgästen gleich: Schützen Sie die Umwelt.“

Wichtig:

  • Es wird keine konkrete Personengruppe genannt.

  • Die Wirkung entsteht allein durch den Hinweis auf das Verhalten anderer.

➡️ Ergebnis: Orientierung an sozialer Norm (Goldstein et al., 2009)

Orientierung an Gruppen in sozialen Medien

Das gleiche Prinzip zeigt sich besonders deutlich in sozialen Medien:

  • Hohe Zahlen bei:

    • Klicks

    • Likes

    • Followern

    • Abonnenten

führen zu:

  • immer mehr Nachahmern

  • steigender Aufmerksamkeit

Weitere typische Beispiele:

  • „Andere Kunden kauften auch …“

  • „Schon 1 Million Kunden“

  • Anzahl von Rezensionen oder Bewertungen

➡️ Diese Hinweise dienen als soziale Beweise (Social Proof) und erleichtern Entscheidungen ohne intensive Informationsverarbeitung.

4.3.1 Geschichte psychologischer Markenführung

Entstehung des Markenartikels

Die Entstehung des Markenartikels ist eng verknüpft mit:

  • wirtschaftlichen Veränderungen

  • gesellschaftlichen Entwicklungen

Diese Entwicklungen führten zur:

  • Markenpsychologie

  • Werbepsychologie

  • Konsumentenpsychologie

Ursachen für die Entwicklung des Markenwesens

1) Technische und vertriebstechnische Entwicklungen

Durch technische Fortschritte wurden:

  • regionale und nationale Absatzmärkte erweitert

  • Massenprodukte über größere Distanzen vertrieben

Folge:

  • wachsende Anonymität zwischen Konsument und Hersteller

  • Verlust persönlicher Beziehungen und direkten Vertrauens

Der Hersteller kannte seine Käufer nicht mehr persönlich.

➡️ Der Markenartikel sollte:

  • das verlorene persönliche Vertrauen

  • durch Leistungskriterien ersetzen (Bergler, 1963)

2) Massenproduktion und wirtschaftliches Risiko

Massenproduktion erfordert:

  • hohe Investitionen

Diese bringen:

  • ein dauerhaftes wirtschaftliches Risiko

  • insbesondere bei Markterfolglosigkeit

Die psychologische Markenanalyse entwickelte sich deshalb als:

  • Präventionsstrategie

  • zur Verminderung dieses Risikos

3) Zunehmende Markenvielfalt und Konkurrenz

Mit wachsender Markenvielfalt entstand:

  • ein intensiver Konkurrenzkampf zwischen Marken

Zentrales Marketingziel:

  • Aufbau eines Attraktivitätsvorsprungs gegenüber Wettbewerbern

Konsequenz:

  • stärkeres Interesse an Marktsegmenten

  • psychologische Erforschung von Zielgruppen

Untersucht wurden u. a.:

  • unterschiedliche Bedürfnisse

  • Lebensstile

  • Einstellungen

Besonders relevant war dies, da immer mehr Menschen:

  • über das Existenzminimum hinaus konsumierten

4) Marke als neue Absatzform

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ermöglichte der Markenartikel:

  • ein neues Absatzsystem

  • neben anonymen Massenartikeln

Die Marke wurde als:

  • eigenständige Persönlichkeit konzipiert

  • direkt auf den Konsumenten ausgerichtet

Ziel:

  • Aufbau von Vertrauen

  • Erzeugung von Sympathie

Moderne psychologische Markenführung

In den vergangenen Jahrzehnten rückten:

  • psychologische Differenzierungsmerkmale

immer stärker in den Fokus.

Heute verfügen Marken über ein:

  • psychologisch-kommunikatives Wirkungsspektrum

Moderne Markenkommunikation:

  • zielt auf das Erleben persönlicher Bedeutsamkeit

  • soll Menschen emotional ansprechen

  • und zu bestimmten Handlungen motivieren (Florack et al., 2007)


4.3.3 Angebotsvielfalt aus psychologischer Sicht (positive Wirkung)

Grundidee der Angebotsvielfalt

Aus Sicht vieler Unternehmen erscheint eine große Angebotsvielfalt zunächst attraktiv:

  • Konsumenten erleben Überfluss als Normalzustand

  • Marken versuchen, möglichst alle Erwartungen zu erfüllen

  • eine breite Produktpalette soll mehr Käufer binden

Aus psychologischer Perspektive ist Angebotsvielfalt jedoch ambivalent: Sie kann förderlich, aber auch hemmend auf Kaufentscheidungen wirken.


Positive Wirkungen von Angebotsvielfalt

1. Vielfalt als Zeichen von Reichtum und Freiheit

Vielfalt wird häufig als:

  • Reichtum

  • Überfluss

  • Wahlfreiheit

wahrgenommen. In westlichen Kulturen wird Wahlfreiheit hoch geschätzt, da sie:

  • Selbstausdruck ermöglicht

  • Selbstverwirklichung unterstützt

  • die Zufriedenheit mit der eigenen Entscheidung erhöht

2. Wahlfreiheit steigert subjektive Zufriedenheit

Eine Studie von Iyengar & Lepper (2000) zeigte:

  • Probanden bewerteten eine Schokolade als besser schmeckend, wenn sie sie selbst auswählen durften

  • ohne Auswahlmöglichkeit wurde die gleiche Schokolade schlechter bewertet

➡️ Die Möglichkeit zur Auswahl steigert also die subjektive Produktbewertung (Florack et al., 2007).

3. Höhere Kaufwahrscheinlichkeit und Markentreue

Mit zunehmender Angebotsvielfalt:

  • steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Konsumenten ein passendes Produkt finden

  • erhöht sich die Markentreue

  • wächst die Sichtbarkeit der Marke

Mehr Produkte bedeuten:

  • höhere mentale Verfügbarkeit

  • stärkeres Markenwissen (vgl. Kapitel 4.3.2 „Markenkategorien“)

4. Vielfalt als Qualitätsindikator

Ein breites Sortiment kann dazu führen, dass eine Marke:

  • als kompetent

  • als Experte

  • als qualitativ hochwertig

wahrgenommen wird.

Studie von Berger & Draganska (2004):

  • Marken mit 6 Produkten wurden qualitativ höher bewertet

  • als Marken mit nur 3 Produkten – bei ansonsten vergleichbaren Produkten (z. B. Shampoo, Geschirrspülmittel).


4.3.4 Emotionale Markenkommunikation

Grundidee

Je stärker die emotionale Verbindung eines Konsumenten zu einer Marke ist, desto höher ist die Markentreue. Ziel emotionaler Markenkommunikation ist es daher, positive Gefühle dauerhaft mit der Marke zu verknüpfen.

Emotionale Konditionierung (klassische Konditionierung)

Emotionale Markenkommunikation beruht auf klassischer Konditionierung (Pawlow):

  • Ein ursprünglich emotional wirksamer Reiz (z. B. Freude, Wärme, Erotik)

  • wird wiederholt gemeinsam mit der Marke präsentiert

  • bis allein der Markenname die Emotion auslöst

Analog zum Pawlowschen Hund (Futter → Speichelfluss; Glocke → Speichelfluss) überträgt sich die Emotion vom Reiz auf die Marke.

Rolle der Primäremotionen

Für Werbung besonders geeignet sind angeborene Primäremotionen (vgl. 3.4.1 „Emotion“):

  • sie werden automatisch ausgelöst

  • sind kulturübergreifend relativ stabil

  • eignen sich gut für Low-Involvement-Situationen

Die Gestaltung emotionaler Werbung ist anspruchsvoll und hängt stark vom gezielten Reizeinsatz ab.

Typische Reize emotionaler Konditionierung

1. Stimmungen

  • Einsatz von Musik, Traumwelten, Landschaften

  • Wiederholung eines Leitmotivs erzeugt markenspezifische Assoziationen Beispiel: raue Dünenlandschaft in der Jever-Werbung

2. Erotik

  • sehr wirksam zur Aufmerksamkeitssteigerung, v. a. bei Low Involvement

  • Wirkung abhängig von Produkt und kreativer Umsetzung

  • Geschlechtsunterschiede: Frauen reagieren häufig sensibler und bewerten solche Anzeigen kritischer

3. Soziale Kontakte / Geselligkeit

  • besonders für Marken mit sozialem Erlebniswert

  • typische Werbetechniken:

    • Slice-of-Life: realitätsnahe Alltagssituationen mit erfolgreicher Produktnutzung

    • Life-Style: Produkt als Bestandteil eines bestimmten Lebensstils (Identifikationsangebot)

(Görgen, 2004)

Experiment von Kroeber-Riel (Markenname „Hoba“)

  • fiktive Seife Hoba

  • Werbung kombiniert mit positiv emotionalen Bildern (schöne Frauen, Freundschaft, Ferienlandschaften)

  • 24 Stunden später: Teilnehmer beschrieben Hoba als

    • zärtlich

    • fröhlich

    • erlebnisreich

    • erregend

➡️ Eine zuvor neutrale Marke wurde durch emotionale Konditionierung positiv aufgeladen (Kroeber-Riel, 1992).

Motivation als kommunikativer Prozess

Die bloße:

  • Erteilung von Ratschlägen

  • oder Weitergabe von Informationen

zeigt oft geringe Wirksamkeit.

Gründe:

  • Widerstände

  • geringe Motivation

Wichtig:

Motivation ist keine reine Eigenschaft der Person, sondern ein interpersonaler Kommunikationsprozess.

Motivational Interviewing

Das Motivational Interviewing stellt einen besonders wirkungsvollen Ansatz dar.

Merkmale:

  • gehört zu den Perspektivübernahme-Modellen

  • ist direktiver als z. B. das Carl-Rogers-Modell

Zentrale Prinzipien:

  • Identifikation intrinsischer Ziele des Rezipienten

  • Aktivierung vorhandener Veränderungsbereitschaft

  • Stärkung des Selbstwirksamkeitserlebens

Rolle des Beraters:

  • empathische Grundhaltung

  • bewusstes Herausarbeiten und Verstärken bestehender Diskrepanzen

  • Anstoß von Verhaltensänderungen

(Miller & Rollnick, 2002)

Verbindung zu kommunikationspsychologischen Prozessen

Die zuvor behandelten Kommunikationsprozesse (Emotion, Kognition, Motivation etc.) stellen zentrale Methoden der Beratungsarbeit dar.

Beispiele:

  • Kognitiver Fokus:

    • Entwicklung von Zielvorstellungen

    • Konzepte zur Arbeitsteilung oder Aufgabenklärung

  • Emotionaler Fokus:

    • Perspektivübernahme

    • Bewusstmachen gegenseitiger Bewertungen

    • Bearbeitung von Beziehungsebene und Konflikten

(Warschburger, 2009)

Mediengestützte Beratung

In der modernen Wirtschaftspraxis gewinnen Online- und mediengestützte Beratungsangebote stark an Bedeutung.

Chancen:

  • neue Zugänge

  • hohe Reichweite

  • niedrigere Hemmschwellen

Risiken:

  • möglicher Qualitätsverlust

  • eingeschränkte nonverbale Kommunikation

Forschungsstand:

  • erhöhte Selbstoffenbarung in anonymen Settings

  • mögliche Nähe trotz Distanz

  • offene Fragen:

    • Unterschiede zwischen Beratungsformen

    • Wirksamkeit in verschiedenen Beratungsmodellen

(Warschburger, 2009)

Rolle des Beraters im Kommunikationsprozess

Berater haben großen Einfluss auf den Verlauf der Kommunikation durch:

  • gezielte Vorschläge

  • verbales und nonverbales Feedback

  • Schärfung der Wahrnehmung des Ratsuchenden

➡️ Beratung ist daher immer aktive Kommunikationsgestaltung.

Author

Hanna M.

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