Womit beschäftigt sich die Sozialpsychologie?
= mit dem sozialen Einfluss anderer Menschen - also der Wirkung anderer auf das eigene Leben, Fühlen, Denken und Verhalten
diesem Einfluss kann man sich nur schwer entziehen
es spielt keine Rolle ob andere Personen direkt anwesend sind oder nicht
Sozialpsychologie stützt sich vor Allem auf Theorien, die den Einfluss von aktuellen Situationen betonen => situative Faktoren wichtig
Was bedeutet Soziale Kognition?
Kognition = informationsverarbeitende Prozesse wie zB. Denken, wahrnehmen erinnern
soziale Kognition = diese mentalen Prozesse im Kontext sozialer Situationen oder zwischenmenschlicher Interaktionen
=> soziale Kognition:
Art und Weise, wie Menschen Informationen über soziale Objekte aufnehmen und verarbeiten
welche Gedanken, Gefühle und Handlungen resultieren aus einem sozialen Kontext und werden davon beeinflusst
soziale Akteure = Einzelpersonen, Gruppen, Gesellschaften
Welche drei protypischen Stufen der sozialen Kognition werden von Werth, Denzler und Mayer (2020) unterschieden?
(die Stufen können sich in ihrer Abfolge überlappen und sind nicht völlig voneinander abgrenzbar)
Stufe: Wahrnehmung: unbewusste Filterung relevanter Reize auf Basis von Aufmerksamkeit (je nach Person, Situation und anderen Faktoren werden verschiedene Reize, verschieden stark wahrgenommen)
Stufe: Kategorisierung/Enkodierung: Interpretation und Einordnung wahrgenommener Reize in Abhängigkeit des Vorwissens
Stufe: Urteilsgenerierung/Erinnerung: Schlussfolgerungen, Urteilsbildung und Entscheidungen über angebrachtes Verhalten in bestimmten Situationen
Was sind Schemata?
= übergeordnete Wissensstrukturen, die Wissen und Erleben gliedert und somit die menschliche Wahrnehmung, Interpretation, Erinnerung und Verhalten beeinflusst
sie umfassen nicht nur das erworbene Wissen einer Person über ein Thema in Form von Attributen als Eigenschaft
sie umfassen auch die Beziehung zwischen den verschiedenen Konzepten
Schemata stellen, kurz gesagt, vereinfachte Gedächtnisrepräsentationen und Auffassungen
über Menschen, Gegenstände, Ereignisse usw. dar.
Welche sind weitere Zuordnungshilfen, die die menschliche Struktur von Wissen unterstützen?
Kategorien: sind elementare Wissensstrukturen
Zuordnung von Inhalten zu einem Oberbegriff (einer Kategorie) auf Basis subjektiv wahrgenommener Gemeinsamkeiten erfolgt
Prototypen: stellen eine klassische Repräsentation einer bestimmten Kategorie dar
veranschaulichen am besten diejenigen Merkmale, die mit der Kategorie assoziiert werden
“typischster Vertreter” - mittelwert der Kategorie
Welche sind weitere angewandte Wissensstrukturen?
Stereotype: beschreiben sozial geteilte Überzeugungen hinsichtlich erwarteter Merkmale und Verhaltensweisen von Angehörigen einer sozialen Kategorie (Individualität wird außer Acht gelassen)
Skripte: meinen konkrete Vorstellungen bezüglich der Abläufe (oft Handlungsabbläufen) von Ereignissen oder konkreten Situationen.
Was ist Priming?
= eine Methode, mit welcher man in der sozialpsychologischen Forschung unbewusste soziale Kognitionen untersuchen kann
unbewusste Aktivierung von Gedächtnisinhalten durch einen vorhergehenden Hinweisreiz (Prime)
=> Effekt auf anschließende Verarbeitung eines Zielreizes (Target)
meist führt der Prime zu einer erleichterten Zugänglichkeit zum Target (Primingeffekt)
Primingeffekt tritt dann ein, wenn Prime und Target assoziativ miteinander verknüpft sind
verschiedene Arten des Priming:
semantisches
konzeptuelles
affektives
prozedurales
Was passiert beim semantischen Priming?
Prime und Target sind inhaltlich miteinander verknüpft
Reaktion auf Target Wort erfolgt schneller auf ein damit verknüpftes Wort (als auf Wort ohne Bezug zu Target)
Bsp: Freundschaft - Liebe, Freundschaft - Brot
eine der ersten Studien zu semantischem Priming von Neely (1977).
Erfassen, wie schnell VPs kurz präsentierte Wörter als reales Wort klassifizieren
wenn Zielwort (Rotkehlchen) zuvor mit einem inhaltlich verwandten Wort (Vogel) geprimed wurde, verkürzte sich die Reaktionszeit
Was passiert beim konzeptuellen Priming?
man will ganze Konzepte bei Personen aktivieren
Beispiel Studie von Shariff und Norenzayan (2007):
Konzept “Gott” wurde geprimed
Teilnehmer die sich zuvor mit diesem Konzept beschäftigten, gaben später doppelt so viel Geld an Fremde Person, als Kontrollgruppe mit neutralen Wörtern
Was passiert beim affektiven Priming?
affektiver (emotionaler) Reiz beeinflusst die Verarbeitung des anschließenden Zielreizes
Beispiel Studie Yi (1990):
Welchen Einfluss ein positiver oder negativer Hinweisreiz im Kontext der Bewertung von Werbeanzeigen haben kann
Personen lasen positiven oder negativen Zeitungsartikel (affektiver Primer)
danach sollten die VPs eine Autowerbung beurteilen
Personen mit positivem Prime bewerteten Werbung besser und empfanden eine stärkere Kaufabsicht
Was passiert beim prozeduralen Priming?
kognitive oder behaviorale Handlungsabläufe werden erleichtert beziehungsweise zugänglich gemacht
Beispiel Studie Neumann (2000):
VPs mussten neutralen Handlungablauf entweder in ich-form oder in 3. Person umschreiben (ich muss mehrere Telefonate führen, er/sie muss mehrere Telefonate führen)
=> Attribution auf eigene oder andere Person
dann wurde beobachtet wie VPs auf negative Erfahrung reagieren
personen die zuvor auf sich selbst geprimed wurden, attribuierten die negative Erfahrung eher auf sich selbst (schrieben sich die Schuld zu = stärkere Schuldgefühle)
Personen, die auf eine andere Person geprimed wurden, schrieben die negative Erfahrung eher auf andere = stärkerer Ärger
Wozu dienen Zwei-Prozess-Modelle, welche gibt es?
Zwei-Prozess-Modelle gehen davon aus, dass es zwei Denkprozesse gibt
automatisches Denken
kontrolliertes Denken
die zwei Denkarten werden klar voneinander abgegrenzt
bei unzureichender Motivation oder wenig kognitiven Ressourcen überwiegt das automatische Denken, welches weniger aufwändig ist
Beispiele für Zwei-Prozess-Modelle:
Elaboration-Linkelihood-Model (ELM)
Reflektiv-Impulsiv-Modell (RIM)
Was beschreibt das Elaboration-Likelihood-Model (ELM)?
Elaboration = Ausmaß, in welchem eine Person über die Argumente der empfangenen Botschaft reflektiert (= zentrales Kriterium der Unterscheidung der zwei Denkprozesse)
periphere Route = automatisches Denken, zentrale Route = kontrolliertes (als entgegengesetzte Endprodukte auf dem Kontinuum der Elaborationswahrscheinlichkeit)
Elaborationswahrscheinlichkeit = Wahrscheinlichkeit, dass eine Person, die empfangene Botschaft reflektiert
genügend Motivation und Zeit
=> höhere Wahrscheinlichkeit zentrale Route zu wählen
=> Tendenz, das Gehörte zu reflektieren
unzureichend Motivation oder Kapazität
=> periphere Route
=> unsystematische heuristische Verarbeitung der Infos
=> Verwendung einfacher Entscheidungsregeln (= Urteilsheuristiken) und affektiver Prozesse
Was beschreibt das Reflektiv-Impulsiv-Modell (RIM)?
= geht nicht von zwei Routen, sondern von zwei interagierenden Systemen aus:
reflektives System: bewusstes Verhalten auf Basis von Fakten, Konsequenzen und Werten
Prozesse erfordern Kapazität - Voraussetzung = Motivation und kognitive Kapazität
können nur sequenziell ablaufen
als Kontrollmechanismus werden auf Inhalte des Langzeitgedächtnisses zurückgegriffen
impulsives System: Verhalten auf Basis von assoziativen Verbindungen
Prozesse schnell und effizient - erfordern wenig bis keine Motivation und Kapazität
können auch Parallell ablaufen
die Systeme können synergistisch (in gleiche Richtung laufend) oder antagonistisch (entgegengesetzt laufend) arbeiten
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