Welche Makrotheorien bezüglich dem Bedeutungsverlust der Familie in der heutigen Gesellschaft gibt es?
Allgemein Makrotheorien:
Familie = soziale Insitution
Erklärung des Wandels mit universellen Veränderungen auf der Makro-Ebene (Werte, Normen, Institutionen)
Theorie der gesellschaftlichen Differenzierung privater Lebensformen (Durkheim)
These der Deinstitutionalisierung
Individualisierungsthese (Beck)
Wertewandel und Postmaterialismus (Ingelhart)
Was besagt die Theorie der gesellschaftlichen Differenzierung privater Lebensformen?
Idealtypische Unterscheidung
Einfache archaische Gesellschaft (geringe Arbeitsteilung)
Höhere Gesellschaft (funktional differenziert, Arbeitsteilung)
Wandel der Familie:
Durkheim: Funktionsverlust der modernen Kernfamilie (hat im Zuge der bildung von funktional differenzierten Gesellschaften Funktionen verloren)
Parsons: Kein Funktionsverlust sondern Neuspezialisierung, Neuausrichtung der Funktionen der Familie
Meyer: veränderte Umweltbedingungen -> ausdifferenzierung des teilsystems Familie
-> Gesamtgesell. Gleichgewicht + Störung/Veränderung = funktionale Differenzierung/Spezialisierung
Kritik:
argumentiert historisch zu vereinfachend
starke Gleichgewichtsorientierung ist fraglich - weil Gesellschaft in dauerhafter Spannung
Was besagt die These der Deinstitutionalisierung?
Eigenschaften und Vorstellungen, Regeln, Pflichten die eine Familie ausmachen haben sich verändert bzw. aufgelöst
fortschreitenden Verfall traditionell-selbstverständlicher Lebensleitlinien und geschlechtsspezifischer Rollenmuster
Ehe und Familie hat immer noch eine hohe subjektive Bedeutung in Gesellschaft
Scheidungen sind nicht direkt ausdruck vom institutionellen verfalls
Reinstitutionalisierung neuer Lebensformen (eingetragene Lebensgemeinschaften, etc.)
Was besagt die Individualisierungsthese?
Freigebung des Individuums aus vorgegebenen Sozialformen und Verlust von traditionellern Sicherheiten (Handlunswissen, Normen) -> mehr Verantwortung für eigenes Handeln
Individualisierung bei Familie/Ehe:
Weniger Muster traditioneller Abhängigkeitsbeziehungen aber starkes bzw. stärkeres Bedürfnis nach Wärme und Anerkennung in pers. Beziehungen
Konflikte zwischen Kinderwunsch und anderer Aspekten der Lebensführung (Karriere, Selbstentfaltung)
Aber : Möglichkeit einer zunehmenden Relevanz von intimer Partnerschaft
Kritik: unklarer Bedeutungsgehalt - was ist individualisierung genau? Empirisch schwer zu prüfen
Was besagt die Theorie des Wertewandels und des Postmaterialismus?
Materielle Werte verlieren, postmaterielle Werte gewinnen an Bedeutung
Werorientierungen haben allgemeine Orientierungsfunktion (Vorstellung darüber was wünschenswert ist)
Werte werden während Kinheit geprägt, dann stabil
Unterschiedliche Bedingungen während Kindheit (Kriegsgenerationen -> materieller Mangel -> materielle Werte I Nachkriegsjahrzente -> materieller Wohlstand -> postmaterielle Werte)
Materialistische Werte: Fokus auf physisches Überleben, physische Sicherheit.
Postmaterialistische Werte: Fokus auf Selbstverwirklichung und Lebensqualität
Wertewandel -> Auswirkungen auf Familie, Lebensformen
unverselle Bedürfnis und Wertehierarchie zweifelhaft
zu vereinfachte Sicht auf Wertestruktur
An welchen Indikatoren wird der zweite demografische Übergang in Europa festgemacht und welche Ursachen werden für diesen genannt?
Demographischer Regimewechsel -> Bündel umfassender, qualitative neuartiger und unumkehrbarer Veränderungen des Beziehungs- und Geburtenverhalten
Indikatoren
Ursachen
Verschiebung
Von Ehe → zu nichtehelichen Lebensgemeinschaften
Elternschaft
Vom Kind → zum Paar als Mittelpunkt der Familie
Verhütung
Von präventiver Verhütung → zu „selbstverwirklichende Empfängnis“ (Familienplanung als Selbstverwirklichung)
Familienformen
Von moderne Kernfamilie → zu pluralistische Familien- und Lebensformen
Wovon geht die Theorie des Wertewandels aus? Sind ihre Annahmen haltbar?
Wertewandel zum Postmaterialismus.
Postmaterialisten als Träger des veränderten demografischen Verhaltens (progressive moralische Werte, neue familiale Verhaltensweisen)
-> Wandel von Familien- und Geburtenentwicklung Ausdruck/Folge eines grundlegenden soziokulturellen Umbruchs
Was ist der zweite demographische Übergang?
Prozess der in Gesamteuropa stattfand mit universellen Geltungsanspruch
Rückgang der Gebrutenziffer unter 2,1 pro Frau (unter Bestanderhaltungsniveau)
Kultureller Umbruch, der zu einer umfassenden und unwiderruflichen Veränderung des Heirats- und Geburtenverhaltens geführt hat
Warum wird das Modell des zweiten demographischen Übergangs kritisiert?
Kritik daran, dass es universelle Geltung beansprucht
Wandel zwar in Europa zu beobachten, aber ignoriert unterschiedliche gesellschaftliche Rahmenbedingen
Kritik daran, dass es kein Umbruch ist, sondern ein kontinuierlicher Prozess
Veränderung Familien- und Geburtenentwicklung kein Indikator für Richtigkeit der These, da theoretische Kernstück auf Wertewandel (Ingelhart) bezieht
Was ist die vergleichende Wohlfahrtsstaatsforschung?
Lebenschancen von Menschen geprägt durch institutionelle Gefüge von Markt, Staat und Familie werden von verschiedenen Ländern verglichen
Auch wenn Länder sich den gleichen Problemen (Globalisierung, Pandemie) gegenübersehen, verarbeitet jedes Land es auf einen anderen (historisch, kulturell bedingten) Weg
Vergleichende Wohlfahrtsstaatsforschung lenkt den Blick auf – Unterschiede zwischen Gesellschaften und – Pfadabhängige Entwicklungen
Was ist ein Wohlfahrtsstaat und wohlfahrtsstaatliches Handeln?
Wohfahrtsstaat = alle Formen staatlicher Interventionen, deren Zweck die Vorsorge für Lebensrisiken und die Kompensation vom Markt erzeugter Ungleichheiten ist
Institutionen zur Sicherung vor Krankheit, Arbeitslosigkeit und staatliche Programme in Bereichen wie Wohnungswesen, Bildung, Sozialwesen und Fürsorge
Wohlfahrtsstaatliche Institutionen bilden die makrostrukturellen Rahmenbedingungen für individuelle Entscheidungen (in Bezug auf Arbeitsmarktbeteiligung, Gründung von Lebensgemeinschaften, Elternschaft, etc.)
Wohlfahrtstaatliches Handeln = Alle Maßnahmen, die regulierend auf den Markt aber auch auf die Familie einwirken
Wohlfahrtsstaaten bestimmen wesentlich die Aufgaben und Funktionen, die Familien und Haushalte auszufüllen haben
Sozialpolitik reguliert inwiefern Menschen von marktbedingten Risiken beherrscht oder befreit werden
Bsp.: Nachkriegsjahrzehnte: Sozialpolitische Institutionen und Regulierungen der europäischen Wohlfahrtsstaaten waren auf eine Familie mit männlichem Ernährer ausgerichtet (unbefristet, vollzeit und am Familienzyklus-Modell orientiert)
Welche Typen von Wohlfahrtsstaaten gibt es nach Esping-Andersen? Wie wirken diese auf Familien?
Konservativ: am männlichen Ernährer ausgerichtet
Ehegattensplitting
Sozial-demokratisch: verringerung von ungleichheiten - greift stark lenkend ein
Bsp.: in schweden war die geburtenrate früher wieder hoch als in anderen ländern aufgrund der hohen staatlichen Unterstützung der Frauen, um den Konflikt Karriere oder Kind zu lösen
Kritik an der Typisierung von Wohlfahrtsstaaten
Idealtypen sind zu vereinfachend
Wohlfahrtsstaatliche Institutionen sind nicht immer kohärent, wie die Idealtypen implizieren.
Viele unkoordinierte und widersprüchliche Einzelmaßnahmen
In D: Ehegattensplittung und Rechtsanspruch für U3-Betreuung -> Anreize für Einverdiener-Haushalt und für Doppelverdiener-Haushalt
Zuletzt geändertvor 2 Jahren