Faktoren, die bei einer Fremdeinschätzung den ersten Eindruck hinterlassen
1. Sprache (Auswahl der Worte, Intonation, Tonhöhe, Lautstärke, Richtigkeit der Grammatik, etc.)
2. Mimik, Gestik, Körpersprache, anderweitige nonverbale Signale
3. Kongruenz in Wort und Handlung
4. Kleidung, Geruch, optische Erscheinung, Hygiene
5. Verhalten
6. Und weiteren Aspekten…
Therapie Zwangsstörung
• Zur medikamentösen Behandlung sind Antidepressiva wie SSRI geeignet. Damit werden neben den Zwängen auch gleichzeitig Ängste und eine depressive Stimmung gelindert.
• Bei der kognitiven Verhaltenstherapie wird der Patient stufenweise mit seinen Zwängen konfrontiert (Expositionstherapie mit Reaktionsverhinderung)
• Zwangsgedanken können durch gedankliche Umstrukturierung reduziert werden. Der Patient soll versuchen, sich von den Inhalten der Zwänge zu distanzieren, indem er sich bewusst wird, dass diese lediglich Teil seiner Zwangsstörung sind und die Angst keineswegs begründet ist, außerdem ist es wichtig, dass der Patient versteht, dass Zwangsgedanken/Impulse normalerweise nicht ausgeführt werden. • Bei der Therapie spielt die Einbindung der Angehörigen eine große Rolle.
• Psychodynamisch wird versucht, das starke Über-Ich des Patienten, also das stark ausgeprägte Gewissen, zu schwächen und verborgene Triebwünsche und -gedanken als normal und natürlich wahrzunehmen.
• Häufig durch gesellschaftliche Tabus befeuert, die es abzumildern und in den richtigen Kontext zu setzen gilt (sexuelle Neigungen, Verhalten in einer Partnerschaft, etc.)
Definition Ordnungszwang
Beim Ordnungszwang muss alles perfekt aufgeräumt sein. Alle Stifte haben auf dem Schreibtisch einen bestimmten Platz und dürfen nicht um einen Zentimeter verschoben werden.
Definition Zwangsimpulse
• Sie drängen sich dem Patienten auf und wollen zu Handlungen gegen den eigenen Willen anleiten. • Sie sind mit der Befürchtung verbunden, anderen oder sich selbst großen Schaden zuzufügen. Man nimmt z. B. das Küchenmesser in die Hand und befürchtet, seinen Partner damit umbringen zu müssen.
• Der Patient leidet an großer Angst, dass die Impulse nicht mehr beherrschbar sind, was zu großer Anspannung führt.
• Dass diesem Impuls tatsächlich rein krankheitsbedingt nachgegeben wird, kommt nicht vor.
Definition Kontrollzwang
• Am häufigsten ist der Kontrollzwang. Unzählige Male wird kontrolliert, ob der Herd aus ist, ob der Wasserhahn zu ist, ob die Haustür verschlossen ist, ob alle Fenster geschlossen sind, etc. Dies kann mehrere Stunden dauern, bis für den Patienten alles in Ordnung ist. Kann er diese Zwangshandlungen nicht durchführen, treten Angst und eine große innere Anspannung auf.
Definition Waschzwang
Patienten mit Waschzwang sind der Meinung, verschmutzt zu sein, und waschen sich manchmal stundenlang die Hände, um die innere Anspannung zu lindern.
Definition Zwangsgedanken
: häufige, immer wiederkehrende Ideen oder Befürchtungen, es könnte etwas Schreckliches passieren, wofür man verantwortlich wäre. Die ausgelösten Ängste können hierbei oft nur durch Zwangshandlungen gemildert werden. Diese Korrelation ist jedoch nicht zwingend nötig.
Definition Zwangshandlungen
: Der Patient führt gegen seinen Willen zwanghaft Handlungen durch, obwohl er sich der Unsinnigkeit bewusst ist. Diese Handlungen verlaufen immer nach demselben Schema, das auf keinen Fall verkürzt oder verändert werden darf.
Definition von Zwang im Kontext von Zwangskrankheiten
• Ein Zwang ist ein fremder und oft quälender Gedanke, den die Betroffenen für unvernünftig halten, aber dennoch nicht unterdrücken können.
• Die Zwangsstörungen werden zu den „inhaltlichen Denkstörungen“ gezählt.
• Zwangsstörungen stehen in der Pathogenese eng in Verbindung mit Ängsten, respektive Angststörungen.
Definition Zwangsstörungen
• Immer wiederkehrende Zwangsgedanken und/oder -handlungen quälen die Betroffenen. Diese folgen meist demselben Muster.
• Widerstand dagegen zu leisten, erweist sich als vergeblich, verschlimmert die Symptomatik sogar. • Zwangshandlungen können von den Betroffenen durchgeführt werden, um ein befürchtetes Unheil abzuwenden (nicht jede Zwangsstörung geht mit Zwangshandlungen einher).
Die Sinnlosigkeit der Zwänge ist den Patienten bewusst, führen sie die Handlungen aber nicht durch, löst das Angst aus, welche sich immer weiter verstärkt. Für die Diagnose F.42.0 nach ICD-10 sind folgende Faktoren relevant:
• die Zwangssymptome müssen mindestens zwei Wochen lang an den meisten Tagen in Form von Zwangsgedanken oder Zwangshandlungen auftreten
• sie müssen quälend sein
• und die normalen Aktivitäten stören.
Gesamtgesellschaftlich gesehen entwickeln 3/100 Menschen in ihrem Leben eine Zwangsstörung
• Im Kindesalter selten, Tendenz steigend
• Prävalenz bei Jugendlichen 1-4%
• Typisches Erkrankungsalter liegt bei etwa 20 Jahren
• 85% erkranken vor dem 30. Lebensjahr
• Im Kindesalter sind Jungen mit einer Rate von 3:2 häufiger betroffen
• Im Jugendalter gleicht sich die Verteilung an
Faktoren Pathogenese von Zwangsstörungen
• Multifaktoriell: Genetische, organische und psychologische Ursachen vermutet
• Häufung von Zwangsstörungen in betroffenen Familien, bei Zwillingen sind meist beide betroffen • Es wird vermutet, dass im Gehirn bestimmte Filterfunktionen defekt sind und dass eine Überfunktion bestimmter Regionen des Gehirns vorhanden ist. Es besteht ein Ungleichgewicht der Hirnbotenstoffe Serotonin und Dopamin (Ähnlichkeit zur Entstehung von Angststörungen)
• Lernpsychologisch erklärt man sich Zwänge dadurch, dass Befürchtungen oder Ängste mit neutralen Objekten verknüpft werden
• Beispielsweise wird Angst mit dem neutralen Objekt „Schmutz“ verknüpft. Wenn der Patient den Schmutz entfernt, beseitigt er gleichzeitig seine Angst. Die Zwangshandlung „Schmutz entfernen“ reduziert die Angst erheblich
• Es folgt die Verselbstständigung des Rituals und der Patient versucht, durch übertriebenes Reinigen und Waschen jegliche Spannungen bzw. Angstgefühle abzubauen
• Psychodynamisch sollen sich Zwänge teilweise durch ein sehr ausgeprägtes Gewissen des Betroffenen und ebenso ausgeprägte Triebe erklären
• Gewissen und Triebe stehen dabei miteinander im Konflikt. Eine übertrieben strenge Erziehung hinsichtlich Hygiene und Reinlichkeit können ebenfalls Anteil an der Entstehung einer solchen Zwangsstörung haben
Symptome Zwangsstörungen
• Ähnlich wie im Fall der Angst hat nicht jeder Zwang gleich Krankheitswert! Nicht krankhaft ist es z. B., wenn man kontrolliert,
• ob die Haustür tatsächlich verschlossen ist,
• das Flugticket wirklich in der Tasche ist oder ob der Herd ausgeschaltet wurde.
• Bei den hier benannten Tätigkeiten ist für eine Diagnostik neben der Häufigkeit der Handlungen insbesondere der vom Betroffenen empfundene Leidensdruck von Bedeutung
• Manchmal hat man auch eine bestimmte Melodie im Kopf, die man einfach nicht mehr aus dem Kopf bekommt, auch das ist „normal“
• Wenn die Zwänge (in Gedanken- oder Handlungsform) immer wiederkehren und den Menschen in seinem Alltag beeinträchtigen, wenn das Leben immer mehr von Zwängen und Ängsten dominiert wird, sind Zwänge als Krankheit anzusehen.
• Die Versuche des Patienten, sich von seinen Zwängen zu befreien, sind meist vergeblich und mit großer Anspannung, Angst oder Panikattacken verbunden. Charakteristisch für die Zwangsstörungen ist, dass sie immer nach dem gleichen Muster ablaufen.
• Die Zwänge drängen sich dem Patienten auf, ohne dass er etwas dagegen tun kann, obwohl er die Unsinnigkeit der Zwänge durchaus einsieht.
Alllgemeine Aufgaben Pflege bei Borderline
Umfangreiches Aufgabengebiet
24h für den Betroffenen da
Wahrnehmen von kleinsten Veränderungen, Patientenbeobachtung steht gemeinsam mit dem Beziehungsaufbau im Vordergrund
Mensch steht im Mittelpunkt
Hauptaufgaben
Vertrauen aufbauen
Begleitung im Anpassungsprozess
Hilfe zur Beibehaltung/neu Findung des psychischen, physischen & sozialen Gleichgewichts des Patienten
Beziehungsgestaltung mit Kontaktaufnahme & Vertrauen
Nonverbale & verbale Kommunikation (Beachten!)
Ermittlung des individuellen Pflegebedarfs
Erstes ausführlichen Gespräch:
Anamneseerstellung (ohne Zeitgrenzen wenn möglich → führt zu Entspannung & Ruhe)
Pflegeplanung
Beobachten, erkennen & zuordnen von Verhaltensweisen oder Äußerungen der Betroffenen
Wahrnehmen des Patienten als Teil seines Umfeldes
Spezielle Bedürfnisse wahrnehmen & erkennen können
Rasches Wahrnehmen von speziellen psychiatrischen Symptomen
Kriterien:
Sozialverhalten
Erscheinungsbild
Orientierung
Wirkung von Medikamenten
Schlafbedürfnis
Stimmung & Kommunikation
Fertigkeiten
Antrieb
Aktivierende Pflege durch Mitgestaltung des Aufenthaltes
Wiedererlernen von Alltagsaufgaben
Förderung von Fähigkeiten
Motivieren zum eigenständigen Handeln
Selbsthilfe
Unterstützung in den ATL´s
Rückmeldung über Verhalten, Beziehungsfähigkeit, Fortschritte im Behandlungsverlauf → ggf. Suche von gemeinsamen Alternativen
Beziehungsaufbau (schwierig durch “schwarz-weiß“ Denken) → Zwischentöne sind wichtig.
Laufende Gespräche mit Betroffenen & im interdisziplinären Team um Spaltungen vorzubeugen
Besondere Wichtigkeit eines funktionierenden Bezugspflegesystems mit klaren Strukturen und Verantwortlichkeiten
Stabilität & Kontinuität (besonders bei häufigen Krisen, Abwertung & impulsiven Verhalten → anstrengend & emotional belastend)
Rolle der Pflegefachkraft Erleichterte Kontaktaufnahme mit BorderlineErkrankten
Persönliche Distanz bei Gesprächen wahren
Patient/in auf seine Eigenverantwortung hinweisen (geben diese häufig ab)
Anschuldigungen, verletzende Worte oder Vorwürfe vermeiden (auch wenn Patient/in einen noch so wütend macht)
Aufmerksam hinsichtlich der eigenen Belastbarkeit, Grenzen & Möglichkeiten sein
Versuchen das Verhalten & Erleben der Betroffenen zu verstehen, zu unterstützen & weniger schädliche Möglichkeiten im Umgang mit sich zu finden
Wissen über Krankheit, Verhaltensmuster & deren Auslöser + reflektierter Umgang damit
Niemals lügen, manipulieren, unrealistische Versprechungen machen, „Deals“ machen, übertrieben „in Watte packen“!
Faktoren Therapievertrag Borderline
Gemeinsame Erstellung eines Therapievertrages mit Therapeuten, BZP und Patient/in
Sinnhaftigkeit: Patient/in soll einen Teil der Verantwortung für sich selbst tragen
Beispielhafte Verpflichtungen:
Keine Suizidversuche
Aktive Mitarbeit & Teilnahme an Therapien
Hinarbeiten zur Abschwächung der Suizidgedanken
Kein Alkohol-/Drogenkonsum
Keine Suizidpläne anderen Patienten mitzuteilen
Am stationären Alltag mitzuwirken
Sich nicht zu verletzen; Mitteilung an die PK bei jeder Art von Anspannung
Medikamenteneinnahme
Pflege bei Borderline
Wundversorgung
Möglichkeit der Selbstverletzung besteht bei zu hohem Druck/Anspannung des Betroffenen → Betroffene melden dies meist der PK im Anschluss
Wichtig bei Versorgung nach Selbstverletzung:
Neutrale Wundversorgung
Fachlich korrekte und genaue Durchführung + guter Sitz des Verbandes
professionell ohne viele Worte → keine Aufmerksamkeit (= Belohnung)
Abklärung ob Selbstverletzung oder Selbstmordversuch vorliegt
PVD informieren
Klärung des Auslösers oder der Ursache sollte später erfolgen (z.B. nächster Tag → Psychotherapeuten)
Selbstverletzung nicht als Mittel um sich Zuwendung zu holen
Genauste Dokumentation über „normale“ Wunddokumentation hinausgehend.
Spannungskurve
Zum Einschätzen ...
des aktuellen emotionalen Zustandes
der derzeitigen Anspannung
des gezielten Einsatzes verschiedener Skills
Ursachen für die Anspannung wird nicht behoben, lediglich Erlernen des Umgangs
Spannungskurve gibt Orientierung zur Beobachtung, Selbsteinschätzung und Dokumentation des aktuellen Anspannungsgrades (von 0 bis 10)
Erfolgt durch Patient/in selbst
PK beobachtet & sichtet zu Beginn täglich diese Ausführung → positive Verstärkung
Faktoren Pflege bei Borderline
Notfallkoffer
Beinhaltet eine allgemeine Skill-Liste & Gegenstände
Lösen optische, sensorische, akustische und olfaktorische Reize aus
Sollte auf Station immer vorhanden sein
Dienen Borderline-Patienten, die noch keine persönlichen Notfallkoffer besitzen
PK bedient sich dessen um mögliche Alternativen (zur Selbstverletzung) anbieten zu können
Gegenstände dürfen max. 24h beim Patienten sein
PK kann zusammen mit Patienten seinen individuellen Notfallkoffer zusammenstellen → Patient weiß am besten was ihm hilft & wo positive Gefühle entstehen
Konsequenz aus fehlgelernten Strukturen, die im Laufe einer Persönlichkeitsstörung entstehen
Suizidalität
Selbstverletzungen
Fremdaggressivität
Fressanfälle
Missbrauch an Alkohol, Tabletten und Drogen
Hochrisikoverhalten
Faktoren Komorbidität bei Borderline
Unter Komorbidität versteht die Medizin eine oder mehrere Störungen oder Erkrankungen, die zu einer Grunderkrankung hinzukommen.
Komorbidität kommt bei der Borderline-Störung sehr häufig vor.
Besonders die Krankheitsbilder Posttraumatische Belastungsstörung, Affektive Störungen, Angststörungen und Drogen- und/oder Alkoholabhängigkeit treten vermehrt bei Patient:innen auf, die an einer Borderline-Störung erkrankt sind.
Nicht verwechseln mit Co-Abhängigkeit! Hierunter versteht man suchtförderndes Verhalten gegenüber suchtkranken Menschen, das oft ungewollt und unbewusst stattfindet – Es hat mit Komorbidität nichts zu tun.
Therapie Borderline
1. Psychotherapie und Verhaltenstherapie
Dialektisch Behaviorale Therapie (DBT: Einzeltherapie, Gruppentherapie, Telefonberatung, Supervision und Pharmakotherapie)
Schematherapie (SFT: Als Schema wird ein typisches Muster von Gefühlen, Gedanken und Empfindungen bezeichnet, das unser Verhalten steuert. Es wird in der Kindheit erlernt und dient dazu, die wichtigsten psychischen Grundbedürfnisse eines Menschen zu befriedigen, etwa das Bedürfnis nach sicheren Bindungen bzw. zufriedenstellenden Beziehungen oder das Bedürfnis nach Autonomie)
Systematic Training for Emotional Predictability & Problem Solving(STEPPS)
Mentalisierungsbasierte Psychotherapie (MBT Die Mentalisierungsbasierte Psychotherapie (MBT) ist ein psychotherapeutischer Ansatz, welcher sich an Erkenntnissen der Psychoanalyse, der Entwicklungspsychologie und der Bindungstheorie sowie am Konzept der Theory of Mind orientiert und Elemente verschiedener Therapieschulen integriert. Mentalisieren beschreibt, wie gut ein Mensch in der Lage ist, psychische Prozesse (Gefühle, Wünsche, Überzeugungen) bei sich selbst und anderen als Ursache von Handlungen wahrzunehmen und zu verstehen)
Emotionsregulationsgruppen (ER)
2. Pharmakotherapie
3. Familientherapie und systemische Therapie/Beratung
Aussichten Pflegediagnosen
Ohne spezialisierte Behandlung – keine Besserung. Eine Persönlichkeitsstörung wird in den allermeisten Fällen nicht einfach mit der Zeit verschwinden.
Was bedeutet „Remission“?
Im Behandlungsfall:
Nach 4 Jahren: 50% in Remission
Nach 6 Jahren: 60% in Remission
Nach 8 Jahren: 80% in Remission
Krisen bei einer Borderlinestörung
Betroffene können nur schlecht mit Ablehnung, Freude, Stresssituationen & Zurückweisung umgehen
Betroffene haben oft im Leben keine anderen Strategien erlernt um mit Angst & Spannung umzugehen
Oft Selbstverletzendes Verhalten um Spannung (Druck) zu reduzieren
Um mit Freude, schlechtem Gewissen, Angst umgehen zu können
Um sich selbst wieder spüren zu können → Sprechen danach von “Erleichterung“
Extremzustand der Spannung wird durch das Verletzen unterbrochen
Krisensituationen & Veränderungen müssen erkannt, angesprochen & dokumentiert werden
Pflegerische Maßnahmen Borderline
Genaue Beobachtung bei selbstverletzenden Verhalten + Kontaktaufnahme
Frühzeitige Erkennung von Anspannungssymptomen (ggf. Signalerkennungsplan!)
Frühzeitiges Handeln → Gewährleistung der Patientensicherheit & Schutz
Vorsicht: kein Gefühl der Überwachung vermitteln (Vertrauensbruch/mangelnde Kooperation)
Merkmale:
Muskeltonus, Zittern, Verkrampfungen der Hände
Erhöhter BZ / HF
Verschwitzte Handinnenflächen
Vermeintliches Frieren
Starrer Blick, auf einen Punkt fixiert
Wortkarge/aggressive Reaktion bei Ansprache
Interventionsmörglichkeit Borderline
Ggf hilfreich: PK übernimmt Regie & wendet situativ geeignete Intervention an
Sicherheit durch Anwesenheit
Lautes Ansprechen (Aufmerksamkeit wird umgelenkt)
Drücken der Hände
Anwendung von Skills → Merke: nicht immer kann selbstverletzendes Verhalten verhindert werden
Pflegemaßnahme Skills bei Borderline
= Möglichkeiten, zur Selbsthilfe, um sich im Fall der Spannung selbst beruhigen und wieder wahrnehmen zu können
Skill-Liste wird von BZP, der/dem zuständigen Therapeuten und ggf. dem Stationsarzt gemeinsam mit dem zu pflegenden Menschen erarbeitet
Erweiterung durch PK aufgrund praktischer Erfahrung in Krisensituationen
Skillsuche & Training durch PK → Unterstützung des Patienten
Identifikation wirkungsloser Skillmöglichkeiten
Skillfelder
Aktivitäten
Tätigkeiten, die einen durch Körperempfindungen zurückholen
Veränderung der Augenblicks
Gerüche
Schmecken
Hören
Sehen
Faktoren Persönlichkeitsstörungen Borderlinestörung
▪ Instabilität des eigenen Selbstbildes, inneren Ziele und subjektive Präferenzen
▪ Neigung zu intensiven aber unbeständigen Beziehungen
▪ Wiederholte emotionale Krisen
▪ Suizidales Verhalten
▪ Selbstschädigende Handlungen (z.B. auch Geldverschwendung, wahlloser Geschlechtsverkehr, Essstörungen, Ladendiebstahl, rücksichtsloses Autofahren…)
Definition Borderlinestörungen
Persönlichkeitsstörung mit wechselnder und launenhafter Stimmung und deutlicher Tendenz, Impulse ohne Rücksicht auf Konsequenzen auszuagieren
Umfasst neurotische, psychotische und Symptome von Persönlichkeitsstörungen
Die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist durch ein durchdringendes Muster von Instabilität und Überempfindlichkeit in zwischenmenschlichen Beziehungen, die Instabilität des Selbstbildes, extreme Stimmungsschwankungen und Impulsivität charakterisiert.
Die Diagnose wird aufgrund der klinischen Kriterien gestellt. Die Behandlung erfolgt mit Psychotherapie und Medikamenten
Methoden der Diagnosestellung Borderline
Ausführliche Gespräche, auch mit Eltern/Bezugspersonen
Erfragung der Krankheitsvorgeschichte auch bei Eltern/Bezugspersonen
Diagnostische Fragebögen oder Interviewleitfäden zum Beispiel:
Strukturiertes klinisches Interview (SKID)
Verhaltens- und Erlebnisinventar (VEI)
Minnesota Multiphasisches Persönlichkeitsinventar (MMPI)
Borderline-Symptomliste (BSL)
Beobachtung der Verhaltensweisen im (Stations-)Alltag
Ausschluss körperlicher Ursachen
Ursachen Borderlinestörung
Genetische Belastung
Temperament als Disposition für Reaktion auf Umweltreize
Angeborene oder früh erworbene zerebrale Dysfunktion
Frühe Traumatisierung
invalidierendes Umfeld
Konsequenz aus den grundlegenden Ursachen für eine Persönlichkeitsstörung
Impulskontrollstörung
Affektregulationsstörung
Beziehungsstörung
Konsequenz aus den Grundstörungen einer Persönlichkeitsstörung
Mischung aus Problemen in der psychosozialen Orientierung und Stressbewältigung und Dysfunktionale Verhaltensmuster
Folgen von den Auswirkungen von Problemen mit psychosozialen Orienterung und Stressbewältigung und Dysfunktionalen Verhaltensmustern
Verhaltensweisen, die eingesetzt werden um unerträgliche Spannungszuständen zu regulieren, Dissoziation zu verhindern und wieder handlungsfähig zu werden
Die Erleichterung, die empfunden wird, verstärkt diese Verhaltensmuster und verhindert das Erlernen neuer situationadäquater Strategien
Unterscheidungen emotional-instabiler Persönlichkeitsstörungen
Impulsiver Typ
Borderlinestörung
Definition impulsiver Typ Persönlichkeitsstörung
▪ Mangelnde Impulskontrolle
▪ Aggressives + gewalttätiges Verhalten, besonders bei Kritik durch Andere
Klassifikation Borderline
Aktuelle Klassifikationssystem in Deutschland: ICD-10
In der Revision (ICD-11) gibt es einige Veränderungen bezüglich der Borderline- Persönlichkeitsstörung -> Im Januar 2022 offiziell eingeführt, findet jedoch noch keine tatsächliche Anwendung
ICD-11 befindet sich aktuell in der Implementierung, für diese sind bis zu 5 Jahre Zeitdauer vorgesehen
Nach ICD-10 gehört Borderline zu den „emotional instabilen Persönlichkeitsstörungen“
Definition Persönlichkeitsstörungen
„Tief verwurzelte, anhaltende und weitgehend stabile Verhaltensmuster“
„Deutliche Abweichungen im Wahrnehmen, Denken, Fühlen und in Beziehungen zu anderen“
Differenzierung nach vorherrschendem Verhaltensmuster in verschiedene Unterkategorien
Faktoren Pro-Fixierung
Schutz vor akuter Selbst- oder Fremdgefährdung.
Letztes Mittel, wenn alle anderen Maßnahmen versagen.
Gesellschaftliche Relevanz Borderline
Prävalenz bis zu 2,7% gesamtgesellschaftlich
Verhältnis Mann-Frau: 1:1 (Röpke, k.D.)
80% der Betroffenen kommen bereits im Alter von 14-19 Jahren erstmalig in Behandlung
Suizidrisiko: ca. 7% (ca. das 80-fache eines „gesunden“ Menschen) (Lambert, k.D.)
15-20% der Gesamtkosten für psychiatrische Behandlung in Deutschland werden durch Borderline-Erkrankte Personen verursacht
Faktoren Contra-Fixierung
Hohe psychische Belastung der Patient
.
Gefahr der Traumatisierung und Eskalation.
Ethische Fragen hinsichtlich der Einschränkung der Freiheit.
Faktoren Legitimität und Indikation von Fixierungen
Eine mechanische Fixierung sollte nur in absoluten Ausnahmesituationen erfolgen, wenn andere deeskalierende Maßnahmen versagt haben und eine unmittelbare Gefahr für die betroffene Person oder andere besteht. Fixierungen sind dann legitim, wenn akute Selbst- oder Fremdgefährdung vorliegt, etwa wenn Patienten sich oder andere ernsthaft verletzen könnten, und alle anderen Mittel, wie verbale Deeskalation oder medikamentöse Interventionen, erfolglos geblieben sind. Das Ziel der Fixierung sollte der Schutz aller Beteiligten sein, niemals Bestrafung oder Kontrolle. Es ist ethisch vertretbar, wenn das Wohl der Person im Vordergrund steht und es keine anderen Alternativen gibt.
Vorausgehende Faktoren Fixierung
Verbale Deeskalation: Ein beruhigendes Gespräch kann helfen, die Situation zu entschärfen.
Medikamentöse Behandlung: Wenn angebracht, sollte eine Bedarfsmedikation in Erwägung gezogen werden, um die Anspannung zu mindern.
Rückzugsmöglichkeiten bieten: Das Angebot eines ruhigeren Raums kann helfen, den Stresspegel zu senken.
Strukturiertes Verhalten: Den Patienten durch klare, einfache Strukturen und Regeln zu führen, kann oft helfen, die Kontrolle zu behalten.
Wichtige Maßnahmen nach der Fixierung
Kontinuierliche Überwachung: Eine engmaschige Beobachtung des Patienten ist unerlässlich, um sicherzustellen, dass keine weiteren Gefahren (wie Strangulationsversuche) entstehen.
Psychische Nachsorge: Ein Nachgespräch mit dem Patienten sollte angeboten werden, um die Situation zu reflektieren und eventuell entstandene Traumata zu bearbeiten.
Medizinische Überprüfung: Es sollte regelmäßig geprüft werden, ob die Fixierung noch notwendig ist oder beendet werden kann.
Dokumentation: Alle Schritte der Fixierung und die Entscheidungskriterien müssen detailliert dokumentiert werden.
Handlungskette Fixierung
Erkennung der Gefährdung: Zunächst wird festgestellt, ob eine akute Selbst- oder Fremdgefährdung durch den Patienten vorliegt. Dabei wird die Möglichkeit von Deeskalationsmaßnahmen geprüft.
Einsatz weniger einschneidender Maßnahmen: Vor der Fixierung werden alle möglichen Alternativen ausgeschöpft. Dazu gehören beruhigende Gespräche, Ablenkung oder die Änderung der Umgebung.
Ärztliche Anordnung: Falls eine Fixierung unumgänglich ist, muss eine ärztliche Anordnung erfolgen. Nur ein Arzt darf entscheiden, ob eine Fixierung medizinisch notwendig ist. Diese Entscheidung wird dokumentiert.
Information des Patienten: Der Patient (sofern möglich) wird über die Maßnahme und den Grund informiert. Es wird versucht, die Einwilligung des Patienten einzuholen.
Durchführung der Fixierung: Die Fixierung wird durch qualifiziertes Personal unter Beachtung der Sicherheitsstandards durchgeführt. Dabei wird darauf geachtet, dass der Patient nicht unnötig verletzt oder traumatisiert wird.
Kontinuierliche Überwachung: Während der Fixierung muss der Patient kontinuierlich überwacht werden, um Komplikationen wie Verletzungen, Atemprobleme oder Kreislaufstörungen zu vermeiden.
Richterliche Genehmigung: Wenn die Fixierung länger als eine bestimmte Zeit (meist 24 Stunden) andauern soll, muss eine richterliche Genehmigung eingeholt werden. Auch in Fällen, in denen der Patient die Fixierung nicht versteht oder sich dagegen wehrt, ist dies nötig.
Dokumentation: Alle Schritte, inklusive der Gründe, der Dauer der Fixierung und der Überwachung, werden sorgfältig dokumentiert. Dies dient der Nachvollziehbarkeit und rechtlichen Absicherung.
Nachbetreuung: Nach der Fixierung erhält der Patient psychologische Unterstützung, um das Erlebte zu verarbeiten. Auch Gespräche mit Angehörigen oder Betreuern können stattfinden.
Evaluation: Die Notwendigkeit der Fixierung wird regelmäßig überprüft, um die Maßnahme so kurz wie möglich zu halten. Zudem wird der Vorfall evaluiert, um künftig Alternativen zu finden und das Risiko einer erneuten Fixierung zu minimieren.
Häufige Fehler bei der Fixierung
Fehlende oder unzureichende Indikationsstellung:
Eine Fixierung wird durchgeführt, ohne dass eine klare Selbst- oder Fremdgefährdung vorliegt.
Alternativen zur Fixierung (wie Deeskalationsmaßnahmen) werden nicht ausreichend geprüft.
Fehlende ärztliche Anordnung:
Fixierungen werden ohne vorherige ärztliche Anordnung durchgeführt.
In Notfällen wird nicht unverzüglich ein Arzt hinzugezogen, um die Maßnahme zu prüfen.
Mangelnde rechtliche Absicherung:
Es wird versäumt, eine richterliche Genehmigung einzuholen, wenn eine Fixierung länger andauert.
Fehlende Dokumentation der Fixierung oder unvollständige Einträge, die die Rechtmäßigkeit der Maßnahme in Frage stellen könnten.
Unzureichende Information des Patienten:
Der Patient wird nicht ausreichend über den Grund der Fixierung und die geplanten Maßnahmen informiert.
Die Einwilligung wird nicht eingeholt, obwohl dies möglich wäre.
Fehler bei der Durchführung der Fixierung:
Unsachgemäße Anwendung von Fixierungsmaterialien, die zu Verletzungen führen können (z.B. zu enge Gurte).
Fixierung in einer gefährlichen Körperposition, die Atemprobleme oder Durchblutungsstörungen verursacht (z.B. Bauchlage).
Unzureichende Überwachung des Patienten:
Der Patient wird nach der Fixierung nicht kontinuierlich überwacht, was zu schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen führen kann.
Vitalzeichen (z.B. Atmung, Puls) werden nicht regelmäßig kontrolliert.
Zu lange Fixierungsdauer:
Eine Fixierung wird länger aufrechterhalten als notwendig.
Die regelmäßige Überprüfung der Indikation zur Fixierung unterbleibt, wodurch Patienten unnötig lange fixiert bleiben.
Fehlende Nachbetreuung:
Der Patient erhält nach der Fixierung keine psychologische Unterstützung oder Beratung, um das Trauma zu verarbeiten.
Angehörige oder Betreuer werden nicht über den Vorfall informiert.
Mangelnde Schulung des Personals:
Das Personal ist nicht ausreichend in den rechtlichen und praktischen Aspekten der Fixierung geschult.
Fehlerhafte Anwendung von Fixierungstechniken aufgrund fehlender Erfahrung oder unzureichender Kenntnis der Risiken.
Fehlende oder mangelhafte Dokumentation:
Die Dokumentation der Fixierung ist unvollständig oder inkorrekt, was rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen kann.
Wichtige Details wie der Grund, die Dauer oder die Überwachungsintervalle werden nicht vermerkt.
Argumente Pro-Fixierung
Was sollten Menschen mit Panikattacken beachten?
• Koffein putscht auf und kann bei manchen Menschen Angst auslösen.
• Nikotin wirkt anregend auf den Körper – und nicht entspannend, wie viele annehmen. Rauchen ist keine gute Idee, wenn du ohnehin schon angespannt bist.
• Alkohol ist kein gutes Beruhigungsmittel. Im Gegenteil: Er kann Angstzustände sogar verschlimmern.
• Unterzuckerung kann für Schwindel und Benommenheit sorgen.
• Schlafmangel kann die Entwicklung von Angststörungen fördern. Panikattacken auf Dauer loswerden
• Herzrasen und Angstzustände können Symptome einer Erkrankung sein – die aber bei richtiger Therapie sehr gut behandelbar sind.
Welche Rollen haben PFKs bei der Behanldung von Angst- und Panikattacken?
• Biographiearbeit, Sozialanamnese, Angst auslösende Situationen identifizieren
• Angstpatient*innen benötigen besonders viel Zuwendung, Akzeptanz und Anteilnahme
• Ängste der Betroffenen ernst nehmen, nicht überfordern, Aufklärung anbieten (Informationen über die Erkrankung, Medikamente, etc.)
• Patienten während einer Panikattacke nicht allein lassen, zu gemeinsamen Atemübungen (oder anderen Methoden der VT) anregen, sofern man selber sicher in der Anwendung ist
• Die heftige körperliche Symptomatik, die nicht gefährlich ist, beunruhigt die Pflegeempfänger stark und führt zu der Annahme, dass eine körperliche Erkrankung dahintersteckt. Die Betroffenen lassen sich aber in der Regel beruhigen.
• Im Unterschied dazu kann man z. B. einen hypochondrisch erkrankten Menschen nicht beruhigen.
Diagnostik von Angst- und Panikattacken
• Für die Diagnosestellung ist eine umfassende Anamnese notwendig
• Zunächst ist es wichtig zu beurteilen, ob überhaupt eine krankhafte Angststörung vorliegt. Solange die Angst auf tatsächlich bedrohliche oder gefährliche Situationen beschränkt ist, hat sie keinen Krankheitswert
• Abklären, ob die Angst immer vorhanden oder situationsgebunden ist
• Wichtig: Ängste nicht überpathologisieren!
• Ausmaß und Art der Angst kann durch verschiedene psychologische Testverfahren, wie die Hamilton-Angstskala untersucht werden
• Eine umfassende körperliche Untersuchung muss zum Ausschluss organischer Ursachen für Panik oder Ängste durchgeführt werden
Faktoren Ängste als Symptom anderer Erkrankungen
• Oftmals leiden Menschen mit anderen psychischen Krankheiten an Angststörungen. Besonders häufig ist die Depression mit Angst verbunden, aber auch Schizophrenie, Zwänge, Persönlichkeits- und Substanzstörungen (Alkohol, Drogen) gehen mit Angst einher.
Therapie Angststörungen
• Kognitive Verhaltenstherapie mit Reizkonfrontation, zusätzlich kann eine medikamentöse Behandlung mit SSRI durchgeführt werden.
• Bei der Verhaltenstherapie konfrontiert man den Betroffenen direkt mit dem Reiz, der die Angst auslöst
-> Schrittweise oder als Flooding (der Patient wird mit dem Reiz „überflutet“).
• Einsatz Benzodiazepinen: Wirksam aber kritisch: Abhängigkeitspotenzial. Welches Problem erkennen Sie noch hinsichtlich des Einsatzes von Benzodiazepinen?
• Entspannungsverfahren: Durch vorausgehende Entspannung kann die Angstreaktion verringert werden. Außerdem kommen Elemente aus der kognitiven Verhaltenstherapie zum Einsatz, die festgefahrene Annahmen und Denkmuster des Patienten hinterfragen und korrigieren sollen.
• Die psychodynamische Therapie versucht eine Aufarbeitung der Ursache der Angststörung. Ein eventuell zugrunde liegender Konflikt wird bearbeitet.
Medikament bei Angststörungen
SSRI
Abk SSRI
selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer
Die selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) sind eine Wirkstoffgruppe der Antidepressiva.
Wirkmechanismus SSRI
SSRI blockieren Serotonin-Transportproteine im ZNS, die für die Wiederaufnahme des Serotonins in die Präsynapse verantwortlich sind. Dort verhindern sie, dass Serotonin aus dem synaptischen Spalt wieder aufgenommen wird. So wird die Konzentration von Serotonin im synaptischen Spalt erhöht. Falls ein Serotonin-Mangel für eine Depression verantwortlich ist, kann die SSRIBehandlung dem Serotonin-Mangel entgegenwirken. Wirkung tritt 1-3 Wochen nach Ersteinnahme ein.
Beispiele für SSRI
Fluoxetin
Citalopram
Fluvoxamin
Paroxetin
Sertralin
Indikation SSRI
Eine Therapie mit SSRI ist bei Depressionen, Zwangs- und Angststörungen indiziert. Überwiegend werden sie bei depressiven Episoden bzw. bei schwerer Depression ("major depression") verwendet.
Nebenwirkungen SSRI
: Im Vergleich zu anderen Antidepressiva haben SSRI weniger Nebenwirkungen. Zu Beginn der Behandlung kann es zu Kopfschmerzen, Übelkeit, Unruhe, Schlafstörung und Problemen mit der Verdauung kommen. SSRI können irreversible Sexualdysfunktionen (z.B. Anorgasmie, erektile Dysfunktion) auslösen.
Wichtige Faktoren Verschreibung von SSRI
• SSRI werden erst ab einem Lebensalter von 18 Jahren verschrieben, vorher können Sie das Suizidrisiko erhöhen.
Folgen von SSRI langfristiger Supplementierung
• Bei einer langfristigen Behandlung kann durch die Wirkung von Serotonin auf Osteoklasten und Osteoblasten das Risiko für eine Osteoporose steigen.
Wechselwirkungen von SSRI
• SSRI sollten nie gemeinsam mit Migräne-Medikamenten aus der Gruppe der Triptane eingenommen werden, da beide Medikamente eine ähnliche Wirkung haben und es zu dem lebensgefährlichen Serotonin-Syndrom kommen kann. Auch die serotonerg wirksamen Opioidanalgetika Tramadol und Tapentadol erhöhen das Risiko eines Serotonin-Syndroms.
• Alkohol und andere Drogen sollten gemieden werde
Typische Merkmale von Angststörungen sind im Allgemeinen:
• Grundlos und übermäßig auftretende Angst
• Vermeidungsverhalten, dadurch starke Beeinträchtigung der Lebensqualität
Ist diese Angst auf konkrete Situationen oder Objekte bezogen, handelt es such um eine Phobie oder phobische Störung.
Problematik bei Angststörungen
• Die Betroffenen entwickeln „Angst vor der Angst“ und vermeiden daher die angstauslösenden Situationen/Objekte, was im Extremfall zu vollkommener sozialer Isolation führen kann.
➢Es entsteht ein „Angstkreislauf“
• Sonderfall: Personen mit generalisierter Angststörung haben dauerhaft Angst, sie grübeln und befürchten, dass ein Unglück hereinbrechen wird (katastrophisieren). Es gibt dabei keinen konkreten Angstauslöser.
Faktoren generalisierte Angst
• Die generalisierte Angststörung (GAS) ist gekennzeichnet durch übermäßig auftretende Ängste und Sorgen hinsichtlich einer Vielzahl von Aktivitäten oder Ereignissen über mindestens ≥ 6 Monate.
• Der Schwerpunkt der Besorgnis ist nicht eingegrenzt wie bei anderen psychischen Störungen (z. B. eine Panikattacke zu erleiden, sich in der Öffentlichkeit zu blamieren oder kontaminiert zu werden), stattdessen hat der Patient multiple Sorgen, die sich mit der Zeit häufig verlagern. Gängige Sorgen beziehen sich auf Themen wie Arbeit und familiäre Pflichten, Finanzen, Gesundheit, Sicherheit, Autoreparaturen und Hausarbeit.
• Die Ursache ist unbekannt, jedoch bestehen häufig Komorbiditäten mit Alkoholabusus, Depression oder Panikstörung.
• Die Diagnose beruht auf der Anamnese und der körperlichen Untersuchung. Die Behandlung besteht aus Psychotherapie, je nach Krankheitsausprägung in Kombination mit Pharmakotherapie.
Faktoren plötzliche und extreme Angst
• Eine Panikattacke beschreibt das anfallartige Auftreten größter Angst, ohne dass es hierfür einen konkreten Auslöser gibt.
• Patienten empfinden dabei häufig Todesangst und/oder Angst vor Kontrollverlust (Depersonalisation/Derealisation), beziehungsweise Angst davor, „verrückt“ zu werden.
• Dies wird von einer massiven körperlichen Symptomatik (z. B. Herzrasen, Brustschmerzen, Zittern, Übelkeit/Erbrechen, Hitzewallungen) begleitet.
• Panikattacken halten aufgrund der starken körperlichen Symptome im Regelfall nur kurze Zeit an, maximal 30-45 Minuten.
• Die Panikattacke selbst ist harmlos, sie kann im „gesunden“ Körper keinerlei Schäden anrichten.
• 1 von 5 Deutschen erleben einmal im Leben eine Panikattacke. Nur knapp 4 % entwickeln eine Panikstörung.
SOS-Tipps bei Panikattacken
Atmung kontrollieren
Stopp sagen
Sport machen
Fäuste ballen
Dich erfrischen
Bleiben wo du bist
Gedanken umleiten
• Wenn dich das Gefühl einer einsetzenden Panikattacke beschleicht, oder auch wenn du schon mittendrin bist, konzentriere dich auf deine Atmung: Atme durch die Nase ein und zähle dabei bis 4. Halte die Luft an und zähle bis 8. Dann atme tief durch den Mund aus und zähle bis 6.
• Wiederhole das Ganze. Das längere Ausatmen beruhigt das Nervensystem und gibt dir das Gefühl der Kontrolle zurück.
• Sei dir bewusst, dass du eine Panikattacke hast. Dein Körper reagiert gerade auf Stress oder Angst und du weißt, dass dieser Zustand bald vorbei geht. Dir kann nichts passieren. In der Zwischenzeit kannst du aber dein Denken beeinflussen. Die Gedankenstopp-Methode kommt aus der kognitiven Verhaltenstherapie. Wenn panische Gedanken in dir aufsteigen, sag laut “Stopp” oder stell dir ein rotes Stoppschild vor. Mit etwas Übung kannst du so das Gedankenkarussell unterbrechen.
• Panikattacken sind eine extreme Stressreaktion, in der du viel Energie aufbaust. Durch kräftige Bewegungen wirst du die überschüssige Energie los: Versuch es mit schnellem Laufen, Hampelmännern oder Kniebeugen. Regelmäßiger Sport kann auch auf Dauer nachweislich bei der Bewältigung von Angst und Depressionen helfen. Dabei lernst du, dass Herzklopfen und Schwitzen ganz normale Reaktionen deines Körpers sind. In unserem Artikel zu Sport als Stressventil erfährst du im Detail, wie körperliche Aktivität in belastenden Situationen wirkt.
• In der U-Bahn, im Restaurant oder im Wartezimmer ist es unmöglich, zu hüpfen oder Kniebeuge zu machen. Hier kannst du zu einer abgespeckten Variante der progressiven Muskelentspannung greifen. Balle deine Fäuste und zähle dabei langsam von 1 bis 5. Lass los und genieße die Entspannung. Um den Effekt zu verstärken, kannst du gleichzeitig alle zehn Zehen anspannen und wieder loslassen. Wiederhole das Ganze, bis du dich besser fühlst.
• Gibt es ein Waschbecken in der Nähe? Dann dreh den Hahn auf und spritz dir Wasser ins Gesicht oder lass es über deine Unterarme laufen. Warmes Wasser verlangsamt den Herzschlag. Außerdem lenkt es dich von den Dingen ab, die dir Angst machen.
Bleieben wo du bist
• Diese Methode ist nicht einfach – denn es geht es darum, dem Fluchtreflex zu widerstehen. Konzentriere dich darauf, dich zu erden. Bleib mit beiden Füßen fest auf dem Boden stehen. Fühl den Stuhl, auf dem du sitzt. Alternativ kannst du dich auch mit den Armen gegen eine Wand stemmen. Sei dir bewusst, dass du jederzeit gehen kannst. Vielleicht kannst du die Situation aber auch so lange aushalten, bis du wieder bei klarem Verstand bist.
Gedanken umlenken
• Bei einer Panikattacke hilft alles, was dich auf andere Gedanken bringt. Sprich mit einer Freundin oder einem Freund, unterhalte dich über ganz belanglose Dinge. Falls niemand zum Reden da ist: Betrachte aufmerksam ein Bild an der Wand oder zähle alle Dinge in der Umgebung, die blau sind. Hauptsache, du lenkst deinen Fokus auf die Außenwelt – weg von den rasenden Gedanken.
Definition situationsunabhängige Angst
Die situationsunabhängige Angst tritt auf, ohne dass es einen Auslöser oder eine bestimmte Situation gibt, die die Angst auslöst.
Definition generalisierte Angststörungen
Wenn die Angst lange anhält, frei flottiert und nicht auf bestimmte Objekte oder Situationen bezogen ist, bezeichnet man dies als generalisierte Angststörung.
Definition Panikattacke
Tritt die Angst plötzlich aus heiterem Himmel in großer Intensität auf, handelt es sich um eine Panikattacke. Diese kann auf eine Panikstörung hindeuten, kann aber auch als Symptom einer
Pathophysiologie von Angststörungen
1. Genetische Veranlagung
2. Ungleichgewicht von Botenstoffen im Gehirn
3. Lerntheorie: Das Gefühl der Angst koppelt sich an bestimmte Situationen oder Gegenstände (Konditionierung)
4. Wenn primär nicht angstauslösende Situationen (z. B. U-Bahn-Fahren) oder Gegenstände mit unangenehmen Ereignissen gekoppelt sind (z. B. Beklemmungsgefühl und Atemnot in einer überfüllten U-Bahn), entwickelt sich eine Angst davor. Die Betroffenen versuchen diese Situationen zu meiden, wodurch die Angst jedoch aufrechterhalten und sogar verstärkt wird.
5. Erziehungsstil der Eltern
• Zum Beispiel kommt es bei überbehüteten Kindern oder bei Kindern äußerst ängstlicher Eltern zum vermehrten Auftreten von Angsterkrankungen (Lernen am Modell)
6. Psychodynamisch: Angststörung als psychisches Ungleichgewicht aufgrund innerer Konflikte. Das Symptom „Angst“ stellt bei diesem Modell eine Art „neurotischen Kompromiss“ dar, der widerstrebende unbewusste Wünsche und Triebe auflöst
7. Organische Ursachen wie z. B. Fehlfunktionen der Schilddrüse, Erkrankungen des Nebennierenmarks, Herzkrankheiten oder eine beginnende Demenz
8. Drogen und Medikamente Es wird davon ausgegangen, dass eine Angststörung meist aus dem Zusammenspiel der benannten Faktoren entsteht, selten aufgrund eines einzelnen Faktors
Symptome Angststörungen
Die Angststörung ist eine Krankheit, die verschiedene Ebenen betrifft:
• Die körperliche Reaktion (Physiologisch),
• die Emotionen,
• das Verhalten und
• die Gedanken und Interpretationen eines Menschen.
• Eine krankhafte Angststörung liegt dann vor, wenn die Angst besteht, obwohl es keinen Anlass dafür gibt (pathologische Angst)
• Das Leben der Betroffenen schränkt sich dadurch immer mehr ein und konzentriert sich auf die Angst. Im Extremfall ist der Patient völlig isoliert und ggf. arbeits- und teilweise lebensunfähig.
• Bei einem Arztbesuch steht häufig die körperliche Begleitsymptomatik im Vordergrund: Herzklopfen, schnelle Atmung, Schwitzen, Zittern, Schwindelgefühle, Bauchschmerzen und Schwächegefühl. Die Muskulatur ist angespannt und der Patient erstarrt.
Unterscheidung Symptome Angststörungen
Physiologisch:
Herzrasen, schwitzen, Atemnot, zittern, weiche Knie, erstarren, verkrampfen, Pfötchenstellung der Hände bei starker Panik
Emotional:
Hilflosigkeit, Ausgeliefertsein, Furcht, Resignation Verhaltensbezogen:
Flüchten, Hilfe suchen, vermeiden, Medikamente nehmen
Gedanklich/interpretierend:
„Ich bekomme einen Herzinfarkt“ „Ich falle in Ohnmacht“ „ich verliere die Kontrolle“ „ich blamiere mich
Definition die vier Grundformen der Angst
• Jeder Mensch kann unterschiedliche Formen der Angst aus unterschiedlichen Gründen empfinden. • Menschen sind nur sehr selten genau einem „Angststrukturtyp“ zuzuordnen.
• Vorsicht vor der Entwidmung psychoanalytischer Fachsprache:
• Damit verbunden ist das Risiko von Missverständnissen, indem beispielsweise der Begriff schizoid fälschlich in die Nähe der Schizophrenie und der schizoiden Persönlichkeitsstörung gerückt oder gar als Synonym verwendet wird, obwohl Begriffe, die eine Persönlichkeitsstruktur näher bezeichnen, nichts mit Krankheitsbildern gemein haben.
• Beispiel: Menschen mit depressiven Angststrukturen sind nicht Träger von Symptomen einer depressiven Erkrankung!
• „Methoden, welcher Art auch immer, die uns Angstfreiheit versprechen, sollten wir mit Skepsis betrachten; sie werden der Wirklichkeit menschlichen Seins nicht gerecht und erwecken illusorische Erwartungen“.
Definition Angststörungen
• Angststörungen sind pathologisch und hängen nicht mit realen Gefahren zusammen. Das durch die Angst ausgelöste Gefühl ist jedoch von einer realen Angst für Betroffene nicht zu unterscheiden!
Unterscheidungen Angststörungen
Situationabhängig Angststörungen
situationsunabhängigen Angststörungen
Definition situationsbezogenen Angst
Bei der situationsbezogenen Angst (= Phobie) versuchen Betroffene, die angstauslösende Situation zu meiden. Ist dies nicht möglich, tritt Panik (starke Angstreaktion) auf.
Was ist Angst?
• Mit Beklemmung, Bedrückung, Erregung einhergehender (negativer) Gefühlszustand; undeutliches Gefühl des Bedrohtseins
• Das Empfinden von Angst ist grundsätzlich normal (und wichtig!)
Angst ist ein belastender, unangenehmer emotionaler Zustand der Nervosität und des Unbehagens; ihre Ursachen sind weniger klar.
Angst ist weniger stark als beispielsweise Furcht an den genauen Zeitpunkt der Bedrohung gebunden; sie kann in Erwartung einer Bedrohung auftreten (antizipatorische Angst), andauern, nachdem die Bedrohung vorüber ist, oder auch ohne eine identifizierbare Bedrohung auftreten
Wobei hilft uns die Angst?
➢Kann Menschen helfen, sich vorzubereiten, Dinge auszuführen und zu üben und somit ihre Leistungsfähigkeit steigern, und dazu beitragen, in potenziell gefährlichen Situationen angemessene Vorsicht walten zu lassen
➢Wird jedoch ein bestimmtes Maß überschritten, führt Angst zu Fehlfunktionen und negativem Stress (Distress). Ab diesem Punkt ist sie unangemessen und als Störung anzusehen
Was bewirkt ein starker Angst-Impuls im Organismus des Menschen?
Flight-or-Fight
• Vegetatives Nervensystem sendet Signale an das Nebennierenmark
➢ Adrenalin wird freigesetzt, Herzminutenvolumen, die Körperkraft (Muskeltonus) und die Atemfrequenz wird erhöht
• Bei einer Dauerbelastung werden zusätzlich stoffwechselanregende Hormone wie Cortisol von der Nebennierenrinde ins Blut abgegeben, da das Adrenalin zwar sofort, aber nur für kurze Zeit wirksam ist. Diese Reaktionen liefern die Energie für überlebenssicherndes Verhalten, das einer Stresssituation bei Tieren unter artgemäßen Bedingungen angemessen ist: Konfrontation oder Flucht
• Beim Menschen kann ein „Adrenalinstoß“ in Gefahrsituationen mit körperlichen Anforderungen sehr hilfreich sein, kann jedoch auch zu Affekthandlungen führen
• Die Kampf-oder-Flucht-Reaktion beruht auf einer positiven Rückkopplung zwischen Nebennierenmark und Sympathikus. Impulse des Sympathikus veranlassen eine Ausschüttung von Adrenalin und Noradrenalin
• Zu lang andauernder Stress dieser Art kann zu Schäden oder zum Zusammenbruch des Organismus führen
Vier Grundformen für Angst
Schizoide Angststruktur
Depressive Struktur
Angsthafte Struktur
Hysterische Struktur
Definition Schizoide Angststruktur
Aus Angst, sich selbst zu verlieren, wird der Kontakt zu den Mitmenschen vermieden
• Angst vor „Hingabe“: Streben nach möglichst großer Autarkie, Nähe und Bindung werden gemieden
Definition depressive Struktur (Angst)
Der Mensch verbleibt aus Angst vor Trennung und Einsamkeit in Abhängigkeiten
• Angst vor der eigenen Selbstständigkeit und Verantwortung, Verlust von Geborgenheit
• Abhängigkeit von Anderen gibt Sicherheit, Steigert jedoch die Verlustangst
Definition zwanghafte Struktur (Angst)
: Die Angst vor Wandel und Vergänglichkeit führt zu beharrlichem Festhalten am Gewohnten
• Ein Mensch mit zwanghafter Struktur will unbedingt alles beim Alten belassen, vermeidet jede Veränderung und bekämpft sie, wenn möglich • Zugrunde liegt die Angst vor der Vergänglichkeit
Definition Hysterische Struktur (Angst)
: die Angst vor der Notwendigkeit und Endgültigkeit
• Hysterisch veranlagte Menschen suchen das Risiko, streben nach Freiheit und Veränderung und haben besondere Freude daran, Unbekanntes zu entdecken.
• Wird dieses Streben überwertig, stellen sich Angst vor Endgültigkeit und Unausweichlichkeit, vor Notwendigkeiten und Begrenztheit ein
Definition Körperschemastörungen nach Reinmar DuBois
Reinmar du Bois' Modell der Körperschemastörung beschreibt, wie Betroffene ein verzerrtes Bild von ihrem eigenen Körper haben. Dies bedeutet, dass die Wahrnehmung des eigenen Körpers nicht mit der Realität übereinstimmt. Menschen mit einer Körperschemastörung empfinden ihren Körper oft als unproportional, unattraktiv oder anders, als er tatsächlich ist. Diese Störung äußert sich durch eine starke Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper, häufiges Überprüfen im Spiegel oder das Vermeiden von Spiegeln, ständige Beschäftigung mit dem Gewicht und dem Körperbild sowie durch Verhaltensweisen wie exzessives Diäthalten oder übermäßiges Sporttreiben.
Definition Anorexia nervosa
Extremes Untergewicht durch selbst herbeigeführtes Hungern.
Intensive Angst vor Gewichtszunahme.
Verzerrtes Körperbild, bei dem Betroffene sich trotz Untergewicht als zu dick empfinden.
Typischerweise wird die Nahrungsaufnahme stark eingeschränkt, und es kann zu exzessivem Sporttreiben kommen.
Anorexia Nervosa im Volksmund
Magersucht
Definition Bulämie
Wiederkehrende Episoden von Essanfällen, bei denen in kurzer Zeit große Mengen Nahrung konsumiert werden.
Gefolgt von unangemessenen Kompensationsmethoden wie Erbrechen, Missbrauch von Abführmitteln oder exzessivem Sport, um eine Gewichtszunahme zu verhindern.
Körpergewicht ist meist normal oder leicht übergewichtig, nicht so stark reduziert wie bei Magersucht.
Betroffene haben ebenfalls eine starke Angst vor Gewichtszunahme und ein verzerrtes Körperbild, aber die Störung äußert sich primär in einem Zyklus von Essanfällen und Kompensationsverhalten.
Was sind die Erwartungen an die ambulante Motivationsphase
n der ambulanten Motivationsphase wird erwartet, dass die Patienten eine erste Bereitschaft entwickeln, ihre Essstörung zu behandeln. Ziele dieser Phase sind:
Aufbau einer therapeutischen Beziehung und Vertrauensgewinn.
Aufklärung über die Erkrankung und ihre Folgen.
Förderung der Einsicht in die Notwendigkeit einer Veränderung.
Entwicklung erster Zielsetzungen und Motivation für eine intensivere Therapie (stationär oder teilstationär).
Gründe gegen direkte Eingriffe in die Nahrungsaufnahme bei stationärem Aufenthalt
Beim stationären Aufenthalt wird nicht direkt in die Nahrungsaufnahme eingegriffen, um:
Das Autonomiegefühl der Patienten zu respektieren und zu stärken.
Eine nachhaltige Veränderung der Essgewohnheiten zu erreichen, die von den Patienten selbst initiiert wird.
Den Fokus auf die zugrunde liegenden psychischen und emotionalen Probleme zu legen, anstatt nur die Symptome zu behandeln.
Den Patienten Zeit zu geben, Vertrauen in das therapeutische Team aufzubauen und die Notwendigkeit der Veränderung selbst zu erkennen.
Rolle der therapeutischen Gemeineschaft bei Körperschemastörungen
Die therapeutische Gemeinschaft spielt eine zentrale Rolle bei der Behandlung von Essstörungen, indem sie:
Unterstützung und Verständnis durch andere Betroffene bietet.
Ein Umfeld schafft, in dem sich Patienten sicher fühlen und ihre Erfahrungen teilen können.
Gelegenheiten zur Reflexion und zum Lernen von neuen Verhaltensweisen bietet.
Struktur und tägliche Routinen bereitstellt, die den Heilungsprozess unterstützen.
Therapie bei Ess- und Körperschemastörungen
Für Magersucht und Bulimie werden verschiedene Therapieformen angeboten, darunter:
Psychotherapie: Kognitive Verhaltenstherapie, Familientherapie, tiefenpsychologische Therapie.
Ernährungstherapie: Beratung und schrittweises Erlernen eines gesunden Essverhaltens.
Medikamentöse Therapie: In manchen Fällen können Antidepressiva oder andere Medikamente eingesetzt werden.
Körpertherapie: Übungen zur Körperwahrnehmung und -akzeptanz.
Künstlerische Therapien: Musik-, Kunst- oder Tanztherapie zur Ausdrucksförderung und Emotionsverarbeitung.
Pflegerische Aufgabe bei Körperschemastörung
Der Körperschemastörung wird begegnet durch:
Psychoedukation: Aufklärung über die Störung und ihre Mechanismen.
Therapieansätze zur Körperwahrnehmung: Übungen, um eine realistischere Wahrnehmung des eigenen Körpers zu fördern.
Verhaltenstherapie: Arbeit an verzerrten Denkmustern und Wahrnehmungen.
Das Pflegepersonal hat dabei besondere Aufgaben:
Unterstützung bei der täglichen Struktur und bei der Durchführung therapeutischer Maßnahmen.
Emotionale Unterstützung und Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung zu den Patienten.
Beobachtung und Dokumentation des Essverhaltens sowie der physischen und psychischen Veränderungen.
Vermittlung von Sicherheit und Stabilität
Definition Heileurythmie
Heileurythmie ist eine anthroposophische Bewegungstherapie, die von Rudolf Steiner entwickelt wurde. Sie zielt darauf ab, durch gezielte Bewegungen die Gesundheit zu fördern und das Gleichgewicht im Körper wiederherzustellen. Heileurythmie wird eingesetzt, um körperliche und seelische Blockaden zu lösen, das Wohlbefinden zu steigern und Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Sie findet häufig Anwendung in der Behandlung von psychosomatischen und chronischen Erkrankungen.
Maßnahmen zur Milieugestaltung bei Ess- und Körperschemastörung
Wir ermöglichen den Patienten Mitbestimmung bezüglich der Regeln und Abläufe auf der Station
Wir fördern ein positives Zusammenleben und gemeinsame Aktivitäten
Wir pflegen einen von Achtung getragenen Umgangsstil mit den Patienten aber auch unter Kollegen
Wir achten auf eine freundliche und ansprechende Gestaltung der Räume
Wir schaffen Möglichkeiten um einerseits Langeweile, andererseits Reizüberflutung zu vermeiden
Wir geben alle relevanten Informationen über die Stationsabläufe weiter.
Bedingungen für Zwangsbehandlungen bei Essstörungen
Eine Zwangsbehandlung wird in der Regel nur dann in Erwägung gezogen, wenn die betroffene Person aufgrund ihrer Essstörung eine erhebliche gesundheitliche Gefährdung aufweist und freiwillige Behandlungsmaßnahmen abgelehnt werden. In Deutschland erfolgt dies gemäß den Landesgesetzen über die Unterbringung psychisch Kranker.
Besonderheiten bei Minderjährigen Zwangsbehandlungen bei Minderjährigen
Bei Minderjährigen ist die Einwilligung der Sorgeberechtigten erforderlich. Die Behandlung sollte kind- und jugendgerecht erfolgen und den besonderen Entwicklungsbedürfnissen der Minderjährigen Rechnung tragen.
Rat an Angehörige wegen Zwangsmaßnahmen wegen Essstörungen
Rat an Angehörige: Angehörigen wird geraten, frühzeitig professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen und sich über die Krankheit zu informieren. Es ist wichtig, Verständnis und Geduld zu zeigen und gleichzeitig konsequent zu bleiben.
Hilfequellen für Angehörige bzgl Zwangsmaßnahmen wegen Essstörungen
Angehörige können sich an Hausärzte, Psychotherapeuten, Beratungsstellen (z.B. die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung) und Selbsthilfegruppen wenden.
Bedeutung von Famlientherapie für Patienten mit Anorexia Nervosa
Therapieformen Anorexia Nervosa
Ambulante Therapie: Beinhaltet regelmäßige Besuche bei Psychotherapeuten oder Ernährungsberatern. Sie eignet sich für Betroffene, die noch eine relativ gute Selbstkontrolle über ihr Essverhalten haben.
Teilstationäre Therapie: Kombiniert ambulante und stationäre Elemente, wobei die Betroffenen tagsüber in der Klinik betreut werden und abends nach Hause gehen. Sie bietet eine intensive Betreuung, ohne die familiäre Umgebung komplett zu verlassen.
Stationäre Therapie: Erfordert einen Aufenthalt in einer spezialisierten Klinik. Diese Form ist für schwerwiegende Fälle geeignet, in denen eine kontinuierliche medizinische und psychotherapeutische Betreuung notwendig ist.
Faktoren wie soziale Netzwerke Essstörungen fördern
Soziale Medien können Essstörungen fördern, indem sie unrealistische Schönheitsideale verbreiten und einen Vergleichsdruck erzeugen. Besonders gefährlich sind Plattformen, auf denen Bilder und Inhalte geteilt werden, die extreme Schlankheit als erstrebenswert darstellen.
Definition Pro-Ana und Pro-Mia-Szene
Die Pro-Ana (pro-Anorexia) und Pro-Mia (pro-Bulimia) Szene propagiert Essstörungen als Lifestyle und bietet Tipps und Tricks zur Gewichtsreduktion und Verheimlichung der Krankheit.
Einfluss von Bewegung auf Körperschemastörungen
Bewegung kann das Körperschema positiv beeinflussen, indem sie das Körpergefühl verbessert und ein realistisches Körperbild fördert.
Möglichkeiten der Bewegungstherapien/Körperpsychotherapeutische Therapien:
Yoga: Fördert Körperbewusstsein und Entspannung. Hilft bei der Emotionsregulation.
Pilates: Stärkt die Muskulatur und verbessert die Körperhaltung. Unterstützt ein positives Körperbild.
Tanzen: Verbessert die Körperwahrnehmung und bietet Ausdrucksmöglichkeiten für Emotionen.
Gymnastik: Fördert Beweglichkeit und ein positives Körpergefühl.
Schwimmen: Geringe Gelenkbelastung, fördert das Wohlbefinden.
Boxen: Baut Aggressionen ab und stärkt das Selbstbewusstsein.
Physiotherapie: Zielt auf körperliche Beschwerden ab und verbessert die allgemeine Beweglichkeit und das Wohlbefinden.
Ziele der kognitiven Verhaltenstherapie bei Anorexia Nervosa
Ziel ist es, dysfunktionale Gedanken und Verhaltensweisen zu erkennen und zu ändern, um ein gesundes Essverhalten und Körperbild zu fördern.
Definition kognitive Umstrukturierung
Negative Gedankenmuster werden identifiziert und durch realistischere und positivere Denkmuster ersetzt.
Definitoin Verhaltensexperimente
Praktische Übungen, um neue Verhaltensweisen auszuprobieren und die daraus resultierenden positiven Erfahrungen zu verinnerlichen.
Definition Entspannungstechniken
Techniken wie progressive Muskelentspannung oder Atemübungen, die helfen, Stress und Angst zu reduzieren.
Vorteile kognitive Verhaltenstherapie
Vorteile: Wissenschaftlich gut belegt, strukturiert, effektiv in der Reduktion von Essstörungsverhalten.
Nachteile kognitive Verhaltenstherapie
Kann für manche Patienten zu direkt oder konfrontativ sein, erfordert Motivation und aktive Mitarbeit.
Ablauf und Dauer kognitive Verhaltenstherapie
Die KVT dauert in der Regel mehrere Monate bis ein Jahr, mit wöchentlichen Sitzungen. Der genaue Ablauf variiert je nach individuellem Behandlungsplan.
Definition Hometreatment
Eine Form der Nachsorge, bei der die Patienten in ihrem häuslichen Umfeld weiterbetreut werden. Voraussetzung ist eine stabile gesundheitliche Verfassung und ein unterstützendes Umfeld.
Bausteine des Hometreatment
Regelmäßige Hausbesuche durch Therapeuten, telefonische Beratung, Einbindung der Familie, und kontinuierliche medizinische Überwachung.
Dauer und Ablauf Hometreatment
Die Dauer variiert je nach Bedarf, in der Regel mehrere Monate. Der Ablauf wird individuell angepasst, mit regelmäßigen Evaluationen des Behandlungsfortschritts.
Impuls wenn die ANgst einsetzt
Flight-Fight-Response
Unterschied Psychologie und Psychater
Ein Psychiater hat Medizin studiert und anschließend eine Ausbildung zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie absolviert.
Ein Psychologe hat Psychologie studiert. Als Psychotherapeut kann er erst nach Abschluss einer mehrjährigen, das Studium ergänzenden Ausbildung tätig werden.
Ein Psychiater darf zur Behandlung Medikamente verschreiben, während ein psychologischer Psychotherapeut therapeutische Gespräche führt jedoch nicht dazu berechtigt ist, Medikamente zu verordnen.
Definition psychische Störungen
Psychische Störungen sind Funktionsstörungen und zwar in der Art und Weise, wie Gefühle erlebt werden, wie gedacht, geurteilt, gelernt wird, wie man sich verhält und wie das körperliche Erleben und Befinden beeinflusst werden.
Es gibt weder eine einheitliche, anerkannte Definition von psychischer Gesundheit, noch von psychischer Krankheit.
Einig sind sich alle relevante Gremien in dem Punkt, dass der Übergang zwischen psychisch krank und gesund sowie zwischen normal und unnormal fließend und damit nicht eindeutig einzugrenzen ist.
Psychische Krankheiten können psychologische, biologische und soziale Ursachen haben (Mischformen in den meisten Fällen).
Psychische Krankheit kann nur als „Konstrukt“ von Experten gelten, welches als Konsens in der Fachwelt anerkannt wird.
Bedeutung psychische Störung für Kranke und Angehörige
Das Wissen, „krank“ zu sein, kann Betroffene von Schuld- und Versagensgefühlen entlasten, kann außerdem beruhigend wirken, weil dadurch „klar wird womit man es zu tun hat“
Einzelne Störungen, wie beispielsweise Aggressionsausbrüche oder Antriebslosigkeit werden vom Betroffenen und seinem Umfeld leichter akzeptiert, wenn sie ein Symptom einer Erkrankung sind.
Beispiele?
Nach der Diagnose einer Erkrankung ist es für Betroffene leichter zu erkennen, dass sie NICHT allein damit sind
Die Vorstellung, „krank“ zu sein kann zu einer positiven Zusammenarbeit mit Expert:innen führen, da dies in unserer Gesellschaft gängig ist
Stigmatisierung in der Gesellschaft möglich
Vorhandensein von Laienwissen führt teilweise zu Missverständnissen und Vorurteilen
Angst und Abwehrreaktionen treten gegenüber psychisch erkrankten Menschen aufgrund mangelnder Aufklärung und mangelnden Bewusstseins in der Bevölkerung auf
Der laienhafte Wunsch, dass eine greifbare Ursache für die Erkrankung vorliegt kann dazu führen, dass Personen davon ausgehen, dass psychische Krankheit ähnlich heilbar ist wie eine Grippe
Krankheiten und Symptome, denen eine biologische Ursache zugrunde liegt (greifbarer), sind deutlich akzeptierter in der Bevölkerung, das Verständnis und die Rücksichtnahme ausgeprägter
Immense sozialrechtliche Bedeutung (nur wer vom Arzt krankgeschrieben ist, bekommt Hilfszahlungen- und Leistungen finanziert und ist arbeitsrechtlich geschützt)
Strafrechtlich ist Therapie statt einer Strafe möglich, wenn beim Straftäter eine psychische Erkrankung festgestellt wird (Strafvollzug vs. Maßregelvollzug)
Beeinflußende Faktoren wie schwer man von psychischen Krankheiten beeinflußt wird
Persönlicher Charakter
Widerstandsressourcen
Soziales Umfeld
Bildungsniveau
Sozioökonomischer Status
Gesellschaft und Kultur
Wichtige Faktoren Pflege bei psychischen Erkrankungen
Nicht jeder psychisch kranke Mensch braucht Pflege, es besteht ein grundsätzliches Recht auf Krankheit.
Einige exemplarische Aufgabenbereiche der Pflegenden in der Psychiatrie:
1. Dazu beitragen, das Betroffene ihre Erkrankung besser verstehen und akzeptieren können
2. Alltagsgestaltung, Tagesstruktur erstellen und einhalten, Sicherheit bieten, Schulung in unterschiedlichen Bereichen (Angehörige und Betroffene), etc.
3. Betroffenen dabei helfen, Frühwarnzeichen einer Erkrankung (und ihrer Exazerbation) zu erkennen und entsprechende Handlungsstrategien zu entwickeln
4. Medikamentenmanagement, Anleitung zum Stellen von Medikamenten, etc.
5. Mitwirken an Diagnostik und Therapie
6. Eigene Grenzen erkennen, Nähe-Distanz-Verhältnis wahren
Bedeutung Psyche
Griechisch: Seele
Der Begriff der „Seele“ wird häufig in religiösem Sinn verwendet und mit dem philosophisch-religiösen Begriff „Geist“ vermischt!
Daher sprechen wir von Psyche und psychiatrischen/psychischen Krankheiten und NICHT von Seelenleiden, Nervenkrankheiten und Ähnlichem
Lassen Sie sich nicht davon irritieren, dass in einig
Grundsatzfragen der Psychatrie
Wann ist eine Person psychisch auffällig?
Wann ist eine Person psychiatrisch erkrankt?
Gibt es überhaupt eine „Norm“ für Verhalten und woran wird sie bemessen?
Definition Psychatrie
Die Psychiatrie ist die medizinische Fachdisziplin, die sich mit der Vorbeugung, Diagnostik und Behandlung von psychischen Störungen beschäftigt.
Definition Psychologie
Die Psychologie (griechisch-lateinisch psychologia, ‚Lehre von der Seele‘) ist eine empirischeWissenschaft. Ihr Ziel ist es, menschliches Erleben und Verhalten, deren Entwicklung im Laufe des Lebens sowie alle dafür maßgeblichen inneren und äußeren Ursachen und Bedingungen zu beschreiben und zu erklären.
Defnition Gerontopsychatrie
Die Deutsche Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie (DGGPP) definiert die Gerontopsychiatrie als einen eigenständigen Teilbereich der Psychiatrie
Gerontopsychiatrie beschäftigt sich mit älteren Menschen und ihren psychischen Erkrankungen, d. h. mit Menschen jenseits des 60. Lebensjahres
Definition Körperschemastörung
Als Körperschemastörung bezeichnet man eine Fehlwahrnehmung des eigenen Körpers.
Faktoren Psychatrische Erkrankungen während des ersten Weltkriegs
Alle Errungenschaften wurden kaputt gemacht
Es starben 140.000 Menschen in psychischen Anstalten an Hunger, räumlicher Enge, defekten Heizanlagen
Neue Impulse durch Gustav Kalb
aktiveren Krankenbehandlung (Beschäftigung für alle Patienten)
Offene Irrenfürsorge (Öffnung nach Aussen, einfachere Entlassung und Aufnahme, Heilsorge außerhalb der Einrichtungen)
Faktoren psychatrische Pflege während des dritten Reiches
Gesetz zur Verhütung vom erbrkranken Nachwuchs von 14. Juli 1933
Menschen mit Erbkrankheiten sollen sterilisiert werden
Ca. 300.000 Menschen wurden so sterilisiert
Ca. 1.000 Menschen wurden getötet
Es wurden bei den Menschenversuchen aber auch wirksame Behandlungen entwickelt
Befehl T4
Reichsleiter Bouhler und Dr. med Brand hatten die Schirmherrhaft über die Euthansie nach 1939
Befehl am Anfang betraf 70.000 Menschen, die getött werden sollten
Es gab zwar vereinzelten Widerstand gegen die Maßnahmen, aber keinen organisierten Widerstand
Schlußendlich wurden zwischen 75.000 und 275.000 Menschen ermordet
Definition T4
Aktion T4 ist eine nach 1945 gebräuchlich gewordene Bezeichnung für den systematischen Massenmord an mehr als 70.000 Menschen mit körperlichen, geistigen und seelischen Behinderungen in Deutschland von 1940 bis 1941 unter Leitung der Zentraldienststelle T4. Diese Ermordungen waren Teil der Krankenmorde in der Zeit des Nationalsozialismus, denen bis 1945 über 200.000 Menschen zum Opfer fielen.
Neben rassenhygienischen Vorstellungen der Eugenik sind kriegswirtschaftliche Erwägungen während des Zweiten Weltkrieges zur Begründung der „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ herangezogen worden. Gleichzeitig mit ersten kirchlichen Protesten wurden die Tötungen nach „Leerung“ ganzer Anstaltsteile von „Heil- und Pflegeanstalten“ (vor 1934 gewöhnliche Bezeichnung: „Irrenanstalt“) seit 1941 unter der Bezeichnung „Aktion 14f13“ dezentral fortgesetzt.[1]
„T4“ ist die Abkürzung für die Adresse der damaligen Zentraldienststelle T4 in Berlin: Tiergartenstraße 4. Zu Beginn der Aktion befand sich die Dienststelle im Columbushaus.[2
Standorte T4-Tötungsanstalten
T4-Tötungsanstalt
Ort
Heutiges Bundesland
Zeitraum
Grafeneck
Gomadingen
Baden-Württemberg
20. Januar – Dezember 1940
Brandenburg
Brandenburg an der Havel
1. Februar – Oktober 1940
Hartheim
Alkoven bei Linz
Oberösterreich
6. Mai 1940 – Dezember 1944
Sonnenstein
Pirna
Sachsen
28. Juni 1940 – September 1942
Bernburg
Bernburg (Saale)
Sachsen-Anhalt
21. November 1940 bis 30. Juli 1943
Hadamar
Hadamar bei Limburg
Hessen
Januar 1941 bis 31. Juli 1942
Faktoren psychische Erkrankungen in der Nachkriegszeit
Psychatrie bekam immer mehr den Stand einer richtigen Wissenschaft
Begleitet durch Psychologie, Soziologie und Epidemologie
Beginn der Zeit der Psychopharmaka
Patienten blieben nicht so lange in der Psychatrie
Ambulante Vor- und Nachsorge gewinnt an Bedeutung
Einführung von Sozialarbeit
Krankheiten, die unter das Gesetz zur Verhütung von erbkranken Nachwuchses fielen
angeborenem Schwachsinn,
Schizophrenie,
zirkulärem (manisch-depressivem) Irresein,
erblicher Fallsucht,
erblichem Veitstanz (Huntingtonsche Chorea),
erblicher Blindheit,
erblicher Taubheit,
schwerer erblicher körperlicher Mißbildung.
Folgen von Stigmatisierungen wegen psychatrischer Erkrankungen
Stigmatisierung kann verschiedene negative Folgen für Betroffene haben, darunter:
Soziale Isolation und Rückzug aus dem sozialen Umfeld.
Schwierigkeiten bei der Arbeitssuche und Wohnungssuche.
Vermindertes Selbstwertgefühl und Selbststigmatisierung.
Verzögerung oder Vermeidung der Inanspruchnahme medizinischer und therapeutischer Hilfe.
Erschwerte Integration in die Gesellschaft und verringerte Lebensqualität
Maßnahmen um die Entfremdung von psychisch Kranken und ihren Familien zu verhindern.
Maßnahmen:
Aufklärungskampagnen und Antistigma-Programme, um Vorurteile und Ängste abzubauen.
Unterstützung und Schulung für Angehörige, um den Umgang mit der Erkrankung zu erleichtern.
Förderung von Selbsthilfegruppen und Netzwerken für Angehörige, um den Austausch und die gegenseitige Unterstützung zu stärken
Gründe warum Menschen den Erfolg von therapeutischen Maßnahmen auf psychischen Erkrankungen für Gering halten
Fehlende Information und Aufklärung über moderne Therapiemöglichkeiten.
Historisch bedingte negative Vorstellungen und Stereotype über psychische Erkrankungen und deren Behandlung.
Sensationelle oder einseitige Darstellungen psychischer Erkrankungen in den Medien.
Persönliche oder gesellschaftliche Vorurteile und Ängste gegenüber psychischen Erkrankungen
Gründe für hohe Schamgrenze beim Aufsuche einer Psychotherapeutin
Gesellschaftliche Normen und Erwartungen, die psychische Stärke und Selbstkontrolle betonen.
Angst vor Stigmatisierung und sozialer Ausgrenzung.
Mangelnde Aufklärung und Information über psychische Gesundheit und die Wirksamkeit psychotherapeutischer Behandlung.
Historische Vorbehalte und Misstrauen gegenüber psychiatrischen Institutionen und Therapeuten
Welche Medien sorgen Ihrer Meinung nach für eine verstärkte (negative) Stigmatisierung psychischer Krankheit und welche Medien verbessern die gesellschaftliche Situation psychisch erkrankter Menschen?
Sensationelle Berichterstattung in Boulevardmedien.
Filme und Serien, die psychisch Kranke als gefährlich oder unberechenbar darstellen.
Verbesserung der Situation:
Dokumentarfilme und Berichte, die realistische und differenzierte Einblicke in das Leben psychisch Kranker bieten.
Kampagnen und Aufklärungsprogramme in den Medien, die Vorurteile abbauen und Verständnis fördern.
Veränderung in der Stigmatisierung von Menschen mit psychischer Erkrankung seit 2004
Gesellschaftliche Veränderungen: Es gibt eine zunehmende Sensibilisierung und Aufklärung über psychische Erkrankungen.
Antistigma-Programme: Initiativen und Programme zur Bekämpfung von Stigmatisierung haben zugenommen.
Bessere Behandlungsmöglichkeiten: Fortschritte in der Therapie und eine bessere Vernetzung von Unterstützungsangeboten.
Veränderte Wahrnehmung: Mehr Menschen sprechen offen über ihre psychischen Probleme, was zu einer Normalisierung und Enttabuisierung beiträgt.
Faktoren psychische Erkrankungen im Altertum
Schon sehr früh bekannt
Krankheiten wie jede andere auch
Erklärt wurde dieses mit der Säftelehre
Außerhalb Griechenlands wurden psychische Erkrankungen als Ausdruck von Besessenheit oder als Strafe Gottes gesehen
Säfte in der Säftelehre
Blut
Schleim
gelbe Galle
schwarze Galle
Hauptvertreter der Verbindung zwischen Säftelehre und psychichen Erkrankungen
Hyppokrates
Philosoph, der den Begriff der Psychotherapie prägte
Plato
Faktoren psychische Erkrankungen im Mittelalter
Ansichten der Griechen wurden hauptsächlich in Arabien übernommen.
im arabisch-besetzten Spanien bildeten sich die ersten Spitäler
Krankenpfleger war Aufgabe von Glaubensschwestern und -brüder
Auch die Schwachen, Armen und Kranken hatten in den Spitälern ihren Platz
In einigen Städten gab es Irrensiedlungen
Regeln der strengen Religion (Keuschheit, Arbeit, Weltflucht) waren das Maß der Dinge und wurden ggf auch mit Gewalt verteidigt.
Im Spätmittelalter bildeten sich auch weltliche Spitäler
Faktoren psychische Erkrankungen in der Renaissance
Wettkampf der Städte
körperlich Kranke kamen in Stadtkrankenhäuser
Psychisch Kranke wurden der Stadt verwiesen oder weggesperrt.
Manche werden in Pest- oder Leprahäuser gesperrt
Faktoren psychische Erkrankungen im Absolutismus und Aufklärung
Zeit der Vernunft
ausgehend von der Landwirtschaft
Monarchen wollen gesunde Bürger
Es werden noch mehr Menschen mit einem Stigma belegt (Bettler, verschwenderische Söhne, schwangere Töchter, untreue Ehefrauen)
Psychische Kliniken sind eher Umerziehungshäuser
Der Zustand dieser Einrichtungen war furchtbar.
Kein ausgebildetes Personal (Wärter), Ärzte kamen nur zur Visitie
Patienten wurden in Ketten gelegt oder in Zwangsjacken gesteckt
Folter war im Rahmen der Umerziehung alltäglich
Psychische Behandlung schlägt gegen die allgemeine Einstellung der Aufklärung
Faktoren psychische Erkrankungen Industralisierung und Romantik
Leute in den Umerziehungslagern wurden als “Material” für den Fachkräftemangel missbraucht
Daraufhin wurden die Umerziehungslager aufgelöst und die Personen neu verteilt
In dieser Folge entstanden
Altersheime
Pflegeheime
Waisenhäuser
Arbeitslager
Gefängnisse
Irrenhäuser
Hatte auch den Vorteil, dass ältere Verwandte “abgeschoben” werden konnten
Nur ärmere Menschen kamen in diese Einrichtungen
Bei reicheren Menschen galt ein leichter psychischer Schaden als chic.
Der Pragmatismus des Industralisierung hielt auch in der Architektur ein
Es wurde spinnennetzwartig gebaut
Es sollten möglichst viele Menschen von möglichst wenig Menschen kontrolliert werden
Die Psychatrie als Wissenschaft entstand
Man ging weg von Folter und Fesseln
Begründer der ketten- und folterarmen Psychatrie in England
William Battie
Begründer der ketten- und folterarmen Psychatrie in Frankreich
Philippe Pinel
Faktoren psychatrischen Erkrankungen im 19 Jhdt.
Um 1850 verbreitete sich die Psychotherapie auch in Deutschland
In den Kliniken arbeitete qualifiziertes und sehr viel unqualifiziertes Material
Arbeitsweisen ähnlich wie heute (Arbeitstherapie, Soziotherapie und Verhaltenstherapie)
Menschenverachende Methoden (u.A. Menschen wurden solange im Kreis gedreht bis sie bewusstlos waren)
Die gewaltfreien Methoden setzten sich nur langsam und größtenteils in größeren Städten durch (Stadtasyle)
Anerkennung von psychischen Erkrankungen als körperliche Erkrankungen
Entstigmatisierung von den kirlichen Dogmen
Arbeit in den Kliniken bekam immer mehr Prestige
auf der anderen Seite wurden aber auch neue Stigmata geschaffen
geborener Verbrecher
Psychopath
Psychologie, der die Grundzüge der Psychotherapie nach Deutschland holte
Wilhelm Griesinger
Psychater, die viele psychischen Erkrankungen benannt und beschrieben haben.
Emil Kraeplin
Eugen Bleuler
Unter einer Anorexia nervosa versteht man eine psychogene Essstörung, bei der es zum beabsichtigten Gewichtsverlust durch verminderte Nahrungsaufnahme, induziertes Erbrechen, Laxantien-Abusus und Hyperaktivität kommt.
Abzugrenzen von der Anorexie ist die Bulimie, welche als Ess-Brechsucht mit anfallsartigen Ess-Brech-Anfällen durch die Angst vor dem Dickwerden gekennzeichnet ist.
Epidemologie Anorexia nervosa
In der Regel erkranken vorwiegend Mädchen und jüngere Frauen am Bild der Anorexie. Das weibliche Geschlecht ist 10-15fach häufiger betroffen.[1] Der Erkrankungsgipfel liegt zwischen dem 15. und 25. Lebensjahr. Die Erkrankung wird bei etwa 1% der weiblichen Teenager beobachtet.
Ätiologie Anorexia Nervosa
Die Anorexia nervosa ist multifaktoriell bedingt. Beteiligte Faktoren sind u.a.:[1]
genetische Faktoren (hohe Zwillingskonkordanzraten, familiäre Häufungen)[2]
Persönlichkeitsmerkmale, insbesondere hohe Gewissenhaftigkeit bei mäßigem Neurotizismus[3]
soziale und kulturelle Faktoren, z.B. gestörte familiäre Interaktion mit hohem Leistungsdruck, Modelllernen ("Schlankheitsideal"), Zugehörigkeit zu Risikogruppen (z.B. Modebranche, Sportlerinnen, Mittel-/Oberschicht)
Erfolgserlebnisse bei Gewichtsreduktion im Rahmen vorangehender Diäten
Verarbeitung von Konflikten durch Kontrolle des eigenen Körpergewichtes
Auch eine Unterfunktion serotonerger Bahnen wird vermutet.[1]
Die Psychoanalyse sieht die Ursache der Anorexie in kindlichen Konflikten. Postuliert werden unter anderem eine dominante Mutter, aber auch eine gestörte Vater-Tochter-Beziehung im Rahmen eines ödipalen Konfliktes. Ferner sollen die Annahme der Frauenrolle und das Verhältnis zur Sexualität gestört sein.
Psychische Symptome Anorexia Nervosa
Kernproblematik ist eine starke, unbegründete Angst im Sinne einer überwertigen Idee, zu dick zu sein oder werden zu können. Gleichzeitig besteht eine verzerrte Körperwahrnehmung, bei welcher der Körper als zu dick bzw. trotz extremer Magersucht nicht als zu dünn wahrgenommen wird (Körperschemastörung). Die Betroffenen zeigen
ständige gedankliche Beschäftigung mit dem Thema Nahrung und Gewicht
fehlende Krankheitseinsicht
anhaltendes gewichtsreduzierendes Verhalten mit konsekutiv starkem Untergewicht
Die Art des gewichtsreduzierenden Verhaltens kann variieren. Nach der Art der Diät werden zwei Typen unterschieden:
restriktiver (asketischer) Typ: Es werden stringente Diäten eingehalten. Beispielsweise werden ganze Mahlzeiten weggelassen und Nahrungsmittel durch kalorienarme Alternativen ersetzt. Das Hungergefühl wird durch Trinken großer Flüssigkeitsmengen unterdrückt. Die Nahrungsaufnahme wird oft in einem teilweise stundenlangen Ritual zelebriert. Oft sind die Betroffenen körperlich stark aktiv.
Purging-Typ (bulimischer Typ): Hier werden zwar ähnliche Diäten durchgeführt, jedoch werden diese durch rezidivierende Essattacken unterbrochen. Anschließend greifen die Betroffenen zu kompensierenden Maßnahmen (Purging-Verhalten), um kein Gewicht zuzulegen. Beispiele sind:
selbstinduziertes Erbrechen
Abusus von Pharmaka (z.B. L-Thyroxin, Laxantien, Appetitzügler, Sympathomimetika, Diuretika oder Fettresorptionshemmern)
exzessive sportliche Aktivität wie Jogging und Fitness
bei Diabetikern Insulinunterdosierung (Insulin-Purging)
Körperliche Folgeerscheinungen Anorexia Nervosa
Neben den o.a. Verhaltensauffälligkeiten weisen körperliche Symptome auf die Erkrankung hin. In den meisten Fällen handelt es sich um Mangelerscheinungen und körperliche Reaktionen auf den Nahrungsentzug, wie z.B.:
Allgemeinsymptome
Kachexie
Ödembildung durch Eiweißmangel bzw. Hypalbuminämie
Hypothermie
Trommelschlägelfinger und Uhrglasnägel
Hormonsystem
tertiärer Hypogonadismus mit Pubertas tarda, primärer oder sekundärer Amenorrhoe, Potenz-/Libidostörungen, kindlichen Geschlechtsmerkmalen, fehlendem Wachstumsschub
Hypothyreose durch T4-Konversionsstörung
Hypercortisolismus
STH-Erhöhung
Herz-Kreislauf-System
orthostatische Dysregulation
Bradykardie
Hypotonie
Haut
Haarausfall
Lanugobehaarung
Cutis marmorata
Akrozyanose
Bewegungsapparat
Osteoporose
Muskelschwäche
Als Folge eines Purging-Verhaltens sind zusätzlich möglich:
Karies durch Schmelzerosion aufgrund des häufigen Magensäurekontakts
Speicheldrüsenhypertrophie (Sialadenose)
Russell-Zeichen
Ösophagitis, Pharyngitis, Mallory-Weiss-Risse
Komorbidität Anorexia Nervosa
depressive Episoden
Angststörungen, insb. soziale Phobie
Persönlichkeitsstörungen (v.a. anankastische, vermeidende, dependente PS)
Zwangsstörung
Substanzmissbrauch (auch als Purging)
Es besteht ein deutlich erhöhtes Suizidrisiko.
Diagnostik Anorexia Nervosa
BMI
Labordiagnostik
Bildgebung
Labordiagnostik Anorexia Nervosa
Endokrinologie
Verminderung von LH, FSH, Östrogen/Gestagenen bzw. Androgenen sowie von T3
Erhöhung von STH, Cortisol
Amylaseerhöhung bei Sialadenose
Anämie, Leukopenie, Thrombopenie
Hypoproteinämie
Elektrolytstörungen
Hyperurikämie
Hypercholesterinämie (Genese unklar)
Differentialdiagnostik Anorexia nervosa
Bulimie: kann insbesondere dem Purging-Prägnanztyp ähneln, jedoch findet sich hier keine Restriktion der Nahrungsaufnahme und kein BMI unter 18 kg/m². Die Übergänge zur Anorexie sind jedoch fließend.
Kachexie im Rahmen von malignen Erkrankungen
Appetitverlust und Gewichtsabnahme im Rahmen von anderen psychiatrischen Erkrankungen (Depressionen, Schizophrenie)
Endokrine Störungen (Diabetes mellitus, Hypothalamustumoren)
Therapie Anorexia nervosa
Die Therapie kann ambulant oder stationär erfolgen. In den schweren Fällen (Suizidalität, BMI unter 16kg/m²) ist eine Hospitalisierung angezeigt. Bei der Behandlung stehen vor allem folgende Maßnahmen im Vordergrund:
Gewichtszunahme (Zielvereinbarung: kontinuierliche Gewichtszunahme von ca. 500-700 g/Woche)
kognitive Verhaltenstherapie, Familientherapie
Vermittlung in Selbsthilfegruppen
ggf. Östrogen- und Antidepressiva-Gaben
Im Rahmen der Gewichtszunahme kann es bei besonders abgemagerten Patienten zu einem Refeeding-Syndrom kommen. Die entstehende Hyperinsulinämie führt zu einer Hypokaliämie und Hypophosphatämie und kann schließlich kardiale Symptome hervorrufen.
Prognose Anorexia nervosa
Die Anorexia nervosa hat die höchste Letalität aller psychischen Erkrankungen. Sie wird mit rund 5 Todesfällen pro 1.000 Patientenjahre angegeben. Dabei sind die Todesfälle sowohl auf Malnutrition als auch auf Suizide (20%) zurückzuführen.[4]
Bei den Überlebenden erreicht etwa ein Drittel eine vollständige Remission. Ein weiteres Drittel zeigt gelegentliche Rückfälle, das letzte Drittel verläuft chronisch. Ein Cross-Over zur Bulimie ist möglich.
Definition Bulemie
Die Bulimie, auch Bulimia nervosa, ist eine psychogene Essstörung, die durch wiederkehrende Essattacken gekennzeichnet ist, die sich mit gegenregulierenden Maßnahmen (Purging) abwechseln.
Epidemiologie Bulämie
Die Lebenszeitprävalenz wird mit etwa 2% beziffert, wobei eine hohe Dunkelziffer vermutet wird. Der Altersgipfel liegt bei etwa 18 Jahren.[1] Frauen sind deutlich häufiger betroffen.
Ätiologie Bulämie
Die Ursachen für Bulimie sind in der Regel multifaktoriell bedingt. Beteiligt sind:[2]
genetische Faktoren (hohe Zwillingskonkordanzraten[3], deutliche familiäre Häufungen)
Persönlichkeitsmerkmale, insbesondere Neurotizismus[4]
soziokulturelle Faktoren (z.B. Zugehörigkeit zu Mittel-/Oberschicht oder Risikoberufen wie Modebranche, familiäre Belastungen durch Streit oder Konflikte)
Sehr häufig entwickelt sich eine Bulimie aus einem Diätversuch heraus. In vielen Fällen geht der Bulimie auch eine Anorexia nervosa voraus.
Symptome Bulämie
Es besteht eine gedankliche Ambivalenz mit einerseits attackenweiser Gier nach Nahrungsaufnahme, andererseits starker Furcht vor Gewichtszunahme und dem ständigen Gefühl, zu dick zu sein (Körperschemastörung). Dies äußert sich in:
wiederholt auftretenden unregelmäßige Essanfällen, dabei rasche Aufnahme übermäßiger Nahrungsmengen bis zum Völlegefühl
während der Attacken Gefühl von Kontrollverlust, danach Schamgefühle
gegenregulierende Maßnahmen (Purging) und übertriebene Gewichtskontrolle, z.B.:
selbstinduziertes Erbrechen, insb. nach den Essattacken
Einnahme von gewichtsmindernden Pharmaka (Diuretika, Abführmittel, L-Thyroxin)
bei Diabetikern oft Unterdosierung von Insulin (Insulin-Purging)
übermäßige sportliche Aktivität
strenge Diäten und Fastenkuren
Das Körpergewicht ist meist normwertig, es sind jedoch auch Über- oder Untergewicht möglich. Oft zeigen sich Gewichtsschwankungen in kurzen Abständen.
Häufig finden sich psychiatrische Komorbiditäten (Substanzmissbrauch, Depression, Angststörungen, Borderline-Persönlichkeitsstörung, ADHS). Das Suizidrisiko ist aufgrund des hohen Leidensdrucks der Betroffenen erhöht.
Sekundäre Körperliche Veränderungen Bulämie
Durch ein starkes Purging-Verhalten kann es zu folgenden Störungen kommen:
Symptome der Mangelernährung, u.a. Vitaminmangel
Störungen des Elektrolythaushalts (z.B. Hypokaliämie)
Herzrhythmusstörungen
Hormonelle Veränderungen
Gastritis, Ösophagitis sowie Mallory-Weiss-Risse
Karies aufgrund der Schmelzerosion durch Kontakt mit Magensäure
Entzündung oder Hypertrophie der Speicheldrüsen (Sialadenose)
Schwielen an den Fingern (Russell-Zeichen)
Therapie Bulämie
Die Therapie erfolgt in der Regel ambulant. Eine stationäre Einweisung ist bei der Bulimie nur dann nötig, wenn medizinische Komplikationen auftreten, die Betroffenen sehr stark psychisch belastet sind oder die ambulante Behandlung sich als unwirksam erweist. Ein wichtiges Ziel der Langzeittherapie bei Bulimie besteht darin, das Essverhalten zu ändern.
Primär erfolgt eine Psychotherapie. Die beste Evidenz besteht dabei für die kognitive Verhaltenstherapie, aber auch eine interpersonelle Therapie ist möglich.
Medikamente spielen bei der Behandlung der Bulimie eine untergeordnete Rolle. Ergänzend können jedoch Antidepressiva verabreicht werden. Insbesondere das SSRI Fluoxetin wird aufgrund seiner langen HWZ bevorzugt (erbrochene Tabletten beeinflussen Serumspiegel weniger), aber auch Monoaminoxidasehemmer werden eingesetzt. Dies bietet sich insbesondere bei einer begleitenden Depression an. Die erforderliche Dosierung ist meist höher als bei reiner Depression, die Wirkung zeigt eine gewisse Latenz.
Entwicklung des Umgang mit der psychatrischen Versorgen von 1970 bis heute
1970 wurde auf eklatante Mängel in der Psychatrischen Versorgung hingewiesen
1971 wurde eine Expertenkomission gegründet
Sie sollte einen Bericht über den Zustand der Psychatrie erstellen
Die Psychatrie-Enquete
Nur 68 psychatrische Kliniken
Ein Verhältnis von 1:68 alle Ärzte
Ein Verhältnis von 1:89 nur Assistenzärzte
Behandlungen wurden bei einem großen Teil gegen den Willen des Patienten durchgeführt.
Viele Landeskrankenhäuser haben bauliche Mängel
Nach der Pflege-Enquete kam es zur Veränderung in der psychatrischen Versorgung
Deutliche Verbesserung der Versorgung
Seit 1975 ist die psychatrische Versorgung eine Erfolgsgeschichte
Es wurden immer mehr psychatrische Disziplinen und Behandlungswege entwickelt
Empfehlung der Pflege Enquete
Sofortmaßnahmen zur Befriedung von Grundbedürfnissen
Gleichstellung von körperlich und geistigen Krankheiten
Verkleinerung der Krankenhäuser auf unter 600 Betten
Schaffung psychatrischer Abteilungen in Allgemeinkrankenhäusern mit einer Mindestgröße von 200 Betten
Bildung kleinerer Versorgungsbetriebe
Spezialisierung der stationären Einrichtungen
Definition Stigma
Ein Stigma im sozialwissenschaftlichen Sinn bezeichnet die Verknüpfung eines bestimmten Merkmals (z.B. „psychisch krank“) einer Person mit einem negativen sozialen Stereotyp oder Vorurteil (z.B. „ist grundsätzlich gefährlich“). Dies führt zu einem Statusverlust und Diskriminierung des Betroffenen
Formen der Körperschemastörung
eines hirnorganischen Leidens (Anosognosie),
einer Persönlichkeits- (Dysmorphophobie), (Autotopagnosie)
einer Verhaltensstörung (Anorexia nervosa, Bulimie)
Definition Anosognosie
Als Anosognosie bezeichnet man eine hirnorganisch bedingte Körperschemastörung, in deren Folge körperliche Defizite nicht wahrgenommen werden können.
Definition Dysmorphophobie
Unter einer Dysmorphophobie versteht man die gestörte Wahrnehmung des eigenen Körpers. Häufig im Rahmen einer Dysmorphophobie anzutreffen sind beispielsweise die Vorstellung, einen unangenehmen Körpergeruch abzusondern oder eine ausgeprägte Hauterkrankung zu haben, ohne dass eine solche Klinik wirklich vorhanden ist.
Definition Autotopagnosie
Unter einer Autotopagnosie versteht man die Unfähigkeit eines Menschen eigene Körperteile zu lokalisieren und zu benennen.
Kognitive Veränderungen, die auf gestörtes Körperschema hinweisen
– stark negativen Gefühlen dem eigenen Körper oder einzelnen Körperteilen gegenüber („ich mag meinen Körper nicht, er funktioniert nicht so, wie ich es will; ich ekle mich vor meinem Bauch, ich will ihn nicht anfassen“);
– nicht wahrgenommenen Körpersignalen und/oder falsch gedeuteten Körperempfindungen („leichte Erschöpfung höre ich nicht, ich höre erst auf zu arbeiten, wenn ich todmüde bin; sobald ich etwas esse, fühle ich mich zu dick“);
– flacher oder eingeschränkter Wahrnehmung von Gefühlen („alles ist wie im Nebel,ich freue mich auch nicht über schöne Dinge; ich kenne das Gefühl der Enttäuschung nicht“);
– einem stereotypem Umgang mit sich selbst („ich mache mir einen Plan, wie der Tag ablaufen soll und daran halte ich mich, egal wie es mir geht; ich bin immer freundlich und gut drauf, ich lasse andere nicht sehen, wie es mir wirklich geht“);
– einem unsicheren Identitätsgefühl („ich versuche immer so zu sein, wie die anderen mich haben wollen; ich empfinde meinen Körper als leere Hülle, in der ich drin bin, es aber nicht will“);
– „Ich denke alle meine Gefühle im Kopf“
Definition Heileurythmie bei Anorexie
üchtigen Mädchen (vereinzelt auch Jungen) stehen der körperliche Aufbau und die Belebung des Organismus im Vordergrund. Durch die Überbetonung des NervenSinnes-Systems fehlt es im Stoffwechselbereich anVitalität. Damit geht eine Disharmonie im rhythmischen System einher. Die häufigsten psychosomatischen Merkmale sind: Wachstumsstillstand in der Entwicklungsphase, Verdauungsprobleme, Zyklusstörungen (Amenorrhoe), Kreislaufprobleme, Kollapsneigung, kalte Gliedmaßen, flache Atmung, Schlafstörungen. Das Bewegungsbild ist anfangs geprägt von einer gewissen Härte und Überformung. Die Magersüchtigen „halten sich fest“ in der Bewegung und können zunächst nichtloslassen.So wird z.B.das weich strömendeDurchtasten der M-Gebärde zu einem harten, mechanischen Wegschieben. Das verschobene Verhältnis von Schwere und Leichte zeigt sich in luftig-leichten Bewegungen und dem Nicht-in-die-Schwere-eingreifen-Können. Der Rücken ist oft steif, undurchlässig und verschließt die Wahrnehmung für den hinteren Raum, der in der Eurythmie für den geistigen Vertrauensraum steht. Deutlich wird die mangelnde Substanz auch in der hüllenlosen Gestalt, seelisch in der fehlenden Empfindung im Gestalten der Laute und an automatisierten Bewegungen. Der Wunsch, dünn zu sein, führt zu zwanghaftem Bewegungsdrang.Die realeWahrnehmung für den eigenen Körper geht verloren.
Defintion Heileurythmisch-therapeutischer Ansatz
Einleitend werden rhythmische Koordinations- und Wahrnehmungsübungen erarbeitet.Die Hauptübungen sind: – Die Konsonantenreihe L–M–S–R: Zur Belebung und Harmonisierung der Stoffwechselvorgänge. Die von Rudolf Steiner angegebenen Laute werden als Stoffwechsellaute bewegt,d.h. zu jedem Laut gehört eine bestimmte Beinstellung, die sich bei L, M und S polar zur Armbewegung verhält. So wird z. B. der fließenden, strömenden L-Gebärde eine gebundene X-Beinstellung entgegengesetzt. Das R bildet eine Ausnahme, in dem hier die kreisende Bewegung der Arme von den Beinen aufgegriffen wird. Die Laute wirken vor allem auf den Verdauungsvorgang, verbessern den Wärmehaushalt und vertiefen die Atmung. – Die Vokale: Zur Sensibilisierung der Körperwahrnehmung, Vertiefung des Körpergefühls und Anregung der Empfindungsfähigkeit.Die zentraleÜbung ist dabei die „Große E-Übung“: Die Wahrnehmung des Ich im Menschen ist möglich, indem wir die rechte und linke Körperhälfte zum Schnitt bringen (vgl. Sinnes t ä t i g k e i t ) . I n d e m i m E d i e A r m e g e k r e u z t w e r d e n , w i r d d i e I c h - E m p f i n d u n g a n g e r e g t u n d d a s S i c h - i n n e r - l i c h - F ü h l e n d e s M e n s c h e n b e w i r k t . R u d o l f S t e i n e r fo r - m u l i e r t e i n d i e s e m Z u s a m m e n h a n g : „ … d i e Te n d e n z , d ü n n z u b l e i b e n , i s t e s , d i e d u r c h d a s E b e k ä m p ft w i r d “ ( 1 0 , S . 4 9 ) . – S e e l i s c h e Ü b u n g e n : D i e s e Ü b u n g e n w i r k e n a u f d a s R h y t h m i s c h e S y s t e m , e n t w e d e r a u f d i e A t m u n g o d e r d i e Z i r k u l a t i o n . S i e h a b e n e i n e b e l e b e n d e o d e r b e r u - h i g e n d e W i r k u n g u n d r e g e n d i e E m p f i n d u n g a n , h i e r v o r a l l e m d i e L i e b e - / E - Ü b u n g , d i e V e r e h r u n g - / A - Ü b u n g , d i e S y m p a t h i e / A n t i p a t h i e - Ü b u n g u n d d i e J a / N e i n - Ü b u n g . I n d e r R e g e l e n t w i c k e l n d i e M ä d c h e n i m L a u fe d e r Z e i t e i n e g r o ß e F r e u d e a m e u r y t h m i s c h e n E r a r b e i t e n e i n e s G e d i c h t s o d e r d e r To n h e i l e u r y t h m i e .
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