Was ist das Affolter-Konzept?
Ein therapeutisches Konzept zur Förderung der Wahrnehmung und Bewegung bei Menschen mit neurologischen Störungen durch geführte Interaktion im Alltag.
Wer hat das Affolter-Konzept entwickelt?
Dr. Félicie Affolter, eine Schweizer Pädagogin und Therapeutin.
Für wen ist das Affolter-Konzept besonders geeignet?
Für Menschen mit Wahrnehmungsstörungen, insbesondere nach Hirnschädigungen (z. B. Schlaganfall, Schädel-Hirn-Trauma) sowie bei Kindern mit Entwicklungsverzögerungen.
Was ist das Hauptziel des Affolter-Konzepts?
Die Verbesserung der Alltagskompetenz durch gezielte taktile-kinästhetische Führung, um Wahrnehmung, Bewegung und Handlungsplanung zu fördern.
Was bedeutet „taktile-kinästhetische Führung“ im Affolter-Konzept?
Die Therapeutin führt die Hände oder den Körper der Patientin, um gezielt Informationen über Berührung und Bewegung zu vermitteln.
: In welchem Kontext findet die Therapie nach Affolter statt?
Immer im Alltagskontext, z. B. beim Anziehen, Essen, Waschen – um Sinn und Zweck der Handlung für den Patienten erfahrbar zu machen.
Welche Rolle spielt der Alltag im Affolter-Konzept?
Er ist zentral. Der Alltag bietet natürliche Situationen zur Sinnesreizung, was Lernen und Wahrnehmung begünstigt.
Wie unterscheidet sich das Affolter-Konzept von anderen Therapien?
Es setzt nicht auf verbale Anleitungen oder Übungen, sondern auf unmittelbares körperliches Erleben durch Berührung und geführte Bewegung.
Welche Sinne werden besonders angesprochen?
Vor allem der taktile (Tastsinn) und kinästhetische (Bewegungssinn).
Wie sieht eine typische Therapieeinheit nach Affolter aus?
Die Patientin wird bei einer Alltagshandlung durch die Therapeutin körperlich geführt, möglichst ohne Sprache, damit der Fokus auf dem Fühlen und Erleben liegt.
Warum wird Sprache in der Therapie vermieden?
Um das zentrale Nervensystem nicht mit Reizen zu überfordern und die Wahrnehmung über den Körper zu fördern.
Welche Voraussetzungen braucht der/die Therapeut*in?
Spezielle Schulung im Affolter-Konzept, gutes Gespür für Bewegungsführung, Beobachtungsfähigkeit und Geduld.
Wie beginnt eine Therapieeinheit nach dem Affolter-Konzept?
Mit der Auswahl einer alltagsnahen Handlung, die für den Patienten sinnvoll und motivierend ist, z. B. Zähneputzen, Tischdecken oder Anziehen.
Welche Position nimmt die Therapeut*in bei der Durchführung ein?
Seitlich oder leicht versetzt hinter dem Patienten, um dessen Bewegungen mit den eigenen Händen zu begleiten, ohne die Eigenaktivität zu behindern.
Wie erfolgt die taktile-kinästhetische Führung?
Mit beiden Händen – möglichst symmetrisch – werden die Handgelenke oder Arme des Patienten sanft geführt, um Bewegungen anzubahnen.
Wie stark darf die Führung sein?
So wenig wie möglich, aber so viel wie nötig – sie soll Impulse geben, nicht passiv durchbewegen.
Was wird während der Handlung beobachtet?
Die Reaktion des Patienten: Muskeltonus, Mitbewegung, Blickrichtung, Körperspannung, Körpersprache und emotionale Reaktion.
Wird während der Therapie gesprochen?
Nein – Sprache wird bewusst vermieden, damit sich der Patient auf das Spüren und Bewegen konzentriert.
Wie wird die Handlung gewählt?Antwort:
Sie muss alltagsrelevant, motivierend und im aktuellen Fähigkeitsniveau des Patienten machbar sein – ggf. auch in Teilhandlungen.
Was ist das Ziel der Bewegungsführung?
Dem Patienten ermöglichen, Situationen über Bewegung und Berührung wahrzunehmen, Handlungen besser zu planen und sich im Raum zu orientieren.
Wie oft und wie lange wird eine Therapieeinheit durchgeführt?
Individuell – meist 20–45 Minuten, je nach Konzentrationsfähigkeit und Belastbarkeit des Patienten.
: Was bedeutet „Führung im Handlungskontext“?
Der Patient wird nicht isoliert bewegt, sondern im Zusammenhang einer konkreten Handlung geführt, z. B. eine Tasse greifen und zum Mund führen.
Was tun bei Widerstand oder Unruhe des Patienten?
Führung verringern oder stoppen, Situation neu beobachten, evtl. Handlung anpassen – Zwang und Überforderung vermeiden.
Welche Rolle spielt die Wiederholung im Affolter-Konzept?
Wiederholung ist entscheidend – sie hilft dem Gehirn, neue Verknüpfungen zu bilden und Handlungen besser abzuspeichern.
Zuletzt geändertvor 7 Tagen