Was ist ein Wohlfahrtsstaat?
„Als >WuS.< [Wohlfahrts- und Sozialstaat] bezeichnet man alle Formen staatlicher Interventionen, deren Zweck die Vorsorge für Lebensrisiken und die Kompensation vom Markt erzeugter Ungleichheiten ist. Dies sind Institutionen zur Sicherung vor Krankheit, Arbeitslosigkeit, vor den Folgen von Alter und Armut sowie staatliche Programme in Bereichen wie Wohnungswesen, Bildung, Sozialwesen und Fürsorge.“ (Mau)
-> Wohlfahtsstaaten diene als wesentliche Erklärung für die Logik der Situation bei der Coleman-Badewanne.
Was ist wohlfahrtsstaatliches “Handeln” und wie geht es?
Alle Maßnahmen, die regulierend auf den Markt aber auch auf die Familie einwirken
Wohlfahrtsstaaten nehmen Einfluss darauf, in welchem Ausmaß die Lebenschancen von Menschen von markbedingen Risiken beherrscht (kommodifiziert) oder befreit (dekommodifiziert) werden.
Wohlfahrtsstaaten bestimmen wesentlich die Aufgaben und Funktionen, die Familien und Haushalte auszufüllen haben
Wie?
Durch Sozialpolitik (bspw. Absicherung im Falle von Arbeitslosigkeit, Arbeitsunfähigkeit, Bereitstellung von Kinderbetreuung, Bereitstellung von Betreuung für pflegebedürftige Angehörige, bestimmte Steuermodelle wie sog. Ehegattensplittung, etc.)
Welche Typen von Wohlfahrtsstaaten werden bei Esping-Andersen (1990) unterschieden? Wodurch zeichen sich diese aus?
Sozialdemokratisch:
Skandinavien
greift sehr stark ein, versucht durch den Markt erzeugte Ungleichheiten auszugleichen
Gleichheit auf hohem Niveau angestrebt
liberal:
USA, GB, AUS
relativ wenig intervention
Rolle des freien Marktes und der Familie sind wichtig
konservativ
D, FR, Ö (früher, mittlerweilse eine Mischform)
stark auf Statuserhalt ausgerichtet
Versicherungsleistungen stehen hier im Vordergrund
Südeuropäische Länder lassen sich bspw. keinem Typen zuordnen
Welche Unterschiede gibt es im internationalen Vergleich in Bezug auf Transferleistungen für Kinder/Familien und Erziehungszeiten? (Sie müssen keine einzelnen Regelungen oder Werte kennen.)
Starke Variation bei der bezahlten Elternzeit:
USA: 0 Wochen bezahlte Elternzeit
D: 70 Wochen
Finland, Slovenien, Ungarn: 170 Wochen
OECD-Average: 60 Wochen
Frühkindliche Betreuung (0-2Jahre):
D mit 38%Betreuungsrate nur knapp über OECD-Standard
Holland am meisten mit 65%
Türkei knapp bei 0%
Wie wirken wohlfahrtsstaatliche Institutionen auf familiale Prozesse im Modell der soziologischen Erklärung (die "Badewanne"). Erläutern Sie dies am Beispiel der Familiengründung bzw. der Elternschaft.
Wie wirken sich wohlfahrtsstaatliche Institutionen auf die Wahrscheinlichkeit aus, eine Familie zu gründen, eine bestimmte Form zu wählen (Ehe, NEL, Form der Arbeitsteilung) und welchen Einfluss haben wohlfahrtsstaatliche Institutionen auf die Konsequenzen dieser Entscheidungen?
Staatliche Unterstützung spielt eine Rolle bei den Fertilitätstheorien
-> Kosten-Nutzen-Abwägung
-> Jobverlust -> hohe Opportunitätskosten (v.a. ohne staatliche Betreuung)
-> Familiengrüdung/Fertalität wird durch die vom Wohlfahrtsstaat gebotenen Möglichkeiten/Restriktionen im Hinblick auf die eigene Nutzenmaximierung beeinflusst
die Wahl der Lebensform wird auch durch staatliche Unterstützung geprägt -> Ehegattensplitting (Steuervorteile -> Nachteile für NEL)
wohlfahrtsstaatliche Institutionen können durch Restriktionen oder Vorteilen gewissen Gruppen gegenüber die Menschen vermehrt zu gewissen Entscheidungen zu bringen
Zuletzt geändertvor 2 Jahren