Wie unterscheiden sich partnerschaftliche Lebensformen und warum bieten sie unterschiedliche Vor- und Nachteile für Menschen?
Unterschiedliche partnerschaftliche Lebensformen haben unterschiedliche Eigenschaften
Ehe vs. nichteheliche Lebensgemeinschaft (NEL) vs. living apart together (LAT)
Ehe und NEL:
Zusammenziehen erhöht Interaktionsdichte und Symbolgehalt (nach innen und außen)
Ehe als Selbstbindungsakt und Treueversprechen (größere Bedeutung als NEL)
Wirtschaftliche Vorteile des Zusammenlebens
geringere Transaktionskosten (Reisen, Fernbeziehung)
effizientere Haushaltsproduktion (eine Wohnung, alle Haushaltsgüter nur einmal)
Ehe rechtliche Absicherung im Fall der Trennung
Nachteil:
Kosten: Bindung an andere Person und damit auch soziale Kontrolle durch andere
Trennungskosten sind daher auch höher (materiell und immateriell)
Vorteil Ehe:
sozial- und steuerpolitische Regelungen geben Anreize zur Eheschließung und Familiengründung (Ehegattensplitting, Kindergeld)
Aufgabe der Erwerbstätigkeit eines Elternteils (wegen Unvereinbarkeit und Ehegattensplitting) → erhöht die wirtschaftliche Abhängigkeit vom Partner.
Hohe Flexibilitätsanforderungen können geringeren Bindungsgrad attraktiver machen (LAT)
Kulturelle Vorstellungen:
internationale Unterschiede - geteilte Vorstellungen darüber, wie eine Partnerschaft aussehen sollen
Familiengründung:
Ökonomische Situation relevant, Bildung, Erwerbseinkommen
-> bestimmt, welche Vor- und Nachteile mit den verschiedenen partnerschaftlichen Lebensformen bei Geburt eines Kindes verbunden sind.
Welche Dimensionen unterscheiden Huinink und Konietzka?
Psychisch-affektuelle/emotionale Dimension
Wirtschaftliche Dimension
Sozial- und steuerpolitische Regelungen
Sozialstaatliche Dienstleistungen
Anforderungen der sozialen Umwelt/Arbeitswelt
Kulturelle Vorstellungen /Normen
Eigene Erfahrungen/Herkunftssysteme
Familiengründung /Geburt eines Kindes
alle bisherigen Aspekte spielen eine Rolle
Bildung und Ehe
Höhere Bildung (höhere Erwerbseinkommen) reduziert die (ökonomischen) Vorteile eine Ehe
Während der Ausbildung werden Ehen gemieden -> Beziehungsform mit niedrigerem Bindungsgrad vorteilhaft
Höher gebildete Personen heiraten später & seltener
Frauen mit niedrigem Bildungsniveau heiraten früher
Männer mit niedrigem Bildungsniveau spät oder gar nicht
Befunde zu Ehescheidungen
niedrigere Scheidungsziffer während des Golden Age of Marriage
zwei Einbrüche bei 1980 und 1990 (aufgrund von gesetzlichen Änderungen)
2003 der Höhepunkt mit meisten Scheidungen, seitdem sinkt die Scheidungsziffer
geht aber auch mit weniger Eheschließungen einher
Ehedauer:
in den ersten Jahren steigt das Scheidungsrisiko sehr stark an
Scheidungsrisiko ist mittlerweile am Anfang nicht mehr ganz so hoch, dafür dann noch später da
Scheidungsrisiko:
ist generell höher geworden, aber die neueren ehen nach 2005 sind auch wieder gesunken
Was hat der sog. Match aus der familienökonomischen Theorie mit der Trennung zu tun?
Suche wird abgebrochen, Match selten perfekt
– Umso besser der Match, desto geringer ist die Trennungswahrscheinlichkeit.
Was ist die sog. Partnerschaftsqualität?
→Subjektive „Gesamtbilanz“ einer Partnerschaft (auch: Partnerschafts- oder Ehequalität).
→Je höher die Partnerschaftsqualität, desto stabiler die Beziehung.
Paarbeziehung als Austauschbeziehung:
PartnerInnen kontrollieren und tauschen Ressourcen (neben materillen vor allem auch immaterielle wie Dienstleistungen, gegenseitige Fürsorge, Emotionen und Liebe)
-> entstehen von Nutzen und Kosten
Beziehungsspezifische Investitionen (materielle und immaterielle Güter, Zeit, Kinder, soziale Netzwerke) stabilisieren Partnerschaften.
→ Erhöhen u.a. die Kosten einer Trennung -> Trennung wird unattraktiver
Verwenden Sie die Austauschtheorie um zu erklären, warum Personen in Beziehungen verbleiben, obwohl diese als unbefriedigend empfunden werden.
Aber: Entscheidung zur Fortführung / Beendigung einer Partnerschaft hängt entscheidend von der (wahrgenommenen) Qualität der Alternativen (Alleinleben, andere potentielle Partnerschaften) ab
→„Unbefriedigende“ Partnerschaften können weitergeführt werden, wenn die Alternativen noch weniger attraktiv erscheinen
Verwenden Sie die Austauschtheorie um zu erklären, warum Personen in Beziehungen beenden, obwohl diese als befriedigend empfunden werden.
„Zufriedenstellende“ Partnerschaften können beendet werden, wenn die Alternativen noch attraktiver erscheinen
Hypothesen über das Alter von Partnern
Ultrastabile Beziehungen
Trennung wird von den Beteiligten überhaupt nicht in Betracht gezogen
Erklärung mit dem Framing Modell:
Rahmen: im normalen Alltag wird nicht über Trennung nachgedacht
wenn der Rahmen durch irgendwelche Ereignisse gebrochen wird, wird erst darüber nachgedacht
fremdgehen, andere Person treffen, etc.
bei ultrastabilen Paaren, ist der Rahmen durch starke normative Orientierungen sehr sehr fest und stabil gegenüber Störungen
stark religiös, stark traditionelle Geschlechterrollen
Intergenerationale Transmission im Bezug auf Scheidungen
Sind die Eltern geschieden, ist die Wahrscheinlichkeit einer eigenen Scheidung deutlich höher
Gründe:
Scheidungskinder haben eher „unkonventionelle“ familiale Einstellungen (größere Skepsis gegenüber Ehe und Familiengründung)
Scheidungskinder gehen aufgrund größerer ökonomischer Deprivation Beziehungen ein
Hinweise auf defizitäre Konfliktlösungskompetenzen (kann destabilisierend auf Partnerschaften wirken)
Paarbildungsprozess und Scheidungsrisiko
Später geschlossene (Erst)Ehen sind etwas stabiler als früher geschlossene
U-förmiger Effekt des Heiratsalters:
Scheidungsrisiko
hoch
niedrig
Alter
jung
mittel
alt
Probeehe - NEL vor der Ehe: sollte stabilisierend wirken, empirisch haben aber höhere Trennungswahrscheinlichkeit
Führt Homogamie bei sog. komplementären Merkmalen zu einer geringeren und einer höheren Trennungsneigung?
Geringere Scheidungsneigung bei Homogamie / positive assortative mating bei komplementären / sozialstruktureller Merkmalen (bspw. Nationalität, Konfessionszugehörigkeit, Alter, Einstellungen)
Bildung: bestimmt substituierbares Merkmal Einkommen, ist aber selbst eher komplementäres Merkmal und ist eng mit andere komplementären Merkmalen verknüpft (kulturelle Ansprüche und Präferenzen, Einstellungen, etc.)
Einkommen? → Geschlechtsspezifische Effekte
(Bildung und) Einkommen Mann: stabilisierende Effekte.
(Bildung und) Einkommen Frau:
„Unabhängigkeitseffekt“ – destabilisierend.
Einkommenseffekt – stabilisierend
Arbeitsteilung:
„Traditionelle“ Arbeitsteilung nicht eindeutig stabilisierend
Doppelbelastungen (Erwerbs- und Hausarbeit) destabilisierend
Kann auch von Lebensform (NEL, Ehe) abhängen: ähnliche Erwerbsorientierung bei NEL (ohne Versorgungsansprüche) stabilisierend bei Ehen eher destabilisierend -> es kommt darauf an was die Partner möchten
Was ist beziehungsspezifisches Kapital? Wie wirkt es auf die Trennungsneigung?
“Beziehungsspezifisches Kapital“ / Ressourcen:
Kinder, gemeinsamer Besitz, etc. wirken stabilisierend – erhöhen die Kosten der Trennung
Kinder: direkte Effekt stabilisierend, indirekter Effekt destabilisierend (Kinder verändern Interaktionsprozesse der PartnerInnen, Arbeitsteilung und Partnerschaftsqualität insgesamt)
Paarinteraktion / Ressourcen: Ausdruck von Zuneigung / Liebe, gemeinsame Aktivitäten, Konfliktinteraktion, Gewalt, Stress und Stressbewältigung.
Zuletzt geändertvor 2 Jahren